Liebes Leben ...

29. Dezember 2008

... was machst du eigentlich Silvester?

Oh ja, eine meiner Lieblingsfragen. Da habe ich ja so einige von, allen voran die "Wie geht's"-Frage, aber zum Beispiel auch "Bist du ganz allein hier?", eine Frage, an die man sich schon mit Ende 20 offenbar gewöhnen muss und sich dabei aussuchen kann, ob der Fragesteller das wohl mit Entsetzen oder mit heimlicher Bewunderung ausgesprochen hat. Manche fragen das auch mit anderen Absichten, aber darauf will ich gar nicht eingehen. Zu meinen Lieblingsfragen gehört ferner "Was machst Du in deiner Freizeit?" - in Poesiealben hat früher jedes Mädchen diese Frage mit "Lesen, schreiben und Musik hören" beantwortet und irgendwie ist das doch heute nicht anders. Gut, man nennt noch "Sport" dazu, um sein Gewissen zu beruhigen, "Freunde treffen", um nicht als misanthropischer Soziopath zu gelten und vielleicht fällt einem auch noch irgendetwas drittes ein. Ich sach ma (eine sehr beliebte deutsche Redewendung), eine richtig crazy Freizeitbeschäftigung hat doch kaum jemand. Und auch nur wenige haben genug Humor, um darüber lachen zu können, wenn man antwortet: "Ich sammel leidenschaftlich gern Briefmarken, wirklich". Aber kommen wir mal zurück zur Silvesterfrage. Wieso ist die eigentlich schlimmer als die Frage: Was machst du am Samstag? Was machst du übermorgen? Was machst du am 23. März? Liegt wahrscheinlich daran, dass man an Silvester nicht nichts machen darf. Darf man sonst ja meistens auch nicht, jedenfalls nicht ohne gute Ausrede, aber an Silvester ist es noch schlimmer. Zum Glück habe ich einen guten Plan (danke, Jutta), schließlich wäre es nahezu unmöglich, einfach zu sagen: "Ich gucke ,Dinner for One' und gehe dann schlafen" - jedenfalls, wenn man diesseits der 60 ist. Man muss am besten das volle Programm mitmachen: Blei gießen, Glücksklee verschenken, Böller abfackeln, gute Vorsätze machen. Auch so eine von meinen Lieblingsfragen: "Und, was hast Du Dir fürs neue Jahr vorgenommen?" Dieses Jahr kann ich sagen: Ich will ein Vorbild für alle sein und blöde Fragen nur noch in diesem Blog stellen.

27. Dezember 2008

... Zeit für ein kurzes Zwischenspiel?

Heute beginnt wieder das kleine Zeitloch: Viele, viele arme Menschen befinden sich in der ominösen Zeit "zwischen den Jahren". Das muss man sich mal vorstellen - zwischen zwei Jahren! In was für einem zeitlosen Raum steckt man da? Wird man solange vom Weltall verschluckt und dann pünktlich zum neuen Jahr mit großem Getöse und bunten Raketen wieder ausgespuckt? Ist man solange gar schwerelos? Nein, das kann ja nicht sein, nach all den Festtagsbraten spürt man seine eigene Masse doch ziemlich deutlich. Aber sind diese Wesen, die sich "zwischen den Jahren" befinden, vielleicht die kleinen bösen Geister, die sich in der Wäsche auf der Leine verfangen und derentwegen man "zwischen den Jahren" keine Kleidung zum Trocknen aufhängen soll? Gut möglich, oder? Ja ja, "zwischen den Jahren" ist schon eine sehr gefährliche Zeit. Eine Zeit ohne Maßeinheit, denn logischerweise kann es "zwischen zwei Jahren" ja keine Tage geben, keine Stunden, keine Minuten - also auch keine Öffnungszeiten und keine Arbeitszeiten. Vielleicht sollte ich mich auch mal "zwischen zwei Jahre" begeben und das am Montag gleich ausprobieren: "Hey Chef, ich stecke leider zwischen zwei Jahren fest und kann erst 2009 wieder ins Büro kommen!" Danach sollte ich mir aber wahrscheinlich wirklich wünschen, vom Weltall verschluckt zu werden.

24. Dezember 2008

... beschaulich oder schaurig?

Spaßeshalber warf ich eben einen Blick ins Weihnachts-TV-Programm - man will ja wissen, was man verpasst. Wie erwartet, trägt jeder zweite Film in irgendeiner Form das Wort "Weihnachten" im Titel - gut, das muss wohl so sein. Es gibt aber auch Festtags-Beiträge, die ihre zum Fest passende friedliche und beschauliche Botschaft nicht sofort erkennen lassen. Als da wären zum Beispiel: "The Quest - Jagd nach dem Speer des Schicksals" (Mitglieder der Schlangen-Bruderschaft wollen die Welt beherrschen ... was würde Jesus dazu sagen?). Oder: "Gremlins - Kleine Monster", "Höllenjagd bis ans Ende der Welt", "Today You Die", "Reise zur Insel des Grauens", "Die Legende von Sleepy Hollow" - aber meine Lieblings-Sendung wird ganz bestimmt folgender spannungsgeladene Reißer: "Deutsche Traktor-Legenden". Na, wenn das mal kein ansehnliches Fest wird ...
In diesem Sinne wünsche ich meiner kleinen, feinen Blogger-Gemeinde schöne, friedliche Weihnachtsfeiertage!

22. Dezember 2008

... wird der Charakter bald zum Pflege-Fall?

Selten wurde der Sinn von Schönheitspflege so deutlich gemacht, wie in der neu eröffneten Drogerie am Gänsemarkt. In großen Lettern prangt da hinten rechts an der Wand: "Dekorative Kosmetik". So so, Dekoration also! Dann ist eine Frau ohne Makeup wohl wie ein Weihnachtsbaum ohne Kugeln und Lametta: nackt! Kahl! Unansehnlich! Ja, hat denn wirklich irgendeine Frau gedacht, es ginge bei all den Tuben, Cremes und Stiften tatsächlich um Pflege? Nee, da darf man als Frau nicht eitel sein und muss sich einfach als schmückendes Beiwerk akzeptieren. Beiwerk für den Mann, der sich selbst ja eher selten dekorativ ausstaffiert. Den müssen wir dekorativen Frauen nehmen, wie er eben ist. Und darum gilt es unsererseits natürlich, gut auszuwählen, so wie man sich ein Schmuckstück auswählt: Passt er zu meiner Augenfarbe? Passt die Größe? Passt sein Stil zu mir? Und natürlich vor allem: Passt er auch zu meiner dekorativen Kosmetik-Linie? Vielleicht sollte man Partner generell viel mehr nach Optik auswählen, dann hat man wenigstens noch die äußere Harmonie, wenn's innerlich irgendwann nicht mehr harmoniert. Oder man entwickelt einfach mal die Linie "charakterliche Kosmetik". Dann gibt's für die Frau ein bisschen dekoratives Rouge und für den Mann einen Abdeckstift für die charakterlichen Unebenheiten. Kann auch sein, dass man manchmal komplette Charakterzüge zu entfernen wünscht, in dem Fall empfehle ich in selber Drogerie einen Gang zu den "Putzhilfen", die stehen gleich neben dem "Waschmittel". Ja ja, soweit ist es schon, dass man Putzhilfen in Drogerien verkauft. Aber Vorsicht, es kann sein, dass der Mann sich dann mit der Putzhilfe, vorzugsweise einer jungen polnischen, aus dem Staub macht.

20. Dezember 2008

... ist die Weihnachtszeit besinnlich?

Möchte mal wissen, wer so etwas behauptet - der müsste wohl auch mal wieder zur Besinnung kommen. Oder einfach mal einen Fuß in die Innenstadt setzen, am besten an einem Samstag, nachdem er vorher die ganze Woche schon mal Weihnachten vorgefeiert hat, wie man das eben mit sämtlichen Kollegenkreisen so macht. In den besinnlichen Innenstädten findet jedenfalls eine vorweihnachtliche Art der Menschenschieberei statt, die tatsächlich stark die Sinne anspricht. Der Geruchssinn ist arg damit beschäftigt, den Duft von Bratwürsten, Mandeln und 273 Sorten Parfüm zu filtern. Der Tastsinn ist im Dauereinsatz, meldet "Dicker Bauch schiebt von hinten", "Einkaufstüte donnert ans Knie" oder "Ellenbogen im Zwerchfell". Der Hörsinn schaltet ab, wenn er das 15. Mal "Last Christmas" vernommen hat. Und der Sehsinn ist sowieso völlig überarbeitet und kann sich nur noch auf das konzentrieren, was für die Lieben unter'm Tannebaum liegen soll. Zum Beispiel: Tunnelblick auf schwarze Schals. Man sieht dann überhaupt nichts anderes mehr - am Ende habe ich zwar keinem Passanten seinen Schal abgenommen, aber einer Schaufensterpuppe ihren Dekoschal abgekauft. Die größte Traube Menschen bildet sich erfahrungsgemäß aber vor den Buchläden. Da versammeln sich all die Menschen, die genau einmal im Jahr ein Buch kaufen und es dann auch noch verschenken. Schön war folgender Dialog vor "Thalia": "Ich will da noch mal kurz rein!" "Warum denn, was gibt's denn da?" "Na, Bücher!" "Oh nääää ... ich geh' doch nicht mehr zur Schule ..." Dazu sei gesagt: Es gibt bei "Thalia" zwar Bücher, aber nicht nur. Neben Kalendern und Notizbüchern, die einen dort ja nicht wirklich erstaunen, findet man inzwischen auch allerlei Süßigkeiten und kürzlich sah ich dort sogar Seife. Wahrscheinlich soll man, wenn man während des Lesens die Schokolade verzehrt hat, sich danach mit der Seife die Hände waschen, damit man sein schönes Buch nicht einschmiert. Vielleicht könnte man sich in der Geschäftsführung auch mal überlegen, Nachttischlampen zu verkaufen, damit man nicht mehr im Dunkeln lesen muss. Oder Picknickdecken, für den nächsten Lese-Ausflug in den Park; das passende Fahrrad könnte man eigentlich auch gleich anbieten. Es muss doch eine Bedeutung haben, dass die Worte "besinnlich" und "unsinnig" so nah beieinander liegen ...

14. Dezember 2008

... was ist eigentlich nett?

Es gibt Wörter, die scheinen im Laufe eines Lebens ihre Bedeutung zu verändern. "Nett" ist so eines. Früher waren die Menschen entweder nett oder doof: Nette Kinder haben mit einem gespielt, doofe haben einem das Spielzeug weggenommen; nette Fleischverkäufer haben einem eine Scheibe Wurst geschenkt, doofe haben sie lieber ihrem Hund gegeben; nette Lehrer machten früher Schluss, doofe überzogen die Stunde, so einfach war das. Wer nett war, war liebenswürdig, freundlich und sympathisch. Wer heute hingegen nett ist, ist reizlos, langweilig und blöd. Ich weiß nicht, wie, wann und warum es zu einem Schimpfwort geworden ist, aber es scheint allgemein anerkannt zu sein. Wenn man "nett" sagt, kann man damit einen Menschen genausogut meinen wie die Kuh auf der Weide oder ein Käsebrot mit Ketchup - es ist einfach unspezifisch und nichtssagend. Noch drastischer ausgedrückt: "Nett" ist der kleine Bruder von "scheiße", besonders in Steigerungsformen wie "ganz nett" oder "ziemlich nett". Wenn Männer in Kontaktanzeigen schreiben, sie seien "nett, lieb und treu" hält man sie darum entweder für eigenschaftslose Nerds (die man früher, als nett noch wirklich nett war, Eigenbrötler nannte) oder für wahnsinnige Psychopathen. Oder für ein Stofftier. Selbstbeschreibungen sind sowieso eine Sache für sich. Beliebt ist es ja, sie mit dem Hinweis zu beginnen, dass es ja nicht so leicht sei, sich selbst zu beschreiben, man es aber trotzdem mal versuche. Das ist ungefähr so originell wie ein "Hallo" in der Betreffzeile. Ich würde mal sagen, beides gehört in die Kategorie "nett". Nicht mal mehr nett, sondern unglaubwürdig sind alle, die sich als "humorvoll" bezeichnen. Wer das betont, steht im Verdacht, zum Lachen in den Keller zu gehen. Denn wer wirklich Humor hat, gibt eine Kostprobe durch eine humorige Selbstdarstellung, aber hängt sich kein blinkendes Humor-Schild um den Hals. "Ich bin ehrlich" heißt wahrscheinlich "Ich sag' dir schonungslos die Meinung", "Ich bin zuverlässig" bedeutet "Ruf gefälligst an, wenn du drei Minuten zu spät kommst" und "Ich bin spontan" meint "Ich ändere meine Meinung dreimal am Tag". So wie man Arbeitszeugnisse und Reisekataloge übersetzt, sollte man auch Kontaktanzeigen übersetzen. Das würde bestimmt die ein oder andere "nette Überraschung" verhindern.

12. Dezember 2008

... was suchst du denn hier?

Google hat ja nun eine aktuelle Liste mit den zehn häufigsten Suchbegriffen, die im vergangenen Jahr in Deutschland eingegeben wurden, herausgegeben. Das ist gerecht: Wenn man was eingibt, muss man auch was rausgeben. Trotzdem wundere ich mich ein bisschen angesichts dieser Platzierungen: 1. ebay, 2. youtube, 3. wetter, 4. gmx, 5. google, 6. video, 7. wikipedia, 8. web.de, 9. bild, 10. telefonbuch. Halten die Leute Google für einen Browser? Ich meine, fast alle dieser Begriffe werden durch bloße Zugabe von www. und .de zur fertigen Adresse, was muss man da noch suchen? Ich könnte es ja verstehen, wenn man nach Internet-Auktionshaus suchen würde, oder nach Freemail-Anbietern oder nach Online-Lexikon - aber wahrscheinlich werden Ebay, Gmx und Wikipedia inzwischen schon als die korrekten Oberbegriffe angesehen. Da werden ja Uralt-Witze wieder aktuell: "Na Herr Meyer, wie finden Sie das Wetter heute?" "Na, mit Google!" Höhö! Und was bitte soll man zu Platz fünf sagen? Warum gibt man in der Google-Suche Google ein? Hilfe, ich suche den Sinn! Genauso übrigens bei den Top Ten der "meist gesuchten Personen in Deutschland": 1. Britney Spears (gesucht vermutlich wegen akuter Belästigung durch Dauer-Präsenz an der Grenze zum Stalking), 2. Heath Ledger (völlig überholt, da Angeklagter tot), 3. Obama (gesucht wegen nicht angemeldeter Großkundgebung und unheimlich erhöhter Massenanziehung), 4. Bushido (gesucht wegen grober Misshandlung der deutschen Sprache), 5. Gina Lisa (gesucht wegen Pornografie), 6. Ed Hardy (gesucht wegen überteuerten Verkaufs von geschmacksverirrter Kleidung), 7. Madonna (gesucht wegen Vernachlässigung ihres eigentlichen Jobs), 8. Amy Winehouse (gesucht wegen wiederholter optischer Umweltverschmutzung), 9. Paul Potts (gesucht wegen Schleichwerbung für einen Telefonanbieter bei jedem Auftritt mit "Nessun dorma"), 10. Jessica Alba (gesucht wegen dauerhafter Verweigerung von Nacktfotos im Playboy). Hinweise zur Ergreifung der Personen bitte in die Google-Suchmaske eingeben. Was soll man eigentlich davon halten, dass die einzige von Deutschen gesuchten Deutsche in dieser Liste ausgerechnet Gina Lisa ist? Uff. Ich verliere den Verstand. Aber wenigstens weiß ich, wo ich ihn suchen kann.

10. Dezember 2008

... hat hier jemand was gegen Intoleranz?

Ich hab's ja immer gewusst: Ich bin einfach intolerant. Nachbarnintolerant. Verbalmüllintolerant. Arbeitintolerant. Und verpackungintolerant. Ich kann es nämlich nicht leiden, dass Elektronikartikel dauernd so verpackt sind, dass man sich beim Öffnen beinahe die Schlagader aufpiekst. Diesen sperrigen, mehrfach hart verschweißten Packungen kommt man ja nicht einmal mit einer Schere vernünftig bei. Ich vermisse die Hinweisschilder in den Märkten: "Diebstahl lohnt sich nicht - Sie bekommen die Verpackung nicht mal auf, wenn Sie ordnungsgemäß bezahlen!" Bei meinem Fahrrad war das ja früher umgekehrt: Das musste ich nie anschließen, weil jeder Dieb gewusst hätte, dass er mit den unkomfortablen drei Gängen sowieso nicht weit kommen würde. Und Langfinger haben ja auch Ansprüche, diese intoleranten Gauner. Neuerdings bin ich übrigens auch fructoseintolerant, jawohl, das habe ich sogar schriftlich. Das scheint die beste Legitimation für eine ungesunde Ernährung zu sein - oder wie Mann freudig feststellte: "Dann kannste jetzt ja öfter mit mir zu McDonalds gehen." Ist richtig. Obst und Gemüse, gar einen echten Weibchensalat? Nee Du, ich nehme nur die Putenfleischstreifen, da bin ich total intolerant. Das hilft besonders, wenn man mal wieder zu viel Auswahl hat. Herrje, soll ich jetzt den Erdbeerjoghurt nehmen, oder den mit Kirsche, oder doch lieber den neuen Mango-Mirabellen-Quark? Das wird alles überhaupt nicht toleriert, also her mit dem Schoko-Pudding! Aber nur, wenn er nicht zu teuer ist. Ich bin nämlich auch noch preisintolerant. Wobei ich immerhin noch nie an der Kasse stehend die Verkäuferin angezetert habe: "Meine Liebe, das ist eine Frechheit, ich nehme diesen Preis nicht an!" Da ist bei mir dann doch die Intoleranzgrenze erreicht. Das Schönste aber an der Intoleranz ist: Wer etwas dagegen hat, ist es irgendwie selbst. Ätsch.

7. Dezember 2008

... beißt da irgendjemand an?

Im Wettbewerb um die nervigste TV-Reklame liegt bei mir zurzeit "Milchschnitte" ganz weit vorn. Zwar wurde es eigentlich Zeit, dass endlich mal eine Schnitte für die Schnitte Werbung macht, aber ich kann es einfach nicht mehr hören, wie diese polnische Sportgymnastin sagt: "... und dabei bleibe ich immer ich: Magdalena." Ach?!? Welch erstaunliche Überraschung! Wer, dachte sie denn, würde sie werden? Einer von den Klitschkos? Und was für bewusstseinsveränderndes Zeug futtert die denn sonst so? Liebe Leute von Ferrero, gebt nicht so viel Geld für pseudoprominente Testimonials aus, sondern kauft euch lieber einen anständigen Storyboardschreiber - und vor allem: Gebt mir das Aufreißbändchen an der Verpackung zurück! Seit das abgeschafft wurde, ist das Öffnen eine einzige Schweinerei, weil man an mindestens drei Fingern dieses weiße Zeug kleben hat (das natürlich nicht wegen des Zuckers so klebt, sondern weil da so viel gutes Mehl und Weizen drin ist). Eine richtige Schnitte muss man doch ordentlich aufreißen können, bevor man sie anbeißt!

5. Dezember 2008

... do we speak english?

Leute, wir gehen das alles mal wieder total falsch an. Wir brauchen Deutsch nicht im Grundgesetz, im Gegenteil: Wenn wir im nächsten Pisa-Test mal nicht abkacken wollen, brauchen wir mehr Fremdsprachen-Unterricht! Heute zum Beispiel sah ich, dass an unserer Büro-Küche ein Schild angebracht wurde, auf dem "Pantry" steht. Monatelang konnten wir ohne Schild leben, ohne dass jemand versehentlich versucht hätte, sich seine Kaffeetasse in den Toilettenräumen zu befüllen - aber vielleicht gibt es im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz auch einen Paragraphen, der regelt, dass jeder Raum ein Recht auf ein Türschild hat. Von mir aus. Nur: wer hat bestimmt, dass da "Pantry" steht? Laut "Wikipedia" nennt man auf Yachten eine Kombüse "Pantry", auf Schiffen oder in Flugzeugen heißen Anrichten so und in englischen Villen sind es Räume zur Aufbewahrung von Geschirr. Leider arbeite ich aber gar nicht in einer englischen Villa, sondern in einem stinknormalen deutschen Bürogebäude, das durch einen "Pantry"-Raum auch ganz bestimmt nicht zu einer Yacht wird. Direkt übersetzt handelt es sich bei einer "Pantry" sogar um eine Speisekammer, was irgendwie nach Wäschekammer und Samenraub klingt. Will man sich da einen Kaffee brühen? Darum: Nachhilfe ins Grundgesetz! Die bräuchte man nämlich auch in anderen Unternehmen. So weiß ich etwa von einer Firma, die ihre Kaufleute "Commercials" nennt, was in korrekter Übersetzung "Werbespot" bedeutet. Augen auf bei der Berufswahl, sage ich da! Und dass "Public Viewing" nichts mit Fußball, Fans uns Feiern zu tun hat, sondern es sich dabei um eine Leichenschau handelt, mussten wir genauso lernen wie die Tatsachen, dass ein Handy eigentlich "mobile" heißt und die coolen Taschen namens "Bodybag" in anderen Ländern als Leichensäcke verkauft werden. Vor diesem Hintergrund möchte ich ein paar aktuelle Warnhinweise loswerden: Wer sagt, er sei mal eben "out to lunch", verrät damit, dass er nicht alle Tassen in der Pantry hat. Wer "Dust Bunnies" unter der Couch sammelt, ist nicht etwa ein Weiberheld, sondern ein Dreckspatz. Wer jemanden einen "Egghead" nennt, hat ihn nicht als Eierkopf beschimpft, sondern zum Intelligenzbolzen erhoben. Und "creepy-crawlies" sind nicht etwa die neuen Frühstücksflocken von Kelloggs, sondern gruselige Insekten. Sowas müssen wir lernen - Nachhilfe ins Grundgesetz! Wozu mit der deutschen Sprache abquälen? Ist doch piepegal, welche Worte man wo trennt und wie man Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmütze schreibt! One word a day keeps misunderstandings away! Und before I now hit the hay, will ich noch kurz berichten, dass mich mal jemand, den ich neu kennen lernte, entgeistert fragte, warum ich eigentlich immer von "Konferenz" sprechen würde. Was ich denn sonst sagen solle, wollte ich wissen. Und er meinte völlig konsterniert: "Das heißt doch Meeting!" Das nenne ich vorbildlich.

2. Dezember 2008

... darf ich später lachen?

Als Gott die Bauarbeiter schuf, war die Zutat "Humor" bestimmt schon alle. Trotzdem hält sich mancher von ihnen für lustig, lustig, trallalalala. So wie gestern früh. Da war ein Trupp Bauarbeiter schwer damit beschäftigt, auf dem Gehweg ein Gerüst aufzubauen. Weil die Mannschaft wahrscheinlich auch damit beschäftigt war, dabei möglichst gut auszusehen, war sie noch nicht besonders weit gekommen, als ich mitten in meiner fleißigen Arbeiter-Ameisen-Kompanie aus dem U-Bahn-Schacht krabbelte, um das Tagewerk anzutreten. Da sich die Bauarbeiter gerade anschickten, das Gerüstgestänge auf Schienbeinhöhe zusammenzuschrauben, wechselte unsere Vorarbeiterin schnellen Schrittes vom Gehweg auf die (Ameisen-)Straße und alle folgten ihr. Dann passierte es (schlechte Witze muss man ja vorher groß ankündigen) - ein Bauarbeiter rief: "Das ist doch Gymnastik hier, meine Damen, immer schön drübersteigen!" Ein Brüller! Wetten, dass er diesen Satz auch schon in anderen Situationen benutzt hat und sich gerade wie Mario Barth im Olympiastadion gefühlt hat? Oder gehören solche Sprüche inzwischen zur Qualifikation wie das bekannte Hinterher-Pfeifen? Ich sage euch, seht euch vor - beim nächsten "Scherz" vor 9 Uhr morgens bin ich auch mal so lustig und sage Stauarbeiter zu euch. Oder Für-Lau-Arbeiter. Oder Sau-Arbeiter. Oder Du-kriegst-nie-ne-Frau-Arbeiter. So! Aber es gibt ja auch noch andere Versuchs-Komiker, zum Beispiel bei der Bahn. Erst vor Kurzem hörte ich im Zug die Durchsage: "Sollten Sie vor Hitze stöhnen, können wir Sie mit Eis verwöhnen!" Ist mein voller Ernst. Dabei schien nicht mal die Sonne. Vermutlich hielt sich dieser Kerl für Otto, mindestens. Und das, nachdem ich schon ein spezielles Erlebnis bei der Dame am Fahrkartenschalter gehabt hatte - ja, da sitzen noch welche, leibhaftig, aber meistens nicht halb so freundlich wie die Automaten. Bis auf eben die eine, die mir eine "himmlische" Reise gewünscht hatte. Also, entweder hat die vorher mal bei der Lufthansa gearbeitet, oder fand sich so lustig wie Anke Engelke. Pah! Die hätte doch eher gesagt: "Genießen Sie die Fahrt in vollen Zügen!" Es hat eben einen Grund, weshalb manche Menschen für Humor bezahlt werden und andere dafür, dass sie ein Gerüst zusammenbauen oder Züge abfertigen. Das muss man nun auch wirklich nicht komisch finden.

30. November 2008

... was ist eigentlich geheim?

Neulich sah ich eine Buchauslage im Schaufenster. Da lag "Das Geheimnis glücklicher Kinder", daneben "Das Geheimnis des Erfolgs" und ein Stück weiter "Das Geheimnis des perfekten Flirts". Wow, mir war gar nicht bewusst, wie viele Geheimnisse diese Welt noch so birgt. Da habe ich doch schnell mal nachgeschaut: Wenn man das Wort in der Büchersuche bei Amazon eingibt, bekommt man immerhin stolze 6278 Ergebnisse! Ein Grund, gleich nochmal wow zu sagen: Mir war nämlich auch nicht bewusst, dass es so viele Leute gibt, die diese Geheimnisse kennen und sie bereitwillig mit anderen teilen. Mal abgesehen von der geheimen Frage, ob ein ausposauntes Geheimnis eigentlich noch ein solches ist, bin ich da ja nicht so: Meine PIN-Nummer zum Beispiel ist geheim und bleibt es auch, aber so was von. Das ist allerdings ja auch kein Wunder, im Gegensatz zu den vielen anderen Wundern, die es neben den sieben offiziellen sonst noch so gibt. Denn wenn etwas ausnahmsweise mal nicht geheim ist, dann ist es wenigstens ein Wunder. Das Wunder Gehirn, das Wunder Baum, das Wunder Liebe, das Wunder Haut, die Wunder-Konsole, außerdem natürlich das Wunder von Manhattan, das von Bern und das blaue. Eine durchaus wunderliche Sache, die natürlich insgeheim auch als wunder Punkt der Menschheit durchgehen kann. Zum Glück muss man sich deswegen noch nicht heimlich wundern. Aber wer weiß - vielleicht heißt es irgendwann mal: Du willst Dich wundern? Dann geh heim, aber dalli!

29. November 2008

... hää?

Es ist ja nicht so, dass ich Menschen für dumm halten würde. Das wäre ja anmaßend. Allerdings ziehe ich es manchmal durchaus in Erwägung, dass es vereinzelt Mitbürger gibt, die ihre Hirnmasse nur subtoptimal nutzen. Gestern zum Beispiel stellte sich ein Mädel hinter mir in die Kassenschlange, und zwar eine, die ich keinem Mann ins Bett wünschen würde. "Schahaaatz, komm! Schatz, hier geht's schneller!" nörgelte sie. Schatz beirrte das gar nicht, er blieb ruhig in der Nebenschlange stehen. "Meine" Schlange war zwar die kürzere, aber das heißt ja nicht, dass das auch die schnellere sein muss - schließlich kommt's auf die Länge nicht an, Männer wissen das. Bei beiden Schlangen ging es kontinuierlich voran, begleitet von ewigem "Schahaaaaaatz"-Gerufe, das irgendwann in einem "Mann, du nervst!" endete. Ich finde ja eher, dass sie es war, die nervte, aber gut. Als sie gerade dabei war, ihre Einkäufe hinter meinen aufs Band zu legen, öffnete die andere Nebenkasse und ich sagte zu meiner neuen Freundin: "Da geht's bestimmt noch schneller ..." Sie sah mich an wie eine Kuh wenn's donnert: "Hää? Wo?" Ich deutete hinüber, sie sammelte eilig ihre Sachen zusammen und hechtete hinüber. Schatz kam ergeben hinterher. Als ich gerade gezahlt hatte, hörte ich es neben mir kreischen und ich dachte schon, sie würde sowas sagen wie: "Scheiße, ich habe vergessen, Hirnschmalz zu kaufen!" Aber nein. Sie sagte: "Ey, Schatz, guck mal, wir sind sogar vor sie draußen!" Sie meinte mich. Und dazu fiel mir nichts mehr ein. Bis auf die Frau, die ich neulich im Ein-Euro-Laden die Verkäuferin fragen hörte: "Was kostet denn das hier?" Beim Einkaufen kann man wirklich immer was erleben.

26. November 2008

... lebe ich nach meiner Zeit?

Ich fasse es nicht. Wo sind eigentlich diese schlichten Lichterbögen hin, die man sich früher zur Weihnachtszeit in jedes Fenster gestellt hat? Ok, das machen die Leute heute auch noch - aber wo kaufen die diese verflixten Dinger? Ich meine nicht die handgeschnitzten Schwibbögen aus dem Erzgebirge, sondern die ganz einfachen Exemplare! Meine Eltern besaßen die in allen Variationen: in rund und als Treppe, in groß und in klein, in Naturholz und farbig lackiert ... Ich mag den Gedanken, dass die Lichter dem Jesuskind den Weg ins Haus zeigen - auch, wenn es natürlich lieber durch die Tür als durchs Fenster kommen soll. Ich habe da ja so meine Ansprüche, wie der himmlische Besuch in die Wohnung zu kommen hat: Als früher einmal so ein armer Weihnachtsmann-Student auf Anweisung meiner Eltern brav an der Tür geklopft hat (denn Weihnachtsmänner würden ganz bestimmt nie klingeln), öffnete ich die Tür und fragte ihn, ob er wohl die Klingel nicht gefunden hat. Na ja. Heute sind die meisten Klingeln ja beleuchtet, da wäre die Frage nicht mehr berechtigt. Dafür ist mein Fenster unbeleuchtet. Wobei ich ja nicht behaupten kann, dass es keine Auswahl gäbe: Es gibt leuchtende Riesen-Rentiere fürs Garagendach, blinkende Schneemänner, bunte Lichterketten, Lichterketten in Eiszapfenform, Lichterketten, Lichterketten und nochmal Lichterketten. Nur um den Lichterbogen macht anscheinend jeder einen Bogen. Ich habe genau ein Exemplar gefunden, allerdings treppenförmig und aus hellem Holz - ich will aber einen Bogen in weiß. Falls jemand einen Tipp hat - gern.

24. November 2008

... das ist weinzigartig, oder?

Um das mal festzuhalten: Wein ist ja nicht bloß irgendein alkoholisches Getränk, neihein! Wein stellt besondere Ansprüche an seinen Verkoster, und obwohl ich gerne mal ein Gläschen trinke, sehe ich mich nicht in der Lage, diese zu erfüllen. Mir fehlt zum Beispiel das korrekte Vokabular. Mit "Rioja", "Chardonnay" und "Merlot" kann ich ja etwas anfangen, aber darüber hinaus bin ich immer sehr dankbar, wenn Weinkarten mir geschmackliche Hinweise geben, also etwa: "trocken, mit einer Vanillenote und fruchtigem Beeren-Bouquet". Oder so ähnlich. Manchmal sind die Beschreibungen allerdings für Laien weniger eindeutig, dafür mehr komisch. Gestern fand ich zum Beispiel erstmals die Umschreibung "körperreich". Ich musste an Hella von Sinnen denken, die in meiner Phantasie sagte: "Nun, da ich sehr körperreich bin, verhülle ich mich gern in praktischen Overalls." Ich habe das Wort sofort in meine ewige Euphemismus-Liste für "dick" aufgenommen. In Wirklichkeit bedeutet ein körperreicher Wein, ich habe es extra nachgeschaut, "mit vielen Extraktstoffen und Alkohol". Man könnte wohl auch sagen "gehaltvoll", wenn man ein durchschnittlicher Mensch wäre. Aber dann würde es ja jeder verstehen. Ebenso irritiert bin ich, wenn auf dem Etikett zum Beispiel steht: "ausdrucksstark", "ehrlich" oder "elegant". Hat der Wein Persönlichkeit? Könnte er mich anlügen? Schlampig aus dem Flaschenhals kleckern? Ich halte das ja für reine Marketingworte, die man lesen lernen muss wie ein Arbeitszeugnis, damit man den Leuten keinen reinen Wein einschenken muss. "Dieser Wein war stets bemüht, einen guten Abgang zu machen." Klingt immerhin besser als "fader Nachgeschmack". Wein kann übrigens auch "kurz" sein, was übersetzt heißt: "Ist nach dem Trinken gleich weg" - wie unhöflich. Genausogut kann er nervig oder rassig sein, strahlig oder tot schmecken, aber das will ich gar nicht alles erklären, ist doch nur alter Wein in neuen Schläuchen. Wenn man so tun will, als sei man Weinkenner, gehe man schlicht folgendermaßen vor: Das Glas schwenken. Am Inhalt riechen. Laut schlürfend einen Schluck trinken. Kennermiene aufsetzen. Drei auswendig gelernte Wein-Vokabeln in die Runde schmeißen ("Mmmhhhh, samtig elegant, aber im Abgang etwas ledrig") und dann am besten noch hinterschieben: "Der muss noch etwas atmen, dann wird er noch besser". Wenn einem mal gar nichts einfällt, bleibt einem immer noch die beliebte Behauptung: Der korkt!

21. November 2008

... muss man wirklich alles wissen?

So. Da soll der Hitler also nur einen Hoden gehabt haben. Wahnsinn, das war ja wohl die Nachricht der Woche, Mann, Mann, Mann! Oder eben auch nicht so sehr Mann, egal, denn ich weiß noch ganz andere Dinge, psssst: Der Mann war vom Sternzeichen Widder und hieß Adolf mit Vornamen! Ist das nicht irre? Wahrscheinlich müssen bald alle einhodigen, im April geborenen Adolfs zum Wesenstest - oder was fangen wir sonst an mit diesen wertvollen Informationen? Ich meine: das eignet sich doch nicht einmal als Smalltalk-Thema! Es gibt ja anderes unnützes Wissen, das irgendwie noch witzig ist, zum Beispiel kann man in eine Unterhaltung einfach mal einstreuen, dass vergiftete Ameisen immer nach rechts umfallen (sagt Martin), dass der medizinische Ausdruck für einen Pups "flatus" ist, dass der Gockel auf den Kellogs Cornflakes "Cornelius" heißt, oder dass ein Schmetterling 12000 Augen hat. Aber dass Hitler nur einen Hoden hatte? Was, wenn jemand am Stehtisch aufschreit und sagt: "Na und? Ich hab' gar keinen!" Oder: "Was soll's, ich hab' drei!" Wer könnte dann noch ungezwungen und mit Appetit von den Canapés naschen? Na bitte. Ich weiß auch nicht, wen es eigentlich interessiert, dass ein Berliner Müllmann es sich im Abfuhrwagen von einer Prostituierten hat besorgen lassen. Dass es Müllschlucker also auch in weiblich gibt, ist manchen Zeitungen sogar die komplette Titelseite wert. Wahrscheinlich sollte man sich freuen: Immerhin heißt das doch wohl, dass in der Welt nichts schlimmeres passiert sein kann. By the way: Wie viele Hoden hatte eigentlich der Müllmann?

18. November 2008

... sammeln Hühner Karma?

Mir ist ja, im Gegensatz zu vielen anderen wissenshungrigen Menschen auf der Welt, ziemlich egal, ob das Huhn oder das Ei zuerst da war. Mich interessiert viel mehr: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Huhn und einem Hähnchen? Ja, ich weiß, die dumme Pute stellt heute dumme Fragen - ist doch ganz einfach, das Huhn kommt in die Suppe und das Hähnchen auf den Grill. Das Huhn ist fett und das Hähnchen mager. Ergo: Das Huhn muss weiblich und das Hähnchen männlich (wenn auch noch ein Jüngling) sein. Ha, reingefallen! Ich, laut chinesischem Tierkreis übrigens Sternzeichen Hahn, musste das natürlich recherchieren und habe gelernt: Huhn heißt sämtliches Federvieh, also das gackernde wie das gockelnde. Das weibliche Huhn heißt nämlich Henne (und wenn's eine fette Henne ist, ist's eine Pflanze). Dafür kann ein Hähnchen sowohl männlich als auch weiblich sein. Dann gibt's noch die Poularde (ein schweres Hähnchen), den Kapaun (kastrierter Masthahn) und das Hühnchen, das ständig gerupft wird, das arme. Nur: Warum heißt das Suppenhuhn dann Suppenhuhn und nicht Suppenhenne? Kann das auch ein Suppenhahn gewesen sein? Wer entscheidet, ob die Henne später mal ein Suppenhuhn oder vielleicht doch ein Hähnchen werden darf? Sammeln Hühner vielleicht Karma? Und was passiert, wenn man ein Perlhuhn vor die Säue wirft? Herrje, ich fürchte, irgendwas in der Suppe, die ich am Wochenende gekocht habe, war nicht gut ... bestimmt war es das Hähnchen, das beleidigt war, weil es trotz guter Führung nicht auf einem schicken Edelstahlgrill, sondern in einem Suppentopf zwischen Lauch, Möhren und Sellerie gelandet ist.

15. November 2008

... ist das jetzt zu hoch gehängt?

Eigentlich hängt es mir ja eher zu tief, und zwar zu tief runter. Ich entdeckte es heute morgen beim Frühstück, als es erst unmotiviert vor meinem Fenster rumhing und dann, gepeitscht vom Wind, beinahe gegen mein Fenster schlug: Zwei Drei-Meter-Efeu-Ranken, die meine neuen Übermieter mittig auf ihrem und damit irgendwie auch auf meinem Balkon platziert haben. Jetzt hängt unser Verhältnis also an zwei seidenen Efeu-Ranken. Na prima, nach dem Rauken-Debakel jetzt das Ranken-Debakel. Genau genommen sind es eher karge Lianen mit ein paar vereinzelten Blättern dran. Also nicht mal schön. Ich sehe die schon im Sommer dekorativ in meinem Weißwein-Glas hängen. Was tun? Soll ich die Nachbarn fragen, ob sie an ihren Ranken hängen, oder schnippel ich sie einfach gleich ab? Da sie sie selbst ja nicht mal sehen können, legen sie ja wohl keinen gesteigerten Wert darauf. Ich könnte auch versuchen, das Ding langsam von unten zu vergiften (soll ja die weibliche Form des Mordens sein), aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Efeu eine der wenigen Pflanzen ist, die so gut wie unzerstörbar ist. Grrr, kaum da, schon hängt es mir zum Halse raus - es hat ja nicht mal ein Überhang-Mandat beantragt! Ich selbst habe ja zugegebenermaßen eher einen leichten Hang zum Spießertum: Ich erwäge die Anschaffung neuer Hausschuhe mit Filzsohlen, weil ich meinen unteren Nachbarn nicht mit zu viel Trittschall durch das neue Laminat belästigen will. Ich wasche zwischen 13 und 15 Uhr keine Wäsche, weil ich die Zeitspanne noch als Mittagsruhe kenne. Und ich hänge meine Balkonbegrünung nach innen, damit eventuell überschießendes Gieß- oder Regenwasser nicht den Balkon des Nachbarn flutet. So bin ich. Und dafür hängt mein Wohnzimmer-Glück jetzt von zwei Fremd-Ranken ab. Manno! Ich will die Nachbarn hängen, und zwar gleich neben das hässliche Efeu! Aber das ist ja noch verbotener als die Rankerei selbst (falls das überhaupt verboten ist). Da lasse ich ganz schön den Kopf hängen. Sieht so aus, als würde das erst mal eine längere Hängepartie werden ...

12. November 2008

... fallen Kilos ins Gewicht?

Kürzlich sah ich, wie eine zarte Elfe durch einen Bahnwaggon stöckelte. Alles an ihr war irgendwie zierlich, klein und niedlich - bis sie sich hinsetzte. Oder besser gesagt: hinplumpste. Da hörte ich jedes einzelne Kilo auf die Sitzbank fallen und ich korrigierte meinen Schätzwert von 60 Kilo ganz schnell auf 75. Und ich dachte daran, wie ich einmal in einer Internet-Single-Börse nicht nur Körpergröße und Gewicht abgefragt wurde, sondern auch noch die Figur beschreiben sollte. Dafür gab es eine Liste, und obwohl ich schon viele Listen in meinem Leben gesehen habe, beeindruckte mich ihr Umfang. Noch nie hatte ich so viele Umschreibungen für einen gewöhnlichen Leib gesehen: Stattlich, fraulich, knackig, mollig, rund, sportlich, athletisch, kurvig, ohne Hüftgold, mit Hüftgold, weiblich, um nur ein paar zu nennen. Damals fragte ich mich, ob man wohl mit 1,80 Metern und 65 Kilo mollig sein kann? Oder ob die Menschen es mit Humor betrachten würden, wenn jemand mit 1,50 Metern und 90 Kilo die Kategorie "schlank" wählt? Kurz: Mir erschloss sich weder die Notwendigkeit einer solchen Zusatz-Auswahl (zumal ich keine Auswahlliste für Charaktereigenschaften gefunden hatte, interessiert wohl niemanden), noch diese lächerliche euphemistische Darstellung. Ist rund dicker als mollig? Ist fraulich dünner als weiblich? Ist Tine Wittler rund oder mit Hüftgold? Oder beides? Ach nee, das ging ja nicht, man muss sich schon entscheiden. Die Begriffe sind immerhin so dehnbar wie ein Gummizug (die es nur gibt, damit auch die "kurvigen" Frauen in Größe 34 passen). Heute verstehe ich, warum Größe und Gewicht nicht reichen: Die U-Bahn-Elfe hat mir gezeigt, dass man auch mit Top-Maßen die Kategorie "Elefant" auswählen müsste, um bei der Wahrheit zu bleiben.
Und: Nicht jeder Tag ist gleich. Ich fühle mich heute zum Beispiel auch fünf mal so schwer wie sonst, was daran liegen könnte, dass mein Kopf gerade gefühlte drei Tonnen Schleim in den Nasennebenhöhlen gebunkert hat. Für schlechte Zeiten wahrscheinlich, schließlich wird's Winter. Und Schleim kann man immer gebrauchen. Vor allem im Berufsleben.

9. November 2008

... ein Mahl und nie wieder?

Es ist doch immer eine große Freude, in einem öffentlichen Personalrestaurant zu speisen. Dort scheint sich ein ungeschriebener Kantinen-Knigge durchgesetzt zu haben: Als erstes ist es wichtig, sich möglichst lange am Besteck aufzuhalten, um dadurch alle anderen aufzuhalten - nicht, dass hier noch irgendetwas flüssiger läuft als der gurgelnde Getränkeautomat. Viele Leute haben mit dieser Form der Entschleunigung zum Glück kein Problem, da es ihnen entweder an nötiger Feinmotorik mangelt, um das Besteck zielgerichtet aus den Öffnungen zu greifen, oder weil sie gerade mit sehr differenzierten Überlegungen beschäftigt sind, wie: Ist es wahrscheinlicher, dass ich Messer und Gabel brauche, oder doch eher einen Löffel - oder vielleicht sogar alles drei? Und was ist mit einem Dessertlöffel? Werde ich wohl nach dem Essen, das ich mir bis jetzt noch gar nicht ausgesucht habe, noch Lust auf einen Nachtisch haben, ohne das aktuelle Dessert-Angebot zu kennen? Die schwer wiegenden Entscheidungen an den Besteckkästen sind nicht zu unterschätzen. Wenn man das geschafft hat, steht man am besten erst mal unentschlossen im Weg rum, kneift die Augen zusammen und legt den Kopf ein bisschen schräg, um aus der Ferne die einzelnen Menüangebote entziffern zu können (bloß nicht näher rangehen, die Damen und Herren an der Essensausgabe könnten das als Interesse interpretieren). Wenn man sich entschieden hat, welches Essen heute die farblich schönste Kombination bietet, ein ausgewogenes Preis-Leistungsverhältnis hat und obendrein auch noch schmecken könnte, begebe man sich auf den Weg dorthin und stupse dabei freundlich andere Unentschlossene mit dem Tablett in den Rücken, um anzuzeigen: Ich will hia duach! Bei der Essensausgabe hat es sich etabliert, Sonderwünsche anzumelden: Ich möchte gern das dritte Schnitzel von vorn, aus der linken Reihe, oder: Ach, eigentlich hätte ich lieber gern Röstkartoffeln statt Pommes. Abschließend muss man sich dann nur noch an der Schlange und dort dann besonders blöd anstellen - zum Beispiel alles stehen lassen und nochmal zurücklaufen, weil man die 13-ml-Tüte Ketchup vergessen hat (die gibt's wirklich: reichen für vier Mal Würstchen reinstippen, ich hab's ausprobiert). Auch beliebt: Über den Preis disuktieren oder lange nach passendem Kleingeld suchen. Wer es dann noch schafft, direkt am Eingang zu den Sitzplätzen stehen zu bleiben und so den Durchgang zu versperren, hat es geschafft: Er wird sich nicht mehr die Zunge an der mittlerweile erkalteten Mahlzeit verbrennen, hat seine Arme durch den ausdauernden Transport des Tabletts gestählt, bereits die Hälfte der öden Mittagspause erfolgreich hinter sich gebracht und außerdem eine Menge neuer Freunde gewonnen.

5. November 2008

... muss denn alles seine Ordnung haben?

Ich weiß nicht, warum wir unter viel Getöse diesen Einbürgerungstest eingeführt haben - es gibt doch viel einfachere Möglichkeiten, um herauszufinden, wie deutsch jemand ist! Heute stand ich zum Beispiel an einer einspurigen Einbahnstraße an einer Lichtzeichenanlage (hat nach dieser Formulierung noch jemand Fragen zu meiner Nationalität?). Der Verkehr stand still, da ein größeres Vehikel weiter vorn gerade die Straße blockierte, es ging weder vor, noch zurück, doch die freundlichen Autofahrer hatten ausnahmsweise mitgedacht und eine kleine Gasse für die Fußgänger gelassen (so vorbildlich sollten mal die Leute im Supermarkt ihre Einkaufswagen führen, dann hätte ich Freitag abends oft bessere Laune, aber das ist ein anderes Thema). Man hätte also gefahrlos die Ampel passieren können, aber die signalisierte: Halt! Bei grün geh'n und bei rot steh'n, ja, auch ich besaß Rolf Zuckowskis Schulweg-Hitparade. Aber das hier war ja nun kein Schulweg. Da könnten zwei kleine rote Männchen normalerweise niemanden vom Überqueren der Straße abhalten. Doch ein kleines blaues Männchen kann es. In vorderster Reihe stand nämlich einer unserer Ordnungshüter mit wachsamem Auge, was dazu führte, dass sich auf beiden Seiten der Straße ein Pulk von Menschen sammelte, der auf das grüne Männchen wartete (doof, dass die Polizisten nicht mehr grün tragen ...). Es wurde nicht mal gehupt, und dabei trifft man doch sonst ständig auf Autos, deren Hupe automatisch zum Einsatz zu kommen scheint, wenn die Räder mal länger als fünf Sekunden nicht in Bewegung sind. Soll noch mal einer sagen, wir hätten keinen Respekt vor der Staatsgewalt. Denn mal ehrlich: Was hätte das blaue Männchen uns tun können? Als Fußgänger über eine rote Ampel zu gehen, gibt eine Verwarnung, maximal ein Verwarngeld von fünf Euro. Obwohl ich fast sicher bin, dass der Blaue sich in der Masse versteckend erleichtert mitgegangen wäre, anstatt da so blöd rumzustehen. Aber nein, wir sind deutsch, wir gehen nicht über rote Ampeln, nicht mal, wenn die Straße in beide Richtungen gesperrt wäre. Das wäre doch ein wirklich simpler Einbürgerungstest: Man findet nicht nur heraus, ob sich jemand an die Straßenverkehrsordnung hält, sondern auch, ob er deutsche Polizisten erkennt und sich ihrer Autorität beugt oder wahlweise dem Gruppendruck unterordnet. Ist das nicht völlig ausreichend?

3. November 2008

... warum immer Rucola?

Das möchte ich wirklich mal wissen. Das Zeug wuchert in deutschen Küchen zurzeit schlimmer als Unkraut in deutschen Gärten, so dass man es in sämtlichen grammatikalischen Variationen bekommt: Rucola auf Pizza, Rucola im Sommersalat, Spaghetti mit Rucola, Bruschetta an Rucola. Da es oft schon gar nicht mehr extra auf der Karte steht, scheint es schon unausweichlich zum Gericht dazu zu gehören wie Salz und Pfeffer. Dabei ist es nicht mal nur so, dass es mir nicht besonders gut schmeckt, nee, viel schlimmer ist: Man kann das Zeug kaum unfallfrei essen! Ein Ende, meistens das längere, schnellt garantiert immer wieder von der Gabel, da ist in neun von zehn Fällen unfeines nachstopfen angesagt. Und wenn man das Stängelchen dann doch endlich irgendwie in die Fressluke gekriegt hat, läuft einem mit Sicherheit das Balsamico-Dressing aus dem linken Mundwinkel. Als das Grünzeug noch Rauke hieß, war es (mit Recht) noch nicht so beliebt. Vielleicht muss man Dingen im Laufe der Jahre einfach mal einen neuen Namen geben, damit die Leute es wieder cool finden. Vorzugsweise einen, der kosmopolit klingt, Hauptsache, nicht deutsch. Man trinkt ja auch manchmal schon lieber Vino als Wein, und isst Pasta statt Nudeln. Oder man arbeitet lieber als Account Executive anstatt als Kundenbetreuer. Oder als Call-Center-Agent statt als Telefonist, das klingt dann schon fast nach James Bond. Der ja auch 'ne ziemlich wilde Rauke ist.

31. Oktober 2008

... kann ich mal zwei Liter Cachaça haben?

Wenn Halloween der Tag ist, an dem die Kleinen was Süßes wollen, war ich dieses Jahr etwas zu früh dran - mein persönliches Halloween hatte ich nämlich nicht heute, sondern schon vor einer Woche, als ich ein süßes Frühstück bestellt habe. Ich bekam ein Croissant, Marmelade, Honig, Nutella und Quark. Limettenquark, ungesüßt. Findet den Fehler ... Ich reagierte etwas angesäuert (heißt ja "Süßes, sonst gibt's Saures"). Aber auch, wenn's nicht um Süßes geht, will man ja bekommen, was einem suggeriert wird: Wenn ich zum Beispiel einen Burger bestelle, soll der nicht nach Gemüse schmecken (und auch nicht nach Schuhsohle). Und wenn ich mit einem Mann essen gehe, soll der bitte nicht nach Tofu-Würsten fragen - Männer essen Fleisch. So. "Das Problem ist die Erwartungshaltung", sagt Katja, die fast immer für alles ein Fachwort parat hat und Expertin für das Thema ist. Genau wie ich. Denn wir sind Frauen. Und Frauen erwarten nun mal immer irgendwas (und nur in den seltensten Fällen ist es ein Kind). Sie erwarten, dass man sie anruft (und nicht umgekehrt), dass andere sich entschuldigen, dass man(n) ihr einen Heiratsantrag macht, dass man zu Weihnachten was schenkt, dass man auf eine SMS sofort zurückschreibt, dass sie in Größe 36 passen, dass der Müll alleine nach unten läuft, dass man ihnen die Tür aufhält, dass, verdammt noch mal, süßer Quark nicht nach Limette schmeckt. Und wehe, die Erwartungen werden nicht erfüllt, dann sind Frauen selbst wie Limetten-Quark: Von außen noch ganz süß, aber innen ziemlich sauer. Und wenn man nicht gerade an ihnen nascht, kriegt man das oft nicht mal mit. Speziell Mann nicht. Die erwarten wohl keine Erwartungen, sondern haben das Motto erfunden: "Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, bestell' Salz und Tequila." Ja toll, und ich? Ich habe ja mit Limetten gehandelt, und das nicht nur einmal. Da ist dann wohl Cachaça angebracht. Ich würde sagen, zwei Liter sollten reichen. Erst mal.

28. Oktober 2008

... ist denn gar nichts mehr heilig?

Gerade fand ich in einer Zeitschrift eine Anzeige: "Nimm Jesus!" stand da in großen Lettern. Ach du heiliger Bimbam - darf man das denn? Und wenn ja: Wo finde ich ihn? Im Regal am Ende des Ganges? Im Kühlfach neben der Götterspeise? Blasphemie, du lieber Himmel, aber ich habe damit nicht angefangen, das waren die komischen Jünger, die per Inserat ihren Bibelfernkurs verkaufen wollen und dabei so tun, als könnte man für Jesus wie für Wein und Brot (und was es sonst noch so beim Abendmahl gegeben haben mag) werben. Mal ehrlich, das klingt doch wie: "Jesus, heute im Sonderangebot, ganz frisch auferstanden - nimm mit!" Oder: "Nimm fünf Flaschen, zahl' nur vier!" Für mich bitte to go, und könnten Sie ihn mir einpacken? Ein Leinentuch wäre vielleicht passend. Man hört schon direkt, wie sich die ungläubigen Mütter unterhalten: "Nimm Jesus? Also, ich geb' meinen Kindern ja nur ,Nimm zwei'".

26. Oktober 2008

... was soll das denn heißen?

Man soll es nicht glauben, aber ich war heute beim Sport (jawohl!). Dabei gab's erfreulicherweise das Lachmuskeltraining inklusive - an der Tür zum Duschraum fand ich nämlich folgenden Aufkleber:










Nun die Preisfrage: Was soll mir das sagen?

a) Unter der Dusche bitte winken, in diesem Raum erfolgt eine Videoaufzeichnung!?
b) Schwören Sie, dass Sie hier nur duschen werden und zwar nichts als duschen!?
c) Vergessen Sie auf keinen Fall, sich auch den Bauch zu waschen!?

Hm. Ich setze mal den Blogger-Joker.

22. Oktober 2008

... treiben wir's nicht etwas zu bunt?

Prost - ich hab' jetzt Cappuccino an der Wand. Nicht, weil ich mit Kaffee gekleckert hätte, sondern weil ich gestrichen habe - dieser ganze Kaffee-Wahnsinn hat jetzt nämlich auch die Maler-Industrie erreicht. Wer auf der großen Braun-Skala unterwegs ist, kann neben "Cappuccino" z.B. auch "Espresso" oder "Latte Macchiato" wählen, letzteres sah allerdings eher aus wie dünner Milchkaffee. Überhaupt sieht auch das Wand-Cappuccino nicht wie Cappuccino aus, aber egal, Hauptsache der Name ist schick. Vielleicht sollte ich mir, wie bei einem Gemälde, unten rechts ein kleines Schildchen an die Wand kleben, auf dem der Titel "Cappuccino" vermerkt ist, und das Ganze dann als modernen Espressonismus deklarieren. Während ich zwischen den einzelnen Kaffee-Farben immerhin noch Unterschiede entdecken konnte, hatte ich auf der gar nicht so unschuldigen weißen Farbpalette hingegen so meine Probleme: Erst mal gibt's ja weiß in seidenglanz und matt, okay, aber dann gibt's auch noch Brillantweiß und Altweiß, Megaweiß und Komfortweiß, Blütenweiß, Alaskaweiß, Polarweiß sowie Schneeweiß und Superweiß - das ist kein Scherz! Fehlt eigentlich nur noch Perlweiß. Ob da mal ein Naseweis sein Unwesen getrieben hat? Ich habe ja verstanden, dass nicht immer alles nur schwarz oder weiß ist - aber wenn man sich jetzt nicht mal mehr darauf verlassen kann, dass wenigstens weiß immer weiß ist, woran soll man denn dann noch glauben? Weiß es vielleicht jemand?

19. Oktober 2008

... alles nur verschenkt?

Heute präsentiere ich meine Präsent-Tiere! Zu meiner mir "zugelaufenen" Stofftierarmada gehören zum Beispiel: Ein Aufzieh-Hamster in einer durchsichtigen Plastikkugel, der infolge dieser Konstruktion unaufhaltsam durch die Gegend flitzt, eine Kuh in Hosenträgern, die "Old McDonald had a farm" singt, wenn man ihren linken vorderen "Huf" drückt, sowie diverse Hab-Dich-lieb Mäuse-Bären-Enten, die von männlichen Mitbürgern in meine Obhut übergeben wurden. Soll mir dieser ausgestopfte Mini-Zoo sagen, dass man mich für ein eifriges, quiekendes Aufzieh-Ding hält, das über alberne Dinge lacht und kitschige Plüschtiere süß findet? Dann wäre die Schlucht zwischen Selbstbild und Fremdbild noch größer als gedacht. Aber gut, es gibt brüskierende Varianten als diese - und zum Glück bin ich auch nicht allein. Jeder hat Geschenke, die nicht nur wenig schmeichelhafte Du-Botschaften vermitteln können, sondern auch entlarvende Ich-Botschaften senden. Da wäre etwa das Hätte-ich-selbst-gern-Geschenk: Schmuck in einer Farbe, die man nie trägt, Zigarren für einen Nichtraucher, Elektronikartikel für die Freundin. Oder das Nicht-nachgedacht-Geschenk: ein Zwei-Laibe-Brotkasten für einen Ein-Personen-Haushalt, Ohrringe für jemanden ohne Ohrlöcher, Schokolade für einen Diabetiker. Oder das War-ja-gut-gemeint-Geschenk: Windlichter aller Art, Kleidung in der falschen Größe, eine einzelne Christbaumkugel. Oder das Mir-fiel-nix-besseres-ein-Geschenk: eine Flasche Irgendwas oder der klassische Douglas-Gutschein. Und natürlich das Also-ich-find's-lustig-Geschenk: eine Seife mit dem Aufdruck "Happy Birthday, alte Schachtel" für die Mutter, Sex-Toys für die Single-Frau, ein Kaktus für Freunde mit dem schwarzen Daumen (noch schlimmer: für die Schwiegermutter). Achtung, Verletzungsgefahr - nicht nur wegen der Stacheln. Manche Botschaften können ihren Sinn auf dem Weg vom Schenker zum Beschenkten eklatant verändern. Da wird's doch höchste Zeit für die Sendung "Geschenkt statt verschenkt - ein Fall für die Super-Präsentberaterin"! RTL, SAT.1 - hat jemand Interesse? Ich glaube, der Bedarf ist riesig. Denn kein Geschenk ist ja leider meistens auch keine Lösung.

16. Oktober 2008

... weißt du noch ...?

Ich sitze gerade mitten in meiner Vergangenheit. Ich habe nämlich aufgeräumt (oder vielmehr: ausgeräumt) und alles in halbhohen Stapeln in meinem Schlafzimmer aufgetürmt. Wenn ich das mache, finde ich grundsätzlich Sachen, die ich eigentlich schon vergessen hatte - denn ich brauche sie nie, und doch trenne ich mich auch nie von ihnen. Stapelweise Kassetten zum Beispiel. Die Musik darauf interessiert mich überhaupt nicht mehr, aber diese Bänder haben viel mehr Seele als alle CD's, die ich besitze. Weil ich sie selbst bespielt habe: stundenlang saß ich manchmal Sonntag morgens vor dem Radio, habe Songs aus den Charts aufgenommen und mich maßlos geärgert, wenn eine Verkehrsmeldung oder ein besoffener Moderator das Stück unterbrochen haben. So viel liebevolle Arbeit kann man doch nicht wegschmeißen! Oder meine erste Brille aus der Grundschule, rosa mit grün - ich wollte sie unbedingt, weil meine beste Freundin auch eine hatte. Also bekam ich erst "Kopfschmerzen beim Lesen" und dann eine Brille, heute ein Zeugnis der wohl ersten erfolgreichen Schummelei meines Lebens. Oder die Poesiealben aus der Grundschule und der Unterstufe - mit dem Eintrag, bei dem ich mich gewundert habe, dass da Herzchen statt Punkte über dem i waren. Und dann gibt's natürlich so Fundstücke, die man eigentlich längst entsorgt hätte, wenn sie nicht vor grauer Zeit mal ein Geschenk gewesen wären. Wie das Wahnsinns-Sammelsurium an Teelichtständern, die nie, nie, nie in meine Einrichtung gepasst haben (und nie passen werden). Aber Geschenke sind ja sowieso speziell - dazu mehr in den nächsten Tagen. Jetzt möchte ich erst mal testen, ob ich einige dieser verstaubten Erinnerungen endlich mal wegschmeißen kann, nun, da ich sie hier in meinem virtuellen Gedächtnis notiert habe. Das würde nämlich wirklich viel Platz sparen ...

14. Oktober 2008

... habe ich den Jungbrunnen gefunden?

Die "Happy-Birthday"-Girlande war kein gutes Zeichen. Aber eine Erklärung dafür, dass das Schwimmbecken voller kreischender Kinder war. Na, herzlichen Glückwunsch - warum kommen wir auch auf so verrückte Ideen, an einem Nachmittag Schwimmen gehen zu wollen? Dass das eher ein Bad in der Menge werden würde, hätte uns vermutlich jeder andere Hamburger sagen können, dabei hielt ich es eigentlich für clever, ein Schwimmbad auszusuchen, das auch noch ein solches ist, ohne Wasserrutschen, Wasserkanonen, Wasserschleier und all die anderen Kinderfänger-Attraktionen, die moderne Erlebnisbäder so bieten. Aber das war ein Irrtum. Und weil wir ja kinderfreundlich sind, haben wir dem Geburtstagskind und seinen schätzungsweise 100 Gästen auch widerspruchslos das Becken überlassen. Schließlich gibt's ja noch die Thermalbecken. Dachten wir - und entdeckten dort dasselbe Bild, nur ohne Girlande. Man schwimmt in Jugend, sozusagen. Überall Kinder, die mit ihren Erwachsenen hier waren: Kaugummikauende Muttis in viel zu kleinen Bikinis mit natürlichen Rettungsringen, permanent nach "Maaaarloooooon" oder "Tscharliiiiin" brüllend, sowie Vattis, denen bereits das Ganzkörperwinterfell wächst. Ich möchte, dass Frau von der Leyen auf der Stelle herkommt und noch mal behauptet, dass es in Deutschland zu wenig Kinder gibt! Nur, damit wir uns nicht missverstehen: Ich mag Kinder. Und ich weiß, dass sie Schwimmen für das halten, was ganz doll spritzt und richtig Lärm macht, und das ist völlig in Ordnung - aber wo bitte ist hier das Erwachsenenbecken? Das, wo man nicht alle naslang kleine Extremitäten in die Rippen gepiekst bekommt und einem nicht ständig die Schwimmbretter oder neuerdings -nudeln auf den Kopf donnern? Ich meine: Alle schreien immer nach Gleichberechtigung, und wenn die Kinder ein (bzw. in dem Fall drei) Kinderbecken haben, dann will ich auch ein Erwachsenenbecken! Denn so haben wir unsere 1,5 Stunden auf ziemlich exakt dem einen Quadratmeter verbracht, den wir uns mühsam erkämpfen konnten, während um uns herum die Wer-macht-am-meisten-andere-Besucher-nass-Meisterschaften abgehalten wurden. Ach ja, jung bleiben ist wirklich nicht leicht - auch nicht, wenn man in einen Jungbrunnen zu steigen scheint.

13. Oktober 2008

... sind Männer wirklich so?

Herzlich willkommen zum zweiten Teil meiner persönlichen und nicht-statistischen Geschlechterbetrachtung. Ich habe mir kürzlich den Spaß gemacht, den lästigen E-Mail-Müll von einer Woche, der immer zuverlässig in meinem Spam-Ordner landet, durchzuklicken statt ungelesen zu löschen. Und überraschenderweise war das eine ziemlich erheiternde Viertelstunde - nicht nur wegen der zahlreichen Viagra-Angebote, die die "Anaconda" zu neuem Leben erwecken sollen, auf dass sie "virginal Beauties" erkunde, sondern auch, weil ich nun endlich weiß, auf welchen Typ Frau Männer stehen! Die werden nämlich zum Beispiel wie folgt geködert: "Ich bin die Rebekah und in meiner Frei Zeit geh ich gerne ins Kino oder Parties, auserdem mag ich gerne Music. Mein se.xy Körper wird von einigen huebschen Taatoos geziert und dazu hab ich Piercings an meiner (*piiiep*, zensiert). Ich wuerde mich selbst als freches und süsses Teeni bezeichnen und öfters bin ich auch etwas begriffsstutzig ..." Ach, guck an: Das sind also die echten Qualitätsmerkmale - jetzt ergibt die Nummer mit den "Büchern für Frauen" auch einen Sinn! Das ist bloß Nachhilfe-Lektüre in Sachen Blödheit, damit frau den Männern gefällt! Ich begriffsstutziges Dummerchen - sorry Leudde, ich hab grad voll keine Zeit mehr, muss mal schnell Thalia ...

11. Oktober 2008

... sind Frauen wirklich so?

In den vergangenen Tagen konnten wir lesen, dass die typische deutsche Frau 24 Paar Schuhe im Schrank hat, in ihrem Wohnzimmer eine dreiteilige Couchgarnitur steht und sie selbst 67,5 Kilo wiegt. Etwas wichtiges aber hat die Statistik vergessen: Die deutsche Frau liest Schund. Zu dem Ergebnis kommt man jedenfalls, wenn man in den großen Buchhandlungen auf den Tisch "Bücher für Frauen" schaut. Denn da liegen immer Werke drauf, die entweder zartrosafarben sind oder eine alberne Comiczeichnung auf dem Cover tragen. Sie heißen "Sowas wie Liebe", "Göttin in Gummistiefeln", "Pralinen im Bett", "Prosecco zum Frühstück", "Küsse lügen nicht", "Ein Anwalt zum Verlieben", Ein Mann im Heuhaufen", "Chaos auf Pumps" oder "Liebe für Anfänger". Das ist doch "Doofheit zum Lesen"! Und all diese Bücher handeln laut Klappentext von Frauen, die vorzugsweise supererfolgreich in einer Werbeagentur oder als Reporterin arbeiten, total frech und schlagfertig sind, natürlich die berühmten "ein paar Kilo zuviel auf den Rippen" haben, die eine lustige beste Freundin haben, einen durchgeknallten schwulen Freund und am besten noch einen ebensolchen Hund. Diese Protagonistinnen sind grundsätzlich Single und wahlweise in ihren Chef oder irgendeinen anderen unerreichbaren, aber charmanten, glutäugigen, humorvollen George-Clooney-Verschnitt verknallt, den sie am Ende auch irgendwie bekommen - meistens, weil die beiden sich "anfunkeln" und es dann "prickelt". Boah, ich krieg' Pickel! Schlimm genug, dass es so viele solcher Bücher gibt. Und schlimm genug, dass offenbar auch die Nachfrage nach diesem Kitsch so groß ist. Muss dann unbedingt auch noch die Buchhandlung so tun, als würden ALLE Frauen sowas lesen? Können die nicht schreiben "Bücher für Romantikerinnen" (nette Variante)? "Bücher für Anspruchslose" (realistische Variante)? Oder "Bücher für Hausfrauen" (böse Variante)? Jedenfalls solange, bis es auch zum Thema "Was Frauen lesen wollen" eine statistische Auswertung gibt? Wenn die dann den Buchhandlungen Recht gibt, könnte ich wenigstens sagen: Na und? Ich habe ja auch nur 15 Paar Schuhe, eine einteilige Couch und wiege keine 67,5 Kilo - also gehen mich auch "Bücher für Frauen" nichts an.

8. Oktober 2008

... wird man fürs Schwänzen bestraft?

Wenn man für sein Leben ein Zeugnis bekäme, würde bei mir zurzeit unter "soziales Leben" leider "nicht teilgenommen" stehen. Meine sozialste Beschäftigung besteht vermutlich darin, anderen Leuten bei ihrem eigenen Sozialleben zuzuschauen - z.B., wenn ich abends im Dunklen aus der U-Bahn in die beleuchteten Wohnungen gucke und zu erraten versuche, welches TV-Programm dort gerade flimmert. Was gemerkt?! Ich fahre seit Wochen im Dunklen nach Hause! Dabei war noch nicht mal Zeitumstellung. Egal. Kürzlich jedenfalls erkannte ich in einer Wohnung "Wer wird Millionär" auf dem Bildschirm, und in der Wohnung darüber "Nackt", allerdings nicht im Fernsehen. Die Aufführung war live, sehr live, im Badezimmer (könnte auch die Küche gewesen sein, zumindest waren weiße Kacheln und ein Spiegel an den Wänden). Das war einer der Momente, in denen ich ziemlich froh war, dass meine Wohnung nicht an einer U-Bahn-Strecke liegt - wobei mich das auch nicht davor schützt, von anderen beim anti-sozialen nächtlichen Stubenhocken erwischt zu werden. Mein freundlicher Nachbar bekommt es irgendwie immer mit, wenn bei mir das Licht brennt und bietet sehr regelmäßig seine sozialen Dienste an (ich weiß nicht, ob er Mitleid hat, oder vielleicht bloß hofft, eine neue, sonderbare und lichtscheue Spezies zu entdecken, um damit in die Annalen der Geschichte einzugehen). Ich hingegen hoffe, dass sich meine Absagen nicht zu einem versetzungsgefährdenden Berg negativen Karmas anhäufen, das mein misanthropisches Dasein straft, sondern mir an höherer Stelle zugute gehalten wird, dass ich momentan an einer "Eins plus mit Sternchen und aufgehender Sonne" in Fleiß und Betragen arbeiten muss.

5. Oktober 2008

... muss man heute denn alles frisieren?

Mit Essen soll man nicht spielen, mit Frauen soll man nicht spielen - nur mit Worten, damit darf man von mir aus gern spielen. Allerdings gibt es, wie auch schon der kluge Autor Husmann bemerkte, eine Berufsgruppe, die diese Spielereien für meinen Geschmack deutlich überstrapaziert (vielleicht, weil sie sich mit Strapaziertheit auskennt): Ich meine Friseure. Alle sind sie bemüht, besonders lustig und zweideutig zu sein. Gern genommen sind als Firmennamen beispielsweise: Krehaartiv, Haarlekin, Haar2O2, Hauptsache Haare, Haar-Scharf, Haargenau, Haarleys Friseur, Haarmonie, Friseursalon Fönix oder Hair-Line. Ich weiß ja nicht, welcher verwirrte Wuschelkopf damit angefangen hat, aber ich finde, von diesen Zöpfen könnten sich die Damen und Herren Abschneider schleunigst trennen, und zwar schni, schna, schnappi. Schlachter heißen ja auch nicht "Geschickter Schlachtzug" oder "Schweinerei". Und ich kenne auch keine Bäckerei, die sich "Backschisch" oder "Backen ma's an" nennt (allerdings gibt es in Barmbek eine, die "Barm Bäcker" heißt, was ich auch nur mittelkomisch finde). Aldi heißt ja auch nicht Aldi, weil man dort all die schönen Sachen kaufen könnte. Und, letztes Beispiel, Waschsalons nennen sich zum Glück (noch) nicht "Wischiwaschi" oder "Sauberkeit und Recht und Freiheit" - wenn ich so einen Salon hätte, würde ich ihn höchstens "Rein hier" nennen. Haar, Haar!

1. Oktober 2008

... wo bleibt die Ästhetik?

Es ist ja nicht so, dass ich nur von anstrengenden Dingen zu berichten hätte, nein, ich habe auch witzige Geschichten von meiner Reise mitgebracht. Zum Beispiel diese: Am Badezimmerspiegel in einem meiner Hotelzimmer fand ich folgenden Hinweis: "In order not to modify the aesthetic of the buiding it is not allowed to hang towels or clothes in the Hotel's rooms or balconies." Also wirklich, wer macht denn sowas? Wer würde denn auf die verrückte Idee kommen, seine Klamotten im Hotelzimmer aufzuhängen? Wo man doch schließlich einen Koffer dabei hat, in den alles bequem reinpasst? Man muss schon auch ein bisschen auf die Ästhetik achten - auch, oder gerade als klotzige Hotelbettenburg. Genauso wie klotzige Frauen keine Arsch-frisst-Hose-Röhrenjeans tragen sollten, "because of the aesthetic". Und, liebe Männer, I kindly ask you not to hang glitzernde Goldkettchen on your Hals, ist nämlich auch nicht ästhetisch. Grundsätzlich gilt außerdem: Keine Motivkrawatten mehr, keine Snoopy-Unterwäsche, keine Zwei-Mann-Zelt-Ballonhosen, keine bedruckten Boxershorts, keine schlurfigen Ich-wollte-mal-ein-Gummistiefel-werden-Boots und natürlich keine Ketten, Ringe, Armbänder; denkt an die Ästhetik, Leute! Zieht am besten gar nichts an - no modifying! Obwohl ... äh ... Ästhetik? Vergesst es, war eine doofe Idee.

29. September 2008

... wo ist die Kamera?

Gerade erlebe ich wieder eines meiner ersten Male: Ich habe einen Flug verpasst. An Bord versprach man zwar noch "don't worry, the plane waits for you", aber nachdem wir im Schweinsgalopp durch den wohl unuebersichtlichsten Flughafen der Welt (Lissabon) geprescht sind, trafen wir dann nur noch auf eine Boden-Stewardess, die wie ein Flugzeug guckte, als wir nach "Hamburgo?" fragten. Die Wiederholung unseres Ziels fuehrte leider nur dazu, dass sie uns darueber aufklaerte, sie koenne "very well" hoeren und dann schnippisch meinte, das Gate sei geschlossen. Vor der ausgewiesenen Zeit uebrigens - ich moechte wirklich mal wissen, warum ausgerechnet unser Flug der einzige sein muss, der in dieser Stadt ueberpuenktlich das Rollfeld verlassen musste. Vielleicht, weil wir die Portugiesen im Fussball geschlagen haben? Nach dem anschliessenden Irrlauf durch den Flughafen gerieten wir an einen Mann hinter einer beinahe komplett zuplakatierten Glasscheibe (muss ein Schutz vor erzuernten Passagieren gewesen sein), der uns auch, wie alle anderen vor ihm, wieder nur weiter schickte, an ein halbes Dutzend weiterer unwilliger Angestellter. Ich habe den Film "Terminal" zwar nie gesehen, aber ich wette, der Autor hat sich hier seine Inspiration geholt. Das Ende vom Lied ist, dass wir nach geschlagenen zwei Stunden einen Flug morgen frueh bekommen haben, ausserdem ein Hotelzimmer samt Zahnbuerste (immerhin), dass ich hier sitze und an einer bloeden auslaendischen Tastatur verzweifle und jeder nur ein Glas Wein zum Dinner bekommen hat. Und ich bin mir fast sicher, dass der Spass noch nicht vorbei ist, denn man hat mich in Zimmer 113 gesteckt ...
One night in Lisbon - mit unfreundlichen Gruessen,
von mir.

24. September 2008

... wer hat an der Uhr gedreht?

Wir waren doch nur kurz einen Wein trinken. Damit man zwischen Arbeit und Schlafen wenigstens einmal was anderes sieht. Und dann stehe ich auf der Straße und frage mich, ob man vergessen hat, die öffentliche Uhr zu stellen. Nein, kann nicht sein, dann wäre es ja nicht später, sondern früher, oder wie war das noch gleich? Egal, der Uhrenvergleich sagt auf jeden Fall, dass es wirklich schon so spät ist. Ist ja eigentlich gar nicht schlimm - aber macht man nicht ständig Dinge "nur mal kurz", die dann am Ende viel länger dauern? Ich mache zum Beispiel mit Vorliebe "nur mal kurz" in der Werbepause die Augen zu und wache dann erst am Ende des Films wieder auf. Oder ich nehme mich mittags einer kleinen Aufgabe an, die ich "mal kurz" erledigen möge und bin merkwürdigerweise drei Tage später noch damit beschäftigt. Niemand spricht mehr von Länge (außer in Zentimetern) - oder hört man mal jemanden sagen: "Darf ich Sie mal lange stören?" Bloß nicht. "Können Sie mir mal etwas länger helfen?" Geht nicht, keine Zeit! Kurz ist das neue Zauberwort, kurz ist Trend, nicht nur bei Frisuren, sondern auch im Leben. Leider funktioniert der Trick bei mir selbst so gar nicht: Dinge, von denen ich weiß, dass sie länger dauern werden, fange ich nicht "mal kurz" an. Es wäre so praktisch, wenn man sich selbst überlisten könnte mit Sätzen wie: "Jetzt bringe ich mal kurz das Leergut zum Container". Oder: "Jetzt putze ich mal kurz die ganze Wohnung". Oder auch: "Ich suche mir mal kurz einen Mann". Nee nee, für solche Sachen gibt's ja nicht umsonst die lange Bank. Aber mit der sollte ich wirklich schleunigst mal kurzen Prozess machen.

20. September 2008

... haben Tiere das Recht zu schweigen?

Gestern stand eine lustige Meldung in der Zeitung: "Wegen Diebstahl eines Maiskolbens ist ein Esel in Ägypten zu einer eintägigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Polizei erwischte den vierbeinigen Täter mit dem Diebesgut im Maul. Der Besitzer musste umgerechnet sechs Euro Strafe zahlen, blieb aber in Freiheit." Das ist doch mal konsequent - ich finde die Unschuldstheorie bei Tieren sowieso ziemlich "belämmert" (ich weiß, dass das "belemmert" heißt, aber auch nicht jedes Lamm kann ein Unschuldslamm sein). Ich möchte zum Beispiel einen Einbruch zur Anzeige bringen: Eine Spinne hat sich unerlaubt Zutritt zu meiner Wohnung verschafft und besetzt seitdem ohne meine Einwilligung eine Ecke in meinem Flur. Ich finde, da wäre das Strafmaß "lebenslänglich in ein Glas sperren" angebracht. Für das Stalking durch Mücken und / oder Fliegen sollte man die Todesstrafe diskutieren - es sei denn, die Viecher wählen freiwillig den Tod durch Ertrinken, wahlweise in Limo, Bier oder Kaffee. Tauben, die sich einfach über einem Auto erleichtern, sollten wegen mutwilliger Sachbeschädigung hart bestraft werden (Hinweis: die Ausrede mit dem Kotflügel gilt hier nicht!). In diesem Fall fände ich 500 Stunden gemeinnützige Arbeit als Brieftaube in "Ganz weit weg" angemessen. Falls sich sonst noch jemand gegen rüde Tiere zur Wehr setzen will, können wir vielleicht eine Sammelklage vorbereiten. Das wäre dann ein Tier-Gericht mal anders (auch für Vegetarier geeignet).

17. September 2008

... brauchen Sätze keine Zeichen?

Dass ich dauernd überall Zeichen sehe, dürfte mittlerweile aufgefallen sein. Jetzt aber muss ich eine Einschränkung einräumen: Da, wo Zeichen sein sollten, sehe ich oft keine. Es machen sich zwar viele Menschen Gedanken über unsere Sprache und erstellen rote Listen zur Rettung unserer bedrohten Wörter, was ich in Ordnung finde, aber ehrlich gesagt: Ich mache mir um unsere Zeichensetzung mehr Sorgen. Punkt, Komma, Strich taugt für viele höchstens noch zum Mondgesicht - das zeigen beispielsweise Mails dieser Art: "bevor ich hier nun etwas schreibe frage oder so muss ich ganz ehrlich sagen das ich gar nicht weiss wie ich anfangen soll aber egal ich versuchs erstmal ok". Nein, nicht ok, Versuch gründlich fehlgeschlagen. Wahrscheinlich bin ich altmodisch, aber man kann doch wenigstens ab und zu mal auf Verdacht ein Komma einstreuen, mit Glück trifft man sogar die richtige Stelle. Und die kann in manchen Fällen ja sogar entscheidend sein, wie die Werbeschriften des Klamottenladens "Comma" zeigten. Da stand zum Beispiel:
"Männer denken, Frauen fühlen." Und darunter:
"Männer, denken Frauen, fühlen."
In diesem Sinne: Bitte mehr Zeichen, Sprache!

15. September 2008

... wo ist mein Qi?

Wenn man mal wieder richtig lachen will, dann empfehle ich eine Stunde Qi Gong. Wer's nicht kennt: Das sind die Menschen, die sich im Stadtpark im Kreis aufstellen und Slowmotion spielen. Angeblich verbessert das das Qi (sprich: "Tschi"). Aber ich fürchte, ich habe gar keines. Mir ist zwar kurz vorher eine Aura bestätigt worden, zusammen mit drei höchst aktiven Chakren, aber ein Qi besitze ich offenbar nicht. Denn das "Mon-Qi-Qi" da vorne verlangt von mir, dass ich Wurzeln aus meinen Füßen wachsen lasse, bis in den Erdmittelpunkt, aber es gelingt mir nicht - vielleicht liegt es daran, dass ich lieber weglaufen will. Es sagt, meine Füße sollen sich angucken, aber die beiden haben ja nicht einmal Hühneraugen. Ich soll die Luft streicheln, aber wozu? Bei der nächsten Begegnung fegt sie mir doch wieder nur unfreundlich ins Gesicht. Ich soll mit dem Kopf in die Füße reisen, aber ich finde meinen Kopf ganz gut da, wo er ist; außerdem habe ich für so eine Fernreise gar nicht genug Klamotten mit. Ich soll auf meinen Atem achten, aber das ewige Rein-Raus ist ziemlich langweilig. Dann soll ich mich bei meinem Körper bedanken, weil er immer für mich da ist, aber ich finde, dass er oft auch ganz schön rumzickt, speziell der Rücken. Schließlich soll ich tief in mich hineinhorchen, und endlich, endlich höre ich mein Qi! Es knurrt mich an: "Ich hab' Hunger!" Mist. War wohl doch nur mein Magen.

11. September 2008

... was war zuerst da?

Keine Sorge, die Huhn-oder-Ei-Theorie überlasse ich anderen Schlaubergern. Ich möchte zum baldigen Wochenende lieber für ein kurzes und vor allem kurzweiliges Amüsement sorgen, denn lustiger finde ich die Was-war-zuerst-da-Frage bei folgender Adresse, zufällig gesehen in einer größeren Anzeige in den bekannten Rubriken der Tageszeitungen:
"Quelle der Liebe
Wir freuen uns auf Ihren Besuch
Rutschbahn 10"

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

10. September 2008

... wann kommt die Sahne?

Unser Hörsinn ist besetzt von einem Schalk. Als ich das erste Mal den neuen Song von Rosenstolz "Gib mir Sonne" gehört habe, verstand ich immer "Gib mir die Sahne", "Wann kommt die Sahne" - und ich höre bis heute "Sahne", obwohl ich inzwischen genau weiß, dass der Text anders lautet. Und ich habe bestimmt keinen Sahne-Fetisch oder so. Nein, irgendwas läuft da falsch, wenn die Worte durch die Ohrmuschel und die Schnecke und all das andere Strandgut bis ins Hirn gespült werden. Zum Glück scheine ich nicht allein zu sein mit dem Phänomen. Ich erinnere mich z.B. noch an eine lange zurück liegende Erdkundestunde, in der unser Lehrer irgendwas von Gebirgsvereisung erzählt hat und meine Sitznachbarin (ich glaube, es war Nicole) mich entgeistert ansah und fragte: "Was hat er gesagt? Gehirnvereisung?" Vermutlich ist dieser Schalk auch Schuld an den Missverständnissen in der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Wenn sie etwa sagt: "Schatz, soll ich dir helfen?", hört er stattdessen: "Ich kann das doch eh besser als du" und wird sauer. Oder: Er fragt: "Wo ist denn die Margarine?" und sie hört den Vorwurf: "Hast du etwa vergessen, Margarine zu kaufen?" Böser Schalk. Frisst einfach unsere Worte auf wie fluffig-warmes Schmalzgebäck. Und will dann auch noch Sahne dazu.

6. September 2008

... erfüllt mein Briefkasten Wünsche?

Normalerweise würde ich die Frage eindeutig verneinen - jedenfalls habe ich mir noch nie Post vom Finanzamt, Rechnungen oder Flyer vom China-Imbiss gewünscht, ganz im Gegenteil, aber all das bekomme ich hartnäckig seit Jahren geliefert. Heute jedoch fischte ich eine mir wohl bekannte gelbe Plastikhülle aus dem Kasten und zum Vorschein kam "P.C. Peace". Das schwarze Schaf hat offensichtlich so gar nicht auf Peace gemacht, sondern ist einfach mit einem lauten "Blök" aus seiner Schokohülle ausgebrochen und führt nun ein Aussteigerleben in meiner Wohnung. Gut, meine "Lisa von Lieblich" hofft zwar immer noch auf "Ron Rebell", aber der will ihr doch bestimmt eh nur an die Wolle. Besser, sie vergisst ihn. Mich interessiert außerdem viel mehr die Frage, ob mein Briefkasten zwischenzeitlich zum Wunschkasten geworden ist. Was würde zum Beispiel passieren, wenn ich mir ein neues Auto wünschte? Ich weiß, dass das nicht in meinen Briefkasten passt, aber man könnte mir ja einfach die Schlüssel samt Standortbeschreibung dort reinschmeißen, ich finde es dann schon. Und ich könnte auch mal einen größeren Fernseher gebrauchen, wo wir schon mal dabei sind. Oder bin ich jetzt etwa zu unverschämt?

5. September 2008

... gibst du uns Zeichen? Teil II

Das erste, was ich heute morgen sah, als ich aus der Haustür trat, war das schwarzgelockte Hinterteil eines Hundes, der gerade intensivst mit einer größeren Hinterlassenschaft beschäftigt war. Mit anderen Worten: Ich sah einen kackenden Köter. Und dachte: Das kann ja nur ein Scheiß-Tag werden. Aber ich hatte die Botschaft etwas missverstanden - es wurde kein Scheiß-Tag, es wurde ein Bescheiß-Tag! Beispiele? Bitte: Erst prasselte gefühlte zwanzig mal ein Werbehinweis für einen Joghurt mit "Schokoperlen" (jetzt keine falschen Assoziationen bitte) auf mich ein, bis ich (sowohl Schoko- als auch Perlen-affin) den Köder geschluckt hatte und dieses Leckerchen probieren wollte. Dumm nur, dass ich es in keinem der besuchten Läden bekommen habe. Klarer Beschiss! Dafür entdeckte ich ein paar Regale weiter dieses Mysterium: Wie kann es sein, dass eine 400-Gramm-Packung Kekse 1,29 Euro kostet, während eine 250-Gramm-Packung derselben Sorte 1,39 Euro kostet? Vor allem, wenn nicht nur weniger Inhalt drin ist, sondern auch noch weniger Zucker? Soll das Portemonnaie aus Solidarität mit der Käuferin gemeinsam abspecken oder was? Schon wieder Beschiss! Aber bevor mir hier irgendjemand negative Schwingungen vorwirft: Die "beschissene" Phase war für mich am Abend schon wieder vorbei. Da schenkte mir meine Mutter nämlich (mein Dilemma kennend) ein Paket mit sechs Überraschungs-Eiern. Es trug von Haus aus die Aufschrift "Zwei Schafe garantiert" - und das stimmte tatsächlich, hurra! Jetzt gibt es ein anderes Problem: Mein Schaf "Lisa von Lieblich" ist in "Ron Rebell" verknallt - ich aber habe "Kurt Knatter" gezogen. Scheiße. Schon wieder ein Zeichen?

4. September 2008

... wollen wir uns mal kennen lärmen?

Neulich habe ich mich an dieser Stelle darüber ausgelassen, wie man sich mit nur einem Satz disqualifizieren kann. Heute möchte ich den Beweis antreten, dass man sich auch unbeliebt machen kann, ganz ohne etwas gesagt zu haben. Ich bekomme nämlich gerade neue Übermieter, die ich schon "über" habe, bevor ich sie auch nur einmal erspäht hätte. Ich sehe ja völlig ein, dass so ein Einzug nicht geräuschlos ablaufen kann - aber muss man morgens um sieben schon Bodenbelege rausreißen? Muss man, am nächsten Tag zur selben Uhrzeit, Badezimmerkacheln von der Wand hämmern, bis dem Mieter darunter (mir!) die Bilder von der Wand purzeln? Muss man in die Wände bohren, bis die Nachbarn (ich!) das Gefühl haben, dass gleich ein Loch aufbricht und "die Neuen" zur Begrüßung ihre Hand durchstrecken? Eine Begrüßung wäre zwar mal ganz nett, aber so ja nun nicht. Das ist nicht nur laut, sondern sondern auch noch unlauter. Und die sind bestimmt die ersten, die sich später beschweren, wenn ich mit klackernden Absätzen an deren Fenster vorbei über den Gehweg marschiere. Bitte, ich möchte die Nachbarn tauschen: Im Nebeneingang hängt sehr vorbildlich ein netter Zettel an der Tür, der sich für eventuelle Lärmbelästigung entschuldigt. Aber vielleicht sind meine "Neuen" ja nicht nur laut, sondern auch blöd - und haben sich mit dem Hinweis nur im Eingang vertan.

1. September 2008

... PEBKAC*?

Mein Bruder murrt: Seit letzter Woche ist wieder Schule. Ich verstehe allerdings überhaupt nicht, warum er sich so anstellt - Vokabeln lernen hängt ihm zum Hals raus, aber die Chatsprache hat er in Nullkommanix und ganz freiwillig erlernt. Ohne Wörterbuch komme ich da kaum noch zurecht, denn ein Chat kann ungefähr so ablaufen:

Ich: Hi!
Er: Sry, bin kurz afk (heißt: sorry, bin kurz away from keyboard - wer hatte nochmal was gegen Englisch?)
Ich: Ok.
Er: BRB (heißt: be right back)
Ich: Hast Du schon ein Geschenk für Mama?
Er: ^^
Ich: Was heißt'n das jetzt?
Er: LOL (heißt: laughing out loud)
Ich: Sehr witzig.
Er: Du n00b! (heißt: Newbie)
Ich: Könnten wir jetzt wieder zum Thema kommen?
Er: FYI: Ja, hab' ich (heißt: for your information)
Ich: Sehr schön. Mehr wollte ich doch gar nicht wissen.
Er: CUL8R, HF! (Heißt: See you later, have fun)
Ich: Zu meiner Zeit gab's nur "Hmpf" und "Grmbl"!
Er: LOL! BB! (heißt: bye, bye)

A/N: IMHO ist das alles BS!
(Authors Note: In my honest opinion ist das alles Bullshit!)
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* Problem exists between keyboard and chair?

29. August 2008

... ist das die neue Kinder-Überraschung?

Vorhin im Supermarkt: Schon von Weitem sehe ich die Paletten mit den Überraschungseiern, gestapelt zu einem riesigen, verführerischen Turm. Während ich meinen Einkaufswagen darauf zu schiebe, beginne ich mich leise darüber zu ärgern, dass die Paletten so prominent im Eingang platziert sind - so besteht nämlich nicht die geringste Chance, heimlich drei bis vier Eier-Reihen durchzuschütteln und dabei eventuell eins der coolen Schafe abzugreifen, die in der leckeren Schokolade stecken. Als Kind wäre ich ja sofort dabei gewesen, vorausgesetzt, ich wäre an der obersten Reihe angekommen, denn der Turm war wirklich hoch - aber als Erwachsener ...? Ein kleiner Junge schräg rechts vor mir reißt mich aus meinen Gedanken und bringt mich auf eine neue Idee. Doch noch bevor ich zu Ende überlegen kann, ob ich ihn als Strohmann für meine Ei-Aktion anheuern soll, fängt er an, im Eingangsbereich vor dem Kontrollmonitor rumzuhüpfen und kräht entzückt: "Jaaa, ich bin im Fernsehen!" Nur ein Schwarz-Weiß-Bild? Egal! Ü-Eier? Noch viel mehr egal! Mannomann, diese Kinder von heute ...

27. August 2008

... sagt man echt noch Frollein?

Sehr geehrtes Fräulein Leben,
ich frage mich, ob dies wohl die korrekte Anrede für dich ist, immerhin bist du meines Wissens unverheiratet. Eigentlich hielt ich diese Bezeichnung ja für veraltet, aber es gibt Unternehmen in Hamburg, die partout nicht davon abweichen wollen. In diesem Fall handelt es sich um ein Kreditinstitut (wohl ein wahres Traditionsunternehmen), das erst nach mehreren Telefonaten davon absah, die an mich gerichtete Post an Fräulein S. zu schicken. Ich fand das mit Mitte zwanzig irgendwie nicht mehr angebracht - schon gar nicht mit dem Zusatz "z.H. Eheleute S.". Ich darf meine Abrechnungen nämlich schon selber angucken, jawohl. Aber das ist dem schlauen PC-System wohl nicht aufgefallen. Mal abgesehen davon, dass sich dieses schlaue System auch seit Jahren weigert, meinen Umzug anzuerkennen und mir immer wieder Berater aus ewig weit entfernten Filialen aufdrängen will, scheint man in dieser Firma wundersamerweise sehr an dem Fräulein zu hängen - denn trotz des inzwischen tatsächlich berichtigten Adresskopfes findet es sich in der Anrede immer noch. Schön ist das nicht. Klingt irgendwie so nach: "Junges Frollein, drei Bier und noch zwei Überweisungen bitte!" Oder nach Fräulein Menke, uuaaah (wer die noch kennt, ist doch wirklich zu alt für die Fräulein-Anrede, oder?). Dein Einverständnis vorausgesetzt, werde ich also bei der formlosen Ansprache "Liebes Leben" bleiben.
Dein Fräulein Wunder

25. August 2008

... wie würden Sie entscheiden?

Hätte ich doch nur bessere Ohren. Dann könnte ich vielleicht öfter verstehen, was mein Bauch mir sagt - aber nein, ich höre ja schlecht und darum schleppe ich so manche Entscheidung oft wochenlang in einer Falte meines Hirns mit mir rum. Es können durchaus auch Monate werden - in dieser Einheit muss ich z.B. rechnen, wenn ich von der Anschaffung meines neuen Handys spreche (ja, endlich!). Zu meiner Entschuldigung: Es gibt zurzeit 530 Handymodelle auf dem Markt, und ich habe verglichen, was das Zeug hielt. Um am Ende festzustellen, dass ich zwar über UMTS und HSDPA bestens informiert war, aber die wirklich wichtigen Dinge nicht wusste: wie etwa, dass das Display nur an oder aus kann, nix mit Energiesparuhr oder so. Na ja, zu spät. Denn schon steht die nächste Entscheidung an: Laminat im Wohnzimmer? Und wenn: Welche Ausführung? Pinie Sacramento oder Buche Normandie? Eiche Quebec, Eiche Sorbonne oder Eiche Ancona? Kirsche Piemont oder Palisander Madagaskar? Mit integrierter Trittschalldämmung oder ohne? Hilfe! Nur dank fachkundiger Unterstützung von Dr. Know habe ich vorerst zwei Designs ausgewählt und jeweils ein Paneel gekauft. Diese liegen jetzt, man darf gern lachen, mitten in meinem Wohnzimmer. Ich lasse sie auf mich wirken, bei Tageslicht und im Dunkeln, und einmal am Tag spaziere ich andächtig darüber, um zu testen, wie es sich anfühlt und -hört. Aber ich höre ja so schlecht. Wundert sich eigentlich irgendjemand, dass ich bei einer Auswahl von 3,2 Milliarden männlichen Erdenbürgern (abzüglich Kindern und Homosexuellen) Single bin?

22. August 2008

... und, wie geht's dir so?

Doofe Frage? Hast Recht. Eignet sich bestenfalls für ein Aufzuggespräch über maximal drei Stockwerke und ist ansonsten die Einleitung zu völlig nichtssagendem Small-Talk-Geschwafel für alle Hirne der Größe "small". "Danke, gut, und selbst?" "Muss ja, nä?!" "Ja, bei mir auch." "Und sonst so?" "Scheiß Wetter diesen Sommer, oder?" "Stimmt. Früher war alles besser." Danke für das Gespräch. Wahrscheinlich gehört, wie meine Freundin Dr. Know es so nett formulierte, der Austausch von Belanglosigkeiten zur Sozialhygiene. Man will das unangenehme Schweigen in sterile Worthülsen pressen und sagt einfach mal irgendwas. Schließlich will man höflich sein. Dabei ist es doch eigentlich fast beleidigend, Interesse am anderen vorzutäuschen - denn wer möchte auf die Frage schon eine ehrliche Reaktion? Man stelle sich nur mal vor, es antwortet plötzlich jemand mit "Hey danke, mir geht's total supi!" Da steht man doch entweder im Verdacht, bewusstseinserheiternde Drogen genommen zu haben oder den Fragesteller veralbern zu wollen. Umgekehrt ist es noch weniger gern gehört, wenn man mit "Beschissen wäre geprahlt" antwortete. Manchmal könnte ich nicht mal auf Anhieb ehrlich sagen, wie's mir geht, weil ich erst mal die Gesamtsituation analysieren und die aktuellen positiven und negativen Ausschläge summieren müsste. Meistens bist du, liebes Leben, ja eher komplex. Logisch also, dass man nicht nur aus Höflichkeit mit "gut" antwortet, sondern auch, weil einem so schnell nix besseres einfällt. Also: Doofe Frage, doofe Antwort - aber einen positiven Aspekt gibt es trotzdem: Man erkennt sofort, wer einen bloß mit Sozial-Sagrotan benebelt und wer echten Charme versprüht.

21. August 2008

... bist du ein Erdmännchen?

Achtung: Ich habe mal wieder eine neue Theorie. Ich nenne sie die Erdmännchen-These. Erdmännchen sind diese katzenartigen Mangusten, die sich in ihren Erdlöchern vestecken, dann irgendwann mal vorsichtig einen Späher ausschicken und wenn die Luft rein ist, kommt die ganze Truppe auf einen Schlag hinterher. Genauso läuft das Leben doch ab: Manchmal ist wochenlang kein Mensch auf weiter Flur zu sehen, man wird nicht auf Partys eingeladen, alle sind irgendwie anders beschäftigt - und dann kommen plötzlich alle gleichzeitig aus ihren Löchern und wollen feiern. Andere Situation, selbes Phänomen: Man sucht alle Supermärkte der Umgebung erfolglos nach Zuckerschoten ab, gibt sich dann resigniert mit Erbsen zufrieden, nur um ein paar Tage später festzustellen, dass es nun auf einmal überall Zuckerschoten gibt, am besten noch im Sonderangebot. Toll. Auch Arbeit kommt immer wie aus dem Nichts auf einen zu, aber dann gleich im Dutzend. Wobei Arbeit auch eine besonders hartnäckige Erdmännchen-Kompanie ist. Mit Männern ist es dasselbe: Egal, ob neue oder alte Bekanntschaften (manchmal so alt, dass sie dann schon wieder als neu gelten), irgendwie treten immer alle auf einmal auf und verschwinden dann aber auch, genau wie die Erdmännchen, auf irgendein geheimes Alarmzeichen hin wieder schlagartig in ihren Löchern - meistens nicht ohne ein bisschen Dreck zu hinterlassen. Wenn ich mal groß bin, möchte ich die Löcher finden, in denen sich alles und jeder unsichtbar machen kann. Einziger Unterschied zu den Ermännchen ist übrigens: Die Tierchen lassen sich gut zähmen - das Leben nicht.

19. August 2008

... warum stellen alle komische Fragen?

Micha war der Stein des Anstoßes (kein Wunder, als alter Fußballer). "Na, ist schon wieder Winter?", sagte er zu mir. Weil ich einen Schal umhatte. Wohlgemerkt: Ein schmaler Deko-Schal, kein Wollschal. Und das war nur eine Variante des Ausspruchs, den ich tags zuvor in Bezug auf das Fell-Imitat am Kragen meiner Jeansjacke gehört hatte: "Wollen Sie nach Sibirien?" Erstens: Ist eigentlich irgendjemandem schon mal aufgefallen, dass es draußen nicht zwingend warm sein muss, nur weil im Kalender "Sommer" steht? Zweitens: Weder ein dünner Schal noch ein Fellkragen wären zweckdienliche Winter-Accessoires und drittens: Warum stellen mir alle eigentlich immer so "lustige" Fragen? Angeregt durch die kleine Häufung solcher Äußerungen fielen mir da nämlich glatt noch so einige ein. In Bezug auf besagte Jeansjacke zum Beispiel: "Na, wie viele Polyester mussten dafür sterben?" Höhö! Eins, und das war dreimal so groß wie du und ich habe es selbst erlegt, noch Fragen? Oder wenn mich jemand zuhause besucht: "Sag mal, bist du geschrumpft?" Nee, hab' bloß die Stelzen abgenommen. Aber keine Sorge, ich nehme da natürlich nicht wirklich Anstoß dran - Humor ist schließlich, wenn man trotzdem lacht.

17. August 2008

... verkauft man uns für blöd?

Ein Geständnis vorneweg: Ich mag Werbepausen. Zeit, um sich was zu trinken aus der Küche zu holen oder schon mal die Zähne zu putzen. Hat den Vorteil, dass man dann auch wieder richtig wach ist und mit Glück der Handlung bis zur nächsten Pause folgen kann. Manchmal kann es sogar erheiternd sein, einfach mal einen Werbeblock vollständig anzugucken. Zurzeit wird zum Beispiel ein Haarshampoo mit "Zement-Ceramid" verkauft. Zement im Shampoo? Ich wusste gar nicht, dass Beton-Frisuren wieder "in" sind. In einem anderen Haarwaschmittel lauern "Zink-Pyrithione", was so klingt, als könnte es ansteckend sein. Eine Gesichtscreme enthält jetzt Kaviar - aber ich bezweifle, dass sie dadurch besser schmeckt. Gern genommen sind auch chemisch angehauchte Wortungetüme wie "Coenzym Q10" oder "Vitamin-B-Komplex". Man sollte einfach mal 20 Leute auf der Straße fragen, was das eigentlich ist - ich möchte wetten, dass bestimmt einer dabei ist, der "Enzüm" für ein neues türkisches Gericht hält. Wobei ich anmerken möchte, dass auch ich nicht weiß, ob ein Coenzym vielmehr kann als eventuell ein Eiweiß zu spalten. Ach ja, Geschirrspülmittel gibt's mit Powerball und Waschmittel wahlweise mit "Magnets" oder geheimnisvollen "Sachets". Ganz ehrlich, liebe Werbungtreibende: Ich möchte nur, dass meine Haare, meine Wäsche und mein Geschirr sauber werden. Den Rest könnt ihr behalten. Ich bin doch nicht blöd.

14. August 2008

... war heute Tag der Loser?

Also, diesen Tag hätte ich in weiten Teilen gern geschwänzt. Hier meine Verlust-Liste:
Als erstes habe ich den Kampf gegen meine Jalousie verloren (die hängt jetzt dekorativ auf halb zwölf).
In der Folge habe ich die Beherrschung verloren ("Scheißteil!").
Später, bei der stationären Fahrkartenkontrolle, habe ich die Geduld verloren ("Ja, das BIN ich auf dem Foto!").
Mittags habe ich kurzfristig mein Gedächtnis verloren und minutenlang in meiner Handtasche nach dem Hausausweis gekramt, den ich warm und trocken in der Manteltasche verstaut hatte.
Dank des Herbstwetters habe ich außerdem einen Teil meiner ohnehin nur beschränkt vorhandenen Gelassenheit verloren (ja, ich habe die Sonnenrötungen hier oft beklagt - aber ich vermisse sie!).
Ich habe den Glauben an unsere Busfahrer verloren ("Dann fahr halt ohne mich, Du Penner!")
Und ich habe einen Kommentator verloren.
Da kann ich ja nur froh sein, dass ich meine Unschuld schon vorher verloren hatte.

... sind schon wieder 7 Jahre vorbei?

Ich wittere eine Verschwörung. Diese Einigkeit unter den Kommentatoren ist doch verdächtig ... alle raten mir: starten statt warten! Flitzen statt sitzen! Aber wohin denn überhaupt? Und was, wenn das Leben doch von ganz allein eine neue Wendung nähme? Es gibt schließlich Leute, die behaupten, dass es sich alle sieben Jahre neu ordne. Das kann man als Eso-Unsinn abtun - oder sieben Minuten drüber nachdenken. Ich hab' die Zeit gerade, also mal kurz überlegen:
In meinem 7. Lebensjahr, also zwischen dem sechsten und siebten Geburtstag, wurde ich eingeschult. Plötzlich gab's eine Sitzordnung, eine Schulordnung und eine Tafelordnung. Und wenn die Hausaufgaben richtig waren, war auch schon fast alles in Ordnung. Wenn das mal keine Neuordnung war.
In meinem 14. Lebensjahr entwickelte sich wohl mein zwischenmenschliches Verhaltensmuster. Da gab's diesen liebenswerten Jungen (den ich, das sollte ich betonen, tatsächlich mochte). Er wollte sich mit mir zu einem Spaziergang im Regen verabreden und rief an, um zu fragen, wer von uns beiden denn den Regenschirm mitnehmen wolle. Und ich ordnete pragmatisch an: "Na, jeder bringt seinen eigenen mit." Ich weiß nicht, ob ich es erwähnen muss: Aus uns ist nie etwas geworden. Trotzdem habe ich bis heute meistens einen eigenen Schirm dabei. Na ja.
Im 21. Jahr habe ich dann wichtige Lektionen und Rangordnungen des Berufslebens erlernt: Die Azubine macht Kopien, die Azubine macht Ordnung im Aktenschrank, und die Azubine macht auf Weihnachtsfeiern lieber rechtzeitig den Abflug. Alles klar, wir sind bei der Arbeitsordnung mit all ihren inoffiziellen Kapiteln angekommen.
Jetzt befinde ich mich im 28. Jahr. Au weia. Da kann ich doch fast sicher sein, dass ich mal wieder fällig bin ...

12. August 2008

... bin ich dir völlig schnuppe?

Na toll. Das sollte sie also werden, die Nacht, in der alle meine Wünsche erfüllt werden. Ich habe alles extra ganz schön gemacht: alle Lichter in der Wohnung gelöscht, ein Gläschen Wein eingeschenkt, leise Musik angemacht und schaue jetzt seit Stunden in freudiger Erwartung aus dem Fenster. Und was ist? Nix passiert! Ich sitze hier auf meiner harten Fensterbank, mit meinem kleinen Wunsch, eingeschlossen in meinem kleinen Herzen, im fahlen Schein des Mond ... , ähm, des Monitors und mein Steißbein schmerzt. Dabei sollten doch heute Nacht bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde fallen, hieß es. Und weil mich die letzte Sternschnuppe so unvorbereitet traf (vor ziemlich genau einem Jahr auf Malta) und ich so schnell gar nicht wusste, was ich mir wünschen sollte, wollte ich dieses Mal gut gerüstet sein. Ich weiß genau, was ich mir wünsche. Aber es passiert nix. Ich starre Löcher in den Himmel. Suche den großen Bären und sehe aus dem Augenwinkel doch nur einen kleinen Hasen, der über die Rasenfläche im Innenhof hoppelt. Die Kälte kriecht langsam durch meine Socken, will mir meinen Wunsch entreißen und mich ins Bett schicken. Egal, ich bleibe. Ohne Schnuppe geh' ich heute nicht schlafen. Nach Mitternacht sollen die allermeisten fallen. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass bei mir bald nur eines fällt: die Lider. In dem Fall hoffe ich, dass man sich auch was von Sternschnuppen wünschen kann, die man nicht gesehen hat. Sonst muss ich mir nämlich eine Wimper ausreißen. Oder so.

10. August 2008

... lachst du noch oder liebst du schon?

Wahrscheinlich habe ich gestern an nur einem Tag die drei wichtigsten Stufen einer Beziehung miterleben dürfen. Als erstes konnten wir beim Brunch eine giggelnde Junggesellinen-Runde beobachten, die sich in pinkfarbene Bunny-Shirts geschmissen hatte und noch vor der ersten Flasche Sekt einfach alles lustig fand (vor allem vermutlich den Gatten in spe). Später, in einer Bar, sah ich dann ein Pärchen auf einem Sofa sitzen, beide jeweils in ein Buch vertieft (bei ihm war es übrigens "Harry Potter"). Schön, wenn man sich noch soviel zu sagen hat. Wirkte nicht mehr ganz so lustig wie die Runde am Morgen, aber wie sagen doch alle so schön: Wer braucht schon Verliebtheit, wenn man Vertrautheit und Nähe haben kann. Und nah beieinander saßen sie ja wenigstens. Auf dem Nachhauseweg begegnete mir dann Stufe drei, das Endstadium: Ein speckiger Typ, der hektisch in der Mopo blätterte und pöbelte: "Ey, wo sinnie Tidd'n?" Seine Alde ließe ihn ja auch nicht mehr so ran.
Hach ja, Singles können sich ja so glücklich schätzen ...

P.S.: Die Beziehung zwischen diesem Blog und mir dauert nun schon genau einen Monat, und ich kann noch lachen - Prost!