Liebes Leben ...

29. Dezember 2008

... was machst du eigentlich Silvester?

Oh ja, eine meiner Lieblingsfragen. Da habe ich ja so einige von, allen voran die "Wie geht's"-Frage, aber zum Beispiel auch "Bist du ganz allein hier?", eine Frage, an die man sich schon mit Ende 20 offenbar gewöhnen muss und sich dabei aussuchen kann, ob der Fragesteller das wohl mit Entsetzen oder mit heimlicher Bewunderung ausgesprochen hat. Manche fragen das auch mit anderen Absichten, aber darauf will ich gar nicht eingehen. Zu meinen Lieblingsfragen gehört ferner "Was machst Du in deiner Freizeit?" - in Poesiealben hat früher jedes Mädchen diese Frage mit "Lesen, schreiben und Musik hören" beantwortet und irgendwie ist das doch heute nicht anders. Gut, man nennt noch "Sport" dazu, um sein Gewissen zu beruhigen, "Freunde treffen", um nicht als misanthropischer Soziopath zu gelten und vielleicht fällt einem auch noch irgendetwas drittes ein. Ich sach ma (eine sehr beliebte deutsche Redewendung), eine richtig crazy Freizeitbeschäftigung hat doch kaum jemand. Und auch nur wenige haben genug Humor, um darüber lachen zu können, wenn man antwortet: "Ich sammel leidenschaftlich gern Briefmarken, wirklich". Aber kommen wir mal zurück zur Silvesterfrage. Wieso ist die eigentlich schlimmer als die Frage: Was machst du am Samstag? Was machst du übermorgen? Was machst du am 23. März? Liegt wahrscheinlich daran, dass man an Silvester nicht nichts machen darf. Darf man sonst ja meistens auch nicht, jedenfalls nicht ohne gute Ausrede, aber an Silvester ist es noch schlimmer. Zum Glück habe ich einen guten Plan (danke, Jutta), schließlich wäre es nahezu unmöglich, einfach zu sagen: "Ich gucke ,Dinner for One' und gehe dann schlafen" - jedenfalls, wenn man diesseits der 60 ist. Man muss am besten das volle Programm mitmachen: Blei gießen, Glücksklee verschenken, Böller abfackeln, gute Vorsätze machen. Auch so eine von meinen Lieblingsfragen: "Und, was hast Du Dir fürs neue Jahr vorgenommen?" Dieses Jahr kann ich sagen: Ich will ein Vorbild für alle sein und blöde Fragen nur noch in diesem Blog stellen.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man überlege sich nur mal wieviel CO2 an Silvester in die Luft geblasen wird. Ich finde auch bei Knallern sollte man die rote, gelbe und grüne Plakette einführen. Somit darf dann auch in Umweltzonen nur adäquates Kriegsmaterial eingesezt werden. Optional dann auch mit integriertem Staubpartikelfilter, da entfällt dann auch die Märchensteuer ab 2009. Wer nicht spurt riskiert eine Ordnungsstrafe und muss 20,- Euro bezahlen… natürlich der „Umwelt“ und „Gesundheit“ zu liebe!

Anonym hat gesagt…

Irgendwie scheint sich die gesamte zwischenmenschliche Kommunikation auf solche Fragen zu fokussieren. Was machst du heute abend? Und was machst du im Urlaub? Was hast du Weihnachten gemacht? Nicht nur an Silvester darf man nicht nichts machen, sondern überhaupt nicht. Und wenn doch? Dann wird man bemitleidet und erntet betretenes Schweigen. Ach, der (die) Ärmste. Man hat halt immer etwas zu machen. Sonst wird man angemacht. Ich mach nichts an Silvester. Basta. (Da brauche ich auch keinen Plan von Jutta.)

mir hat gesagt…

Die grüne Umweltplakette bekommen aber bestimmt nur Knallerbsen und Wunderkerzen. Oder Stockbrot, das man wie Raketen in die Flaschenhälse steckt und dann anguckt - "Brot statt Böller", kennt doch jeder ...

Und wenn ich auch nichts machen wollen würde, könnte man dann theoretisch zusammen nichts machen? Und kann man eigentlich nichts machen? Geht das überhaupt? Selbst, wenn man nichts liest, keine Musik hört, nicht meditiert, nicht fernsieht und einfach nur wach da sitzt - dann atmet man ja noch. Und denkt meistens auch was. Ist Denken etwa Nichtstun? Kommt eben immer auf die Verkaufe an! Aber es klingt vielleicht etwas komisch, wenn man auf die Frage "Was hast du Silvester gemacht" antwortet: "Ich habe nachgedacht." Kann man höchstens noch als intellektuell verkaufen.

Chefkoch@TorZurWelt hat gesagt…

Hey, ich habe auch "nichts" gemacht...das ist zumindest das was man machen kann, wenn man demmalljährlichen "Was mach ich bloß Silvester?-Druck" entgehen möchte und auf eine ostfriesische Nordeseeinsel flüchtet.
Das sieht dann so aus: essen, fernsehn, um Mitternacht vor die Tür gehen und das Feuerwerk bestaunen, dass sich andere für teuer Geld besorgt haben, und nach dem Anstoßen ab ins Bett...VOLL GUT EY!! :)

mir hat gesagt…

Ich habe das Gefühl, wir werden alt ... ;-)