Liebes Leben ...

27. Juli 2009

... war das jetzt Rache, oder was?

So war das ja nicht gedacht. Da äußert man einmal Kritik nach oben und kriegt prompt einen auf die Mütze - liebes Leben, Du bist ein einziges Klischee. Aber von vorne: Heute morgen bin ich, um mir selbst das Gefühl von Sportlichkeit zu verleihen, die Rolltreppe aus der U-Bahn zu Fuß hoch gegangen (und es ist eine laaaaange Rolltreppe), genauso wie die anschließenden zwei Stockwerke hinaus aus dem Schacht. Anmerkung: Ich brauchte danach kein Sauerstoffzelt. Für manche Leute mag das normal sein - für mich war es das nicht. Rolltreppen haben ihren Namen schließlich aus einem bestimmten Grund, sonst hießen sie ja Gehtreppen, und daran habe ich mich bislang auch immer gehalten. Stolz ob meiner außerordentlichen Leistung betrat ich daraufhin (vermutlich mit leicht erhöhtem Puls) das Bürogebäude und wollte nicht glauben, was ich sah: offenbar waren die Aufzüge ausgefallen. Alle. Und ich rede nicht von zwei oder drei popeligen Mini-Aufzügen, sondern von mindestens 15 Büro-Mega-Monstern. Der Puls stieg weiter. Das war hier noch nie passiert, schon gar nicht zur Rush-Hour - aber was sollte ich machen? Also wieder Treppen laufen. Wichtige Anmerkung: Ich arbeite im 8. Stock. Nicht lustig. Doch um das Maß vollzumachen, kam ich vorhin auch noch nach Hause, erklomm die Treppen zu meiner Wohnung und sah, dass ich morgens scheinbar halb blind an meinem Müllsack vorbei gegangen war, den ich eigentlich als "Nimm-mich-mit"-Erinnerung mitten im Flur platziert hatte. Jedenfalls stand er dort immer noch, anklagend, wie ich mir einbildete. Also wieder runter und noch mal rauf (Thank God, ich wohne nicht im 8. Stock). Aber hat mal jemand mitgezählt? Das war das dritte Mal Treppen-Sport an diesem Tag. Ich sag' nur: Triathlon! Und Regen. Und Kurzarbeit. Und dann hat mich auch noch das blöde Horoskop verhöhnt, in dem für mich zu lesen war, dass mir eine Begegnung heute förmlich den Atem rauben würde. Boah, liebes Leben, das ist sooo billig, echt!

25. Juli 2009

... ist Petrus kündbar?

Wenn einem nichts besseres einfällt, hält man die Klappe oder spricht übers Wetter. Also, was ich mal sagen wollte: vor meinem Fenster schüttet es ja schon wieder, als wäre morgen nichts mehr da. Der Regen prasselt, er trommelt, er klatscht gegen die Scheibe. Schrifststeller nehmen Regen ja gern als Inspiration für ihre Texte - ich nehme ihn hingegen als persönlichen Affront: Aus meinem Fenster will ich den blauen Himmel und die Sonne sehen! Immer! Aber Petrus hasst mich. Wer hat diesen Typen eigentlich eingestellt? Kann der seinen Job nicht mal vernünftig machen? Es ist Sommer! Ich weiß, man soll die Dinge positiv sehen: Ich muss mein Auto nicht waschen. Und die Blumen nicht gießen. Wahrscheinlich nie mehr, weil sie bis heute Abend entweder völlig platt geprasselt oder ersoffen sein werden. Außerdem bin ich zum Glück so unsportlich geworden, dass ich heute ganz ausnahmsweise nicht beim Jedermann-Triathlon angetreten bin. Wahrscheinlich gilt der nicht mal als Triathlon, weil man quasi jedes Drittel im Wasser zurückgelegt hat. Obwohl es ja heißt: sich regen bringt Segen. Überhaupt, wie viele Sprichwörter es über den Regen gibt: "Vom Regen in die Traufe", "Ein kleiner Regen macht nicht nass", oder "Wo es Liebe regnet, wünscht sich keiner einen Schirm" (nur ich hab' ja zum Glück immer einen dabei). Alles genau so klägliche Versuche, dem Nass etwas Gutes abzugewinnen. Aber ich schüttele jetzt den Ärger ab wie der Hund den Regen.
Bloß eines wollte ich noch mal fragen: Wäre Petrus nicht ein idealer Kandidat für Kurzarbeit? Ich mein' ja nur.

20. Juli 2009

... kann man Sätze reklamieren?

Beim Stichwort "Bowle" im Vor-Posting fiel mir noch ein Thema ein, das eigentlich schon lange fällig ist, schließlich sind wir hier in der Satzkiste: Sätze, die man in seinem Leben besser nicht gesagt hätte. Da gibt es welche, die man immer wieder ausspricht und doch nicht hält ("Ich trinke nie wieder was!" oder "Ich will dich nie wieder sehen!") und andere mit einer weit geringeren Tragweite, die man aber trotzdem liebend gern zurückgeben würde, weil sie einen ein Leben lang verfolgen. Ich hätte da folgende Sünden zu beichten:

"Hast du die Klingel nicht gefunden?" (zum Weihnachtsmann, ein armer Student, den meine Eltern angewiesen hatten, bitte schön traditionell zu klopfen)
"Nee, ich trinke nichts, ich esse nur die Früchte aus der Bowle." (da war ich ungefähr 16 und hielt mich für sehr clever)
"Ich komm' gleich nach, ich streichel' grad die Muschi." (ein Jahr später. Aber die Früchte wirkten wohl noch. Gemeint war eine gewöhnliche Hauskatze - nicht, dass hier Missverständnisse aufkommen)
"Sach ma, ist das eigentlich eine Komödie?" (nach etwa einer Stunde "Deep Blue Sea")
"Das macht nichts, um 11 Uhr bin ich sowieso bei der Massage" (auf den freundlichen Hinweis im Schwimmbad, dass um 11 Uhr Aquagymnastik stattfindet)
"Ich habe meine Bücher nach Farben geordnet." (seitdem werde ich für komplett bekloppt gehalten, aber das nehme ich in Kauf)

So, jetzt ihr.
Falls sich jemand traut.

16. Juli 2009

... was ist bloß mit den Tieren los?

Unsere fröhlichen Vierbeiner scheinen zurzeit ja ganz schön außer Rand und Band zu sein. Vor Kurzem füllten Berichte von Kängurus, die tierisch einen im Beutel hatten, die Tagespresse: Die putzigen Hüpfer haben sich auf einem australischen Schlafmohnfeld nämlich mal ordentlich zugedröhnt und sprangen danach völlig stoned in Kreisen durchs Feld. Falls also mal wieder jemand Kornkreise sichtet, sollte er erst einmal recherchieren, ob in umliegenden Zoos vielleicht Kängurus ausgebrochen sind, bevor er die Alien-Meldestelle kontaktiert. Wenig später sorgte eine Meldung aus heimischen Gefilden für Aufruhr: Ein betrunkener Dachs schlief nachts mitten auf der Straße seinen Rausch aus. Er hatte zuviele überreife Früchte gegessen und die besaßen ungefähr die gleiche Wirkung wie die Früchte einer Bowle. Das Vieh war also richtig breit - was auch ein Beweis für sein fehlendes Modebewusstsein ist, denn breite Streifen machen dick, aber ich vermute, das war ihm in dem Moment egal. Diese Woche jedenfalls sorgten nun auch noch ausgebüxte Nilpferde für Schlagzeilen, die in Kolumbien mächtig Ärger machen, denn die Hippos vermehren sich und das macht die Menschen gar nicht happy. Für mich klingt das alles ja so, als würden die Tiere langsam aber sicher die Weltherrschaft übernehmen wollen. Erst haben sie uns Jahrhunderte lang ausgekundschaftet, indem sie sich als harmlose, niedliche Fellknäule ausgegeben haben, und nun ahmen sie unser Freizeit-Verhalten nach. Das ist doch verdächtig. Wo soll denn das hinführen? Wahrscheinlich steht demnächst das Pferd nicht mehr auf dem Flur, sondern an der Bar, betrinkt sich und macht einen auf tollen Hengst. Obwohl: Auch das soll bereits öfter vorgekommen sein! Also Obacht, Leute, die Tiere führen irgendwas im Schilde ...

12. Juli 2009

... wer ist eigentlich dieser "Mann"?

Da geschlechterspezifische Beiträge die muntersten Diskussionen nach sich zu ziehen scheinen, hier ein paar weitere rätselhafte Beobachtungen, das Verhalten männlicher Mitbewohner dieses Planeten betreffend. Vergangenes Wochenende waren viele Paddler auf den Alster-Kanälen unterwegs. Ein Großteil davon waren Pärchen und in dieser Konstellation sah es grundsätzlich so aus: Der Mann war hinten, die Frau vorne. Hierzu habe ich drei Theorien (Aufzählung in beliebiger Reihenfolge). Erstens: Wer hinten sitzt, steuert - vorne ist im Boot also quasi der Beifahrersitz. Männer können da nicht sitzen. Weil ihnen schlecht wird. Oder weil sie ihren linken Ellenbogen nirgendwo aufstützen können. Oder weil sie irgendeine andere Ausrede haben. Denn in Wirklichkeit wollen sie nur bestimmen, wo es lang geht, ob im Auto oder im Boot. Zweitens: Es soll ja besser sein, wenn die schwerere Person hinten sitzt - die Bootstour könnte also vorschnell beendet sein, wenn er verkündet: "Schatz, ich glaube, du solltest hinten sitzen!" Natürlich ist jede Frau leichter als ihr Gatte - selbst, wenn die Waage inoffiziell andere Ergebnisse verkünden sollte. Drittens: Die Paare haben die Platzverteilung schlicht aus dem Schlafzimmer übernommen, damit sie sich nicht umgewöhnen müssen. Man weiß es nicht. Die anderen Paddler waren übrigens Familien oder Frauengrüppchen. Ja, Weibchen unter sich machen so alberne Ausflüge mit viel Gekreische und Gegacker und so. Männer unter sich klemmen sich eher Grill, Holzkohle und Bier unter den Arm und suchen den nächstbesten freien Quadratmeter Rasen und grillen. Hierzu habe ich zwei Theorien. Erstens: Sie tun das notgedrungen - paddeln könnten sie ja nicht, weil niemand vorne sitzen will. Zweitens: Sie machen einfach das, was sie seit Urzeiten am besten können: Feuer. Im Stadtpark fand sich dafür sofort der passende Beweis: Auf der Wiese zur linken saß eine Gruppe Männer um einen glühenden Kohlenhaufen, einer bewachte die Bierkiste mit seinem Hintern. Ich fürchte, er war damit ziemlich erfolglos, denn zur rechten saßen zwei abtrünnige Exemplare im Baum, in deren Mägen ich den Inhalt der Kiste vermutete. Sie trugen ausschließlich Shorts und ein kleines (Bier-)Bäuchlein und hockten da auf ihren dicken Ästen wie Primaten, nur rauchend. Fehlte bloß noch das Schild "Bitte nicht füttern". Hierzu habe ich nur eine hoffnungsvolle Theorie: Das waren Kunststudenten, die mit einer Lebend-Installation die Passanten darauf aufmerksam machen wollten, dass der Mensch tatsächlich vom Affen abstammt. Und ich habe mit Absicht nicht "Mann" gesagt!

6. Juli 2009

... wohl bekommt's?

Ich habe es oft belächelt, das Schild, das für "Schumachers Biergarten" am Stadtpark wirbt. "Wohl Hamburgs schönster Sonnenuntergang" steht drauf. Erstens behaupte ich, dass der Sonnenuntergang an sich überall gleich aussieht, nur die Perspektive ist immer eine andere - mal verschwindet die Sonne hinter'm Wald, mal plumpst sie ins Meer. Und zweitens ist "wohl" ja wohl ein echtes Mädchenwort. Mädchen gewöhnen sich das schon beim Puppenspielen an. Die sagen: "Ich bin jetzt wohl Barbie und du bist jetzt wohl der Ken und jetzt gehen die beiden wohl zum Reiten" - und die landeten dann wirklich ganz unschuldig im Reitstall und nicht im Schlafzimmer. Doch während sich die Sache mit der Unschuld über die Jahre verändert hat, blieb das "wohl" im weiblichen Sprachschatz kleben. Sozusagen als letztes Hintertürchen vor der Absolutheit. "Das ist wohl so" heißt eben nicht "Das ist so" - und, schwupps, ist Platz für die beliebteste aller Frauen-Ausreden: Das habe ich nie gesagt! Jawohl. Inzwischen muss ich aber sagen, dass mir "wohl Hamburgs schönster Sonnenuntergang" ganz sympathisch ist, zwischen all den Superlativen, die Tag für Tag auf einen hernieder prasseln. Das Beste aus der Milch, die witzigsten Werbespots, die schrecklichsten Autofahrer, die nervigsten Promis und die beliebtesten One-Hit-Wonder. Wer bestimmt das eigentlich, was am witzigsten, besten und nervigsten ist? Etwa unser Mojib-Super-Latif? Der darf doch auch nur die schlimmsten Stürme und das heißeste Wetter prognostizieren, danach ist seine Kompetenz überschritten. Wer auch immer hier anzuprangern ist, ich finde: Deutschlands Wohl-Stand ist wirklich nicht das Gelbste vom Ei.

2. Juli 2009

... ist das der wahre Unterschied?

Damit im Folgenden kein falscher Eindruck entseht, muss ich heute eines vorweg schicken: Ich mag ja Männer. Ganz grundsätzlich betrachtet. Fast alle. Oder die meisten. Oder viele. Oder einige. Oder - na ja, ist ja egal, ich mag sie. Vor allem, weil sie Humor haben und über sich selbst lachen können. So, das war das Vorspiel, ich leite über zum Höhepunkt: Neulich fragte Katja mich, ob ich schon mal etwas von Borstenwürmern gehört hätte. Nö, hatte ich nicht. "Spiegel Wissen" definiert: "Ein meist meeresbewohnender Ringelwurm mit Borsten tragenden Stummelfüßchen." Aha. Und? Sie sagte: "Wenn man den Weibchen das Gehirn entfernt, werden sie zum Männchen." Diesen "Hirn-fort-Satz" wollte ich zunächst in die Kategorie "Schafe können nicht schwimmen, weil sie von hinten voll laufen" einsortieren, aber nach eingehender Recherche stellte sich die Information tatsächlich als wahr heraus, wie Biologen sagen - und Alice Schwarzer ist keine Biologin, da bin ich ziemlich sicher. Tja, das tut mir echt leid (ein bisschen). Denn es kann ja nun wirklich niemand behaupten, Würmer hätten mit Menschen nichts zu tun, seit britische Forscher herausgefunden haben, dass der "hirnlose Strudelwurm" unter allen Wirbellosen immerhin der nächste Verwandte des Homo sapiens ist. Viel weiter entfernt kann der Borstenwurm da ja auch nicht mehr sein, selbst wenn Männer ihre Borsten im Gesicht tragen (vor allem morgens), und nicht an den Stummelfüßchen (ich zitere ich nur!). Aber damit hier niemand gewurmt diesen Text verlässt, fasse ich jetzt den heiligen Wurm-Vorsatz, Männer nie wieder mit Würmern zu vergleichen. Denn, falls es bis hierhin schon wieder jemand vergessen haben sollte: Sogar wenn bei ihnen manchmal irgendwie der Wurm drin ist, mag ich sie ja doch, die Männer.