Liebes Leben ...

29. September 2008

... wo ist die Kamera?

Gerade erlebe ich wieder eines meiner ersten Male: Ich habe einen Flug verpasst. An Bord versprach man zwar noch "don't worry, the plane waits for you", aber nachdem wir im Schweinsgalopp durch den wohl unuebersichtlichsten Flughafen der Welt (Lissabon) geprescht sind, trafen wir dann nur noch auf eine Boden-Stewardess, die wie ein Flugzeug guckte, als wir nach "Hamburgo?" fragten. Die Wiederholung unseres Ziels fuehrte leider nur dazu, dass sie uns darueber aufklaerte, sie koenne "very well" hoeren und dann schnippisch meinte, das Gate sei geschlossen. Vor der ausgewiesenen Zeit uebrigens - ich moechte wirklich mal wissen, warum ausgerechnet unser Flug der einzige sein muss, der in dieser Stadt ueberpuenktlich das Rollfeld verlassen musste. Vielleicht, weil wir die Portugiesen im Fussball geschlagen haben? Nach dem anschliessenden Irrlauf durch den Flughafen gerieten wir an einen Mann hinter einer beinahe komplett zuplakatierten Glasscheibe (muss ein Schutz vor erzuernten Passagieren gewesen sein), der uns auch, wie alle anderen vor ihm, wieder nur weiter schickte, an ein halbes Dutzend weiterer unwilliger Angestellter. Ich habe den Film "Terminal" zwar nie gesehen, aber ich wette, der Autor hat sich hier seine Inspiration geholt. Das Ende vom Lied ist, dass wir nach geschlagenen zwei Stunden einen Flug morgen frueh bekommen haben, ausserdem ein Hotelzimmer samt Zahnbuerste (immerhin), dass ich hier sitze und an einer bloeden auslaendischen Tastatur verzweifle und jeder nur ein Glas Wein zum Dinner bekommen hat. Und ich bin mir fast sicher, dass der Spass noch nicht vorbei ist, denn man hat mich in Zimmer 113 gesteckt ...
One night in Lisbon - mit unfreundlichen Gruessen,
von mir.

24. September 2008

... wer hat an der Uhr gedreht?

Wir waren doch nur kurz einen Wein trinken. Damit man zwischen Arbeit und Schlafen wenigstens einmal was anderes sieht. Und dann stehe ich auf der Straße und frage mich, ob man vergessen hat, die öffentliche Uhr zu stellen. Nein, kann nicht sein, dann wäre es ja nicht später, sondern früher, oder wie war das noch gleich? Egal, der Uhrenvergleich sagt auf jeden Fall, dass es wirklich schon so spät ist. Ist ja eigentlich gar nicht schlimm - aber macht man nicht ständig Dinge "nur mal kurz", die dann am Ende viel länger dauern? Ich mache zum Beispiel mit Vorliebe "nur mal kurz" in der Werbepause die Augen zu und wache dann erst am Ende des Films wieder auf. Oder ich nehme mich mittags einer kleinen Aufgabe an, die ich "mal kurz" erledigen möge und bin merkwürdigerweise drei Tage später noch damit beschäftigt. Niemand spricht mehr von Länge (außer in Zentimetern) - oder hört man mal jemanden sagen: "Darf ich Sie mal lange stören?" Bloß nicht. "Können Sie mir mal etwas länger helfen?" Geht nicht, keine Zeit! Kurz ist das neue Zauberwort, kurz ist Trend, nicht nur bei Frisuren, sondern auch im Leben. Leider funktioniert der Trick bei mir selbst so gar nicht: Dinge, von denen ich weiß, dass sie länger dauern werden, fange ich nicht "mal kurz" an. Es wäre so praktisch, wenn man sich selbst überlisten könnte mit Sätzen wie: "Jetzt bringe ich mal kurz das Leergut zum Container". Oder: "Jetzt putze ich mal kurz die ganze Wohnung". Oder auch: "Ich suche mir mal kurz einen Mann". Nee nee, für solche Sachen gibt's ja nicht umsonst die lange Bank. Aber mit der sollte ich wirklich schleunigst mal kurzen Prozess machen.

20. September 2008

... haben Tiere das Recht zu schweigen?

Gestern stand eine lustige Meldung in der Zeitung: "Wegen Diebstahl eines Maiskolbens ist ein Esel in Ägypten zu einer eintägigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Polizei erwischte den vierbeinigen Täter mit dem Diebesgut im Maul. Der Besitzer musste umgerechnet sechs Euro Strafe zahlen, blieb aber in Freiheit." Das ist doch mal konsequent - ich finde die Unschuldstheorie bei Tieren sowieso ziemlich "belämmert" (ich weiß, dass das "belemmert" heißt, aber auch nicht jedes Lamm kann ein Unschuldslamm sein). Ich möchte zum Beispiel einen Einbruch zur Anzeige bringen: Eine Spinne hat sich unerlaubt Zutritt zu meiner Wohnung verschafft und besetzt seitdem ohne meine Einwilligung eine Ecke in meinem Flur. Ich finde, da wäre das Strafmaß "lebenslänglich in ein Glas sperren" angebracht. Für das Stalking durch Mücken und / oder Fliegen sollte man die Todesstrafe diskutieren - es sei denn, die Viecher wählen freiwillig den Tod durch Ertrinken, wahlweise in Limo, Bier oder Kaffee. Tauben, die sich einfach über einem Auto erleichtern, sollten wegen mutwilliger Sachbeschädigung hart bestraft werden (Hinweis: die Ausrede mit dem Kotflügel gilt hier nicht!). In diesem Fall fände ich 500 Stunden gemeinnützige Arbeit als Brieftaube in "Ganz weit weg" angemessen. Falls sich sonst noch jemand gegen rüde Tiere zur Wehr setzen will, können wir vielleicht eine Sammelklage vorbereiten. Das wäre dann ein Tier-Gericht mal anders (auch für Vegetarier geeignet).

17. September 2008

... brauchen Sätze keine Zeichen?

Dass ich dauernd überall Zeichen sehe, dürfte mittlerweile aufgefallen sein. Jetzt aber muss ich eine Einschränkung einräumen: Da, wo Zeichen sein sollten, sehe ich oft keine. Es machen sich zwar viele Menschen Gedanken über unsere Sprache und erstellen rote Listen zur Rettung unserer bedrohten Wörter, was ich in Ordnung finde, aber ehrlich gesagt: Ich mache mir um unsere Zeichensetzung mehr Sorgen. Punkt, Komma, Strich taugt für viele höchstens noch zum Mondgesicht - das zeigen beispielsweise Mails dieser Art: "bevor ich hier nun etwas schreibe frage oder so muss ich ganz ehrlich sagen das ich gar nicht weiss wie ich anfangen soll aber egal ich versuchs erstmal ok". Nein, nicht ok, Versuch gründlich fehlgeschlagen. Wahrscheinlich bin ich altmodisch, aber man kann doch wenigstens ab und zu mal auf Verdacht ein Komma einstreuen, mit Glück trifft man sogar die richtige Stelle. Und die kann in manchen Fällen ja sogar entscheidend sein, wie die Werbeschriften des Klamottenladens "Comma" zeigten. Da stand zum Beispiel:
"Männer denken, Frauen fühlen." Und darunter:
"Männer, denken Frauen, fühlen."
In diesem Sinne: Bitte mehr Zeichen, Sprache!

15. September 2008

... wo ist mein Qi?

Wenn man mal wieder richtig lachen will, dann empfehle ich eine Stunde Qi Gong. Wer's nicht kennt: Das sind die Menschen, die sich im Stadtpark im Kreis aufstellen und Slowmotion spielen. Angeblich verbessert das das Qi (sprich: "Tschi"). Aber ich fürchte, ich habe gar keines. Mir ist zwar kurz vorher eine Aura bestätigt worden, zusammen mit drei höchst aktiven Chakren, aber ein Qi besitze ich offenbar nicht. Denn das "Mon-Qi-Qi" da vorne verlangt von mir, dass ich Wurzeln aus meinen Füßen wachsen lasse, bis in den Erdmittelpunkt, aber es gelingt mir nicht - vielleicht liegt es daran, dass ich lieber weglaufen will. Es sagt, meine Füße sollen sich angucken, aber die beiden haben ja nicht einmal Hühneraugen. Ich soll die Luft streicheln, aber wozu? Bei der nächsten Begegnung fegt sie mir doch wieder nur unfreundlich ins Gesicht. Ich soll mit dem Kopf in die Füße reisen, aber ich finde meinen Kopf ganz gut da, wo er ist; außerdem habe ich für so eine Fernreise gar nicht genug Klamotten mit. Ich soll auf meinen Atem achten, aber das ewige Rein-Raus ist ziemlich langweilig. Dann soll ich mich bei meinem Körper bedanken, weil er immer für mich da ist, aber ich finde, dass er oft auch ganz schön rumzickt, speziell der Rücken. Schließlich soll ich tief in mich hineinhorchen, und endlich, endlich höre ich mein Qi! Es knurrt mich an: "Ich hab' Hunger!" Mist. War wohl doch nur mein Magen.

11. September 2008

... was war zuerst da?

Keine Sorge, die Huhn-oder-Ei-Theorie überlasse ich anderen Schlaubergern. Ich möchte zum baldigen Wochenende lieber für ein kurzes und vor allem kurzweiliges Amüsement sorgen, denn lustiger finde ich die Was-war-zuerst-da-Frage bei folgender Adresse, zufällig gesehen in einer größeren Anzeige in den bekannten Rubriken der Tageszeitungen:
"Quelle der Liebe
Wir freuen uns auf Ihren Besuch
Rutschbahn 10"

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...

10. September 2008

... wann kommt die Sahne?

Unser Hörsinn ist besetzt von einem Schalk. Als ich das erste Mal den neuen Song von Rosenstolz "Gib mir Sonne" gehört habe, verstand ich immer "Gib mir die Sahne", "Wann kommt die Sahne" - und ich höre bis heute "Sahne", obwohl ich inzwischen genau weiß, dass der Text anders lautet. Und ich habe bestimmt keinen Sahne-Fetisch oder so. Nein, irgendwas läuft da falsch, wenn die Worte durch die Ohrmuschel und die Schnecke und all das andere Strandgut bis ins Hirn gespült werden. Zum Glück scheine ich nicht allein zu sein mit dem Phänomen. Ich erinnere mich z.B. noch an eine lange zurück liegende Erdkundestunde, in der unser Lehrer irgendwas von Gebirgsvereisung erzählt hat und meine Sitznachbarin (ich glaube, es war Nicole) mich entgeistert ansah und fragte: "Was hat er gesagt? Gehirnvereisung?" Vermutlich ist dieser Schalk auch Schuld an den Missverständnissen in der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Wenn sie etwa sagt: "Schatz, soll ich dir helfen?", hört er stattdessen: "Ich kann das doch eh besser als du" und wird sauer. Oder: Er fragt: "Wo ist denn die Margarine?" und sie hört den Vorwurf: "Hast du etwa vergessen, Margarine zu kaufen?" Böser Schalk. Frisst einfach unsere Worte auf wie fluffig-warmes Schmalzgebäck. Und will dann auch noch Sahne dazu.

6. September 2008

... erfüllt mein Briefkasten Wünsche?

Normalerweise würde ich die Frage eindeutig verneinen - jedenfalls habe ich mir noch nie Post vom Finanzamt, Rechnungen oder Flyer vom China-Imbiss gewünscht, ganz im Gegenteil, aber all das bekomme ich hartnäckig seit Jahren geliefert. Heute jedoch fischte ich eine mir wohl bekannte gelbe Plastikhülle aus dem Kasten und zum Vorschein kam "P.C. Peace". Das schwarze Schaf hat offensichtlich so gar nicht auf Peace gemacht, sondern ist einfach mit einem lauten "Blök" aus seiner Schokohülle ausgebrochen und führt nun ein Aussteigerleben in meiner Wohnung. Gut, meine "Lisa von Lieblich" hofft zwar immer noch auf "Ron Rebell", aber der will ihr doch bestimmt eh nur an die Wolle. Besser, sie vergisst ihn. Mich interessiert außerdem viel mehr die Frage, ob mein Briefkasten zwischenzeitlich zum Wunschkasten geworden ist. Was würde zum Beispiel passieren, wenn ich mir ein neues Auto wünschte? Ich weiß, dass das nicht in meinen Briefkasten passt, aber man könnte mir ja einfach die Schlüssel samt Standortbeschreibung dort reinschmeißen, ich finde es dann schon. Und ich könnte auch mal einen größeren Fernseher gebrauchen, wo wir schon mal dabei sind. Oder bin ich jetzt etwa zu unverschämt?

5. September 2008

... gibst du uns Zeichen? Teil II

Das erste, was ich heute morgen sah, als ich aus der Haustür trat, war das schwarzgelockte Hinterteil eines Hundes, der gerade intensivst mit einer größeren Hinterlassenschaft beschäftigt war. Mit anderen Worten: Ich sah einen kackenden Köter. Und dachte: Das kann ja nur ein Scheiß-Tag werden. Aber ich hatte die Botschaft etwas missverstanden - es wurde kein Scheiß-Tag, es wurde ein Bescheiß-Tag! Beispiele? Bitte: Erst prasselte gefühlte zwanzig mal ein Werbehinweis für einen Joghurt mit "Schokoperlen" (jetzt keine falschen Assoziationen bitte) auf mich ein, bis ich (sowohl Schoko- als auch Perlen-affin) den Köder geschluckt hatte und dieses Leckerchen probieren wollte. Dumm nur, dass ich es in keinem der besuchten Läden bekommen habe. Klarer Beschiss! Dafür entdeckte ich ein paar Regale weiter dieses Mysterium: Wie kann es sein, dass eine 400-Gramm-Packung Kekse 1,29 Euro kostet, während eine 250-Gramm-Packung derselben Sorte 1,39 Euro kostet? Vor allem, wenn nicht nur weniger Inhalt drin ist, sondern auch noch weniger Zucker? Soll das Portemonnaie aus Solidarität mit der Käuferin gemeinsam abspecken oder was? Schon wieder Beschiss! Aber bevor mir hier irgendjemand negative Schwingungen vorwirft: Die "beschissene" Phase war für mich am Abend schon wieder vorbei. Da schenkte mir meine Mutter nämlich (mein Dilemma kennend) ein Paket mit sechs Überraschungs-Eiern. Es trug von Haus aus die Aufschrift "Zwei Schafe garantiert" - und das stimmte tatsächlich, hurra! Jetzt gibt es ein anderes Problem: Mein Schaf "Lisa von Lieblich" ist in "Ron Rebell" verknallt - ich aber habe "Kurt Knatter" gezogen. Scheiße. Schon wieder ein Zeichen?

4. September 2008

... wollen wir uns mal kennen lärmen?

Neulich habe ich mich an dieser Stelle darüber ausgelassen, wie man sich mit nur einem Satz disqualifizieren kann. Heute möchte ich den Beweis antreten, dass man sich auch unbeliebt machen kann, ganz ohne etwas gesagt zu haben. Ich bekomme nämlich gerade neue Übermieter, die ich schon "über" habe, bevor ich sie auch nur einmal erspäht hätte. Ich sehe ja völlig ein, dass so ein Einzug nicht geräuschlos ablaufen kann - aber muss man morgens um sieben schon Bodenbelege rausreißen? Muss man, am nächsten Tag zur selben Uhrzeit, Badezimmerkacheln von der Wand hämmern, bis dem Mieter darunter (mir!) die Bilder von der Wand purzeln? Muss man in die Wände bohren, bis die Nachbarn (ich!) das Gefühl haben, dass gleich ein Loch aufbricht und "die Neuen" zur Begrüßung ihre Hand durchstrecken? Eine Begrüßung wäre zwar mal ganz nett, aber so ja nun nicht. Das ist nicht nur laut, sondern sondern auch noch unlauter. Und die sind bestimmt die ersten, die sich später beschweren, wenn ich mit klackernden Absätzen an deren Fenster vorbei über den Gehweg marschiere. Bitte, ich möchte die Nachbarn tauschen: Im Nebeneingang hängt sehr vorbildlich ein netter Zettel an der Tür, der sich für eventuelle Lärmbelästigung entschuldigt. Aber vielleicht sind meine "Neuen" ja nicht nur laut, sondern auch blöd - und haben sich mit dem Hinweis nur im Eingang vertan.

1. September 2008

... PEBKAC*?

Mein Bruder murrt: Seit letzter Woche ist wieder Schule. Ich verstehe allerdings überhaupt nicht, warum er sich so anstellt - Vokabeln lernen hängt ihm zum Hals raus, aber die Chatsprache hat er in Nullkommanix und ganz freiwillig erlernt. Ohne Wörterbuch komme ich da kaum noch zurecht, denn ein Chat kann ungefähr so ablaufen:

Ich: Hi!
Er: Sry, bin kurz afk (heißt: sorry, bin kurz away from keyboard - wer hatte nochmal was gegen Englisch?)
Ich: Ok.
Er: BRB (heißt: be right back)
Ich: Hast Du schon ein Geschenk für Mama?
Er: ^^
Ich: Was heißt'n das jetzt?
Er: LOL (heißt: laughing out loud)
Ich: Sehr witzig.
Er: Du n00b! (heißt: Newbie)
Ich: Könnten wir jetzt wieder zum Thema kommen?
Er: FYI: Ja, hab' ich (heißt: for your information)
Ich: Sehr schön. Mehr wollte ich doch gar nicht wissen.
Er: CUL8R, HF! (Heißt: See you later, have fun)
Ich: Zu meiner Zeit gab's nur "Hmpf" und "Grmbl"!
Er: LOL! BB! (heißt: bye, bye)

A/N: IMHO ist das alles BS!
(Authors Note: In my honest opinion ist das alles Bullshit!)
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* Problem exists between keyboard and chair?