Liebes Leben ...

8. Oktober 2008

... wird man fürs Schwänzen bestraft?

Wenn man für sein Leben ein Zeugnis bekäme, würde bei mir zurzeit unter "soziales Leben" leider "nicht teilgenommen" stehen. Meine sozialste Beschäftigung besteht vermutlich darin, anderen Leuten bei ihrem eigenen Sozialleben zuzuschauen - z.B., wenn ich abends im Dunklen aus der U-Bahn in die beleuchteten Wohnungen gucke und zu erraten versuche, welches TV-Programm dort gerade flimmert. Was gemerkt?! Ich fahre seit Wochen im Dunklen nach Hause! Dabei war noch nicht mal Zeitumstellung. Egal. Kürzlich jedenfalls erkannte ich in einer Wohnung "Wer wird Millionär" auf dem Bildschirm, und in der Wohnung darüber "Nackt", allerdings nicht im Fernsehen. Die Aufführung war live, sehr live, im Badezimmer (könnte auch die Küche gewesen sein, zumindest waren weiße Kacheln und ein Spiegel an den Wänden). Das war einer der Momente, in denen ich ziemlich froh war, dass meine Wohnung nicht an einer U-Bahn-Strecke liegt - wobei mich das auch nicht davor schützt, von anderen beim anti-sozialen nächtlichen Stubenhocken erwischt zu werden. Mein freundlicher Nachbar bekommt es irgendwie immer mit, wenn bei mir das Licht brennt und bietet sehr regelmäßig seine sozialen Dienste an (ich weiß nicht, ob er Mitleid hat, oder vielleicht bloß hofft, eine neue, sonderbare und lichtscheue Spezies zu entdecken, um damit in die Annalen der Geschichte einzugehen). Ich hingegen hoffe, dass sich meine Absagen nicht zu einem versetzungsgefährdenden Berg negativen Karmas anhäufen, das mein misanthropisches Dasein straft, sondern mir an höherer Stelle zugute gehalten wird, dass ich momentan an einer "Eins plus mit Sternchen und aufgehender Sonne" in Fleiß und Betragen arbeiten muss.

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