Liebes Leben ...

28. März 2010

... was denkt Amazon von mir?

Mit Maschinen ist das so eine Sache. Oft steckt ja irgendwie der Wurm drin. In diesem Fall muss es ein Bücherwurm gewesen sein (lat. wurmi librorus). Ich habe nämlich bei Amazon verschiedene Bücher aus meiner kleinen Privat-Bibliothek bewertet, um mal zu gucken, welche weiteren Werke mir denn so empfohlen werden. Ist ja schließlich nicht so leicht, sich in dem Literaturwust zurecht zu finden, wenn man sich in den gängigen Kategorien nicht recht wiederfindet: Weder bin ich ein Fan von Krimis, noch von Frauenbüchern oder historischen Romanen. Am ehesten, das habe ich mir kürzlich überlegt, greife ich zu Büchern, die seltsame Titel tragen. In diesem Ranking wären in meinem Fundus wohl "Ä" und "Mittelmäßiges Heimweh" ganz weit vorne. Im normalen Buchladen gibt es diese Kategorie ja leider nicht, aber Amazon scheint sie erkannt zu haben und schlägt mir nun unter anderem vor: "Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede", "Requiem für einen Hund" und "Das Malträtieren unvollkommener Automaten". Ja, diese klangvollen Titel passen fraglos ins vorhandene Repertoire (ohne dass ich irgendetwas über die Güte des Inhalts sagen könnte). Besonders interessant fand ich jedoch die Anregungen "Detektivgeschichten vom Franz" und "Der kleine Igel und die rote Schmusedecke". Das waren die wurmstichigen Stellen der Empfehlungsliste, die mich reichlich verwirrt haben: Was denkt Amazon von mir? Was weiß die Maschine, was ich nicht weiß? Warum könnte (sollte?) ich diese Kinderbücher mögen? Vielleicht sind es ja gar keine Kinderbücher - vielleicht steckt auch hier der Witz im Titel und die "Detektivgeschichten vom Franz" decken in Wirklichkeit die Stasi-Tätigkeiten einer bekannten SPD-Größe auf und "Der kleine Igel und die rote Schmusedecke" ist eine Biografie über SPD-Mann Kurt "Mecki" Beck, der politisch einen Kuschelkurs sucht. Ich werde die Empehlungsliste jedenfalls im Auge behalten - sollte das System tatsächlich unter bösartigem Wurmbefall leiden, werde ich das spätestens daran merken, dass plötzlich Titel wie "Der Herr der Ringe - Die zwei Würmer" oder "Fackeln im Wurm" auf der Liste stehen.

20. März 2010

... wird der Baumarkt zum Fraumarkt?

Eigentlich wollte ich mir ja nur noch schnell einen Hammer kaufen. Doch dann schaute ich, typisch Frau, rechts und links in die Regalreihen und machte eine sensationelle Entdeckung, die den Baumarkt als letzte Bastion der Männer endgültig zu Fall bringen wird: Die "Nie-wieder-bohren"-Serie. Hat mit Zahnarzt leider nichts zu tun, erscheint mir aber trotzdem als phänomenale Sache, denn Löcher irgendwo reinzumachen, finde ich grundsätzlich irgendwie doof (ich hab' ja nicht mal Ohrlöcher, da bin ich schon ein bisschen verbohrt). Wenn irgendjemand eine Bohrmaschine rausholt, sehe ich immer schon Kacheln von der Wand platzen, sämtliche Glühbirnen aus der Fassung knallen oder Wasserfontänen aus der Wand schießen. Nun aber haben verschiedene Firmen Mechanismen erfunden, mit denen man sogar massive Seifenhalter, Klorollenhalter, Metallkörbe, Handtuchhaken und etliche andere Dinge an Kacheln befestigen kann, ohne auch nur einmal bohren zu müssen. Die Konstruktion soll sogar mehrere Kilo Gewicht aushalten UND rückstandlos wieder entfernbar sein. Wahrscheinlich würde jeder Mann so etwas nur mit spitzen Fingern anfassen und verächtlich wieder ins Regal legen - macht ja beim Anbauen weder Dreck, noch Lärm, noch könnte etwas kaputt gehen - aber ich hatte mein kleines Paradies gefunden: Gedanklich baute ich bereits das halbe Sortiment, das den durchgekreuzten Bohrer-Aufkleber trug, in meine Wohnung ein, bis mein Verstand von innen gegen die Stirn klopfte und schrie: "Hast du heute morgen zu viel Testosteron gefrühstückt? Überleg' doch mal, wie bescheuert es aussieht, wenn Du in einem Drei-Quadratmeter-Duschzimmer an jede dritte Kachel irgendwelchen Plunder ranschraubst, nur weil der Heimwerker gerade mit dir durchgeht! Jetzt erinnere dich gefälligst, warum du hierher gekommen bist!" Ach ja, da hing er, der Hammer. Den habe ich dann auch brav gekauft. Aber auch ein bisschen was von dem anderen Zeug. Und das werde ich gleich mal montieren. Oder morgen. Ist zwar Sonntag - aber es macht ja keinen Krach!  

14. März 2010

... warum ist nicht immer Freitag?

Diese Woche war mein Freitag endlich mal wieder, wie er sein soll: frei. An so einem Freitag scheint die Welt eine ganz andere zu sein. Die Regale im Supermarkt waren komplett gefüllt, sodass ich mich nicht, wie sonst immer, um das letzte Brot kloppen musste, sondern mich zwischen Sonnenblumenkern-, Roggen- und Schwarzbrot entscheiden konnte. Ganz neue Herausforderungen! Damit Kunden davon nicht überfordert werden, wird in Bekleidungsgeschäften freitags offensichtlich die große Service-Offensive ausgerufen. Pro Laden wurde ich mindestens dreimal begrüßt und anschließend hingebungsvoll betüdelt: Kann ich Dir helfen? Soll ich Dir Deine Größe raussuchen? Möchtest Du vielleicht am Gewinnspiel teilnehmen? "Nein", hätte ich gern gesagt, "aber kannst Du vielleicht die Musik hier leiser drehen, damit Du mich nicht so anschreien musst?" Oder: "Wie oft am Tag hörst Du eigentlich den Satz ,Ich möchte mich erst mal umsehen' und was genau ist daran so schwer zu verstehen?" Habe ich natürlich alles nicht gesagt. Es war mein Freitag und ich war entspannt. Sogar einen Sitzplatz in der U-Bahn habe ich bekommen. Und mit beinahe kindlichem Erstaunen festgestellt, dass die U-Bahn wirklich den ganzen Tag fährt und nicht nur morgens alle Arbeitnehmer zur Arbeit bringt, dann in der Garage parkt, bis sie abends alle wieder nach Hause fährt. Nein, den ganzen Tag ist sie unermüdlich unterwegs, fährt Menschen, ziemlich viele sogar, durch die Stadt - beinahe erscheint es mir wie ein Parallel-Leben, das mir verborgen blieb, obwohl ich doch wusste, dass es existiert. So wie ich beim Fernsehen ja auch weiß, dass rund um die Uhr gesendet wird, obwohl ich nicht die ganze Zeit hingucke. Natürlich verpasst man da manchmal etwas - das ist beim Fernsehen meistens nicht schlimm. Beim Leben vielleicht schon.    

7. März 2010

... machen Beziehungen unsozial?

Das kann nicht sein, ich weiß. Wer Beziehungen zu anderen Menschen eingeht, muss ja per se schon mal irgendwie sozial sein. Und die gegengeschlechtlichen Beziehungen erfordern natürlich ein besonders hohes Maß an sozialer Kompetenz, das ist auch klar. Jetzt aber stellt sich eine Frage, die - das muss ich zu meiner Entschuldigung vorweg sagen - nicht einmal von mir stammt, sondern einen mir bekannten männlichen Urheber hat: Ist damit bereits unser Limit an Soziabilität erreicht? Oder einfacher formuliert: Bezahlen wir die Liebe mit unseren Freunden? Und wenn ja: Wonach bemisst sich die Höhe des Einsatzes? Hält die Beziehung länger, je mehr Freunde wir opfern? Ooooh, ich spüre vehementes Kopfschütteln vor den Monitoren am anderen Ende des Internets. Aber es ist doch so, dass Paare geneigt sind, sich in dem großen, weiten Menschenmeer auf ein kleines Inselchen zurückzuziehen, es sich dort gemütlich und kuschelig einzurichten und den anderen nur noch von Ferne milde zuzuwinken. Man vergisst, die am Anfang oft hastig aufgestellten Betreten-Verboten-Schilder wieder zu entfernen, sodass im Laufe der Zeit immer weniger Menschen auf den ohnehin schwer erreichbaren Inselchen anlegen. Ist dann erst mal Nachwuchs da, wird es mit dem Kontakt oft noch schwieriger, weil die Insulaner sich in der Zwischenzeit eine neue Sprache ausgedacht haben. Die kommt Außenstehenden meist sehr fremd vor, ist aber eigentlich ganz einfach, wenn man sich daran gewöhnen kann, sämtliche Laute einfach zu verdoppeln ("Du-du", "Pipi", "kille-kille"). Eigentlich ist das (Liebes-)Leben ein bisschen wie Mensch-ärgere-dich-nicht: Alle rennen hektisch übers Spielfeld, überholen sich gegenseitig, schmeißen sich hin und wieder aus dem Rennen, kommen zwischenzeitlich überhaupt nicht vom Fleck, begutachten in der Zeit neidisch das Glück der anderen, fangen dann mal wieder bei Null an, nur um irgendwann (aber möglichst schnell) endlich das schützende Häuschen zu erreichen. Wundervoll, wenn man drin ist. Aber was ist dann? Was ist, wenn man dort angekommen ist? Gewonnen hat man. Und ist sofort komplett raus, die anderen spielen alleine weiter. Und nun zurück zur Ausgangsfrage: Ist das sozial?