Liebes Leben ...

31. Oktober 2008

... kann ich mal zwei Liter Cachaça haben?

Wenn Halloween der Tag ist, an dem die Kleinen was Süßes wollen, war ich dieses Jahr etwas zu früh dran - mein persönliches Halloween hatte ich nämlich nicht heute, sondern schon vor einer Woche, als ich ein süßes Frühstück bestellt habe. Ich bekam ein Croissant, Marmelade, Honig, Nutella und Quark. Limettenquark, ungesüßt. Findet den Fehler ... Ich reagierte etwas angesäuert (heißt ja "Süßes, sonst gibt's Saures"). Aber auch, wenn's nicht um Süßes geht, will man ja bekommen, was einem suggeriert wird: Wenn ich zum Beispiel einen Burger bestelle, soll der nicht nach Gemüse schmecken (und auch nicht nach Schuhsohle). Und wenn ich mit einem Mann essen gehe, soll der bitte nicht nach Tofu-Würsten fragen - Männer essen Fleisch. So. "Das Problem ist die Erwartungshaltung", sagt Katja, die fast immer für alles ein Fachwort parat hat und Expertin für das Thema ist. Genau wie ich. Denn wir sind Frauen. Und Frauen erwarten nun mal immer irgendwas (und nur in den seltensten Fällen ist es ein Kind). Sie erwarten, dass man sie anruft (und nicht umgekehrt), dass andere sich entschuldigen, dass man(n) ihr einen Heiratsantrag macht, dass man zu Weihnachten was schenkt, dass man auf eine SMS sofort zurückschreibt, dass sie in Größe 36 passen, dass der Müll alleine nach unten läuft, dass man ihnen die Tür aufhält, dass, verdammt noch mal, süßer Quark nicht nach Limette schmeckt. Und wehe, die Erwartungen werden nicht erfüllt, dann sind Frauen selbst wie Limetten-Quark: Von außen noch ganz süß, aber innen ziemlich sauer. Und wenn man nicht gerade an ihnen nascht, kriegt man das oft nicht mal mit. Speziell Mann nicht. Die erwarten wohl keine Erwartungen, sondern haben das Motto erfunden: "Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, bestell' Salz und Tequila." Ja toll, und ich? Ich habe ja mit Limetten gehandelt, und das nicht nur einmal. Da ist dann wohl Cachaça angebracht. Ich würde sagen, zwei Liter sollten reichen. Erst mal.

28. Oktober 2008

... ist denn gar nichts mehr heilig?

Gerade fand ich in einer Zeitschrift eine Anzeige: "Nimm Jesus!" stand da in großen Lettern. Ach du heiliger Bimbam - darf man das denn? Und wenn ja: Wo finde ich ihn? Im Regal am Ende des Ganges? Im Kühlfach neben der Götterspeise? Blasphemie, du lieber Himmel, aber ich habe damit nicht angefangen, das waren die komischen Jünger, die per Inserat ihren Bibelfernkurs verkaufen wollen und dabei so tun, als könnte man für Jesus wie für Wein und Brot (und was es sonst noch so beim Abendmahl gegeben haben mag) werben. Mal ehrlich, das klingt doch wie: "Jesus, heute im Sonderangebot, ganz frisch auferstanden - nimm mit!" Oder: "Nimm fünf Flaschen, zahl' nur vier!" Für mich bitte to go, und könnten Sie ihn mir einpacken? Ein Leinentuch wäre vielleicht passend. Man hört schon direkt, wie sich die ungläubigen Mütter unterhalten: "Nimm Jesus? Also, ich geb' meinen Kindern ja nur ,Nimm zwei'".

26. Oktober 2008

... was soll das denn heißen?

Man soll es nicht glauben, aber ich war heute beim Sport (jawohl!). Dabei gab's erfreulicherweise das Lachmuskeltraining inklusive - an der Tür zum Duschraum fand ich nämlich folgenden Aufkleber:










Nun die Preisfrage: Was soll mir das sagen?

a) Unter der Dusche bitte winken, in diesem Raum erfolgt eine Videoaufzeichnung!?
b) Schwören Sie, dass Sie hier nur duschen werden und zwar nichts als duschen!?
c) Vergessen Sie auf keinen Fall, sich auch den Bauch zu waschen!?

Hm. Ich setze mal den Blogger-Joker.

22. Oktober 2008

... treiben wir's nicht etwas zu bunt?

Prost - ich hab' jetzt Cappuccino an der Wand. Nicht, weil ich mit Kaffee gekleckert hätte, sondern weil ich gestrichen habe - dieser ganze Kaffee-Wahnsinn hat jetzt nämlich auch die Maler-Industrie erreicht. Wer auf der großen Braun-Skala unterwegs ist, kann neben "Cappuccino" z.B. auch "Espresso" oder "Latte Macchiato" wählen, letzteres sah allerdings eher aus wie dünner Milchkaffee. Überhaupt sieht auch das Wand-Cappuccino nicht wie Cappuccino aus, aber egal, Hauptsache der Name ist schick. Vielleicht sollte ich mir, wie bei einem Gemälde, unten rechts ein kleines Schildchen an die Wand kleben, auf dem der Titel "Cappuccino" vermerkt ist, und das Ganze dann als modernen Espressonismus deklarieren. Während ich zwischen den einzelnen Kaffee-Farben immerhin noch Unterschiede entdecken konnte, hatte ich auf der gar nicht so unschuldigen weißen Farbpalette hingegen so meine Probleme: Erst mal gibt's ja weiß in seidenglanz und matt, okay, aber dann gibt's auch noch Brillantweiß und Altweiß, Megaweiß und Komfortweiß, Blütenweiß, Alaskaweiß, Polarweiß sowie Schneeweiß und Superweiß - das ist kein Scherz! Fehlt eigentlich nur noch Perlweiß. Ob da mal ein Naseweis sein Unwesen getrieben hat? Ich habe ja verstanden, dass nicht immer alles nur schwarz oder weiß ist - aber wenn man sich jetzt nicht mal mehr darauf verlassen kann, dass wenigstens weiß immer weiß ist, woran soll man denn dann noch glauben? Weiß es vielleicht jemand?

19. Oktober 2008

... alles nur verschenkt?

Heute präsentiere ich meine Präsent-Tiere! Zu meiner mir "zugelaufenen" Stofftierarmada gehören zum Beispiel: Ein Aufzieh-Hamster in einer durchsichtigen Plastikkugel, der infolge dieser Konstruktion unaufhaltsam durch die Gegend flitzt, eine Kuh in Hosenträgern, die "Old McDonald had a farm" singt, wenn man ihren linken vorderen "Huf" drückt, sowie diverse Hab-Dich-lieb Mäuse-Bären-Enten, die von männlichen Mitbürgern in meine Obhut übergeben wurden. Soll mir dieser ausgestopfte Mini-Zoo sagen, dass man mich für ein eifriges, quiekendes Aufzieh-Ding hält, das über alberne Dinge lacht und kitschige Plüschtiere süß findet? Dann wäre die Schlucht zwischen Selbstbild und Fremdbild noch größer als gedacht. Aber gut, es gibt brüskierende Varianten als diese - und zum Glück bin ich auch nicht allein. Jeder hat Geschenke, die nicht nur wenig schmeichelhafte Du-Botschaften vermitteln können, sondern auch entlarvende Ich-Botschaften senden. Da wäre etwa das Hätte-ich-selbst-gern-Geschenk: Schmuck in einer Farbe, die man nie trägt, Zigarren für einen Nichtraucher, Elektronikartikel für die Freundin. Oder das Nicht-nachgedacht-Geschenk: ein Zwei-Laibe-Brotkasten für einen Ein-Personen-Haushalt, Ohrringe für jemanden ohne Ohrlöcher, Schokolade für einen Diabetiker. Oder das War-ja-gut-gemeint-Geschenk: Windlichter aller Art, Kleidung in der falschen Größe, eine einzelne Christbaumkugel. Oder das Mir-fiel-nix-besseres-ein-Geschenk: eine Flasche Irgendwas oder der klassische Douglas-Gutschein. Und natürlich das Also-ich-find's-lustig-Geschenk: eine Seife mit dem Aufdruck "Happy Birthday, alte Schachtel" für die Mutter, Sex-Toys für die Single-Frau, ein Kaktus für Freunde mit dem schwarzen Daumen (noch schlimmer: für die Schwiegermutter). Achtung, Verletzungsgefahr - nicht nur wegen der Stacheln. Manche Botschaften können ihren Sinn auf dem Weg vom Schenker zum Beschenkten eklatant verändern. Da wird's doch höchste Zeit für die Sendung "Geschenkt statt verschenkt - ein Fall für die Super-Präsentberaterin"! RTL, SAT.1 - hat jemand Interesse? Ich glaube, der Bedarf ist riesig. Denn kein Geschenk ist ja leider meistens auch keine Lösung.

16. Oktober 2008

... weißt du noch ...?

Ich sitze gerade mitten in meiner Vergangenheit. Ich habe nämlich aufgeräumt (oder vielmehr: ausgeräumt) und alles in halbhohen Stapeln in meinem Schlafzimmer aufgetürmt. Wenn ich das mache, finde ich grundsätzlich Sachen, die ich eigentlich schon vergessen hatte - denn ich brauche sie nie, und doch trenne ich mich auch nie von ihnen. Stapelweise Kassetten zum Beispiel. Die Musik darauf interessiert mich überhaupt nicht mehr, aber diese Bänder haben viel mehr Seele als alle CD's, die ich besitze. Weil ich sie selbst bespielt habe: stundenlang saß ich manchmal Sonntag morgens vor dem Radio, habe Songs aus den Charts aufgenommen und mich maßlos geärgert, wenn eine Verkehrsmeldung oder ein besoffener Moderator das Stück unterbrochen haben. So viel liebevolle Arbeit kann man doch nicht wegschmeißen! Oder meine erste Brille aus der Grundschule, rosa mit grün - ich wollte sie unbedingt, weil meine beste Freundin auch eine hatte. Also bekam ich erst "Kopfschmerzen beim Lesen" und dann eine Brille, heute ein Zeugnis der wohl ersten erfolgreichen Schummelei meines Lebens. Oder die Poesiealben aus der Grundschule und der Unterstufe - mit dem Eintrag, bei dem ich mich gewundert habe, dass da Herzchen statt Punkte über dem i waren. Und dann gibt's natürlich so Fundstücke, die man eigentlich längst entsorgt hätte, wenn sie nicht vor grauer Zeit mal ein Geschenk gewesen wären. Wie das Wahnsinns-Sammelsurium an Teelichtständern, die nie, nie, nie in meine Einrichtung gepasst haben (und nie passen werden). Aber Geschenke sind ja sowieso speziell - dazu mehr in den nächsten Tagen. Jetzt möchte ich erst mal testen, ob ich einige dieser verstaubten Erinnerungen endlich mal wegschmeißen kann, nun, da ich sie hier in meinem virtuellen Gedächtnis notiert habe. Das würde nämlich wirklich viel Platz sparen ...

14. Oktober 2008

... habe ich den Jungbrunnen gefunden?

Die "Happy-Birthday"-Girlande war kein gutes Zeichen. Aber eine Erklärung dafür, dass das Schwimmbecken voller kreischender Kinder war. Na, herzlichen Glückwunsch - warum kommen wir auch auf so verrückte Ideen, an einem Nachmittag Schwimmen gehen zu wollen? Dass das eher ein Bad in der Menge werden würde, hätte uns vermutlich jeder andere Hamburger sagen können, dabei hielt ich es eigentlich für clever, ein Schwimmbad auszusuchen, das auch noch ein solches ist, ohne Wasserrutschen, Wasserkanonen, Wasserschleier und all die anderen Kinderfänger-Attraktionen, die moderne Erlebnisbäder so bieten. Aber das war ein Irrtum. Und weil wir ja kinderfreundlich sind, haben wir dem Geburtstagskind und seinen schätzungsweise 100 Gästen auch widerspruchslos das Becken überlassen. Schließlich gibt's ja noch die Thermalbecken. Dachten wir - und entdeckten dort dasselbe Bild, nur ohne Girlande. Man schwimmt in Jugend, sozusagen. Überall Kinder, die mit ihren Erwachsenen hier waren: Kaugummikauende Muttis in viel zu kleinen Bikinis mit natürlichen Rettungsringen, permanent nach "Maaaarloooooon" oder "Tscharliiiiin" brüllend, sowie Vattis, denen bereits das Ganzkörperwinterfell wächst. Ich möchte, dass Frau von der Leyen auf der Stelle herkommt und noch mal behauptet, dass es in Deutschland zu wenig Kinder gibt! Nur, damit wir uns nicht missverstehen: Ich mag Kinder. Und ich weiß, dass sie Schwimmen für das halten, was ganz doll spritzt und richtig Lärm macht, und das ist völlig in Ordnung - aber wo bitte ist hier das Erwachsenenbecken? Das, wo man nicht alle naslang kleine Extremitäten in die Rippen gepiekst bekommt und einem nicht ständig die Schwimmbretter oder neuerdings -nudeln auf den Kopf donnern? Ich meine: Alle schreien immer nach Gleichberechtigung, und wenn die Kinder ein (bzw. in dem Fall drei) Kinderbecken haben, dann will ich auch ein Erwachsenenbecken! Denn so haben wir unsere 1,5 Stunden auf ziemlich exakt dem einen Quadratmeter verbracht, den wir uns mühsam erkämpfen konnten, während um uns herum die Wer-macht-am-meisten-andere-Besucher-nass-Meisterschaften abgehalten wurden. Ach ja, jung bleiben ist wirklich nicht leicht - auch nicht, wenn man in einen Jungbrunnen zu steigen scheint.

13. Oktober 2008

... sind Männer wirklich so?

Herzlich willkommen zum zweiten Teil meiner persönlichen und nicht-statistischen Geschlechterbetrachtung. Ich habe mir kürzlich den Spaß gemacht, den lästigen E-Mail-Müll von einer Woche, der immer zuverlässig in meinem Spam-Ordner landet, durchzuklicken statt ungelesen zu löschen. Und überraschenderweise war das eine ziemlich erheiternde Viertelstunde - nicht nur wegen der zahlreichen Viagra-Angebote, die die "Anaconda" zu neuem Leben erwecken sollen, auf dass sie "virginal Beauties" erkunde, sondern auch, weil ich nun endlich weiß, auf welchen Typ Frau Männer stehen! Die werden nämlich zum Beispiel wie folgt geködert: "Ich bin die Rebekah und in meiner Frei Zeit geh ich gerne ins Kino oder Parties, auserdem mag ich gerne Music. Mein se.xy Körper wird von einigen huebschen Taatoos geziert und dazu hab ich Piercings an meiner (*piiiep*, zensiert). Ich wuerde mich selbst als freches und süsses Teeni bezeichnen und öfters bin ich auch etwas begriffsstutzig ..." Ach, guck an: Das sind also die echten Qualitätsmerkmale - jetzt ergibt die Nummer mit den "Büchern für Frauen" auch einen Sinn! Das ist bloß Nachhilfe-Lektüre in Sachen Blödheit, damit frau den Männern gefällt! Ich begriffsstutziges Dummerchen - sorry Leudde, ich hab grad voll keine Zeit mehr, muss mal schnell Thalia ...

11. Oktober 2008

... sind Frauen wirklich so?

In den vergangenen Tagen konnten wir lesen, dass die typische deutsche Frau 24 Paar Schuhe im Schrank hat, in ihrem Wohnzimmer eine dreiteilige Couchgarnitur steht und sie selbst 67,5 Kilo wiegt. Etwas wichtiges aber hat die Statistik vergessen: Die deutsche Frau liest Schund. Zu dem Ergebnis kommt man jedenfalls, wenn man in den großen Buchhandlungen auf den Tisch "Bücher für Frauen" schaut. Denn da liegen immer Werke drauf, die entweder zartrosafarben sind oder eine alberne Comiczeichnung auf dem Cover tragen. Sie heißen "Sowas wie Liebe", "Göttin in Gummistiefeln", "Pralinen im Bett", "Prosecco zum Frühstück", "Küsse lügen nicht", "Ein Anwalt zum Verlieben", Ein Mann im Heuhaufen", "Chaos auf Pumps" oder "Liebe für Anfänger". Das ist doch "Doofheit zum Lesen"! Und all diese Bücher handeln laut Klappentext von Frauen, die vorzugsweise supererfolgreich in einer Werbeagentur oder als Reporterin arbeiten, total frech und schlagfertig sind, natürlich die berühmten "ein paar Kilo zuviel auf den Rippen" haben, die eine lustige beste Freundin haben, einen durchgeknallten schwulen Freund und am besten noch einen ebensolchen Hund. Diese Protagonistinnen sind grundsätzlich Single und wahlweise in ihren Chef oder irgendeinen anderen unerreichbaren, aber charmanten, glutäugigen, humorvollen George-Clooney-Verschnitt verknallt, den sie am Ende auch irgendwie bekommen - meistens, weil die beiden sich "anfunkeln" und es dann "prickelt". Boah, ich krieg' Pickel! Schlimm genug, dass es so viele solcher Bücher gibt. Und schlimm genug, dass offenbar auch die Nachfrage nach diesem Kitsch so groß ist. Muss dann unbedingt auch noch die Buchhandlung so tun, als würden ALLE Frauen sowas lesen? Können die nicht schreiben "Bücher für Romantikerinnen" (nette Variante)? "Bücher für Anspruchslose" (realistische Variante)? Oder "Bücher für Hausfrauen" (böse Variante)? Jedenfalls solange, bis es auch zum Thema "Was Frauen lesen wollen" eine statistische Auswertung gibt? Wenn die dann den Buchhandlungen Recht gibt, könnte ich wenigstens sagen: Na und? Ich habe ja auch nur 15 Paar Schuhe, eine einteilige Couch und wiege keine 67,5 Kilo - also gehen mich auch "Bücher für Frauen" nichts an.

8. Oktober 2008

... wird man fürs Schwänzen bestraft?

Wenn man für sein Leben ein Zeugnis bekäme, würde bei mir zurzeit unter "soziales Leben" leider "nicht teilgenommen" stehen. Meine sozialste Beschäftigung besteht vermutlich darin, anderen Leuten bei ihrem eigenen Sozialleben zuzuschauen - z.B., wenn ich abends im Dunklen aus der U-Bahn in die beleuchteten Wohnungen gucke und zu erraten versuche, welches TV-Programm dort gerade flimmert. Was gemerkt?! Ich fahre seit Wochen im Dunklen nach Hause! Dabei war noch nicht mal Zeitumstellung. Egal. Kürzlich jedenfalls erkannte ich in einer Wohnung "Wer wird Millionär" auf dem Bildschirm, und in der Wohnung darüber "Nackt", allerdings nicht im Fernsehen. Die Aufführung war live, sehr live, im Badezimmer (könnte auch die Küche gewesen sein, zumindest waren weiße Kacheln und ein Spiegel an den Wänden). Das war einer der Momente, in denen ich ziemlich froh war, dass meine Wohnung nicht an einer U-Bahn-Strecke liegt - wobei mich das auch nicht davor schützt, von anderen beim anti-sozialen nächtlichen Stubenhocken erwischt zu werden. Mein freundlicher Nachbar bekommt es irgendwie immer mit, wenn bei mir das Licht brennt und bietet sehr regelmäßig seine sozialen Dienste an (ich weiß nicht, ob er Mitleid hat, oder vielleicht bloß hofft, eine neue, sonderbare und lichtscheue Spezies zu entdecken, um damit in die Annalen der Geschichte einzugehen). Ich hingegen hoffe, dass sich meine Absagen nicht zu einem versetzungsgefährdenden Berg negativen Karmas anhäufen, das mein misanthropisches Dasein straft, sondern mir an höherer Stelle zugute gehalten wird, dass ich momentan an einer "Eins plus mit Sternchen und aufgehender Sonne" in Fleiß und Betragen arbeiten muss.

5. Oktober 2008

... muss man heute denn alles frisieren?

Mit Essen soll man nicht spielen, mit Frauen soll man nicht spielen - nur mit Worten, damit darf man von mir aus gern spielen. Allerdings gibt es, wie auch schon der kluge Autor Husmann bemerkte, eine Berufsgruppe, die diese Spielereien für meinen Geschmack deutlich überstrapaziert (vielleicht, weil sie sich mit Strapaziertheit auskennt): Ich meine Friseure. Alle sind sie bemüht, besonders lustig und zweideutig zu sein. Gern genommen sind als Firmennamen beispielsweise: Krehaartiv, Haarlekin, Haar2O2, Hauptsache Haare, Haar-Scharf, Haargenau, Haarleys Friseur, Haarmonie, Friseursalon Fönix oder Hair-Line. Ich weiß ja nicht, welcher verwirrte Wuschelkopf damit angefangen hat, aber ich finde, von diesen Zöpfen könnten sich die Damen und Herren Abschneider schleunigst trennen, und zwar schni, schna, schnappi. Schlachter heißen ja auch nicht "Geschickter Schlachtzug" oder "Schweinerei". Und ich kenne auch keine Bäckerei, die sich "Backschisch" oder "Backen ma's an" nennt (allerdings gibt es in Barmbek eine, die "Barm Bäcker" heißt, was ich auch nur mittelkomisch finde). Aldi heißt ja auch nicht Aldi, weil man dort all die schönen Sachen kaufen könnte. Und, letztes Beispiel, Waschsalons nennen sich zum Glück (noch) nicht "Wischiwaschi" oder "Sauberkeit und Recht und Freiheit" - wenn ich so einen Salon hätte, würde ich ihn höchstens "Rein hier" nennen. Haar, Haar!

1. Oktober 2008

... wo bleibt die Ästhetik?

Es ist ja nicht so, dass ich nur von anstrengenden Dingen zu berichten hätte, nein, ich habe auch witzige Geschichten von meiner Reise mitgebracht. Zum Beispiel diese: Am Badezimmerspiegel in einem meiner Hotelzimmer fand ich folgenden Hinweis: "In order not to modify the aesthetic of the buiding it is not allowed to hang towels or clothes in the Hotel's rooms or balconies." Also wirklich, wer macht denn sowas? Wer würde denn auf die verrückte Idee kommen, seine Klamotten im Hotelzimmer aufzuhängen? Wo man doch schließlich einen Koffer dabei hat, in den alles bequem reinpasst? Man muss schon auch ein bisschen auf die Ästhetik achten - auch, oder gerade als klotzige Hotelbettenburg. Genauso wie klotzige Frauen keine Arsch-frisst-Hose-Röhrenjeans tragen sollten, "because of the aesthetic". Und, liebe Männer, I kindly ask you not to hang glitzernde Goldkettchen on your Hals, ist nämlich auch nicht ästhetisch. Grundsätzlich gilt außerdem: Keine Motivkrawatten mehr, keine Snoopy-Unterwäsche, keine Zwei-Mann-Zelt-Ballonhosen, keine bedruckten Boxershorts, keine schlurfigen Ich-wollte-mal-ein-Gummistiefel-werden-Boots und natürlich keine Ketten, Ringe, Armbänder; denkt an die Ästhetik, Leute! Zieht am besten gar nichts an - no modifying! Obwohl ... äh ... Ästhetik? Vergesst es, war eine doofe Idee.