Liebes Leben ...

26. April 2009

... schein'n oder nicht schein'n?

Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand (in diesem Falle ich) bald ein paar Tage Urlaub hat, ist der tägliche Blick auf die mittelfristige Wettervorhersage. Beeindruckend dabei ist, wie sehr man plötzlich an Wahrscheinlichkeiten hängt: Ist in zwei Wochen mit 55-prozentiger Wahrscheinlichkeit Sonne angesagt, dann holt man schon fast die Badesachen aus dem Schrank, so hoch ist die gefühlte Wahrscheinlichkeit. Ist aber mit derselben Wahrscheinlichkeit Regen angesagt, hält man diese Zahl plötzlich für deutlich kleiner. Gerade etwas mehr als die Hälfte eben. So lässt man sich täuschen - wer weiß, vielleicht ist es auch wahr, dass die Sonne nur scheinlich scheint und sie in Wirklichkeit schon scheintot ist. Zu allem Überfluss kommt dann ja auch noch die persönliche Wahrscheinlichkeitsrechnung hinzu: Wenn jetzt drei Wochen lang phantastisches Frühlingswetter war, wie wahrscheinlich ist es dann, dass das in den nächsten Wochen noch so bleibt? Braucht die Sonne nicht auch mal Urlaub? Ist das gute Wetter nicht irgendwann mal alle? Muss es nicht einfach irgendwann mal wieder regnen? Furchtbar, diese unwahrscheinlich aufreibende Lebens-Lotterie. Ist die eigentlich typisch weiblich? Ich denke da zum Beispiel an Frauengespräche der Art: "Er hat gesagt, dass er anruft - jetzt hat er drei Tage lang nicht angerufen, also ruft er bestimmt morgen an, und wenn nicht, dann übermorgen, aber auf jeden Fall steigt mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit, dass er anruft." Oder: "Wenn ich dieses Kleid jetzt nicht kaufe, sondern darauf warte, dass es runtergesetzt wird, wie wahrscheinlich ist es, dass es dann noch in meiner Größe da ist?" Oder: "Ist es wahrscheinlicher, dass sie die Bemerkung wirklich so gemeint hat, oder vielleicht doch ganz anders?" Ich glaube, mit solchen Aufgaben könnte man viel mehr Mädchen für Stochastik begeistern. Sie würden deutlich früher begreifen, dass Männer Mathematiker sind, und Frauen Wahrscheinlichkeitsrechner, so scheint's jedenfalls. Wie wahrscheinlich nun Sonnenschein ist, kann mir jedoch wohl keiner von beiden beantworten.

22. April 2009

... wann bekomme ich einen Orden?

Langsam wird's dafür ja wohl wirklich mal Zeit. Schließlich bin ich so ein Gutmensch! Erstens: Schlanke Menschen sind total gut fürs Klima - nicht nur, weil sie weniger essen und dadurch weniger Kohlendioxid für die Produktion von Nahrungsmitteln in die Luft gepustet werden muss, sondern auch, weil für ihren Transport weniger Energie benötigt wird. Da habe ich schon mal was gut bei Mutter Natur. Und beim HVV, der Bahn sowie allen Fluglinien - Wink mit dem Zaunpfahl, meine Herren. Zweitens: Vor mir muss kein Mann Angst haben. Eine großartige neue Umfrage fand heraus, dass Männer "empfindlich" auf Frauen reagierten, die ihnen auf Augenhöhe begegneten, (auch) was die Körpergröße betrifft. Sie bevorzugen angeblich Frauen unter 1,70 Metern. Hierzu möchte ich feststellen, dass ich selbstredend ausschließlich aus diesem Grund irgendwann mein Körperwachstum eingestellt habe. Die Dankes-E-Mails möge man bitte an meinen Sekretär richten, der für mich arbeitet, weil ich ihn durch bloße Anwesenheit vom Plateauschuh-Zwang geheilt habe. Drittens: Die Wissenschaftsmedien überschlugen sich angesichts der Meldung, dass eine südamerikanische Ameisenart vollständig ohne Männchen auskommt. Hallo? Wo ist die Sensation? Ich konnte das jahrelang, ohne dass irgendjemand groß davon Notiz genommen hätte! Also bitte: Wo bleibt mein Orden? Die Belobigungsurkunde? Das Bundesverdienstkreuz? Was soll ich denn noch alles machen?

18. April 2009

... wer wird hier aufs Korn genommen?

Folgende wahre Begebenheit trug sich zu: Jemand hat beim Bäcker ein Brot kaufen wollen. "Körnerbrot" stand an der Auslage. Er fragte: "Entschuldigung, was ist denn drin, in dem Körnerbrot?" Antwort der Verkäuferin: "Körner." So. Es finden also nicht nur blinde Hühner manchmal Körner, sondern auch blöde. Die gute Nachricht ist: Die Henne konnte lesen. Die schlechte: sie hatte scheinbar noch nie vom Baum der Erkenntnis genascht. Denn nun steht man da und weiß nicht recht: Sandkörner? Die knirschen ja so unschön zwischen den Zähnen. Schrotkörner? Da beißt man sich bestimmt die Zähne dran aus. Oder Meisenknödelkörner? Da fliegt ja auch niemand wirklich drauf, es sei denn, man hat 'ne Meise. Wir lernen: Verkaufsfördernd war diese Antwort nicht. Auf der anderen Seite war sie aber gar nicht so verkehrt - denn seit wann kann man davon ausgehen, dass beim Essen das drin ist, was drauf steht? In einem Maulwurfkuchen ist ja auch kein Maulwurf drin - und im Hundekuchen kein Hund. Die meisten Erdbeerjoghurts haben auch noch nie eine Erdbeere gesehen. Es wurde sogar schon behauptet, dass im Fischburger gar kein Fisch drin sei. Und wer hat hier schon mal einen Kinderteller gegessen? Hey, ihr könnt's ruhig zugeben, da muss niemand ein schlechtes Gewissen haben. Insofern hielt die Verkäuferin es vielleicht für angebracht, zu betonen, dass im Körnerbrot wirklich Körner drin sind. Darauf jetzt einen doppelten Korn - aber bitte ohne Körner!

14. April 2009

... alles klar?

Der Inhalt dieses Schreibens an einem Winterhuder Laternenmast ist leider etwas schlecht erkennbar - und zwar nicht nur, weil die Aufnahme nachts und mit dem Handy entstanden ist ...:

Der Fenster Putzer
Für Privat & Firmen
Wir übernehmen gerne ihre Glasreinigung, Büroreinigung, Wohnungsreinigung, Treppenhausreinigung. Sind ihre Fenster verschmutzt kommt der Fenster Putzer und Putz Glas Klar na klar mit Rahmen.

Stefan Raab könnte für diesen Slogan garantiert eine Melodie komponieren, mit der sich "Der Fenster Putzer" direkt an die Spitze der Charts setzen würde - Titel: Aber bitte mit Rahmen!

10. April 2009

... sagen Bilder immer mehr als Worte?

Gerade wollte ich mal wieder zu einer Tirade über den Verlust der deutschen Sprache ansetzen. Denn nachdem Henning kürzlich den schönsten Sprachpanscher der Woche in einem (deutschen!) Restaurant entdeckt hatte ("Tuna Fish rare medium gegrilled"), fand ich auch noch eine Gebrauchsanweisung auf einer Pizzapackung, die (IKEA-mäßig) einfach mal komplett auf Buchstaben verzichtet hat:


Doch dann fiel mir ein, dass die Idee in diesem Fall vielleicht gar nicht so blöd ist - schließlich können auf diese Art und Weise endlich auch fünf- oder sechsjährige Kinder, die des Lesens noch nicht mächtig sind, allein ihre Pizza in den Ofen schieben, während Mami sich im Wohnzimmer Gerichtsshows anguckt. In Bildern ist es ja unmissverständlich:
1. Backofen auf 220 Grad stellen. Vorsicht: Wenn man nur 200 Grad wählt, dünstet die Pizza radioaktive Strahlen aus. Außerdem darf man in Europa nur vier und in England sechs Pizzen gleichzeitig in den Ofen schieben, sonst fängt er an zu brennen.
2. Die Pizza in einer durchsichtigen Plastiktüte verstauen.
3. Die Pizza ohne Plastiktüte auf dem Rost den Ofen schieben und bestätigen, dass man mindestens 11 bis 13 Jahre alt ist. Ach nein, Entschuldigung, das macht ja keinen Sinn: Man soll die Pizza zwischen 11 und 13 Uhr verzehren, so war das.

P.S.: Nein, das war nicht meine Pizza. Ich hab' das Foto im Laden gemacht. Niemals würde ich Fertiggerichte essen. Ehrlich.

5. April 2009

... wie riecht ein Laternenpfahl?

Falls es jemand nicht bemerkt hat: Letzte Woche war ich leider verhindert. Ich bin, ein Buch lesend, spazieren gegangen und dabei gegen einen Baum gelaufen. Der Baum und das Buch fanden sich vermutlich sehr anziehend und wollten ihre Zweisamkeit genießen - darum schlug der Baum einfach aus (passiert ja öfter in dieser Zeit) und setzte mich mit einem Schleudertrauma außer Gefecht.
Ha ha! Die Geschichte ist natürlich Quatsch. Einer der verspäteten, wahnsinnig lustigen April-Scherze. Aber vielleicht wird sie irgendwann wahr. Es gibt jetzt nämlich "Books to go". Eigentlich dachte ich ja, jedes Buch in einer Buchhandlung wäre "to go", schließlich soll man sie ja mitnehmen und nicht im Laden durchlesen, aber da bin ich wohl mal wieder zu erbsenzählerisch. Die echten Books to go sind jedenfalls eher dünn, kleinformatig und in verhältnismäßig großer Schrift gedruckt - ein "Lesesnack für unterwegs", sagen die Händler. Für alle, die Bücher wie Fast Food verschlingen, sage ich. Wäre ganz gut, wenn die Books auch noch einen Abstandsmesser hätten, so wie Autos, die zu piepen anfangen, wenn man mit der Schnauze oder dem Hinterteil zu dicht auf ein Hindernis zusteuert. Denn, mal ehrlich: Wenn man mit der rechten Hand den Coffee to go zum Munde führt und gleichzeitig die Augen mit dem Book to go in der linken Hand beschäftigt sind, während die Ohren durch iPod-Stöpsel mit Music to go beschallt werden - dann bleibt einem doch höchstens noch die Nase, die einen vor entgegenkommenden Passanten bewahren kann. Manchmal mag das klappen - wer regelmäßig U-Bahn fährt, weiß, wovon ich rede: Achtung, Douglas-Verkäuferin von links oder Raubtier von rechts. Smells to go away. Aber wie bitte riechen Laternenpfähle? Bordsteinkanten? Oder Bäume? Ich sollte wohl mal einen Schnupperkurs besuchen.