Liebes Leben ...

28. November 2009

... wo ist der Anti-Mob-Mopp?

Es gibt ja so Tage, an denen man das Gefühl hat, das Leben würde einen irgendwie mobben. Und manchmal sind das auch nicht nur Tage, sondern ganze Wochen - sozusagen Mobbing-Wochen. Ich glaube, da schwärmen dann von irgendwoher bösartige Kobolde aus, die die letzte Packung Brot aus dem Regal mopsen (oder eben mobbsen), die bestellte Ware abfangen und dann frech behaupten, sie wäre nicht mehr erhältlich, die andere Menschen so manipulieren, dass sie einfach immer nur noch "Nein" sagen oder wahlweise auf blind, taub, stumm (und dumm) schalten, die überhöhte Rechnungen schreiben, einem von morgens bis abends mit kleinen Hämmerchen von innen gegen die Schädeldecke trommeln oder andere fiese Dinge tun. Leider kann man sich da nicht so richtig gegen wehren - es gibt leider keinen Mopp, der den Ärger wegwischen könnte. Würde sich bestimmt gut verkaufen, so ein Anti-Mob-Mopp. Aber es gibt einen kleinen Trost: Man ist ja nicht allein, auch wenn es sich so anfühlt. Denn sogar Kühe leiden unter Mobbing. Die fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz im Stall oft bedrängt, bekommen nicht genug Tränken für alle zur Verfügung gestellt und müssen auf harten Liegeplätzen statt auf weichen Matratzen ruhen. Kann man durchaus nachempfinden. Aber Kühe sind ja nicht doof, die wissen sich zu helfen: bei derartigem Mobbing haben sie eine einfache Anti-Mob-Strategie: sie geben weniger Milch (das stand jedenfalls so in der Zeitung). Blöd, dass Milchproduktion nicht so mein Fachgebiet ist. Tja, Kuh müsste man sein. Oder Mops.

22. November 2009

... möchten Sie es als Geschenk verpackt?

Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse - aber wen fängt man mit Anglizismen? Insel-Begabte, die im Meer der geistigen Leistungsfähigkeit auf dem Trockenen sitzen? Wenn das kein spitzenmäßiger Euphemismus war - ich finde, der könnte es glatt mit der wunderschönen Worthülle aufnehmen, die Katja mir freundlicherweise geschickt hat (für die Unschärfe des Bildes kann ich also nichts. Katja übrigens auch nicht, ein Blackberry ist nun mal nicht so toll wie ein Kamerahandy ...)
So. Hier will man also Kunden mit einer "Shopping-Bag" ködern. Nur: Was qualifiziert eigentlich eine handelsübliche Tasche dazu, in den Stand einer Shopping-Bag erhoben zu werden? Kann man sie besonders gut tragen? Ist gleich ein Chip für den Einkaufswagen mit dabei? Oder hat sie ein integriertes Fach für die Kreditkarte, das sich automatisch verschließt, wenn ein bestimmtes Limit überschritten wurde? Die Google-Bildersuche legt ja nahe, dass eine Shopping-Bag eine ganz schlichte Papiertüte mit Kordel-Henkeln ist, wie man sie zum Beispiel in Parfümerien oder Boutiquen bekommt - übrigens ohne dass da besonderes Tamtam drum gemacht würde. Das erinnert mich an den "Taschenkalender", den die freundliche Verkäuferin gestern in der Buchhandlung der Kundin an der Kasse in die Tüte steckte und bei dem es sich schlichtweg um eine visitenkartengroße Pappe mit der Monatsübersicht des nächsten Jahres handelte. Ich sag's ja: Es lebe der Euphemismus, besser noch der anglizistische Euphemismus. Aber vielleicht ist das eine neue Werbestrategie: Einfach mal alles anpreisen und in schöne Worte verpacken, was normalerweise als üblich gilt. Ich hätte da noch ein paar Werbeslogans kostengünstig abzugeben:
"Limited Edition: Ihre Tageszeitung heute mit vollständigen Sätzen!"
"Nur bis zum 21.12.2012: Alle Pullover mit je zwei Ärmeln!"
"Sensationell! Fernseher diese Woche mit Bilddiagonale!"
"Sonderaktion diese Woche: Wer Äpfel kauft, bekommt dazu das Kerngehäuse for free!"

15. November 2009

... neue Frisur, neues Glück?

Wer sich mal so richtig zum Gesprächsthema machen möchte, dem sei einfach ein neuer Haarschnitt empfohlen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dann die Gerüchteküche brodelt wie ein isländisches Geysir, mein lieber Scholli. Muss ja schließlich eine Bedeutung haben, wenn Frauen neue Frisuren wagen. Neuer Freund, neuer Job, neues Leben? Neue Pläne, neue Ziele? Und wovon trennt sie sich wohl als nächstes, welche alten Zöpfe schneidet sie noch ab? Ein großes Rätsel! Mindestens so groß wie jenes, vor dem ich nun stehe: Plötzlich werden meine Sätze einsortiert in "Passt zu deiner neuen Frisur" oder "Solche Aussagen gehen jetzt nicht mehr". Hä? Passen, wozu? Leute, das sind nur Haare! Totes Material, keine geheimen Sonderbotschafter meines Ichs! Interessanterweise reagieren besonders Männer verunsichert. Schließlich täte ich ja nichts einfach so, sondern lasse immer einen Sinn hinter jeder Handlung vermuten. Das ist ja sehr schmeichelhaft - aber kann der Sinn vielleicht ganz profan in der Vereinfachung liegen? Und zwar nicht im allumfassenden Sinne von "Simplify your life", sondern schlicht im "Spare Zeit beim Föhnen"? Oder darin, nach gefühlten 15 Jahren mal einen leicht veränderten Schnitt auszuprobieren? Man stelle sich vor, manchmal kaufe ich mir auch ganz tollkühn eine neue Sorte Wurst und sortiere trotzdem nicht gleich mein ganzes Weltbild neu. Zugegeben, Haare sind nicht Wurst, sondern doch ein bisschen wichtiger. Und ebenfalls zugegeben: Es gibt Frauen, die sich einen neuen Haarschnitt verpassen lassen, wenn sie zum Beispiel eine neue Beziehung haben. Das ist schon seit Rapunzel so: Ist erst mal ein Prinz am Zopfe der Frau hinauf geklettert, kann sie sich eine Menge Haarpflege sparen, indem sie das Haar einfach abschneidet - und gleichzeitig hat sie damit dem Prinzen auch noch den Rückweg abgeschnitten. Mir hingegen, das sei zu jedermanns Beruhigung gesagt, hat der Friseur zwar ordentlich den Kopf gewaschen - aber nur oberflächlich. Unter den Haarwurzeln ist alles noch wie immer.

8. November 2009

... gleich oder ungleich?

Supermärkte sind in der Regel bemüht, die Waren in den Regalen so zusammenzustellen, dass sie zueinander passen. Der Tee neben dem Kaffee, das Waschpulver neben dem Weichspüler, das Shampoo neben der Haarspülung. Man hofft dabei auf den "Mitnahme-Effekt": Wenn man das eine braucht, nimmt man das andere vielleicht auch gleich noch mit. Doch bei folgender Anordnung kam ich ins Grübeln:
Wie ist das jetzt gedacht? Für IHN und für SIE? Für Paare und für die Nachbarn? Oder sind wir hier in der Abteilung "Alles, was schützt?" oder "Hilfsmittel, die Öffnungen verschließen?" oder ... Oh, Verzeihung. Wir sind ja jugendfrei hier. Also, ob gleich oder ungleich, auf jeden Fall nicht jetzt, sondern später am Tage im Programm - und solange gehen wir davon aus, dass es sich ganz bestimmt um ein rein zufälliges Arrangement handelt.

1. November 2009

... gibt es gute und schlechte Grüße?

Seid gegrüßt, liebe Leserinnen und Leser, zu einer frischen, neuen Kolumne! Gegrüßt aus Hamburg, möchte ich ergänzen, denn das scheint man jetzt ja so zu machen: Elektronische Grüße werden bevorzugt mit Ortsangabe versandt. Vermutlich gilt das als Ausdruck von Flexibilität, Mobilität und unglaublicher Strebsamkeit, wenn man heute aus Berlin, morgen aus München und nächste Woche aus der Nervenheilanstalt grüßt. Außerdem sind die "Grüße vom Flughafen Dubai" an Coolness natürlich kaum zu überbieten - es sei denn, man schickt "Grüße mit 300 Sachen von irgendwo zwischen Tokyo und Osaka" oder noch besser: "Grüße aus der Flugzeugtoilette (übrigens auch von meinem Freund / meiner Freundin)". Damit kommen wir gleich zu einer Warnung: Manche Dinge möchten andere Menschen vielleicht gar nicht so genau wissen. "Grüße aus dem Zugklo" zum Beispiel sind nicht sexy. "Grüße von der linken Spur der Autobahn" auch nicht, wenn man selbst am Steuer sitzt. Und die abgehusteten "Grüße aus dem Krankenbett" kann man sich (und anderen) genauso sparen wie "Viele Grüße aus der Umkleidekabine". Überhaupt: Wieso eigentlich viele Grüße? Reicht einer nicht? Steigt der Sympathielevel mit der Anzahl der gesendeten Grüße? Ich frag' ja nur! Seit die Floskel "Mit freundlichen Grüßen" durch die zunehmende Flapsigkeit der elektronischen Kommunikation beinahe zur formvollendeten Unfreundlichkeit mutiert ist, weiß ich ja selbst nicht mehr, wie man eine schriftliche Unterhaltung beenden soll. Beste Grüße? Habe noch nie gehört, dass es gute und schlechte Grüße gibt. Schöne Grüße? Und was wären dann hässliche Grüße? Liebe Grüße? Die sind doch ausschließlich Menschen vorbehalten, die sich auch schon mal außerhalb der beschlipsten Zone gesehen haben. Also doch viele Grüße? Oder der Einfachheit halber "VG"? Oder schlicht "xG", wobei "x" eine Unbekannte ist, die der Empfänger nach Belieben ersetzen kann - das wäre doch praktisch. Na ja, vielleicht muss ich da doch noch eine Weile drüber nachdenken. Derweil sende ich allerherzlichste Grüße vom nicht-mobilen Computer aus meiner Wohnung mitten im bewölkten und bald sogar dämmerigen aber dennoch farbenfroh herbstlichen Hamburg.