Liebes Leben ...

12. November 2008

... fallen Kilos ins Gewicht?

Kürzlich sah ich, wie eine zarte Elfe durch einen Bahnwaggon stöckelte. Alles an ihr war irgendwie zierlich, klein und niedlich - bis sie sich hinsetzte. Oder besser gesagt: hinplumpste. Da hörte ich jedes einzelne Kilo auf die Sitzbank fallen und ich korrigierte meinen Schätzwert von 60 Kilo ganz schnell auf 75. Und ich dachte daran, wie ich einmal in einer Internet-Single-Börse nicht nur Körpergröße und Gewicht abgefragt wurde, sondern auch noch die Figur beschreiben sollte. Dafür gab es eine Liste, und obwohl ich schon viele Listen in meinem Leben gesehen habe, beeindruckte mich ihr Umfang. Noch nie hatte ich so viele Umschreibungen für einen gewöhnlichen Leib gesehen: Stattlich, fraulich, knackig, mollig, rund, sportlich, athletisch, kurvig, ohne Hüftgold, mit Hüftgold, weiblich, um nur ein paar zu nennen. Damals fragte ich mich, ob man wohl mit 1,80 Metern und 65 Kilo mollig sein kann? Oder ob die Menschen es mit Humor betrachten würden, wenn jemand mit 1,50 Metern und 90 Kilo die Kategorie "schlank" wählt? Kurz: Mir erschloss sich weder die Notwendigkeit einer solchen Zusatz-Auswahl (zumal ich keine Auswahlliste für Charaktereigenschaften gefunden hatte, interessiert wohl niemanden), noch diese lächerliche euphemistische Darstellung. Ist rund dicker als mollig? Ist fraulich dünner als weiblich? Ist Tine Wittler rund oder mit Hüftgold? Oder beides? Ach nee, das ging ja nicht, man muss sich schon entscheiden. Die Begriffe sind immerhin so dehnbar wie ein Gummizug (die es nur gibt, damit auch die "kurvigen" Frauen in Größe 34 passen). Heute verstehe ich, warum Größe und Gewicht nicht reichen: Die U-Bahn-Elfe hat mir gezeigt, dass man auch mit Top-Maßen die Kategorie "Elefant" auswählen müsste, um bei der Wahrheit zu bleiben.
Und: Nicht jeder Tag ist gleich. Ich fühle mich heute zum Beispiel auch fünf mal so schwer wie sonst, was daran liegen könnte, dass mein Kopf gerade gefühlte drei Tonnen Schleim in den Nasennebenhöhlen gebunkert hat. Für schlechte Zeiten wahrscheinlich, schließlich wird's Winter. Und Schleim kann man immer gebrauchen. Vor allem im Berufsleben.

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