Liebes Leben ...

29. August 2008

... ist das die neue Kinder-Überraschung?

Vorhin im Supermarkt: Schon von Weitem sehe ich die Paletten mit den Überraschungseiern, gestapelt zu einem riesigen, verführerischen Turm. Während ich meinen Einkaufswagen darauf zu schiebe, beginne ich mich leise darüber zu ärgern, dass die Paletten so prominent im Eingang platziert sind - so besteht nämlich nicht die geringste Chance, heimlich drei bis vier Eier-Reihen durchzuschütteln und dabei eventuell eins der coolen Schafe abzugreifen, die in der leckeren Schokolade stecken. Als Kind wäre ich ja sofort dabei gewesen, vorausgesetzt, ich wäre an der obersten Reihe angekommen, denn der Turm war wirklich hoch - aber als Erwachsener ...? Ein kleiner Junge schräg rechts vor mir reißt mich aus meinen Gedanken und bringt mich auf eine neue Idee. Doch noch bevor ich zu Ende überlegen kann, ob ich ihn als Strohmann für meine Ei-Aktion anheuern soll, fängt er an, im Eingangsbereich vor dem Kontrollmonitor rumzuhüpfen und kräht entzückt: "Jaaa, ich bin im Fernsehen!" Nur ein Schwarz-Weiß-Bild? Egal! Ü-Eier? Noch viel mehr egal! Mannomann, diese Kinder von heute ...

27. August 2008

... sagt man echt noch Frollein?

Sehr geehrtes Fräulein Leben,
ich frage mich, ob dies wohl die korrekte Anrede für dich ist, immerhin bist du meines Wissens unverheiratet. Eigentlich hielt ich diese Bezeichnung ja für veraltet, aber es gibt Unternehmen in Hamburg, die partout nicht davon abweichen wollen. In diesem Fall handelt es sich um ein Kreditinstitut (wohl ein wahres Traditionsunternehmen), das erst nach mehreren Telefonaten davon absah, die an mich gerichtete Post an Fräulein S. zu schicken. Ich fand das mit Mitte zwanzig irgendwie nicht mehr angebracht - schon gar nicht mit dem Zusatz "z.H. Eheleute S.". Ich darf meine Abrechnungen nämlich schon selber angucken, jawohl. Aber das ist dem schlauen PC-System wohl nicht aufgefallen. Mal abgesehen davon, dass sich dieses schlaue System auch seit Jahren weigert, meinen Umzug anzuerkennen und mir immer wieder Berater aus ewig weit entfernten Filialen aufdrängen will, scheint man in dieser Firma wundersamerweise sehr an dem Fräulein zu hängen - denn trotz des inzwischen tatsächlich berichtigten Adresskopfes findet es sich in der Anrede immer noch. Schön ist das nicht. Klingt irgendwie so nach: "Junges Frollein, drei Bier und noch zwei Überweisungen bitte!" Oder nach Fräulein Menke, uuaaah (wer die noch kennt, ist doch wirklich zu alt für die Fräulein-Anrede, oder?). Dein Einverständnis vorausgesetzt, werde ich also bei der formlosen Ansprache "Liebes Leben" bleiben.
Dein Fräulein Wunder

25. August 2008

... wie würden Sie entscheiden?

Hätte ich doch nur bessere Ohren. Dann könnte ich vielleicht öfter verstehen, was mein Bauch mir sagt - aber nein, ich höre ja schlecht und darum schleppe ich so manche Entscheidung oft wochenlang in einer Falte meines Hirns mit mir rum. Es können durchaus auch Monate werden - in dieser Einheit muss ich z.B. rechnen, wenn ich von der Anschaffung meines neuen Handys spreche (ja, endlich!). Zu meiner Entschuldigung: Es gibt zurzeit 530 Handymodelle auf dem Markt, und ich habe verglichen, was das Zeug hielt. Um am Ende festzustellen, dass ich zwar über UMTS und HSDPA bestens informiert war, aber die wirklich wichtigen Dinge nicht wusste: wie etwa, dass das Display nur an oder aus kann, nix mit Energiesparuhr oder so. Na ja, zu spät. Denn schon steht die nächste Entscheidung an: Laminat im Wohnzimmer? Und wenn: Welche Ausführung? Pinie Sacramento oder Buche Normandie? Eiche Quebec, Eiche Sorbonne oder Eiche Ancona? Kirsche Piemont oder Palisander Madagaskar? Mit integrierter Trittschalldämmung oder ohne? Hilfe! Nur dank fachkundiger Unterstützung von Dr. Know habe ich vorerst zwei Designs ausgewählt und jeweils ein Paneel gekauft. Diese liegen jetzt, man darf gern lachen, mitten in meinem Wohnzimmer. Ich lasse sie auf mich wirken, bei Tageslicht und im Dunkeln, und einmal am Tag spaziere ich andächtig darüber, um zu testen, wie es sich anfühlt und -hört. Aber ich höre ja so schlecht. Wundert sich eigentlich irgendjemand, dass ich bei einer Auswahl von 3,2 Milliarden männlichen Erdenbürgern (abzüglich Kindern und Homosexuellen) Single bin?

22. August 2008

... und, wie geht's dir so?

Doofe Frage? Hast Recht. Eignet sich bestenfalls für ein Aufzuggespräch über maximal drei Stockwerke und ist ansonsten die Einleitung zu völlig nichtssagendem Small-Talk-Geschwafel für alle Hirne der Größe "small". "Danke, gut, und selbst?" "Muss ja, nä?!" "Ja, bei mir auch." "Und sonst so?" "Scheiß Wetter diesen Sommer, oder?" "Stimmt. Früher war alles besser." Danke für das Gespräch. Wahrscheinlich gehört, wie meine Freundin Dr. Know es so nett formulierte, der Austausch von Belanglosigkeiten zur Sozialhygiene. Man will das unangenehme Schweigen in sterile Worthülsen pressen und sagt einfach mal irgendwas. Schließlich will man höflich sein. Dabei ist es doch eigentlich fast beleidigend, Interesse am anderen vorzutäuschen - denn wer möchte auf die Frage schon eine ehrliche Reaktion? Man stelle sich nur mal vor, es antwortet plötzlich jemand mit "Hey danke, mir geht's total supi!" Da steht man doch entweder im Verdacht, bewusstseinserheiternde Drogen genommen zu haben oder den Fragesteller veralbern zu wollen. Umgekehrt ist es noch weniger gern gehört, wenn man mit "Beschissen wäre geprahlt" antwortete. Manchmal könnte ich nicht mal auf Anhieb ehrlich sagen, wie's mir geht, weil ich erst mal die Gesamtsituation analysieren und die aktuellen positiven und negativen Ausschläge summieren müsste. Meistens bist du, liebes Leben, ja eher komplex. Logisch also, dass man nicht nur aus Höflichkeit mit "gut" antwortet, sondern auch, weil einem so schnell nix besseres einfällt. Also: Doofe Frage, doofe Antwort - aber einen positiven Aspekt gibt es trotzdem: Man erkennt sofort, wer einen bloß mit Sozial-Sagrotan benebelt und wer echten Charme versprüht.

21. August 2008

... bist du ein Erdmännchen?

Achtung: Ich habe mal wieder eine neue Theorie. Ich nenne sie die Erdmännchen-These. Erdmännchen sind diese katzenartigen Mangusten, die sich in ihren Erdlöchern vestecken, dann irgendwann mal vorsichtig einen Späher ausschicken und wenn die Luft rein ist, kommt die ganze Truppe auf einen Schlag hinterher. Genauso läuft das Leben doch ab: Manchmal ist wochenlang kein Mensch auf weiter Flur zu sehen, man wird nicht auf Partys eingeladen, alle sind irgendwie anders beschäftigt - und dann kommen plötzlich alle gleichzeitig aus ihren Löchern und wollen feiern. Andere Situation, selbes Phänomen: Man sucht alle Supermärkte der Umgebung erfolglos nach Zuckerschoten ab, gibt sich dann resigniert mit Erbsen zufrieden, nur um ein paar Tage später festzustellen, dass es nun auf einmal überall Zuckerschoten gibt, am besten noch im Sonderangebot. Toll. Auch Arbeit kommt immer wie aus dem Nichts auf einen zu, aber dann gleich im Dutzend. Wobei Arbeit auch eine besonders hartnäckige Erdmännchen-Kompanie ist. Mit Männern ist es dasselbe: Egal, ob neue oder alte Bekanntschaften (manchmal so alt, dass sie dann schon wieder als neu gelten), irgendwie treten immer alle auf einmal auf und verschwinden dann aber auch, genau wie die Erdmännchen, auf irgendein geheimes Alarmzeichen hin wieder schlagartig in ihren Löchern - meistens nicht ohne ein bisschen Dreck zu hinterlassen. Wenn ich mal groß bin, möchte ich die Löcher finden, in denen sich alles und jeder unsichtbar machen kann. Einziger Unterschied zu den Ermännchen ist übrigens: Die Tierchen lassen sich gut zähmen - das Leben nicht.

19. August 2008

... warum stellen alle komische Fragen?

Micha war der Stein des Anstoßes (kein Wunder, als alter Fußballer). "Na, ist schon wieder Winter?", sagte er zu mir. Weil ich einen Schal umhatte. Wohlgemerkt: Ein schmaler Deko-Schal, kein Wollschal. Und das war nur eine Variante des Ausspruchs, den ich tags zuvor in Bezug auf das Fell-Imitat am Kragen meiner Jeansjacke gehört hatte: "Wollen Sie nach Sibirien?" Erstens: Ist eigentlich irgendjemandem schon mal aufgefallen, dass es draußen nicht zwingend warm sein muss, nur weil im Kalender "Sommer" steht? Zweitens: Weder ein dünner Schal noch ein Fellkragen wären zweckdienliche Winter-Accessoires und drittens: Warum stellen mir alle eigentlich immer so "lustige" Fragen? Angeregt durch die kleine Häufung solcher Äußerungen fielen mir da nämlich glatt noch so einige ein. In Bezug auf besagte Jeansjacke zum Beispiel: "Na, wie viele Polyester mussten dafür sterben?" Höhö! Eins, und das war dreimal so groß wie du und ich habe es selbst erlegt, noch Fragen? Oder wenn mich jemand zuhause besucht: "Sag mal, bist du geschrumpft?" Nee, hab' bloß die Stelzen abgenommen. Aber keine Sorge, ich nehme da natürlich nicht wirklich Anstoß dran - Humor ist schließlich, wenn man trotzdem lacht.

17. August 2008

... verkauft man uns für blöd?

Ein Geständnis vorneweg: Ich mag Werbepausen. Zeit, um sich was zu trinken aus der Küche zu holen oder schon mal die Zähne zu putzen. Hat den Vorteil, dass man dann auch wieder richtig wach ist und mit Glück der Handlung bis zur nächsten Pause folgen kann. Manchmal kann es sogar erheiternd sein, einfach mal einen Werbeblock vollständig anzugucken. Zurzeit wird zum Beispiel ein Haarshampoo mit "Zement-Ceramid" verkauft. Zement im Shampoo? Ich wusste gar nicht, dass Beton-Frisuren wieder "in" sind. In einem anderen Haarwaschmittel lauern "Zink-Pyrithione", was so klingt, als könnte es ansteckend sein. Eine Gesichtscreme enthält jetzt Kaviar - aber ich bezweifle, dass sie dadurch besser schmeckt. Gern genommen sind auch chemisch angehauchte Wortungetüme wie "Coenzym Q10" oder "Vitamin-B-Komplex". Man sollte einfach mal 20 Leute auf der Straße fragen, was das eigentlich ist - ich möchte wetten, dass bestimmt einer dabei ist, der "Enzüm" für ein neues türkisches Gericht hält. Wobei ich anmerken möchte, dass auch ich nicht weiß, ob ein Coenzym vielmehr kann als eventuell ein Eiweiß zu spalten. Ach ja, Geschirrspülmittel gibt's mit Powerball und Waschmittel wahlweise mit "Magnets" oder geheimnisvollen "Sachets". Ganz ehrlich, liebe Werbungtreibende: Ich möchte nur, dass meine Haare, meine Wäsche und mein Geschirr sauber werden. Den Rest könnt ihr behalten. Ich bin doch nicht blöd.

14. August 2008

... war heute Tag der Loser?

Also, diesen Tag hätte ich in weiten Teilen gern geschwänzt. Hier meine Verlust-Liste:
Als erstes habe ich den Kampf gegen meine Jalousie verloren (die hängt jetzt dekorativ auf halb zwölf).
In der Folge habe ich die Beherrschung verloren ("Scheißteil!").
Später, bei der stationären Fahrkartenkontrolle, habe ich die Geduld verloren ("Ja, das BIN ich auf dem Foto!").
Mittags habe ich kurzfristig mein Gedächtnis verloren und minutenlang in meiner Handtasche nach dem Hausausweis gekramt, den ich warm und trocken in der Manteltasche verstaut hatte.
Dank des Herbstwetters habe ich außerdem einen Teil meiner ohnehin nur beschränkt vorhandenen Gelassenheit verloren (ja, ich habe die Sonnenrötungen hier oft beklagt - aber ich vermisse sie!).
Ich habe den Glauben an unsere Busfahrer verloren ("Dann fahr halt ohne mich, Du Penner!")
Und ich habe einen Kommentator verloren.
Da kann ich ja nur froh sein, dass ich meine Unschuld schon vorher verloren hatte.

... sind schon wieder 7 Jahre vorbei?

Ich wittere eine Verschwörung. Diese Einigkeit unter den Kommentatoren ist doch verdächtig ... alle raten mir: starten statt warten! Flitzen statt sitzen! Aber wohin denn überhaupt? Und was, wenn das Leben doch von ganz allein eine neue Wendung nähme? Es gibt schließlich Leute, die behaupten, dass es sich alle sieben Jahre neu ordne. Das kann man als Eso-Unsinn abtun - oder sieben Minuten drüber nachdenken. Ich hab' die Zeit gerade, also mal kurz überlegen:
In meinem 7. Lebensjahr, also zwischen dem sechsten und siebten Geburtstag, wurde ich eingeschult. Plötzlich gab's eine Sitzordnung, eine Schulordnung und eine Tafelordnung. Und wenn die Hausaufgaben richtig waren, war auch schon fast alles in Ordnung. Wenn das mal keine Neuordnung war.
In meinem 14. Lebensjahr entwickelte sich wohl mein zwischenmenschliches Verhaltensmuster. Da gab's diesen liebenswerten Jungen (den ich, das sollte ich betonen, tatsächlich mochte). Er wollte sich mit mir zu einem Spaziergang im Regen verabreden und rief an, um zu fragen, wer von uns beiden denn den Regenschirm mitnehmen wolle. Und ich ordnete pragmatisch an: "Na, jeder bringt seinen eigenen mit." Ich weiß nicht, ob ich es erwähnen muss: Aus uns ist nie etwas geworden. Trotzdem habe ich bis heute meistens einen eigenen Schirm dabei. Na ja.
Im 21. Jahr habe ich dann wichtige Lektionen und Rangordnungen des Berufslebens erlernt: Die Azubine macht Kopien, die Azubine macht Ordnung im Aktenschrank, und die Azubine macht auf Weihnachtsfeiern lieber rechtzeitig den Abflug. Alles klar, wir sind bei der Arbeitsordnung mit all ihren inoffiziellen Kapiteln angekommen.
Jetzt befinde ich mich im 28. Jahr. Au weia. Da kann ich doch fast sicher sein, dass ich mal wieder fällig bin ...

12. August 2008

... bin ich dir völlig schnuppe?

Na toll. Das sollte sie also werden, die Nacht, in der alle meine Wünsche erfüllt werden. Ich habe alles extra ganz schön gemacht: alle Lichter in der Wohnung gelöscht, ein Gläschen Wein eingeschenkt, leise Musik angemacht und schaue jetzt seit Stunden in freudiger Erwartung aus dem Fenster. Und was ist? Nix passiert! Ich sitze hier auf meiner harten Fensterbank, mit meinem kleinen Wunsch, eingeschlossen in meinem kleinen Herzen, im fahlen Schein des Mond ... , ähm, des Monitors und mein Steißbein schmerzt. Dabei sollten doch heute Nacht bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde fallen, hieß es. Und weil mich die letzte Sternschnuppe so unvorbereitet traf (vor ziemlich genau einem Jahr auf Malta) und ich so schnell gar nicht wusste, was ich mir wünschen sollte, wollte ich dieses Mal gut gerüstet sein. Ich weiß genau, was ich mir wünsche. Aber es passiert nix. Ich starre Löcher in den Himmel. Suche den großen Bären und sehe aus dem Augenwinkel doch nur einen kleinen Hasen, der über die Rasenfläche im Innenhof hoppelt. Die Kälte kriecht langsam durch meine Socken, will mir meinen Wunsch entreißen und mich ins Bett schicken. Egal, ich bleibe. Ohne Schnuppe geh' ich heute nicht schlafen. Nach Mitternacht sollen die allermeisten fallen. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass bei mir bald nur eines fällt: die Lider. In dem Fall hoffe ich, dass man sich auch was von Sternschnuppen wünschen kann, die man nicht gesehen hat. Sonst muss ich mir nämlich eine Wimper ausreißen. Oder so.

10. August 2008

... lachst du noch oder liebst du schon?

Wahrscheinlich habe ich gestern an nur einem Tag die drei wichtigsten Stufen einer Beziehung miterleben dürfen. Als erstes konnten wir beim Brunch eine giggelnde Junggesellinen-Runde beobachten, die sich in pinkfarbene Bunny-Shirts geschmissen hatte und noch vor der ersten Flasche Sekt einfach alles lustig fand (vor allem vermutlich den Gatten in spe). Später, in einer Bar, sah ich dann ein Pärchen auf einem Sofa sitzen, beide jeweils in ein Buch vertieft (bei ihm war es übrigens "Harry Potter"). Schön, wenn man sich noch soviel zu sagen hat. Wirkte nicht mehr ganz so lustig wie die Runde am Morgen, aber wie sagen doch alle so schön: Wer braucht schon Verliebtheit, wenn man Vertrautheit und Nähe haben kann. Und nah beieinander saßen sie ja wenigstens. Auf dem Nachhauseweg begegnete mir dann Stufe drei, das Endstadium: Ein speckiger Typ, der hektisch in der Mopo blätterte und pöbelte: "Ey, wo sinnie Tidd'n?" Seine Alde ließe ihn ja auch nicht mehr so ran.
Hach ja, Singles können sich ja so glücklich schätzen ...

P.S.: Die Beziehung zwischen diesem Blog und mir dauert nun schon genau einen Monat, und ich kann noch lachen - Prost!

9. August 2008

... braucht man einen Liebhaber?

Mal wieder in der U-Bahn. Mal wieder ein Handy-Telefonat. Mal wieder inhaltsfrei. Es endete mit: "Hab' dich lieb!" Hab' dich lieb? Menschen können sich mögen, Menschen können sich lieben, aber Menschen sind doch keine Hab-dich-lieb-Glücksbärchis. Also, mit wem hat die Frau gesprochen? Mit ihrem Haustier? Ihrem Kuscheltier? Mit einem Kleinkind? Das wären alles niedliche Wesen zum Liebhaben. Aber alle drei können nicht telefonieren.
Vielleicht war's ja ihr Liebhaber.
Aber hat der einen lieb?

6. August 2008

... wie läuft's denn so?

Vorhin hatte ich eine Halluzination: Ich sah zwei Teenager-Mädels ohne Schuhe den Bahnsteig entlang laufen. Nicht, dass sie barfuß gewesen wären, nein: Die eine trug knallige, pinkfarbene Socken an den Füßen (an der Unterseite schwarz, aber wohl nicht von Haus aus), die andere hatte komplett schwarze Socken mit gummiartigen Anti-Rutsch-Noppen an der Sohle - vielleicht war sie Schwedin und daher etwas unsicher in der Kurvenlage. Egal, wesentlich ist die Frage: Konnte das wirklich sein, dass sich da Frauen (ok, sehr junge Frauen) ohne Schuhe auf die Socken gemacht hatten? Wo doch Schuhe sonst Frauen anziehen wie der Mond die Erde? Aber es musste wohl stimmen, denn andere schienen diese Halluzination auch zu haben, jedenfalls verrenkte sich der halbe Waggon den Hals nach den Unten-Ohne-Mädels. Die beiden trugen übrigens, wenn auch kein Schuhwerk, so doch jede Menge Einkaufstüten mit sich herum, von Pimkie bis New Yorker - alles keine Schuhläden, Bedarf sahen sie also offenbar nicht. Hä? Irgendwas lief hier schief. Da wird doch kein Schuh draus! Haben die zwei vielleicht was gegen Pärchen? Oder wächst die Beziehung zwischen Frauen und Schuhen erst nach der Pubertät? Aber selbst wenn die zwei bis dahin kein Schuh drückt: Vielleicht sollten sie die Socken lieber auch noch ausziehen und als Sparstrumpf verwenden - die erste große Schuh-Liebe kommt bestimmt. Und das kann teuer werden.

5. August 2008

... hassen Kassiererinnen mich?

Als ich klein war (noch kleiner als jetzt), wollte ich mal Kassiererin werden. Ich fand das toll, wie die mit ihren flinken Fingern über die Ziffern huschten, dazu dieses geschäftige Klack-Klack-Klack der Tastatur und das mechanische Rattern des Bons. Nun ist es bei mir keine Zahlen- sondern eine Buchstaben-Tastatur geworden, und ich bin ganz froh darüber - denn inzwischen gibt es ja diese langweiligen, piependen Scanner-Kassen, an denen die Kassierer gar keinen glücklichen Eindruck machen. Am Wochenende z.B. stand ich an der Kasse, die Waren schon auf dem Transportband. Während die Dame vor mir sich gerade anschickte, den Bon für die EC-Zahlung zu unterschreiben, zog die Kassiererin schon den ersten Teil meines Einkaufs über den Scanner. "Ich freue mich ja auch, wenn's schnell geht", sagte ich, "aber ich kann die Sachen ja leider noch nicht einpacken ..." dazu hätte ich nämlich der Frau vor mir gewaltsam meinen Einkaufswagen in den Hintern rammen müssen, um sie aus dem Weg zu räumen. Die Kassiererin stellte sich taub, tat weiterhin so, als ob sie den Weltrekord im Scannen brechen wollte und herrschte mich dann an: "Vierzehn Euro acht!" Hallo? Kann ich die Sachen auch mitnehmen oder darf ich nur bezahlen? Ähnlich freundlich war vorige Woche schon ihre Kassierer-Kollegin: Die fragte mich nach dem Zahlen, ob ich den Bon haben wolle. "Ja bitte", sagte ich, darauf sie schnippisch: "Brauchen Sie aber nicht." Darf ich das vielleicht selbst entscheiden? Als ob ich ihre Arbeit kontrollieren wollte - aber bitte, jetzt erst recht. Ach ja, und nicht zu vergessen meine Lieblingskassiererin, liebevoll "Der Sergeant" getauft: "Die Ware noch nicht aufs Band legen!" Und drei Sekunden später mit vorwurfsvollem Blick: "Worauf warten Sie denn?!" Und: "Die Flaschen nicht hinstellen!" Meine Güte, entschuldigen Sie bitte, dass ich etwas kaufen will ... Der Kunde ist König, aber wer braucht in Deutschland schon einen König? Da bin ich doch wirklich froh, dass ich nicht Kassiererin geworden bin.

3. August 2008

... was ist so toll am Mänätscher?

Es scheint inzwischen nicht mehr nur bei den Promis aller Kategorien zum guten Ton zu gehören, einen Manager zu haben, nein, heute muss man alles "mänätschen". Neulich las ich zum Beispiel von einem Zeitmanager, der sich um alles kümmert, wofür der arme Arbeitnehmer im Alltag keine Zeit hat, also etwa einkaufen, zur Reinigung gehen, Geschenke einpacken. Ein Assi für jedermann. In einem anderen Schreiben stand etwas über einen Rekordmanager, der nicht etwa besonders viel oder gut managt (<- herrje, sieht das scheiße aus), sondern Ansprechpartner für einen bestimmten Weltrekordversuch sein soll. Allgegenwärtig auch der Krisenmanager oder der Gebäudemanager. Ich sehe schon vor mir, wie demnächst der Briefmanager die Post bringt, der Brötchenmanager die Schrippen backt und die Haarmanagerin ihren Kundinnen eine neue Frisur verpasst. Vielleicht sollten manche Leute mal wieder einen Termin beim Gesundheitsmanager machen, bevor die kranken Auswüchse noch weiter wuchern. Ich geh' derweil mal rüber in die Küche, meinen Herd, pardon, den Essensmanager anschmeißen.

2. August 2008

... gibst du uns Zeichen?

Es gibt ja Ereignisse im Leben, bei denen man nicht recht weiß, ob man an Zufälle oder an Zeichen von oben, und zwar ganz oben, glauben soll. Heute zum Beispiel beobachtete ich in einem Beach Club an der Elbe, wie sich rechts von mir ein Mann anschickte, seinen behaarten Ich-bin-im-5.-Monat-Bauch aus einem Karohemd zu schälen und, ich schwöre, just in dem Moment schob sich eine dunkle Wolke vor die Sonne. Ich bin sicher, sie wollte ihm ein Zeichen geben, ganz bestimmt - aber er hat es nicht erhört. Leider. Als ich dann so da saß und versonnen auf den Pavillon blickte, an dem schöne, aber völlig sinnbefreite weiße Stoffbahnen im Wind flatterten, hatte ich plötzlich das Gefühl, mich mitten in der Raffaello-Werbung zu befinden. Und ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da wechselt plötzlich die chillige Lounge-Musik und aus den Lautsprechern dröhnt volles Rohr "... you leave me speechless ..." - der "Raffaello-Song" in voller Länge. Ja, sprachlos trifft es da ganz gut. Ist das nun bloß ein Zeichen dafür, wie gut Werbung funktioniert? Oder ist das ganze Leben voller kleiner Zeichen, die uns etwas sagen wollen? Mal wichtiges und mal unwichtiges, mal deutlich und mal undeutlich? Was für ein Zeichen war es dann, dass auf der Liege neben mir ein freundlicher Anwalt Platz nahm? Brauche ich etwa bald einen? Vielleicht ist es manchmal doch schöner, an Zufälle zu glauben ...

P.S.: Sonnenbilanz diesmal: Rötung auf Oberarmen und Fußrücken. Wenigstens verteilt die Sonne sehr gerecht. Und sie hinterlässt eines der wenigen sehr deutlichen Zeichen: Nächstes Mal endlich Sonnencreme benutzen!