Liebes Leben ...

29. Dezember 2008

... was machst du eigentlich Silvester?

Oh ja, eine meiner Lieblingsfragen. Da habe ich ja so einige von, allen voran die "Wie geht's"-Frage, aber zum Beispiel auch "Bist du ganz allein hier?", eine Frage, an die man sich schon mit Ende 20 offenbar gewöhnen muss und sich dabei aussuchen kann, ob der Fragesteller das wohl mit Entsetzen oder mit heimlicher Bewunderung ausgesprochen hat. Manche fragen das auch mit anderen Absichten, aber darauf will ich gar nicht eingehen. Zu meinen Lieblingsfragen gehört ferner "Was machst Du in deiner Freizeit?" - in Poesiealben hat früher jedes Mädchen diese Frage mit "Lesen, schreiben und Musik hören" beantwortet und irgendwie ist das doch heute nicht anders. Gut, man nennt noch "Sport" dazu, um sein Gewissen zu beruhigen, "Freunde treffen", um nicht als misanthropischer Soziopath zu gelten und vielleicht fällt einem auch noch irgendetwas drittes ein. Ich sach ma (eine sehr beliebte deutsche Redewendung), eine richtig crazy Freizeitbeschäftigung hat doch kaum jemand. Und auch nur wenige haben genug Humor, um darüber lachen zu können, wenn man antwortet: "Ich sammel leidenschaftlich gern Briefmarken, wirklich". Aber kommen wir mal zurück zur Silvesterfrage. Wieso ist die eigentlich schlimmer als die Frage: Was machst du am Samstag? Was machst du übermorgen? Was machst du am 23. März? Liegt wahrscheinlich daran, dass man an Silvester nicht nichts machen darf. Darf man sonst ja meistens auch nicht, jedenfalls nicht ohne gute Ausrede, aber an Silvester ist es noch schlimmer. Zum Glück habe ich einen guten Plan (danke, Jutta), schließlich wäre es nahezu unmöglich, einfach zu sagen: "Ich gucke ,Dinner for One' und gehe dann schlafen" - jedenfalls, wenn man diesseits der 60 ist. Man muss am besten das volle Programm mitmachen: Blei gießen, Glücksklee verschenken, Böller abfackeln, gute Vorsätze machen. Auch so eine von meinen Lieblingsfragen: "Und, was hast Du Dir fürs neue Jahr vorgenommen?" Dieses Jahr kann ich sagen: Ich will ein Vorbild für alle sein und blöde Fragen nur noch in diesem Blog stellen.

27. Dezember 2008

... Zeit für ein kurzes Zwischenspiel?

Heute beginnt wieder das kleine Zeitloch: Viele, viele arme Menschen befinden sich in der ominösen Zeit "zwischen den Jahren". Das muss man sich mal vorstellen - zwischen zwei Jahren! In was für einem zeitlosen Raum steckt man da? Wird man solange vom Weltall verschluckt und dann pünktlich zum neuen Jahr mit großem Getöse und bunten Raketen wieder ausgespuckt? Ist man solange gar schwerelos? Nein, das kann ja nicht sein, nach all den Festtagsbraten spürt man seine eigene Masse doch ziemlich deutlich. Aber sind diese Wesen, die sich "zwischen den Jahren" befinden, vielleicht die kleinen bösen Geister, die sich in der Wäsche auf der Leine verfangen und derentwegen man "zwischen den Jahren" keine Kleidung zum Trocknen aufhängen soll? Gut möglich, oder? Ja ja, "zwischen den Jahren" ist schon eine sehr gefährliche Zeit. Eine Zeit ohne Maßeinheit, denn logischerweise kann es "zwischen zwei Jahren" ja keine Tage geben, keine Stunden, keine Minuten - also auch keine Öffnungszeiten und keine Arbeitszeiten. Vielleicht sollte ich mich auch mal "zwischen zwei Jahre" begeben und das am Montag gleich ausprobieren: "Hey Chef, ich stecke leider zwischen zwei Jahren fest und kann erst 2009 wieder ins Büro kommen!" Danach sollte ich mir aber wahrscheinlich wirklich wünschen, vom Weltall verschluckt zu werden.

24. Dezember 2008

... beschaulich oder schaurig?

Spaßeshalber warf ich eben einen Blick ins Weihnachts-TV-Programm - man will ja wissen, was man verpasst. Wie erwartet, trägt jeder zweite Film in irgendeiner Form das Wort "Weihnachten" im Titel - gut, das muss wohl so sein. Es gibt aber auch Festtags-Beiträge, die ihre zum Fest passende friedliche und beschauliche Botschaft nicht sofort erkennen lassen. Als da wären zum Beispiel: "The Quest - Jagd nach dem Speer des Schicksals" (Mitglieder der Schlangen-Bruderschaft wollen die Welt beherrschen ... was würde Jesus dazu sagen?). Oder: "Gremlins - Kleine Monster", "Höllenjagd bis ans Ende der Welt", "Today You Die", "Reise zur Insel des Grauens", "Die Legende von Sleepy Hollow" - aber meine Lieblings-Sendung wird ganz bestimmt folgender spannungsgeladene Reißer: "Deutsche Traktor-Legenden". Na, wenn das mal kein ansehnliches Fest wird ...
In diesem Sinne wünsche ich meiner kleinen, feinen Blogger-Gemeinde schöne, friedliche Weihnachtsfeiertage!

22. Dezember 2008

... wird der Charakter bald zum Pflege-Fall?

Selten wurde der Sinn von Schönheitspflege so deutlich gemacht, wie in der neu eröffneten Drogerie am Gänsemarkt. In großen Lettern prangt da hinten rechts an der Wand: "Dekorative Kosmetik". So so, Dekoration also! Dann ist eine Frau ohne Makeup wohl wie ein Weihnachtsbaum ohne Kugeln und Lametta: nackt! Kahl! Unansehnlich! Ja, hat denn wirklich irgendeine Frau gedacht, es ginge bei all den Tuben, Cremes und Stiften tatsächlich um Pflege? Nee, da darf man als Frau nicht eitel sein und muss sich einfach als schmückendes Beiwerk akzeptieren. Beiwerk für den Mann, der sich selbst ja eher selten dekorativ ausstaffiert. Den müssen wir dekorativen Frauen nehmen, wie er eben ist. Und darum gilt es unsererseits natürlich, gut auszuwählen, so wie man sich ein Schmuckstück auswählt: Passt er zu meiner Augenfarbe? Passt die Größe? Passt sein Stil zu mir? Und natürlich vor allem: Passt er auch zu meiner dekorativen Kosmetik-Linie? Vielleicht sollte man Partner generell viel mehr nach Optik auswählen, dann hat man wenigstens noch die äußere Harmonie, wenn's innerlich irgendwann nicht mehr harmoniert. Oder man entwickelt einfach mal die Linie "charakterliche Kosmetik". Dann gibt's für die Frau ein bisschen dekoratives Rouge und für den Mann einen Abdeckstift für die charakterlichen Unebenheiten. Kann auch sein, dass man manchmal komplette Charakterzüge zu entfernen wünscht, in dem Fall empfehle ich in selber Drogerie einen Gang zu den "Putzhilfen", die stehen gleich neben dem "Waschmittel". Ja ja, soweit ist es schon, dass man Putzhilfen in Drogerien verkauft. Aber Vorsicht, es kann sein, dass der Mann sich dann mit der Putzhilfe, vorzugsweise einer jungen polnischen, aus dem Staub macht.

20. Dezember 2008

... ist die Weihnachtszeit besinnlich?

Möchte mal wissen, wer so etwas behauptet - der müsste wohl auch mal wieder zur Besinnung kommen. Oder einfach mal einen Fuß in die Innenstadt setzen, am besten an einem Samstag, nachdem er vorher die ganze Woche schon mal Weihnachten vorgefeiert hat, wie man das eben mit sämtlichen Kollegenkreisen so macht. In den besinnlichen Innenstädten findet jedenfalls eine vorweihnachtliche Art der Menschenschieberei statt, die tatsächlich stark die Sinne anspricht. Der Geruchssinn ist arg damit beschäftigt, den Duft von Bratwürsten, Mandeln und 273 Sorten Parfüm zu filtern. Der Tastsinn ist im Dauereinsatz, meldet "Dicker Bauch schiebt von hinten", "Einkaufstüte donnert ans Knie" oder "Ellenbogen im Zwerchfell". Der Hörsinn schaltet ab, wenn er das 15. Mal "Last Christmas" vernommen hat. Und der Sehsinn ist sowieso völlig überarbeitet und kann sich nur noch auf das konzentrieren, was für die Lieben unter'm Tannebaum liegen soll. Zum Beispiel: Tunnelblick auf schwarze Schals. Man sieht dann überhaupt nichts anderes mehr - am Ende habe ich zwar keinem Passanten seinen Schal abgenommen, aber einer Schaufensterpuppe ihren Dekoschal abgekauft. Die größte Traube Menschen bildet sich erfahrungsgemäß aber vor den Buchläden. Da versammeln sich all die Menschen, die genau einmal im Jahr ein Buch kaufen und es dann auch noch verschenken. Schön war folgender Dialog vor "Thalia": "Ich will da noch mal kurz rein!" "Warum denn, was gibt's denn da?" "Na, Bücher!" "Oh nääää ... ich geh' doch nicht mehr zur Schule ..." Dazu sei gesagt: Es gibt bei "Thalia" zwar Bücher, aber nicht nur. Neben Kalendern und Notizbüchern, die einen dort ja nicht wirklich erstaunen, findet man inzwischen auch allerlei Süßigkeiten und kürzlich sah ich dort sogar Seife. Wahrscheinlich soll man, wenn man während des Lesens die Schokolade verzehrt hat, sich danach mit der Seife die Hände waschen, damit man sein schönes Buch nicht einschmiert. Vielleicht könnte man sich in der Geschäftsführung auch mal überlegen, Nachttischlampen zu verkaufen, damit man nicht mehr im Dunkeln lesen muss. Oder Picknickdecken, für den nächsten Lese-Ausflug in den Park; das passende Fahrrad könnte man eigentlich auch gleich anbieten. Es muss doch eine Bedeutung haben, dass die Worte "besinnlich" und "unsinnig" so nah beieinander liegen ...

14. Dezember 2008

... was ist eigentlich nett?

Es gibt Wörter, die scheinen im Laufe eines Lebens ihre Bedeutung zu verändern. "Nett" ist so eines. Früher waren die Menschen entweder nett oder doof: Nette Kinder haben mit einem gespielt, doofe haben einem das Spielzeug weggenommen; nette Fleischverkäufer haben einem eine Scheibe Wurst geschenkt, doofe haben sie lieber ihrem Hund gegeben; nette Lehrer machten früher Schluss, doofe überzogen die Stunde, so einfach war das. Wer nett war, war liebenswürdig, freundlich und sympathisch. Wer heute hingegen nett ist, ist reizlos, langweilig und blöd. Ich weiß nicht, wie, wann und warum es zu einem Schimpfwort geworden ist, aber es scheint allgemein anerkannt zu sein. Wenn man "nett" sagt, kann man damit einen Menschen genausogut meinen wie die Kuh auf der Weide oder ein Käsebrot mit Ketchup - es ist einfach unspezifisch und nichtssagend. Noch drastischer ausgedrückt: "Nett" ist der kleine Bruder von "scheiße", besonders in Steigerungsformen wie "ganz nett" oder "ziemlich nett". Wenn Männer in Kontaktanzeigen schreiben, sie seien "nett, lieb und treu" hält man sie darum entweder für eigenschaftslose Nerds (die man früher, als nett noch wirklich nett war, Eigenbrötler nannte) oder für wahnsinnige Psychopathen. Oder für ein Stofftier. Selbstbeschreibungen sind sowieso eine Sache für sich. Beliebt ist es ja, sie mit dem Hinweis zu beginnen, dass es ja nicht so leicht sei, sich selbst zu beschreiben, man es aber trotzdem mal versuche. Das ist ungefähr so originell wie ein "Hallo" in der Betreffzeile. Ich würde mal sagen, beides gehört in die Kategorie "nett". Nicht mal mehr nett, sondern unglaubwürdig sind alle, die sich als "humorvoll" bezeichnen. Wer das betont, steht im Verdacht, zum Lachen in den Keller zu gehen. Denn wer wirklich Humor hat, gibt eine Kostprobe durch eine humorige Selbstdarstellung, aber hängt sich kein blinkendes Humor-Schild um den Hals. "Ich bin ehrlich" heißt wahrscheinlich "Ich sag' dir schonungslos die Meinung", "Ich bin zuverlässig" bedeutet "Ruf gefälligst an, wenn du drei Minuten zu spät kommst" und "Ich bin spontan" meint "Ich ändere meine Meinung dreimal am Tag". So wie man Arbeitszeugnisse und Reisekataloge übersetzt, sollte man auch Kontaktanzeigen übersetzen. Das würde bestimmt die ein oder andere "nette Überraschung" verhindern.

12. Dezember 2008

... was suchst du denn hier?

Google hat ja nun eine aktuelle Liste mit den zehn häufigsten Suchbegriffen, die im vergangenen Jahr in Deutschland eingegeben wurden, herausgegeben. Das ist gerecht: Wenn man was eingibt, muss man auch was rausgeben. Trotzdem wundere ich mich ein bisschen angesichts dieser Platzierungen: 1. ebay, 2. youtube, 3. wetter, 4. gmx, 5. google, 6. video, 7. wikipedia, 8. web.de, 9. bild, 10. telefonbuch. Halten die Leute Google für einen Browser? Ich meine, fast alle dieser Begriffe werden durch bloße Zugabe von www. und .de zur fertigen Adresse, was muss man da noch suchen? Ich könnte es ja verstehen, wenn man nach Internet-Auktionshaus suchen würde, oder nach Freemail-Anbietern oder nach Online-Lexikon - aber wahrscheinlich werden Ebay, Gmx und Wikipedia inzwischen schon als die korrekten Oberbegriffe angesehen. Da werden ja Uralt-Witze wieder aktuell: "Na Herr Meyer, wie finden Sie das Wetter heute?" "Na, mit Google!" Höhö! Und was bitte soll man zu Platz fünf sagen? Warum gibt man in der Google-Suche Google ein? Hilfe, ich suche den Sinn! Genauso übrigens bei den Top Ten der "meist gesuchten Personen in Deutschland": 1. Britney Spears (gesucht vermutlich wegen akuter Belästigung durch Dauer-Präsenz an der Grenze zum Stalking), 2. Heath Ledger (völlig überholt, da Angeklagter tot), 3. Obama (gesucht wegen nicht angemeldeter Großkundgebung und unheimlich erhöhter Massenanziehung), 4. Bushido (gesucht wegen grober Misshandlung der deutschen Sprache), 5. Gina Lisa (gesucht wegen Pornografie), 6. Ed Hardy (gesucht wegen überteuerten Verkaufs von geschmacksverirrter Kleidung), 7. Madonna (gesucht wegen Vernachlässigung ihres eigentlichen Jobs), 8. Amy Winehouse (gesucht wegen wiederholter optischer Umweltverschmutzung), 9. Paul Potts (gesucht wegen Schleichwerbung für einen Telefonanbieter bei jedem Auftritt mit "Nessun dorma"), 10. Jessica Alba (gesucht wegen dauerhafter Verweigerung von Nacktfotos im Playboy). Hinweise zur Ergreifung der Personen bitte in die Google-Suchmaske eingeben. Was soll man eigentlich davon halten, dass die einzige von Deutschen gesuchten Deutsche in dieser Liste ausgerechnet Gina Lisa ist? Uff. Ich verliere den Verstand. Aber wenigstens weiß ich, wo ich ihn suchen kann.

10. Dezember 2008

... hat hier jemand was gegen Intoleranz?

Ich hab's ja immer gewusst: Ich bin einfach intolerant. Nachbarnintolerant. Verbalmüllintolerant. Arbeitintolerant. Und verpackungintolerant. Ich kann es nämlich nicht leiden, dass Elektronikartikel dauernd so verpackt sind, dass man sich beim Öffnen beinahe die Schlagader aufpiekst. Diesen sperrigen, mehrfach hart verschweißten Packungen kommt man ja nicht einmal mit einer Schere vernünftig bei. Ich vermisse die Hinweisschilder in den Märkten: "Diebstahl lohnt sich nicht - Sie bekommen die Verpackung nicht mal auf, wenn Sie ordnungsgemäß bezahlen!" Bei meinem Fahrrad war das ja früher umgekehrt: Das musste ich nie anschließen, weil jeder Dieb gewusst hätte, dass er mit den unkomfortablen drei Gängen sowieso nicht weit kommen würde. Und Langfinger haben ja auch Ansprüche, diese intoleranten Gauner. Neuerdings bin ich übrigens auch fructoseintolerant, jawohl, das habe ich sogar schriftlich. Das scheint die beste Legitimation für eine ungesunde Ernährung zu sein - oder wie Mann freudig feststellte: "Dann kannste jetzt ja öfter mit mir zu McDonalds gehen." Ist richtig. Obst und Gemüse, gar einen echten Weibchensalat? Nee Du, ich nehme nur die Putenfleischstreifen, da bin ich total intolerant. Das hilft besonders, wenn man mal wieder zu viel Auswahl hat. Herrje, soll ich jetzt den Erdbeerjoghurt nehmen, oder den mit Kirsche, oder doch lieber den neuen Mango-Mirabellen-Quark? Das wird alles überhaupt nicht toleriert, also her mit dem Schoko-Pudding! Aber nur, wenn er nicht zu teuer ist. Ich bin nämlich auch noch preisintolerant. Wobei ich immerhin noch nie an der Kasse stehend die Verkäuferin angezetert habe: "Meine Liebe, das ist eine Frechheit, ich nehme diesen Preis nicht an!" Da ist bei mir dann doch die Intoleranzgrenze erreicht. Das Schönste aber an der Intoleranz ist: Wer etwas dagegen hat, ist es irgendwie selbst. Ätsch.

7. Dezember 2008

... beißt da irgendjemand an?

Im Wettbewerb um die nervigste TV-Reklame liegt bei mir zurzeit "Milchschnitte" ganz weit vorn. Zwar wurde es eigentlich Zeit, dass endlich mal eine Schnitte für die Schnitte Werbung macht, aber ich kann es einfach nicht mehr hören, wie diese polnische Sportgymnastin sagt: "... und dabei bleibe ich immer ich: Magdalena." Ach?!? Welch erstaunliche Überraschung! Wer, dachte sie denn, würde sie werden? Einer von den Klitschkos? Und was für bewusstseinsveränderndes Zeug futtert die denn sonst so? Liebe Leute von Ferrero, gebt nicht so viel Geld für pseudoprominente Testimonials aus, sondern kauft euch lieber einen anständigen Storyboardschreiber - und vor allem: Gebt mir das Aufreißbändchen an der Verpackung zurück! Seit das abgeschafft wurde, ist das Öffnen eine einzige Schweinerei, weil man an mindestens drei Fingern dieses weiße Zeug kleben hat (das natürlich nicht wegen des Zuckers so klebt, sondern weil da so viel gutes Mehl und Weizen drin ist). Eine richtige Schnitte muss man doch ordentlich aufreißen können, bevor man sie anbeißt!

5. Dezember 2008

... do we speak english?

Leute, wir gehen das alles mal wieder total falsch an. Wir brauchen Deutsch nicht im Grundgesetz, im Gegenteil: Wenn wir im nächsten Pisa-Test mal nicht abkacken wollen, brauchen wir mehr Fremdsprachen-Unterricht! Heute zum Beispiel sah ich, dass an unserer Büro-Küche ein Schild angebracht wurde, auf dem "Pantry" steht. Monatelang konnten wir ohne Schild leben, ohne dass jemand versehentlich versucht hätte, sich seine Kaffeetasse in den Toilettenräumen zu befüllen - aber vielleicht gibt es im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz auch einen Paragraphen, der regelt, dass jeder Raum ein Recht auf ein Türschild hat. Von mir aus. Nur: wer hat bestimmt, dass da "Pantry" steht? Laut "Wikipedia" nennt man auf Yachten eine Kombüse "Pantry", auf Schiffen oder in Flugzeugen heißen Anrichten so und in englischen Villen sind es Räume zur Aufbewahrung von Geschirr. Leider arbeite ich aber gar nicht in einer englischen Villa, sondern in einem stinknormalen deutschen Bürogebäude, das durch einen "Pantry"-Raum auch ganz bestimmt nicht zu einer Yacht wird. Direkt übersetzt handelt es sich bei einer "Pantry" sogar um eine Speisekammer, was irgendwie nach Wäschekammer und Samenraub klingt. Will man sich da einen Kaffee brühen? Darum: Nachhilfe ins Grundgesetz! Die bräuchte man nämlich auch in anderen Unternehmen. So weiß ich etwa von einer Firma, die ihre Kaufleute "Commercials" nennt, was in korrekter Übersetzung "Werbespot" bedeutet. Augen auf bei der Berufswahl, sage ich da! Und dass "Public Viewing" nichts mit Fußball, Fans uns Feiern zu tun hat, sondern es sich dabei um eine Leichenschau handelt, mussten wir genauso lernen wie die Tatsachen, dass ein Handy eigentlich "mobile" heißt und die coolen Taschen namens "Bodybag" in anderen Ländern als Leichensäcke verkauft werden. Vor diesem Hintergrund möchte ich ein paar aktuelle Warnhinweise loswerden: Wer sagt, er sei mal eben "out to lunch", verrät damit, dass er nicht alle Tassen in der Pantry hat. Wer "Dust Bunnies" unter der Couch sammelt, ist nicht etwa ein Weiberheld, sondern ein Dreckspatz. Wer jemanden einen "Egghead" nennt, hat ihn nicht als Eierkopf beschimpft, sondern zum Intelligenzbolzen erhoben. Und "creepy-crawlies" sind nicht etwa die neuen Frühstücksflocken von Kelloggs, sondern gruselige Insekten. Sowas müssen wir lernen - Nachhilfe ins Grundgesetz! Wozu mit der deutschen Sprache abquälen? Ist doch piepegal, welche Worte man wo trennt und wie man Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmütze schreibt! One word a day keeps misunderstandings away! Und before I now hit the hay, will ich noch kurz berichten, dass mich mal jemand, den ich neu kennen lernte, entgeistert fragte, warum ich eigentlich immer von "Konferenz" sprechen würde. Was ich denn sonst sagen solle, wollte ich wissen. Und er meinte völlig konsterniert: "Das heißt doch Meeting!" Das nenne ich vorbildlich.

2. Dezember 2008

... darf ich später lachen?

Als Gott die Bauarbeiter schuf, war die Zutat "Humor" bestimmt schon alle. Trotzdem hält sich mancher von ihnen für lustig, lustig, trallalalala. So wie gestern früh. Da war ein Trupp Bauarbeiter schwer damit beschäftigt, auf dem Gehweg ein Gerüst aufzubauen. Weil die Mannschaft wahrscheinlich auch damit beschäftigt war, dabei möglichst gut auszusehen, war sie noch nicht besonders weit gekommen, als ich mitten in meiner fleißigen Arbeiter-Ameisen-Kompanie aus dem U-Bahn-Schacht krabbelte, um das Tagewerk anzutreten. Da sich die Bauarbeiter gerade anschickten, das Gerüstgestänge auf Schienbeinhöhe zusammenzuschrauben, wechselte unsere Vorarbeiterin schnellen Schrittes vom Gehweg auf die (Ameisen-)Straße und alle folgten ihr. Dann passierte es (schlechte Witze muss man ja vorher groß ankündigen) - ein Bauarbeiter rief: "Das ist doch Gymnastik hier, meine Damen, immer schön drübersteigen!" Ein Brüller! Wetten, dass er diesen Satz auch schon in anderen Situationen benutzt hat und sich gerade wie Mario Barth im Olympiastadion gefühlt hat? Oder gehören solche Sprüche inzwischen zur Qualifikation wie das bekannte Hinterher-Pfeifen? Ich sage euch, seht euch vor - beim nächsten "Scherz" vor 9 Uhr morgens bin ich auch mal so lustig und sage Stauarbeiter zu euch. Oder Für-Lau-Arbeiter. Oder Sau-Arbeiter. Oder Du-kriegst-nie-ne-Frau-Arbeiter. So! Aber es gibt ja auch noch andere Versuchs-Komiker, zum Beispiel bei der Bahn. Erst vor Kurzem hörte ich im Zug die Durchsage: "Sollten Sie vor Hitze stöhnen, können wir Sie mit Eis verwöhnen!" Ist mein voller Ernst. Dabei schien nicht mal die Sonne. Vermutlich hielt sich dieser Kerl für Otto, mindestens. Und das, nachdem ich schon ein spezielles Erlebnis bei der Dame am Fahrkartenschalter gehabt hatte - ja, da sitzen noch welche, leibhaftig, aber meistens nicht halb so freundlich wie die Automaten. Bis auf eben die eine, die mir eine "himmlische" Reise gewünscht hatte. Also, entweder hat die vorher mal bei der Lufthansa gearbeitet, oder fand sich so lustig wie Anke Engelke. Pah! Die hätte doch eher gesagt: "Genießen Sie die Fahrt in vollen Zügen!" Es hat eben einen Grund, weshalb manche Menschen für Humor bezahlt werden und andere dafür, dass sie ein Gerüst zusammenbauen oder Züge abfertigen. Das muss man nun auch wirklich nicht komisch finden.