Liebes Leben ...

16. Oktober 2008

... weißt du noch ...?

Ich sitze gerade mitten in meiner Vergangenheit. Ich habe nämlich aufgeräumt (oder vielmehr: ausgeräumt) und alles in halbhohen Stapeln in meinem Schlafzimmer aufgetürmt. Wenn ich das mache, finde ich grundsätzlich Sachen, die ich eigentlich schon vergessen hatte - denn ich brauche sie nie, und doch trenne ich mich auch nie von ihnen. Stapelweise Kassetten zum Beispiel. Die Musik darauf interessiert mich überhaupt nicht mehr, aber diese Bänder haben viel mehr Seele als alle CD's, die ich besitze. Weil ich sie selbst bespielt habe: stundenlang saß ich manchmal Sonntag morgens vor dem Radio, habe Songs aus den Charts aufgenommen und mich maßlos geärgert, wenn eine Verkehrsmeldung oder ein besoffener Moderator das Stück unterbrochen haben. So viel liebevolle Arbeit kann man doch nicht wegschmeißen! Oder meine erste Brille aus der Grundschule, rosa mit grün - ich wollte sie unbedingt, weil meine beste Freundin auch eine hatte. Also bekam ich erst "Kopfschmerzen beim Lesen" und dann eine Brille, heute ein Zeugnis der wohl ersten erfolgreichen Schummelei meines Lebens. Oder die Poesiealben aus der Grundschule und der Unterstufe - mit dem Eintrag, bei dem ich mich gewundert habe, dass da Herzchen statt Punkte über dem i waren. Und dann gibt's natürlich so Fundstücke, die man eigentlich längst entsorgt hätte, wenn sie nicht vor grauer Zeit mal ein Geschenk gewesen wären. Wie das Wahnsinns-Sammelsurium an Teelichtständern, die nie, nie, nie in meine Einrichtung gepasst haben (und nie passen werden). Aber Geschenke sind ja sowieso speziell - dazu mehr in den nächsten Tagen. Jetzt möchte ich erst mal testen, ob ich einige dieser verstaubten Erinnerungen endlich mal wegschmeißen kann, nun, da ich sie hier in meinem virtuellen Gedächtnis notiert habe. Das würde nämlich wirklich viel Platz sparen ...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Erinnere mich nicht an Schätze aus der Vergangenheit. In jedem Urlaub räume ich einen Schrank nach dem anderen leer, stapele alles sorgfältig auf dem Boden, sortiere und räume dann artig ein. Die für Müll bereitstehende Tüte ist anschließend leer, die Schränke sind wieder voll. Seufz. Andererseits: Irgendwie schön, dass es solche Schätze überhaupt noch gibt. Auf meiner Festplatte liegen Fotos, die ich nicht auf CD gebrannt habe. Irgendwann sind die genauso weg wie die CDs. Massenspeicher für den Einweggebrauch. Was auf MP3-Playern schlummert, ist schon morgen Geschichte. Doch die Cassetten, ja, die liegen vermutlich noch in 20 Jahren im Schrank. "FAM 3" steht auf einer. Heißt: "FernsehAnfangsMelodien". Weil ich als Kind mit dem Mikro des Philips Cassettenrecorders vorm Fernseher stand, um "Flipper, Flipper, gleich wird er kommen..." und ähnliches aufzunehmen. Fotonegative sind sauber abgeheftet, auf denen ich im Kinderwagen in die Kamera grinse. Die heutige Digitalgeneration wird so etwas wohl nie für die Ewigkeit besitzen. Hmm, vielleicht sind die dann glücklicher ohne all diesen Ballast.
So, genug Nostalgie-Geschwaller. Ich frag mich nur, warum du in deinem zarten jugendlichen Alter solche Gedanken in den PC tippst.

mir hat gesagt…

Vielleicht, weil man sich extrem alt fühlt, wenn man sieht, wie viele Stapel Leben sich bereits angesammelt haben? Oder weil diese Reliquien durchaus Unterhaltungswert haben? Oder weil man mich zu häufig Themen wie "Liebe im Alter" hat bearbeiten lassen? Oder aber weil ich die Gedanken lieber ablege, als sie mit mir rumzutragen - und besser, ich lasse sie im Web, als damit wieder einen Haufen Papier anzurichten, der irgendwo verstaut werden müsste ... :-)