Liebes Leben ...

30. Dezember 2010

... würde das jemand lesen?

Lustig, was mir dieser Blog so für Erlebnisse schenkt. Eben fragte man mich, ob ich nicht Teile eines Video-Blog-Portals administrieren möchte. Wahrscheinlich, weil ich hier schon so massiv viele Videos veröffentlicht habe. Dabei waren Filme noch nie meine Spezialität, in keiner Form, und es gibt schon so einige Leidtragende, die das bezeugen können. Interessanter war da doch die schon etwas zurückliegendere Aufforderung, einen Frauenroman zu schreiben. Das musste ich aber leider auch ablehnen, weil ich niemals ein bonbonrosafarbenes Buch schreiben möchte, das womöglich auch noch eine lustige Comic-Frau auf dem Cover und dazu einen Titel trägt wie "Göttin in Gummistiefeln". Mit einem etwa so gearteten Klappentext: "Ashley kann einfach an keinem Schuhladen vorbeigehen - bis sie eines Tages einem Märchenprinzen begegnet, der ihr den perfekten Schuh schenkt. Es ist ein Gummistiefel, und Ashley weiß: Dieser Mann lässt sich nicht von Äußerlichkeiten blenden, für ihn zählt nur die innere Schönheit ..." An dieser Stelle musste ich kurz brechen gehen, Verzeihung. Allerdings: Wenn ich darüber nachdenke, was für Titel ich erfinden würde, stünden die ehrlicherweise auch nicht wirklich für hochgeistige Literatur. Bonbonrosa wären sie aber immerhin auch nicht. Lustig fände ich zum Beispiel: "Liebe - ein ficktionaler Roman". Oder, um mal kurz auf dem Niveau zu bleiben, schlicht und einfach: "Vögel-Kacke". Über die Inhalte müsste ich zugegebenermaßen noch eine längere Weile nachdenken, dafür hätte ich aber schon viele Ideen für den Entwurf eines Kalenders: "365 Wege, eine Frau garantiert nicht rumzukriegen". Das schaffe ich für 2011 aber nicht mehr. Trotzdem guten Rutsch.

22. Dezember 2010

... moderne Vermarktung, oder was?

Weihnachtsmärkte sind irgendwie auch nicht mehr das, was sie mal waren. Zwar ist der Glühwein gleichbleibend schwer genießbar, aber dieses Jahr trinkt man ihn aus hohen, stylishen Gläsern mit dünnen Henkeln oder aus albernen stiefelförmigen Bechern - wo sind die traditionellen dunkelblauen Becher geblieben? Wahrscheinlich findet man sie inzwischen häufiger in privaten Schränken als an Glühweinständen, weil man einfach kein besseres Last-Minute-Geschenk für einen Pfand-Euro bekommen kann als dieses. Dazu möchte man auf dem Weihnachtsmarkt eigentlich leckere Sachen essen: Gebrannte Mandeln, Schmalzkuchen und vielleicht eine heiße Wurst. Das gibt es natürlich alles noch, aber neben Ständen mit "Salmi-Lolli-Brocken" oder "Sauna-Honig" habe ich keinen besonders großen Appetit mehr. Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob der Typ von der Fressbude wirklich "Lecker Pilze!" oder vielleicht doch nur "Lecker Brezel!" gerufen hat. Überhaupt, die Menschen. Waren es schon immer so viele? Und wenn ja, warum werden es nicht weniger? Ich dachte, die hätten inzwischen alle eine Weihnachtsmarkt-App und trinken nur noch virtuell Glühwein, wo doch anscheinend auch hier jetzt so modern vermarktet wird. War aber ein Irrtum. Tja. Manche Leute sollen ja davon träumen, nachts allein in einem Kaufhaus shoppen zu dürfen, um sich nicht immer durch das Gedränge prügeln zu müssen. So hoch sind meine Ansprüche gar nicht. Ich würde nur gerne mal einen (fast) leeren Weihnachtsmarkt besuchen. Ohne riesige Menschentrauben vor jeder Bude und ohne Mitten-im-Weg-Stehenbleiber. Aber das wäre wohl auch irgendwie komisch. Wie Weihnachten ohne Tannenbaum, Knecht Ruprecht ohne Rute und Geschenke ohne Stress. Frohes Fest.

19. Dezember 2010

... und darf ich auch auf die Füße treten?

Liebe Frauen,
Gerechtigkeit muss sein, darum sind wir heute dran. Wisst ihr, was bei uns unglaublich albern aussieht? Ugg-Boots. Diese unförmigen Stiefel, die aus unerfindlichen Gründen auch in dieser Saison wieder wie blöd getragen werden, vorzugsweise in Kombination mit Leggings, was den Gesamteindruck selten besser macht. Meine Theorie ist ja, dass dieses "Ugg" von "ugly" kommt, denn ich habe einfach noch keine Frau gesehen, die in diesen Schuhen gut aussieht - geschweige denn, sich grazil damit bewegt. Kann man nämlich auch gar nicht. Nach meiner Beobachtung hat man nur die Wahl, entweder geräuschvoll zu schlurfen oder außerordentlich plump zu stampfen, so als gehörte man zum Ensemble von "Bauer sucht Frau". Natürlich müssen Schuhe im Winter nicht nur den Anspruch guter Optik erfüllen, sondern auch ein bisschen warm halten, aber viele dieser Boots kriegen ja schon kalte Füße, wenn nur in der Wetterprognose das Wort Niederschlag fällt, beim ersten Schnee machen sie sich dann völlig nass und weichen auf. Sieht so aus, als legten wir Frauen nur im Sommer Wert auf attraktives Schuhwerk, wenn wir uns in die unbequemsten Riemchen-Sandälchen zwängen. Aber vielleicht ist das der Grund für die Ugly-Boots: Winterpause für geschundene Füße - wenn das keine gute Ausrede ist.

11. Dezember 2010

... darf ich mal auf den Schlips treten?

Liebe Männer,
wisst ihr, was unglaublich albern aussieht? Wenn ihr euch beim Essen den Schlips über die Schulter schmeißt, als wäre er ein modischer Schal. Wirklich, das geht gar nicht. Ihr solltet Angst davor haben, dass die Modepolizei herumgeht und von hinten kräftig zuzieht. Kurz habe ich überlegt, ob ihr diese Angewohnheit vielleicht habt, weil ihr die Krawatte als Anti-Lätzchen benutzen wollt - auf diese Weise könntet ihr euch nämlich das Hemd bekleckern und hinterher den sauberen Schlips wieder drüberhängen. Dabei weiß ich ja, dass ihr es einfach nur vermeiden wollt, euer schickes Accessoire in den Teller zu hängen, aber ganz ehrlich: Das geht doch wohl auch anders. Mir ist mein Schal schließlich auch noch nie ins Essen gefallen. Außerdem: Gibt es für solche Gelegenheiten nicht eigentlich Krawattennadeln? Die sind garantiert auch nicht spießiger als die Krawatte selbst. Und sie sind immerhin eine bessere Alternative, als die leider auch praktizierte Möglichkeit, sich das Schlipsende wie ein Einstecktuch in die Brusttasche zu drapieren. Es in den Spalt zwischen zwei Knöpfen zu stopfen, ist übrigens auch nicht besser - dann kann nämlich das ganze Restaurant durch den Hemdschlitz die Feinrippunterwäsche bewundern. Das möchte doch bestimmt auch niemand.

4. Dezember 2010

... zum Wegschmeißen zu schade?

Erst waren Spamversender nur dumm: In der Betreffzeile stand wahlweise "Cheap Viagra" oder irgendwas mit "Stehvermögen". Dann nahmen sie Frauen ins Visier und wurden frech: Ich bekam  zunehmend Mails mit der Betreffzeile "Sind Sie auch zu dick?" oder "Abnehmen ganz leicht". Dann wurden Spamversender clever und verschickten Mails im Namen von ominösen "Erics" oder "Daves" mit dem Betreff "Grandioser Abend". Nun haben sie die nächste Stufe erreicht: sie sind witzig. Unfreiwillig, aber denoch witzig. Beispiele:

1.
"Guten Tag!
Ich habe Ihre E-Mail-Adresse verloren [...]"


Ach so! Dann war dies wohl entweder eine Flaschenpost oder die moderne Variante von "Ich habe meine Telefonnummer verloren, darf ich Deine haben?"

2.
"Hello,
I Hope you are in good health?
Dear,i wish we could be friendly in good lovely relationship , if you could be sincere and lovely,well i do cherish your profile,(Remember the distance or color does not matter but love matters Alton life)privately send me a reply to my email address while i get back at you including my picture. I shall hopefully wait for your reply.
Yours,
Precious."


Ja ja, Distanz und Farbe sind völlig egal - aber was machen wir bloß mit der sprachlichen Intelligenz?

3.
"Liebes Kind von Gott,
 
"Ich bin Frau Sara Jacques aus Frankreich und ich bin zu spaet Herr Philip Jacques, der mit dem Frankreich Botschaft in der London, Grossbritannien fuer mehr als 26 Jahre gearbeitet, bevor er im 30th Juli 2010 starb nach kurzer Krankheit, die nur fuenf Tage dauerte verheiratet.
  
Wir waren ueber 18 Jahre mit einer Tochter (Lilian), der spaeter bei einem Autounfall starb.
  
Vor dem fruehen Tod meines Mannes, waren wir beide wieder Christen geboren. Da nach seinem Tod entschloss ich mich nicht wieder zu heiraten oder ein Kind bekommen ausserhalb meines ehelichen Wohnung, die die Bibel ist dagegen. Als mein verstorbener Mann noch lebte er hinterlegt die Summe von einer Million fuenfhunderttausend Euro nur (1.500.000,00) in einem allgemeinen Treuhandkonto bei ABN AMRO bank in Belgian und dieses Geld ist derzeit noch mit der Bank.

[...]

Sobald ich Ihre Antwort erhalten werde ich Ihnen den Kontakt der Bank, wo das Geld aufbewahrt wird.
  
[...]
  
Bitte versichern mir, dass Sie entsprechend handeln, wie ich hier angegeben. In der Hoffnung auf Ihre Antwort erhalten und bitte fuer die Sicherheit dieses Fonds, tun niemandem darueber. Vielen Dank fuer Ihre Ehrlichkeit und Vertrauen.

Bleiben Sie gesegnet.
Mit freundlichen Gruessen in Christus,
Sara Jacques"


Das würde ich wirklich gerne beantworten. Etwa so:

Sehr geehrte Frau Jacques,

Sie haben sich in der Adresse vertan: Meine Eltern heißen nicht Gott. Und Sie sind in der Tat zu spät, denn um mich mit einer solchen Mail einwickeln zu können, müssen Sie früher aufstehen. Außerdem ist die Ehe keine Krankheit, auch wenn sie nur fünf Tage gedauert hat - und das weiß ich sogar, obwohl meine Eltern nicht Gott heißen. Und noch was: Es ist nicht schlimm, Kinder außerhalb der ehelichen Wohnung zu bekommen, denn von der Pflicht zur Hausgeburt steht nichts in der Bibel, das können Sie nachlesen.

Möge das Geld mit der Bank und der Friede mit Ihnen sein.

25. November 2010

... alles für den Arsch?

So etwas hätte man früher natürlich nicht schreiben dürfen. Schon gar nicht als Dame. Aber erstens sind gerade keine Damen anwesend und zweitens kann es heute eigentlich gar kein Schimpfwort mehr sein. Denn Ärsche werden immer schöner: Schon 5000 Deutsche pro Jahr lassen sich ihr Hinterteil vom Schönheitschirurgen modellieren. Das stand in der Zeitung. Die Ärzte können die Deutschen also mal am Arsch ... Die meisten lassen ihn vergrößeren - wahrscheinlich als Gegengewicht zu den bereits vergrößerten Brüsten. Und so ein hochwertiger Allerwertester will natürlich auch besonders gepflegt werden - ein Bedürfnis, auf das die Industrie bestens vorbereitet ist. Nachdem es ja schon Klopapier mit Rasen- und Spekulatiusduft gab, habe ich nun auf der Homepage eines Markenherstellers welches mit Winterduft erspäht. Wie der Winter riecht, sagt die Website zwar nicht, aber es fliegen Tannenzapfen, Äpfel, Zimtstangen, Orangenscheiben und Anissterne aus der Klorolle. Nun ja, wer's braucht. Mich reizt ein Orangen-Hintern ja nicht so, aber bitte. Das edelste Toilettenpapier der Welt gibt es angeblich jedoch in Dubai. Es soll 400 Euro pro seidenweichem Blatt kosten und wird aus der Wolle eines Nacktmulls gewonnen. Ein Tier übrigens, das seinen Namen zu Recht trägt, was natürlich den Preis des Papiers erklären würde. Verifizieren konnte ich das allerdings nicht - wenn das Internet gedruckt wäre, könnte man sich damit wohl auch manchmal den Hintern abwischen. Dafür müsste man es allerdings falten können. Denn, und das ist jetzt tatsächlich wieder Fakt, 90 Prozent der deutschen Konsumenten sind der Ansicht, auch Stuhl brauche Stil und legen das Klopapier vor Gebrauch ordentlich zusammen. Das haben die Marktforscher von Procter & Gamble herausgefunden (auch Marktforschung ist für den Arsch, ich wusste es schon immer). Nur sechs Prozent formen das Papier zu einem Ball - das sind dann die echten Knüller.

18. November 2010

... wer hat meine Wohnung gepixelt?

Natürlich habe ich heute morgen gleich nachgeguckt, ob wenigstens meine Fenster geputzt und die Balkonbepflanzung frisch und grün war, als Google an meiner Wohnung vorbeigefahren ist. Aber das werde ich wohl nie erfahren, denn irgendein Spielverderber hat mir bei Streetview so einen verschwommenen Riesen-Pixel vors Haus gestellt. Jetzt ist nur die Frage: Wer war das? Habe ich so spießige Nachbarn? Welche, die zwar nachts, wenn alles dunkel ist, ihre Wohnung in eine höllenlaute Kleinraumdisko verwandeln, aber tagsüber bitteschön von niemandem gesehen werden wollen? Nachbarn, die Angst haben, beim Rauchen auf dem Balkon erwischt zu werden, womöglich noch im Bikini? Nachbarn, die durch genaue Beobachtung sehr genau wissen, wem hier welches Auto gehört, aber selbst jedem verbieten möchten, virtuell durch diese Straße zu fahren? Oder war es doch die Hausverwaltung? Kann es tatsächlich sein, dass die gleiche Verwaltung, die mir seit Jahren eine einwandfreie Klingel verweigert, beim kollektiven Google-Protest sofort ganz vorn dabei ist? Möglich wär's. Dann frage ich mich nur, wann den Nicht-Anwohnern auch die Durchfahrt hier verboten oder die Aussicht auf das Gebäude nur noch gegen Eintritt genehmigt wird. Das wäre immerhin eine mögliche neue Erlösquelle - von der mir eine neue Klingel bezahlt werden könnte. Unter diesen Umständen wäre ich sogar bereit, ohne Nörgelei in diesem Pixel-Klinker-Bau zu wohnen.

7. November 2010

... was machen Bienen nach Feierabend?

Freitagabend war ich im Inneren eines Bienenstocks. Der war auf der Schanze und es lebten in Wirklichkeit Menschen statt Bienen darin, aber ansonsten war es genau so, wie man es sich eben in einem Bienenstock vorstellt: Sehr eng, sehr voll, die warme Luft erfüllt von einem laut summenden Stimmengewirr, das es nur in zerfledderten Fetzen vom Gehörgang bis ins Sprachverarbeitungszentrum schaffte. Außerdem war es nahezu stockfinster, sodass man zwar ahnte, dass es sich bei den anderen sich emsig durch die Menge schiebenden Individuen um Artgenossen handelt, sie jedoch so wenig voneinander unterscheiden konnte, wie eine Biene von der anderen. Nur wenn sich jemand ein leuchtendes Handy-Display ans Ohr presste oder Blitzlichter durch die Menge zuckten (die für ganz gespenstische Fotos verantwortlich sein würden), erkannte man Mädchen, die sich vermutlich nach Schulschluss den ganzen Nachmittag aufwändig mit Glitter und Glitzer gestylt hatten sowie Jungs mit Mützen auf dem Kopf oder in ungebügelten Hemden, deren Ärmel sie besonders lässig aufgerollt hatten. Und alle führten den Schwänzeltanz auf. Wie war ich noch gleich hierhergekommen? Ich glaube, es war Nötigung. "Ach komm schon, Du hast doch morgen nichts vor!" - "Na ja, einkaufen", murmelte ich, was eine schwache Ausrede war, da wir zuvor immerhin noch Brötchen gekauft hatten, sodass ich am nächsten Tag sicher nicht würde verhungern müssen. "Los jetzt, hab' Spaß!" Ja, und den hatte ich dann ja auch, nur eben mehr so nach innen. Zum Beispiel mit dem Gedanken, dass ich in allen Handtaschen um mich herum Kompaktpuder, Lipgloss und Deo vermutete, während ich selbst Brötchen mit mir herumtrug. Wenn der Pegel stimmt, dann ist das komisch! Das Gute war nämlich, dass dieser Bienenstock über eine Bar verfügte, an der ich zwar nicht den benötigten Hektoliter Sauerstoff bekam, dafür aber ausreichend Alkohol nachgekippt wurde. Allerdings erhöhte das auch mein gefühltes Alter bereits gegen Mitternacht minütlich und führte dann zuhause dazu, dass ich das rote Blinklicht an meinen neuen Rauchmeldern für eine Google-Nacktscanner-Spionage hielt. Da hört der Spaß jetzt aber auf!

31. Oktober 2010

... wer braucht denn sowas?

Als ich kürzlich spaßeshalber sagte, dass mal jemand eine beheizbare Maus erfinden müsste, wurde ich zunächst so irritiert angestarrt, als hätte ich behauptet, weiße Mäuse zu sehen. Tu' ich auch, aber das ist normal, denn meine Computer-Maus ist weiß - ich hätte sie jedoch lieber in heiß, weil mir an kalten Tagen leicht mal meine absolut unbezahlbare rechte Klick-Hand einfriert (doch, ich habe auch andere Sorgen, aber man muss Prioritäten setzen). Wahrscheinlich wird es hier niemanden wundern, dass ich kurz darauf von meinen Kollegen mit Links zu entsprechenden Produkten versorgt wurde - denn natürlich ist dieser Schnickschnack längst erfunden. Für Blödsinn jedweder Art scheint es offenbar besonders viele Abnehmer zu geben. Vielleicht sind es sogar noch mehr als die, die an Diäten teilnehmen. Wer zum Beispiel braucht einen LED-Duschkopf oder eine Pfeffermühle, die bei Inbetriebnahme leuchtet wie eine Taschenlampe? Letzteres mag bei "Dinner in the Dark" ja noch sinnvoll sein, aber ansonsten gehe ich davon aus, dass normale Menschen ihre Mahlzeit in beleuchteten Räumen zubereiten und zu sich nehmen. Und wo wir schon mal in der Küche sind: Wozu sollen Ölsprüher gut sein? Die stehen vielleicht dekorativ auf dem Tisch rum, sind aber so überflüssig wie ein Allradfahrzeug in der Großstadt. Und apropos Sprühen: Meine liebste Produktfamilie, die Deodorants, hat auch Zuwachs bekommen: Nach dem Mülleimer- und Geschirrspülmaschinen-Deo gibt es nun für uns Menschen das 48-Stunden-Deo. Oder anders gesagt: Das Zwei-Tage-Deo. Inhaltlich genau dasselbe, doch während 48 Stunden nach wichtiger Doppelschicht im Krankenhaus klingen, fühlt man sich bei der Zwei-Tage-Formulierung rückversetzt in die Zeit, in der man lieber parfümierte Perücken trug, anstatt sich vernünftig zu waschen. Soll das jetzt etwa wieder Mode werden?

22. Oktober 2010

... wie schnell ist Liebe?

Bei manchen Leuten funktioniert es überschallartig. Die verlieben sich so schnell, dass man eigentlich von Liebe vor dem ersten Blick sprechen müsste. Sie sehen nur ein Kinn, eine Locke, eine Nase oder, könnte es schöner sein, eine herzförmige Narbe und sind quasi aus dem Stand heraus bereit, das Kinn, die Locke, die Nase oder die Narbe zu ehelichen. Besonders häufig verlieben sich Menschen in Münder (nicht das Heilbad in Niedersachsen, sondern das Körperteil), und zwar meistens völlig unabhängig davon, was diese Münder für Sätze sprechen - einfach still halten sollen sie, und möglichst einzigartig lächeln. Damit man den kleinen Zahn sieht, der leicht schief steht, in den man sich gleich mitverliebt hat. Oder so ähnlich, ich möchte das lieber nicht, nun ja, vertiefen. Jedenfalls muss das berühmte Herzrasen, von dem Verliebte immerzu sprechen, hier seinen Ursprung haben - ist ja auch kein Wunder, dass das Organ bei dem Tempo auch einen Zahn zulegen und sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen übertreten muss. Alles passiert so plötzlich, als würde man kurz stolpern und hinfallen. Fall in Love, ha ha. Aber das macht gar nichts, im Gegenteil, es ist toll, das zu können. Ein bisschen unheimlich, aber toll. Biochemisch betrachtet ist es sogar geradezu beneidenswert. Man feiert mit seinen Hormonen ständig kleine Partys, fühlt sich ein wenig betrunken, aber man stürzt dabei selten völlig ab und es schleicht sich kein ausgewachsener Kater in die Seele, wenn schon am nächsten Morgen alles wieder vorbei ist. Denn das ist es bei diesen Menschen ja meistens - der Zustand geht genauo schnell, wie er gekommen ist. Und dann gilt wie immer nach dem Hinfallen: Aufstehen, Mund abwischen, weiter machen. Bis ein neues Kinn vorbei läuft. Oder eine Locke. Oder eine Nase. Oder eine Narbe - im eigenen Gesicht.

16. Oktober 2010

... ist das alles?

Ich weiß, dass die Frau an der Fleischtheke nur wissen wollte, ob ich zu dem Rinderfilet noch etwas anderes kaufen wollte. Ich weiß auch, dass es eigentlich müßig ist, sich über eine zweihundert Mal pro Tag getätigte, unbedachte Formulierung einer Fleischereifachverkäuferin Gedanken zu machen, aber manchmal mag mein Hirn eben Unsinn und darum lasse ich beim Floskelfestival die Ohrenstöpsel auch absichtlich mal zu Hause. Also: Wie wäre es wohl, wenn man der Dame geantwortet hätte: "Nein, das ist nicht alles, ich brauche nämlich auch noch Brot und Milch"? Oder: "Nein, das ist nicht alles, sondern nur ein Stück Rinderfilet"? Oder: "Nein, natürlich ist das nicht alles, denn niemand kann alles haben"? Aber das sind vermutlich so Dinge, die man besser nicht zu jemandem sagt, der einen Fleischwolf bedienen kann. Außerdem hat "alles" sowieso Konjunktur. Die Floskel "Wie geht's Dir?" wird zunehmend durch "Alles gut?" ersetzt, man bekommt "Prozente auf alles" und der Techniker erzählt einem, das "alles in Ordnung" sei, obwohl er zwei Sekunden vorher noch geflucht hat. War vielleicht Technik-Tourette. Habe ich auch manchmal. Jedenfalls ist das doch alles gelogen. Wir nicken brav, dass "alles bestens" ist (oder zumindest wird), obwohl es sich eher so anfühlt, als wäre alles scheiße (was natürlich auch nie stimmt), man bekommt auf Tiernahrung überhaupt keine Prozente und bei Technik ist grundsätzlich nie "alles in Ordnung". Aber es hört sich halt so gut an. "Mir gehört alles, was Du sehen kannst" klingt doch viel besser als "Mir gehört zwar das weite Land, aber der Himmel und die Sonne und der Vogel dort im Baum nicht." Und "alles" ist bequem. "Ich liebe alles an Dir" erspart einem das lästige Aufzählen von Dingen, die einem sowieso nie auffallen würden. Jeder will alles, jeder gibt alles, jeder macht alles möglich. Ist ja auch kein Problem, wenn schon ein simples Rinderfilet alles sein kann. Und von mir ist das für heute auch alles.

3. Oktober 2010

... wie bringt man Taxifahrer zum Schweigen?

So Freunde. Jetzt möchte ich mal all denen was erzählen, die immer behaupten, Taxifahren sei nachts viel sicherer und angenehmer, als die U-Bahn zu nehmen. Ich vermute, dass man dieser Meinung nur sein kann, wenn man grundsätzlich nicht mit Taxifahrern spricht - wobei auch das nicht immer hilft, wie meine letzte nachmitternächtliche Taxifahrt zeigt. Der Weg führte uns über die Reeperbahn, was an sich noch nicht verwerflich war. Und als der Fahrer sagte: "Ach guck mal, da hinten stehen Kalle und Pepe", habe ich mir auch noch nichts dabei gedacht. Dann sagte er: "Und in dem Club da, da habe ich Hausverbot." Na großartig. Wollte er jetzt Mitleid oder Applaus? Ich schwieg und stellte keine Fragen. Was ihn kaum störte. Er: "Weil die Besitzerin meint, ich würde ihr die Mädels abwerben." Aha. Ich schwieg weiter. Und er sprach weiter: "Aber ich habe damit eigentlich gar nichts zu tun." Schon klar - und ich bin eigentlich die Kaiserin von China. Hatte der noch alle Kolben im Zylinder? Die Straße schien kein Ende zu nehmen. Ich erfuhr (im wahrsten Wortsinne), in welchem Club es ein Separée gibt, das in Wirklichkeit ein Puff ist, in welchem Laden es "die Frauen auch mit anderen Frauen machen", und dass mein Fahrer eine Monatsrate für ein Hotel hier ausgehandelt hat. Endlich: Die Chance, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Unbeteiligt fragte ich, ob er seinen festen Wohnsitz in einer anderen Stadt habe. Worauf er etwas von "anderen Aufträgen" brummelte, die er manchmal hätte. Und dann erzählte er etwas von einem Segelboot, das er in fünf Jahren, wenn er in Rente gehe, kaufen wolle, und von einer Tournee, die er plane. Eine Flohmarkt-Tournee, wie er auf Nachfrage erklärte. Er schien sowas wie ein altmodischer Ebay-Powerseller zu sein, der Neuware verkauft, ohne Händler zu sein. Erlöst wurde ich erst, als er sich nach meinem Beruf erkundigte. Ich überlegte kurz, ob ich spaßeshalber "Steuerfahnderin" oder "Kriminalpolizistin" sagen sollte, aber auch "Journalistin" war wohl nicht das, was er so gerne hören wollte. "Bei der Bild?" fragte er gleich. Ich verneinte. Er atmete auf. Und sagte, dass er da sowieso immer nur die Politik auf Seite zwei gelesen hätte. Aber ich bezweifele, dass er jemals über das Mädchen auf Seite eins hinausgekommen ist - schließlich hat er auf dem Kiez ja Hausverbot. 

27. September 2010

... ist mir noch zu helfen?

Pssst! Man hat mir neuerdings einen Betreuer zur Seite gestellt. Der hat mir zwar, falls das jetzt jemand denkt, kein Blog-Verbot erteilt, aber ich fühle mich von ihm doch ziemlich bedroht. Weil er mich anrufen will, angeblich um mir zu helfen - und zwar bei meinen Bankgeschäften. Er arbeitet nämlich bei einem Geldinstitut. Allerdings frage ich mich, wie dieses Institut Geld verwalten will, wenn es seit fünf Jahren nicht einmal in der Lage ist, eine neue Adressinformation zu speichern, schließlich bin ich schon lange keine Kundin dieser Bankfiliale mehr. Aber wie das nun mal so ist mit persönlichen Betreuern, die man gar nicht haben will: Man wird sie nur schwer wieder los. Aber vielleicht strahle ich einfach eine gewisse Hilfsbedürftigkeit aus - das würde auch erklären, wieso ich am Wochenende in jedem zweiten Geschäft von einer Verkäuferin gefragt wurde, ob sie mir helfen könne. Nächstes Mal werde ich sagen: "Jetzt gerade nicht, aber vielleicht können Sie mir einen Gutschein über Ihr freundliches Angebot ausstellen?" Denn wehe, man braucht wirklich mal Hilfe! Da stehe ich später in der Porzellanabteilung, möchte eine einfache Auskunft über den Preis einer Ware haben und bekomme zu hören: "Ich mach' hier nur WMF." Was Mit Führung, oder was? Hab' schon verstanden. Es sollte wohl auch soviel heißen wie: Für die niederen Fragen steht Ihnen keine Hilfe zur Verfügung. Für niedere Tätigkeiten übrigens offenbar auch nicht. Als ich mich kürzlich allein mit einem alten Röhrenmonitor abgeschleppt habe, kullerten mir plötzlich zwei Stielaugen vor die Füße. Sie gehörten einem halbstarken Kerl, der meine Aktion anscheinend interessanter fand als jede Unterhaltungsshow. Aber die Rolle als passiver Zuschauer wollte er wohl trotzdem nicht verlassen, auch wenn er sich damit eindeutig der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht hat. Also vielleicht sehe ich doch nicht ganz so hilfsbedürftig aus.

19. August 2010

... Bildung für alle?

Ich kann es kaum erwarten, dass die neuen Bildungs-Chips kommen. Allerdings muss die Politik ja erst noch ein bisschen diskutieren - vor allem, weil man sich noch nicht entschlossen hat, in welcher Form die Chips kommen sollen. Zuerst waren Kartoffel-Chips im Gespräch, weil man annahm, dass man damit die bislang kognitiv genügsame Zielgruppe besonders sicher erreichen könnte. Das hat dann aber die Bundesbeauftragte gegen Klischees und Vorurteile in letzter Minute verhindert. Als nächstes dachte man an Casino-Chips, die in allen bekannten Spielbanken erhältlich sein sollten. Dies wurde nicht nur von der Bundesbeauftragten gegen Klischees und Vorurteile abgelehnt, sondern auch vom Ministerium für Suchtgefährdung, das eine mögliche Bildungssucht um jeden Preis auschließen will. Nun redet man über implantierbare Speicherchips, auf die in unregelmäßigen Abständen Bildungs-Updates überspielt werden. Dies ist vermutlich die praktischste Idee von allen - vor allem, weil man nicht darauf angewiesen ist, dass die Menschen sich ihre Bildung irgendwo mühsam abholen, sondern man alle Chips von einem Zentralcomputer aus ansteuern kann. Den aktuellen Stand eines jeden Chipsatzes wird man sich dann über Google IntelligenceView angucken können.

10. August 2010

... Witzfigur gesucht?

Immer wieder bin ich begeistert, wenn Männer mit der Anforderung kommen, dass Frauen doch bitteschön Humor haben sollten. Humor, ha ha! Was soll denn das eigentlich heißen? Soll sie sich über ihn lustig machen? Sich heimlich ins Fäustchen lachen, wenn er mit zwei verschiedenen Socken zur Arbeit geht? Oder prustend im Wohnzimmer verschwinden, wenn er seine Fingerkuppe in den Kartoffelsalat gesäbelt hat? Wichtiger noch: Reicht es, wenn sie Blondinenwitze versteht und Mario Barth komisch findet? Oder sollte sie selber den ganzen Tag zu seiner Unterhaltung Witzchen erzählen, damit er nicht immer auf Sitcoms angewiesen ist - und wenn ja, was darf's denn sein: Schenkelklopfer oder lieber deftige Zoten? Oder ist vielleicht mit Humor gemeint, dass sie über alle Unstimmigkeiten milde lächelnd hinweg sieht und keine Diskussionen über Zahnpastatuben und (Un-)Ordnung führt? Meine Herren, mit "Humor" an sich kommt ihr nicht weiter. Nur, wer sich präzise ausdrückt, spart sich die Reklamation! Ihr würdet doch auch nicht im Elektrofachmarkt einen Computer mit Internet bestellen und ihn dann wieder zurückbringen, weil ihr doch irgendwie ein anderes Internet gemeint habt. Und wo wir gerade dabei sind: Warum muss es immer eine Frau sein, die mit "beiden Beinen im Leben steht"? Damit sie nicht umfällt? Wahrscheinlich eher, damit sie nicht wegläuft, wenn sie mal nichts zu lachen haben sollte.

1. August 2010

... wer ist eigentlich dieser Olf?

Die Tanners hatten einen Alf. Stromberg hat einen Ulf. Deutschland hat eine Elf. Und jeder von uns hat einen Olf. Mindestens einen. Klingt im ersten Moment wie eine Beleidigung: "Ey Du Olf, haste nicht mehr alle Nadeln am Baum?" Oder wie etwas Schmutziges, das in dunklen Ecken oder unter der Couch haust: "Dieser Olf geht einfach nicht weg - da muss ich wohl mal mit Reinigungsbenzin ran." Es könnte auch eine schreckliche Märchengestalt sein, Marke "Rotkäppchen und der böse Olf". Oder, apropos Marke, ein Auto: "VW Olf". Ach ja, bei manchen Worten erwacht einfach der verbale Spieltrieb. Dennoch will ich dem Rätseln jetzt ein Ende bereiten und aufklären: "Ein Olf ist die Geruchsbelastung, die von einem Normmenschen ausgeht." So! Von wegen, nur pupsende Kühe stinken die Welt voll, nee, auch wir Menschen sind verantwortlich für Geruchsbelastung - und zwar nicht nur in einem nicht-klimatisierten öffentlichen Verkehrsmittel bei 35 Grad Außentemperatur, sondern auch in einem klimatisierten nicht-öffentlichen Verkehrsmittel. Genauer gesagt, geruchsbelästigen wir immer und überall. Der Normmensch ist eine erwachsene Person, die genau 0,7 Bäder pro Tag nimmt, 1,8 Quadratmeter Hautoberfläche besitzt und eine sitzende Tätigkeit ausübt. Das ist kein Scherz. Dieser Normmensch hat einen Olf, im Gegensatz zu einem 12-jährigen Kind, das zwei Olf hat, und einem Athleten, der 30 Olf hat. Wahnsinn, 30 Olf - mal sehen, wie lange es dauert, bis irgendeine Umweltschutzkommission die Olympischen Spiele verbietet, weil wir neben erhöhten Smog-Werten nicht auch noch erhöhte Olf-Werte verkraften können. Jetzt weiß ich auch, wonach das Wort Olf wirklich klingt: Nach einem grünhäutigen Glibbermonster, dem Methan und Schwefel aus allen Körperöffnungen dunstet. Spätestens, wenn Disney dieses Monster entdeckt und salonfähig macht, wird sich in vielen Beziehungen und Wohngemeinschaften eine neue Redewendung durchsetzen: "Lass bloß Deine Sportschuhe draußen stehen, die stinken wie 50 Olfs!"

27. Juli 2010

... warum haben Männer dicke Bäuche?

Weil sie keine Brüste wollen!

 

Habe wohl gerade meine infantile Phase ... Oder wie ich jüngst gelernt habe: 
Ich bin nicht launisch! Ich bin emotional flexibel!

25. Juli 2010

... ist Amtsmüdigkeit ansteckend?

In diesem Sommer hat sich eine neue Mückenart in Deutschland verbreitet. Es handelt sich dabei um die gemeine Rücktritt-Bremse, die eine Krankheit namens Amtsmüdigkeit bei uns eingeschleppt hat. Anders als bei der bekannten und harmlosen Frühjahrsmüdigkeit erkennt man Infizierte an chronischer Lustlosigkeit und sinkender Einsatzbereitschaft, die im Endstadium zu vorzeitiger Amtsniederlegung und Rücktritt führt. Oft sind Politiker von dieser Krankheit befallen, insbesondere jene, die ihre Aufgabe lange genug erfüllt haben, um sich bis ins hohe Alter finanziell gut versorgt zu wissen - doch es kann duchaus auch andere Berufsgruppen treffen. Unklar ist jedoch bislang, ob die Krankheit auch von Mensch zu Mensch übertragbar ist und wie die Genesung nach dem Rücktritt voranschreitet. Denn die Betroffenen verfügen plötzlich über sehr viel freie Zeit, mit der nicht jeder auch etwas anfangen kann. Wer hat heutzutage schon noch richtige Hobbys? Als Kind hatte ja fast jeder zahlreiche, hoch im Kurs standen zum Beispiel Fahrrad fahren, Musik hören und verreisen, aber heute macht man das alles ja gleichzeitig. Und oft sogar nur noch virtuell. Die klassischen Hobbys von damals dienen maximal noch als Nebenbeschäftigung, während man gerade irgendetwas anderes wichtiges macht. Man darf gespannt sein, wie sich die Patienten behelfen - vielleicht engagiert sich so ein amtsmüder Politiker bei Greenpeace als Wal-Kämpfer oder er geht als Diäten-Experte zu den Weight Watchers.

16. Juli 2010

... was ist höflich?

Manche Leute halten Etikette ja für Aufkleber auf Getränkeflaschen und besitzen soviel Sti(e)l wie eine Gürtelrose. Diesen Menschen sollte man dankbar sein, denn für sie wurden Knigge-Regeln erfunden, die zwar nur die Wenigsten interessieren, aber im Falle des Online-Knigges wenigstens Unterhaltungswert haben. Hier meine Lieblings-Regeln:
 
"Heimlich die Inbox anderer zu durchforsten, ist wie unter deren Bett zu stöbern." 

Glaube ich nicht - in der Inbox mag es so dreckig sein wie unter dem Bett (und vielleicht auch darin), aber man wirbelt dort garantiert nicht so viel Staub auf. 
 
"Halte mindestens drei Meter Abstand zu anderen Menschen, wenn Du in der Öffentlichkeit mit dem Handy telefonierst." 

Kurze Frage: Wozu? Werden die anderen sonst verstrahlt? Könnten sie durch wilde Gesten verletzt werden? Lärmbelästigung kann ja wohl nicht der Grund sein, denn das tut man ja auch nicht:

"Brülle nicht in der Öffentlichkeit in Dein Handy. Halte Gespräche kurz und schleiche nicht herum wie ein Tiger im Käfig." 
Die drei Meter Abstand musst Du also irgendwie anders gewinnen. Und merke: Die Regel gilt ausdrücklich nur für die Öffentlichkeit. Zuhause darfst Du gern brüllen.

"Hunger und Ermüdung sind keine interessanten Statusmeldungen. Teile Deinen Anhängern nur relevante Dinge mit." 
Zum Beispiel: Bin gerade beim Abendmahl. Oder: Hab's heute mal wieder im Kreuz. Oder: Will Urlaub und schöne Frauen, die mit Psalmen wedeln!  
 
"Starre nicht auf fremde Bildschirme. Verhalte Dich wie am FKK-Strand: Persönliches geht Dich hier nichts an." 

Wenn ich jetzt permanent weggucken muss, sobald mir fremde Leute freiwillig Dinge präsentieren, die mich nichts angehen, dann muss ich als erstes meinen Fernseher wegschmeißen und danach eine blickdichte Brille kaufen. 
 
"Ja, man darf auf Twitter Leuten "folgen", die man nicht persönlich kennt." 

Aber im wahren Leben würde das Stalking oder Observierung heißen und könnte strafbar sein.
 
"Solltest Du Dein Büro mit anderen teilen, bedenke Deine Lautstärke beim Tippen. Es gilt dabei nicht ein Maschinengewehr zu imitieren." 

Ach, das Tippen hört man doch gar nicht, weil die exzessiven Schreiber meistens gleichzeitig laut genug reden. 
 
"Stöbere nicht in fremden iPods oder sogar iPhones herum." 

Sowas darfst Du nur mit elektronischen Geräten machen, die nicht von Apple sind. 
 
"Lege Dein Handy in Restaurants immer mit dem Display nach unten auf den Tisch. Sobald eine Tischdecke aufliegt, sollte das Telefon in der Tasche bleiben." 

Weil es sonst so unschöne Dellen unter Decke gibt, oder was?
 
"Wer verheiratet ist und ein zweites Handy mit Prepaidkarte besitzt, könnte den Verdacht erwecken, eine Affäre zu haben." 

Stimmt, ein Zweithandy mit Vertrag erregt natürlich viel weniger Verdacht. 
 
"Es ist ok, während des Essens eine SMS zu verschicken, solange dies alle am Tisch tun." 

Und zwar gleichzeitig.

4. Juli 2010

... wie pimpt man Visitenkarten?

Auch wenn es manche gern wären, viele sich so fühlen und alle momentan so tun als ob: Es ist nicht jeder Profi-Fußballer, Mannschaftstrainer oder Schiedsrichter. Das macht auch gar nichts, denn es gibt tatsächlich noch weit coolere Berufe: "Corporate Senior Vice President und Global Chief Marketing Officer Laundry & Home Care" las ich neulich. Wow, das macht was her - für solche Leute werden eines Tages ausklappbare Visitenkarten erfunden. Als Sekretärin lässt man sich mittlerweile umbenennen in "Head of Verbal Communication" und aus der einfachen Putzfrau wird die "Fachkraft für Bodenhygiene und visionären Durchblick". Es soll ja auch Foodhunter geben, das müssen die Leute sein, die man früher mal als Angler oder Jäger bezeichnet hat. Für den Bundespräsidenten schlage ich übrigens den Untertitel "First Handshaker and Speech Speaker Expert" vor - und nachdem die Bundesversammlung nach der Wahl so inbrünstig gemeinsam die Hymne gesungen, nein, geschmettert hat, dürfen sich die anwesenden Politiker außerdem auch Sänger nennen, so einen Titel erwirbt man heutzutage ja auch ziemlich schnell. Immer beliebter wird außerdem der Beruf "Ex". Ex-Radprofi, Ex-Soapstar, Ex-Frau. Aus all den ex-beliebigen Leuten kann man mindestens drei neue Fernsehformate stricken, zum Beispiel "Gute Exen, falsche Schlangen - das TV-Experiment". Wenn gar nichts anderes passt, darf man sich mittlerweile auch Moderator oder gar Entertainer nennen, so wie die aufgeregten Duracell-Dödel bei 9Live. Tja, und schon klingt die Berufsbezeichnung "Fußballer" gar nicht mehr so interessant. Eher ziemlich gewöhnlich. Man sollte den Job umbenennen. In "Master of Goals" oder "Professional Football Artist" beispielsweise - nur in Argentinien wäre der Titel "Actors" passender, dann könnte die Truppe auch jedes Jahr mit der Goldenen Himbeere für die schlechteste schauspielerische Leistung ausgezeichnet werden. Besser so einen Preis als gar keinen ... oder?

27. Juni 2010

... gibt es hier keine Jury?

Hurra, wir sind weiter! Deutschland ist in der nächsten Runde! Während Argentinien und Mexiko gerade noch mitten im Recall sind, frage ich mich: Wo war eigentlich die Jury? Auf der Bank? In der Kabine? Im Abseits? Ich meine, da müsste doch eigentlich irgendwann mal so'n Dieter Bohlen ankommen und etwas sagen wie: "Mensch, das war echt 'ne hammergeile Performance. Euer Talent hat mich total geflasht, ihr habt euch wahnsinnig gesteigert. Gut, hier und da habt ihr ein paar Bälle nicht ganz richtig getroffen und nicht immer alles sauber gehalten, aber das hat man eigentlich auch gar nicht gesehen. Für euer Alter war das wirklich eine Riesen-Leistung und wenn ihr beim nächsten Mal noch eine Schippe drauflegt, könnt ihr es hier noch richtig weit bringen. Also mich habt ihr jedenfalls überzeugt, auch mit dem Outfit, ihr seht echt alle super aus, viel besser als beim letzten Mal. Diese schwarzen Klamotten sahen ja aus, als wärt ihr hinterher noch auf den Friedhof gegangen. Das Weiß passt viel besser zu euch." Bei Heidi Klum würde es sicherlich ein bisschen anders klingen. Sie würde sagen: "Ihr seid alle wunderhübsche Jungs. Doch nur eine Mannschaft von euch kann Weltmeister werden. Am Anfang wart ihr einer der Favoriten. Doch dann haben die anderen euch überholt. Mit ganz großen Schritten. Gegen Serbien habt ihr verloren und auch im Spiel gegen Ghana haben wir immer wieder große Unsicherheiten gesehen. Wir waren nicht sicher, ob ihr in diesem harten Turnier durchhalten könnt. Aber heute habt ihr uns gezeigt, dass ihr es wirklich schaffen wollt. Ihr habt uns gezeigt, dass ihr euch weiterentwckelt und hart an euch gearbeitet habt. Und wir glauben, dass ihr noch mehr Potenzial habt. Jungs, hier ist euer Foto." Doch komischerweise ist da nie eine Jury. Kaum zu glauben, dass es jetzt wieder Wettbewerbe im deutschen Fernsehen gibt, die nichts mit Casting zu tun haben. Jedenfalls noch nicht - man sollte sicherheitshalber mal prüfen, ob sich schon ein Sender die Rechte an Titeln wie "Deutschland sucht die Super-Elf", "Germanys next Top-Footballer" oder "Unsere Stars für Polen" gesichert haben. 

20. Juni 2010

... sind Gänseblümchen romantisch?

Vergangene Woche trug sich folgender Dialog zu: Jemand: "Was lieben Männer eigentlich an Frauen?" Jemand anders: "Hm. Ihre Wärme?" Von mir: "Das kann ja wohl nicht alles sein - wer Wärme will, kann die Heizung anmachen." Jemand anders: "So bekommst Du aber nicht den Romantik-Orden am Bande verliehen." Unabhängig davon, ob ich diesen Orden überhaupt will oder nicht, habe ich nach diesem Wortwechsel das dringende Bedürfnis, mal etwas Grundlegendes zum Thema Romantik zu sagen. Mir scheint nämlich, dass es da häufig zu Verwechslungen kommt: Rote Rosenblätter im Bett, opulente Kerzen-Arrangements im Bad, ein Heiratsantrag mit Kniefall oder staatstragende Worte über schier endlose Liebe, ewige Ich-hol-dir-die-Sterne-vom-Himmel-Hingabe und diese ominöse Herzenswärme sind doch nicht romantisch. Sie sind eine kitschige Verpackung, die den Inhalt, der vielleicht wirklich romantisch sein könnte, total erdrückt. Dieser Kitsch hat sich irgendwann als adäquate Übersetzung durchgesetzt, weil die wahre Romantik gar keine so einfache Sprache ist. Sie kann ihren Sinn je nach Situation ändern - im richtigen Moment ist ein profanes Gänseblümchen vielleicht romantischer als jede hochgezüchtete Rose und ein Post-it liebevoller als ein ellenlanges Gedicht, das man im Internet abgeschrieben hat. Wahre Romantik halte ich für ziemlich fragil, man kann sie nicht vorbereiten oder erzwingen, sie kommt, wenn's ihr passt, bleibt oft nur einen kurzen Augenblick und wird von sehr wenigen, vielleicht nur von genau zwei Personen in diesem einen Moment verstanden. Romantik trägt man nicht wie ein überdimensionales Lebkuchenherz durch die Gegend, auf dem für alle deutlich lesbar steht: Seht her, ich bin romantisch! Aber das ist nur meine bescheidene Meinung. Und ich bin ja nicht romantisch. 

13. Juni 2010

... ab wann ist ein Fan ein Fan?

Wer am lautesten in die Vuvuzela tutet, hat am wenigsten Ahnung von Fußball. Ist nur eine Vermutung - aufgrund der Ballermann-Analogie: Wer da am lautesten grölt, hat meistens auch am wenigsten Ahnung (von allem). Und überhaupt weiß man ja: Wer schreit, hat Unrecht. Aber zurück zum Fußball, einer Sportart, die seit Freitag wieder einen sprunghaften Fan-Anstieg zu verzeichnen hat. Für diese Saison-Fans, zu denen ich mich ehrlicherweise auch zählen muss, stellen sämtliche Warenhäuser umfangreiches Fan-Equipment zur Verfügung - diese Ausstattung soll darüber hinwegtäuschen, dass man eher wenig Ahnung vom eigentlichen Geschehen hat. Auch nur eine Vermutung. Aber anders ist kaum zu erklären, warum es zum Beispiel Fußball-BH-Träger gibt oder überdimensionale Fan-Brillen und -Hüte. Oder Toilettenpapier mit Rasenduft. Der Zusammenhang zwischen Rasen, Toilette und WM erschließt sich mir am wenigsten. Wir wollen doch nicht hoffen, dass die WM ein Griff ins Klo wird?! Oder handelt es sich um einen Anti-Fan-Artikel für alle, die sagen: "Ach, scheiß' auf die WM"? Oder ist das Papier in Wirklichkeit für die trikottragenden Hündchen, die bei ihren Geschäften ja noch am ehesten den Duft von Rasen bevorzugen? Es wird ein Rätsel bleiben, das wohl auch echte Fußball-Experten nicht zu lösen vermögen. Oder gar nicht lösen wollen. Für die sind Saison-Fans bestimmt sowieso unerträglich peinlich. Gucken nur Partien mit deutscher Beteiligung (es sei denn, man ist - wie ich - krank, und kann sowieso keinen komplexeren Handlungen als 90 Minuten Balltreten folgen) und nerven dann auch noch mit blöden Phrasen: "Ecken können wir sowieso nicht" oder "Ey, das war ja wohl eine klare Schwalbe!" oder "Schieß' doch, Mann!" bzw. "Jetzt gib's endlich mal ab!" Mein Lieblingssatz ist: "Steh' auf, du Memme!", wenn sich mal wieder einer mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden windet und greint wie eine rollige Katze. Aber dieses Jahr muss man sowas ja eigentlich gar nicht sagen. Schließlich gibt es Vuvuzelas.

6. Juni 2010

... schon mal billigen Humor gesehen?

Wenn Discounter kreativ werden ...

 
Demnächst im Sortiment: Tooortellini und Tooortillas

 
Wenn im Kakao-Gebäck Kakao ist, was ist dann wohl im Zebra-Gebäck?

 
Taste? Welche Taste? 

Auf diesem Niveau ist einfach kein Witz zu billig.

30. Mai 2010

... wie spät ist es?

Angeblich ist es ja nie zu spät. Für gar nix. Alles kann man jederzeit machen, haben, schaffen: Man kann zum Beispiel mit 75 noch Fallschirm springen. Man kann verpasste Fernsehsendungen Tage später im Internet angucken. Und man kann sogar nach 28 Jahren des schmerzhaften Übens noch mal den Song Contest gewinnen. Ja, wirklich! Das Problem ist nur: Meistens sind es andere, die all das können. Einen selbst beschleicht doch im alltäglichen Leben immer mal wieder das Gefühl, ein extrem miserables Timing zu haben - selbst, wenn man normalerweise die Pünktlichkeit in den Genen hat. Da hilft es auch nur wenig, dass spät ziemlich "in" zu sein scheint. Wir wollen spät einkaufen gehen, spät erwachsen werden, spät aufstehen. Aber, liebe Nie-zu-spät-Sager: Habt ihr schon mal versucht, nachträglich die zimmerwarme Butter in einen Kuchenteig zu geben, der schon seit 10 Minuten im Ofen steht? Habt ihr schon mal bei laufendem Wasser unter der Dusche gestanden und erst dann gemerkt, dass die einzige Shampoo-Flasche mit Inhalt noch bei den frischen Einkäufen in der Küche steht? Habt ihr (apropos Einkäufe) schon mal alle Waren aufs Kassenband gelegt und dann mit einem Blick auf die blau-weißen Tetrapacks des Vordermanns bemerkt, dass ihr dummerweise die Milch vergessen habt? Ich schon. Darum hört auf eine, die es wissen muss: Zu spät gibt es sehr wohl!

24. Mai 2010

... woran merkt man, dass man alt ist?

Habt ihr in den letzten Tagen auch mal das interaktive Google-Doodle ausprobiert? Ich fand's ja lustig. "Hey, cool, bei Google kann man heute Pacman spielen", ließ ich im Büro verlauten, worauf die 17-jährige Praktikantin arglos fragte: "Was ist denn Pacman?" Rumms. In dem Moment hatte ich nicht vom Baum der Erkenntnis genascht, nee, der Baum ist mit voller Wucht auf mich draufgekracht. So ist das also: Junge Menschen kennen Pacman nicht mehr. Ich kenne Pacman. Logische Schlussfolgerung: Ich bin nicht mehr jung. Na gut. Dann eben nicht, gibt größere Katastrophen (fragt mal Michael Ballack). Und es ist ja auch nichts wirklich Neues, eigentlich fühlt man sich ja sowieso öfter mal alt, insbesondere körperlich: Rücken-Aua, Gelenke-Knacks, Kurzatmigkeit nach Treppensprint, ihr wisst schon. Trotzdem habe ich jetzt ein kleines bisschen Angst davor, meine Sätze bald nur noch mit "Weißt du noch" anzufangen. Weißt du noch, dass es Fotos früher mal aus Negativen entwickelt wurden, die einen Papierstreifen für die Nachbestellungen hatten? Weißt du noch, dass man früher Geld umtauschen musste, wenn man in Spanien oder Italien Urlaub gemacht hat? Weißt du noch, dass es der Gilb war, der für den Schmutz in den Gardinen verantwortlich war? Weißt du noch, dass wir im Winter zuhause sein mussten, wenn die Straßenlaternen angingen, weil unsere Eltern uns nicht mal eben auf dem Handy anrufen konnten, um zu fragen, wo wir sind? Und weißt du noch, wie wir Referate ohne Internet geschrieben haben? Immerhin: Ich weiß es noch. Sooo alt bin ich nämlich doch noch nicht. Die Welt-Zeit vergeht nur eben ein bisschen schneller als die Ich-Zeit.

16. Mai 2010

... was hilft gegen gruppale Infekte?

Ich frage mich, ob man schon das Robert-Koch-Institut benachrichtigt hat - denn das Gruppen-Fieber greift derartig um sich, dass man bald von einer nationalen Pandemie sprechen kann. Und die ist hochgradig gruppendynamisch, pardon, ansteckend: In sämtlichen Netzwerken organisiert sich die Menschheit in Gruppen, alle wollen überall Mitglied sein, treten möglichst vielen Gemeinschaften bei, gründen eigene Cliquen, laden andere ein. Deutschland, ein Gruppenübungsplatz. Wahrscheinlich ist die Frage "Willst du in meine Gruppe kommen" längst das "Willst du mit mir gehen" des neuen Jahrtausends. Ist nicht wirklich origineller, aber was soll's, die Gruppeninhalte sind es ja auch selten. Mittlerweile braucht man ja nur zu erzählen, dass man sich die Zehennägel spektralfarbig lackiert hat oder morgens gern Nutellabrot mit Gurke ist, schon wird irgendein herumstehender Gruppenkasper (neudeutsch für Student) ausrufen: "Ey, dafür gibt's 'ne Gruppe im StudiVZ!" Oder wo auch immer. Mir scheint, dass Gruppenarbeit heute deutlich beliebter ist, als sie es noch zu meiner Schulzeit war. Ist lange her. Damals trug man noch Buttons, um anderen seine Einstellung ohne viele Worte mitzuteilen - wenn sich die Leute heute für jede ihrer Gruppen einen Button an die Klamotten heften würden, könnten sie sich auch gleich eine bunte Aluminium-Rüstung anziehen. Tja. Man muss der Wahrheit ins Auge blicken: Wir sind Groupies. Und ich bin fast sicher, dass es auch dazu schon die passende Gruppe gibt.

7. Mai 2010

... sind Singles die schlaueren Menschen?

Kühne These, ich weiß. Kann man aber mal drüber nachdenken - zum Beispiel mit der kleinen Geschichte einer mir bekannten älteren Dame. Sie liebte Zarah Leander und all die anderen Sänger, deren Namen man heute kaum noch kennt, doch mit dem Tod ihres Mannes verschwand auch die Musik aus dem Leben der Dame. Der Grund ist banal: Die Stereoanlage war in ihrem Haushalt schon immer Männersache gewesen. Ihr Mann hatte den richtigen Sender eingestellt und ihr die Lieblings-CD eingelegt - sie selbst weiß vermutlich nicht einmal, wo sich die On-Taste befindet. Und wenn doch, hat sie Angst, sie zu drücken, weil ja etwas kaputt gehen könnte. So sind sie, die älteren Herrschaften. Kein Grund, sich darüber zu mokieren: zwar hat heute sicherlich niemand mehr (Berührungs-)Angst vor CD-Playern, aber dafür vielleicht vor dem Bankberater, der Bohrmaschine oder dem Bügeleisen. So mancher lässt lieber die Finger von solchen Dingen und freut sich, eine Beziehung zu haben. Schließlich ist es nur allzu bequem, die ungeliebten Aufgaben an die bessere Hälfte wegdelegieren zu können, dafür ist sie ja schließlich die "bessere", nicht wahr? Singles hingegen müssen alles selbst machen: Computerprobleme lösen, das Loch im Pulli stopfen, Möbel zusammenbauen, die Blumen pflegen, den günstigsten Internet-Tarif raussuchen, große Gurkengläser öffnen. Ist ja schließlich keiner da, auf den man die Arbeit abwälzen kann. Einerseits ist das natürlich ärgerlich - andererseits bilden sich Singles so selbst zu Universalspezialisten aus und man kann nie wissen, wann es einem vielleicht einmal von Nutzen sein wird, das Reifenluftdruckmessgerät an der Tankstelle bedienen zu können oder die besten Putz-Tricks selbst erprobt zu haben. Jedes neue High-Tech-Gadget kann der CD-Player von morgen sein. Daran muss man denken, wenn man das nächste Mal Hilfe suchend nach Schatzi ruft!

1. Mai 2010

... wo bitte gibt's ein Update?

Seit ich meinen Wortschatz aktualisiert und mir die neueste Version "Sprache für Fortgeschrittene" ins Hirn gebrannt habe, gehört auch der schöne Ausdruck "Downdating" zu meinem Repertoire. Den habe ich irgendwo gelesen, im Zusammenhang mit dem unheimlich klugen Ratschlag, sich beim Dating lieber nicht nach unten zu orientieren (wo auch immer "unten" sein mag). Logische Konsequenz: Wo es Downdates gibt, muss es auch Updates geben - ich habe nur noch keine Plattform gefunden, auf der man sich die herunterladen kann. Aber ich stelle mir das lustig vor: Wenn man erst einmal ein Update gefunden hat, trifft man sich auf einen kleinen Kaffee-Download und macht erst mal einen Sympathie-Scan. Ist dieser erfolgreich abgeschlossen, wird geprüft, ob alle Grundvoraussetzungen erfüllt und die Systeme kompatibel sind. Bevor die zwischenmenschliche Datenübertragung beginnt, sollte man sich allerdings vergewissern, dass der Informationstransfer nicht verschlüsselt stattfindet, da es sonst Fehler in der Übermittlung geben kann. In diesem Fall würde das Update fehlschlagen. Wenn jedoch alles passt, folgt der bekannte Rest: Der Stick kommt in die Schnitt(en)stelle und es installieren sich nacheinander Hochzeit.exe, Reihenhaus.jpg und Kinder.mp4. Achtung: Wer die Datei Exfreundin.bat findet, sollte sie unbedingt löschen - hierbei handelt es sich um einen unerwünschten Trojaner, der das System zum Absturz bringen kann. 

22. April 2010

18. April 2010

... kann man sich jetzt alles sparen?

Reden wir doch ausnahmsweise mal nicht über die große Veraschung und das, was da oben in der Luft passiert, sondern über die weltlichen Dinge hier unten. Ganz unten, am Boden, zu unseren Füßen. Da ist mir nämlich aufgefallen, dass Schuhe neuerdings ohne Schnürsenkel verkauft werden (und zwar nicht nur beim Discounter). Hier das Beweisfoto: 
Nachdem sich Unternehmen ihren Kundenservice sparen, Verkäuferinnen die Freundlichkeit und auch Kantinenessen am Geschmack spart, üben wir uns also weiter im Verzicht. Und wenn wir uns wundern, wird man uns nur sagen: "Wieso, Sie wollten doch Schuhe kaufen, oder? Von Schnürsenkeln haben Sie nichts gesagt!" Wahrscheinlich ist das der neue Zusatzverdienst der Schuhgeschäfte - die ziehen die Bänder einfach vor dem Verkauf aus den Schuhen, rollen sie fein säuberlich auf, hängen ein Preisschild dran und verkaufen die Senkel dann an der Kasse extra (einzeln natürlich, nicht paarweise). Damit man seinen Schuh ganz individuell gestalten kann, oder so, irgendein Verkaufsargument wird den Marketingspezis schon einfallen. Vielleicht behaupten sie auch einfach: Das trägt man jetzt so. Und das Prinzip wird Vorbild werden. Elektromärkte werden Fernseher ohne Tonkanal verkaufen ("Sie wollen doch fern sehen - von hören haben Sie nichts gesagt, das kostet extra!"), Autos wird es in der Basisversion nur noch ohne Bremsen geben ("Sie wollen doch Auto fahren, nicht stehen - Bremsen kosten extra!"), und so weiter. Falls es für die schnurlosen Sneakers noch keinen Namen gibt, habe ich übrigens einen Vorschlag: "Schläppchen". Reinschlüpfen und losschlappen zum Schnäppchenpreis. Wenigstens kann einem mit den Tretern niemand mehr auf den Senkel gehen.

11. April 2010

... hatte da jemand Hinterngedanken?

Mich würde ja mal interessieren, womit man hier die sonstigen Einkünfte so erzielt. Was man als Poband wohl so pobieren muss? Vielleicht Hinternschinken? Oder eine Portion frisches Fallobst aus Äpfeln, Birnen und Orangen? Oder, apropos, eine neue Cellulite-Creme namens "Po Forma" für die weibliche Poblemzone? Und wird man als Poband eigentlich auch erst mal nur pobeweise eingesetzt? Hm. Vielleicht haben die auch einfach nur neue Korrekturleser gesucht, und die Anzeige war ein erster Qualifikations-Test, der ans Licht bringen sollte, ob die potenziellen Bewerber nach dieser Posse noch ausreichend Aufmerksamkeit besitzen, um auch den zweiten fehlenden Buchstaben noch zu entdecken. Da kann man dann nur hoffen, dass das Unternehmen mit Zahlen sorgfältiger umgeht als mit Buchstaben, damit am Ende beim Honrar nicht auch noch wichtige Ziffern fehlen.

3. April 2010

... kann Denken besoffen machen?

"Fang mich doch", sagte mein erster Gedanke zum zweiten Gedanken und flitzte los durch meinen Kopf, der andere sofort hinterher. "Boah, nicht so schnell", dachte ich, "es ist immerhin mein Kopf und den brauche ich für Wichtigeres als eure Spielereien", aber da hatte der zweite den ersten schon eingeholt und amüsierte sich prächtig. Ich mich dann übrigens auch, denn ich hatte durch den ungewollten gedanklichen Zusammenprall ein Tier vor mir gesehen, dass noch nie zuvor jemand gesehen hatte, so etwas wie der innere Schweinehund, ein Hausdrachen und der Fehlerteufel zusammen, kurzum: ein richtiger Star war's, das Tier, das sich meistens richtig breit macht und furchtbar pelzig anfühlt. Ich habe euch ein Phantombild gezeichnet und verrate außerdem, was es mir leise zugeflüstert hat ...
 "Ich bin dein Kater!"

28. März 2010

... was denkt Amazon von mir?

Mit Maschinen ist das so eine Sache. Oft steckt ja irgendwie der Wurm drin. In diesem Fall muss es ein Bücherwurm gewesen sein (lat. wurmi librorus). Ich habe nämlich bei Amazon verschiedene Bücher aus meiner kleinen Privat-Bibliothek bewertet, um mal zu gucken, welche weiteren Werke mir denn so empfohlen werden. Ist ja schließlich nicht so leicht, sich in dem Literaturwust zurecht zu finden, wenn man sich in den gängigen Kategorien nicht recht wiederfindet: Weder bin ich ein Fan von Krimis, noch von Frauenbüchern oder historischen Romanen. Am ehesten, das habe ich mir kürzlich überlegt, greife ich zu Büchern, die seltsame Titel tragen. In diesem Ranking wären in meinem Fundus wohl "Ä" und "Mittelmäßiges Heimweh" ganz weit vorne. Im normalen Buchladen gibt es diese Kategorie ja leider nicht, aber Amazon scheint sie erkannt zu haben und schlägt mir nun unter anderem vor: "Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede", "Requiem für einen Hund" und "Das Malträtieren unvollkommener Automaten". Ja, diese klangvollen Titel passen fraglos ins vorhandene Repertoire (ohne dass ich irgendetwas über die Güte des Inhalts sagen könnte). Besonders interessant fand ich jedoch die Anregungen "Detektivgeschichten vom Franz" und "Der kleine Igel und die rote Schmusedecke". Das waren die wurmstichigen Stellen der Empfehlungsliste, die mich reichlich verwirrt haben: Was denkt Amazon von mir? Was weiß die Maschine, was ich nicht weiß? Warum könnte (sollte?) ich diese Kinderbücher mögen? Vielleicht sind es ja gar keine Kinderbücher - vielleicht steckt auch hier der Witz im Titel und die "Detektivgeschichten vom Franz" decken in Wirklichkeit die Stasi-Tätigkeiten einer bekannten SPD-Größe auf und "Der kleine Igel und die rote Schmusedecke" ist eine Biografie über SPD-Mann Kurt "Mecki" Beck, der politisch einen Kuschelkurs sucht. Ich werde die Empehlungsliste jedenfalls im Auge behalten - sollte das System tatsächlich unter bösartigem Wurmbefall leiden, werde ich das spätestens daran merken, dass plötzlich Titel wie "Der Herr der Ringe - Die zwei Würmer" oder "Fackeln im Wurm" auf der Liste stehen.

20. März 2010

... wird der Baumarkt zum Fraumarkt?

Eigentlich wollte ich mir ja nur noch schnell einen Hammer kaufen. Doch dann schaute ich, typisch Frau, rechts und links in die Regalreihen und machte eine sensationelle Entdeckung, die den Baumarkt als letzte Bastion der Männer endgültig zu Fall bringen wird: Die "Nie-wieder-bohren"-Serie. Hat mit Zahnarzt leider nichts zu tun, erscheint mir aber trotzdem als phänomenale Sache, denn Löcher irgendwo reinzumachen, finde ich grundsätzlich irgendwie doof (ich hab' ja nicht mal Ohrlöcher, da bin ich schon ein bisschen verbohrt). Wenn irgendjemand eine Bohrmaschine rausholt, sehe ich immer schon Kacheln von der Wand platzen, sämtliche Glühbirnen aus der Fassung knallen oder Wasserfontänen aus der Wand schießen. Nun aber haben verschiedene Firmen Mechanismen erfunden, mit denen man sogar massive Seifenhalter, Klorollenhalter, Metallkörbe, Handtuchhaken und etliche andere Dinge an Kacheln befestigen kann, ohne auch nur einmal bohren zu müssen. Die Konstruktion soll sogar mehrere Kilo Gewicht aushalten UND rückstandlos wieder entfernbar sein. Wahrscheinlich würde jeder Mann so etwas nur mit spitzen Fingern anfassen und verächtlich wieder ins Regal legen - macht ja beim Anbauen weder Dreck, noch Lärm, noch könnte etwas kaputt gehen - aber ich hatte mein kleines Paradies gefunden: Gedanklich baute ich bereits das halbe Sortiment, das den durchgekreuzten Bohrer-Aufkleber trug, in meine Wohnung ein, bis mein Verstand von innen gegen die Stirn klopfte und schrie: "Hast du heute morgen zu viel Testosteron gefrühstückt? Überleg' doch mal, wie bescheuert es aussieht, wenn Du in einem Drei-Quadratmeter-Duschzimmer an jede dritte Kachel irgendwelchen Plunder ranschraubst, nur weil der Heimwerker gerade mit dir durchgeht! Jetzt erinnere dich gefälligst, warum du hierher gekommen bist!" Ach ja, da hing er, der Hammer. Den habe ich dann auch brav gekauft. Aber auch ein bisschen was von dem anderen Zeug. Und das werde ich gleich mal montieren. Oder morgen. Ist zwar Sonntag - aber es macht ja keinen Krach!  

14. März 2010

... warum ist nicht immer Freitag?

Diese Woche war mein Freitag endlich mal wieder, wie er sein soll: frei. An so einem Freitag scheint die Welt eine ganz andere zu sein. Die Regale im Supermarkt waren komplett gefüllt, sodass ich mich nicht, wie sonst immer, um das letzte Brot kloppen musste, sondern mich zwischen Sonnenblumenkern-, Roggen- und Schwarzbrot entscheiden konnte. Ganz neue Herausforderungen! Damit Kunden davon nicht überfordert werden, wird in Bekleidungsgeschäften freitags offensichtlich die große Service-Offensive ausgerufen. Pro Laden wurde ich mindestens dreimal begrüßt und anschließend hingebungsvoll betüdelt: Kann ich Dir helfen? Soll ich Dir Deine Größe raussuchen? Möchtest Du vielleicht am Gewinnspiel teilnehmen? "Nein", hätte ich gern gesagt, "aber kannst Du vielleicht die Musik hier leiser drehen, damit Du mich nicht so anschreien musst?" Oder: "Wie oft am Tag hörst Du eigentlich den Satz ,Ich möchte mich erst mal umsehen' und was genau ist daran so schwer zu verstehen?" Habe ich natürlich alles nicht gesagt. Es war mein Freitag und ich war entspannt. Sogar einen Sitzplatz in der U-Bahn habe ich bekommen. Und mit beinahe kindlichem Erstaunen festgestellt, dass die U-Bahn wirklich den ganzen Tag fährt und nicht nur morgens alle Arbeitnehmer zur Arbeit bringt, dann in der Garage parkt, bis sie abends alle wieder nach Hause fährt. Nein, den ganzen Tag ist sie unermüdlich unterwegs, fährt Menschen, ziemlich viele sogar, durch die Stadt - beinahe erscheint es mir wie ein Parallel-Leben, das mir verborgen blieb, obwohl ich doch wusste, dass es existiert. So wie ich beim Fernsehen ja auch weiß, dass rund um die Uhr gesendet wird, obwohl ich nicht die ganze Zeit hingucke. Natürlich verpasst man da manchmal etwas - das ist beim Fernsehen meistens nicht schlimm. Beim Leben vielleicht schon.    

7. März 2010

... machen Beziehungen unsozial?

Das kann nicht sein, ich weiß. Wer Beziehungen zu anderen Menschen eingeht, muss ja per se schon mal irgendwie sozial sein. Und die gegengeschlechtlichen Beziehungen erfordern natürlich ein besonders hohes Maß an sozialer Kompetenz, das ist auch klar. Jetzt aber stellt sich eine Frage, die - das muss ich zu meiner Entschuldigung vorweg sagen - nicht einmal von mir stammt, sondern einen mir bekannten männlichen Urheber hat: Ist damit bereits unser Limit an Soziabilität erreicht? Oder einfacher formuliert: Bezahlen wir die Liebe mit unseren Freunden? Und wenn ja: Wonach bemisst sich die Höhe des Einsatzes? Hält die Beziehung länger, je mehr Freunde wir opfern? Ooooh, ich spüre vehementes Kopfschütteln vor den Monitoren am anderen Ende des Internets. Aber es ist doch so, dass Paare geneigt sind, sich in dem großen, weiten Menschenmeer auf ein kleines Inselchen zurückzuziehen, es sich dort gemütlich und kuschelig einzurichten und den anderen nur noch von Ferne milde zuzuwinken. Man vergisst, die am Anfang oft hastig aufgestellten Betreten-Verboten-Schilder wieder zu entfernen, sodass im Laufe der Zeit immer weniger Menschen auf den ohnehin schwer erreichbaren Inselchen anlegen. Ist dann erst mal Nachwuchs da, wird es mit dem Kontakt oft noch schwieriger, weil die Insulaner sich in der Zwischenzeit eine neue Sprache ausgedacht haben. Die kommt Außenstehenden meist sehr fremd vor, ist aber eigentlich ganz einfach, wenn man sich daran gewöhnen kann, sämtliche Laute einfach zu verdoppeln ("Du-du", "Pipi", "kille-kille"). Eigentlich ist das (Liebes-)Leben ein bisschen wie Mensch-ärgere-dich-nicht: Alle rennen hektisch übers Spielfeld, überholen sich gegenseitig, schmeißen sich hin und wieder aus dem Rennen, kommen zwischenzeitlich überhaupt nicht vom Fleck, begutachten in der Zeit neidisch das Glück der anderen, fangen dann mal wieder bei Null an, nur um irgendwann (aber möglichst schnell) endlich das schützende Häuschen zu erreichen. Wundervoll, wenn man drin ist. Aber was ist dann? Was ist, wenn man dort angekommen ist? Gewonnen hat man. Und ist sofort komplett raus, die anderen spielen alleine weiter. Und nun zurück zur Ausgangsfrage: Ist das sozial?

27. Februar 2010

... hilfe, was passiert mit uns?

Irgendetwas ist komisch da draußen. Die Welt scheint sich auf eine sehr merkwürdige Art und Weise über Nacht verändert zu haben. Ja klar, der Schnee ist weg, und da, wo früher noch Gehwegplatten lagen, sind plötzlich Schotterwege - bedeckt übrigens mit bunten Raketenstümpfen, als wäre gestern erst Silvester gewesen. Aber das ist noch nicht alles, da geht noch irgendetwas anderes vor sich, ganz bestimmt. Ich habe es schon bemerkt, als mir kürzlich eine Kollegin eine Kleinanzeige vorlas, in der ein Mann eine schlanke, attraktive Frau suchte, "am liebsten mit Bart". Ich möchte gar nicht wissen, ob das nun wörtlich gemeint oder in irgendeiner Form codiert war, auf jeden Fall erschien es uns reichlich sonderbar. So wie die E-Mail eines völlig Fremden, der mich heute in einem der Netzwerke unbekannterweise und ohne jede Anrede anschrieb, um zu fragen, ob ich mit ihm shoppen ginge. Shoppen? Braucht der jemanden, der ihm die Tüten trägt, oder hat er schlicht verschämt die Anfangsbuchstaben vertauscht? Aber apropos shoppen: Da benehmen sich die Menschen auch ziemlich seltsam. Vorhin war ich zum Beispiel in einem frisch eröffneten Elektronikmarkt und musste direkt am Eingang an einem Butler mit fingerdicken Brillengläsern und einem Zimmermädchen vorbei, das mit einem Handstaubsauger die Kunden aufscheuchte. Einen Gang weiter hörte ich plötzlich, wie eine ältere, kleine Dame lautstark zu einem ihr ganz offensichtlich unbekannten Käufer sagte: "Junger Mann, haben Sie eigentlich einen Drucker? Und was für einen?" Ich kann es nicht erklären, aber auf einmal hatte ich den ganz starken Verdacht, dass in diesem Laden alle nur Statisten waren und ich die einzige Kundin. So Truman-mäßig. Gruselig. Bin da gleich wieder raus. Aber dann kam mir in der Einkaufspassage obendrein noch ein kräftig gebauter Mann entgegen, mit langem grauen Bart, sodass er ungefähr bis zum Bauchnabel gut Santa Clause hätte sein können - wenn er nicht einen engen Jeans-Mini-Rock und Pumps getragen hätte (und das auch noch mit unrasierten Beinen!). Ehrlich! Dass nicht nur Pastorinnen sturzbetrunken Auto fahren, sondern auch noch der Weihnachtsmann in seiner Freizeit Frauenkleider trägt, hat mein Weltbild schon ein bisschen erschüttert. Ich glaube, alle drehen durch. Dieser ganze Schnee in den letzten Wochen, der war vermutlich einfach zuviel. 

21. Februar 2010

... von man zu Mann?

In den vergangenen Jahren wurde ja häufig diskutiert, ob es eine neue weibliche Übermacht in der Gesellschaft gibt, von der die Männer zunehmend unterdrückt werden. Ihr wisst schon, die Sache mit den armen Jungs, die in Kindergarten und Schule schlechte Leistungen bringen, weil ihnen durch einen Überschuss an Erzieherinnen starke, männliche Vorbilder fehlen. Ich habe allerdings mittlerweile das Gefühl, dass da zurzeit ganz unbewusst ein großer Ausgleich stattfindet - zumindest auf sprachlicher Ebene. Das wäre jedenfalls eine Erklärung für die inflationäre Benutzung des Wortes "man", als wäre es das Salz der deutschen Sprache (und die Deutschen essen gerne salzig, wie jeder weiß, der schon mal Pommes bei McDonald's genossen hat). Gerade im Fernsehen laufen Frage-Antwort-Sequenzen immer öfter so ab: "Und, bist du jetzt nervös?" "Ja, na ja, man ist schon ein bisschen aufgeregt." Oder: "Herzlichen Glückwunsch, wie fühlen Sie sich?" "Man kann das noch gar nicht richtig realisieren." Man, man, man, wohin man hört - das ist geradezu eine (un)heimliche Unterwanderung. Da würde ein man über Bord manchmal gar nicht schaden, dann wäre nämlich wieder Platz fürs Ich. Seit wann sprechen wir über uns überhaupt in der dritten Person? Ziemlich veraltete Angewohnheit - und eigentlich Königen und Respektspersonen vorbehalten. Aber heute ist ja jeder König. Kann auch sein, dass es, im Gegenteil, inzwischen als neue German Bescheidenheit gilt, auf die Ich-Form zu verzichten und stattdessen auf das unbestimmte "man" auszuweichen. Ist ja auch schön bequem, alles allgemein zu halten und möglichst nicht konkret Stellung zu beziehen. Ich glaube aber natürlich trotzdem noch an meine Theorie, dass wir uns gerade in der totalen Vermannung befinden, weil sie einfach so rar geworden sind, die echten Kerle. Und von man zu Mann ist es ja auch nur noch ein klitzekleiner Schritt, für den es nicht einmal zwingend ein zweites "n" braucht: Denn da hier jedes Wort Gefahr läuft, früher oder später gedenglischt zu werden, spricht man vielleicht schon bald breit und amerikanisch "määän" - kann man(n) bzw. määän ja nie wissen! Ich nenne das Modern Morphing. Yes, we man!

13. Februar 2010

... Gefahr im Verzug?

Warum so viele Beziehungen am Valentinstag scheitern.
Sie denkt: Hm, morgen ist der 14. Februar. Sonntag. Da haben die Geschäfte ja nicht auf. Also muss er mir schon ein Geschenk besorgt haben. Komisch, er hat gar keine Andeutung gemacht. Oder habe ich die überhört? Warte mal, hat er nicht neulich gerade gesagt, dass er den Schnee satt und total Sehnsucht nach Sonne hat? Vielleicht hat er für uns eine Reise gebucht, kann doch sein, es wird sowieso Zeit, dass wir mal wieder gemeinsam wegfahren! Wie war das eigentlich im letzten Jahr, was habe ich da nochmal von ihm bekommen? Hab' ich überhaupt ... doch, bestimmt, ist nur schon so lange her, darum fällt es mir gerade nicht mehr ein. Eigentlich ist er sowieso total kitschig, dieser Valentinstag, aber irgendwie auch eine gute Gelegenheit für eine Kleinigkeit außer der Reihe. Vergessen haben kann er den Tag ja nicht, die Geschäfte machen schließlich seit Tagen Werbung. Die Juweliere zum Beispiel, und da ist doch so ein Laden, gleich bei seinem Büro um die Ecke - vielleicht hat er mir auch da heimlich etwas Schönes gekauft. Blumen können es ja schon mal nicht sein, die hätte er bereits besorgt haben müssen und in unserer Wohnung sehe ich keine. Kommen die Lieferservices eigentlich auch sonntags? Aber das wäre auch blöd, weil wir ja gar nicht da sind, sondern bestimmt einen romantischen Spaziergang machen. Nee, also Blumen können es nicht sein, bleiben der Schmuck oder die Reise. Wobei ich natürlich eigentlich mit gar nichts rechne, er muss mir ja auch gar nichts schenken, viele Paare schenken sich nichts, denn Liebe ist nicht käuflich und diese Schenkerei sowieso überbewertet, also ich brauche ja überhaupt nichts. Das habe ich ihm auch gesagt, er soll mir ja nichts schenken, nur, weil ich ich es so will - er soll mir etwas schenken, weil er es will, weiß doch jeder, dass Frauen sich über sowas freuen. Und er guckt doch irgendwie auch den ganzen Tag schon wie ein Geheimniskrämer, wie einer, der etwas zu verbergen hat. Da ist etwas im Busch, ganz bestimmt. Eine Frau spürt das.
Er denkt: Welchen Tag haben wir morgen? Sonntag? Na toll, da ist das Wochenende ja auch schon wieder vorbei. Wenigstens steht sie nicht auf diesen Valentins-Quatsch, sonst hätte ich mir heute auch noch die Füße platt laufen müssen und das ganze Wochenende wäre im Eimer gewesen ... 

6. Februar 2010

... muss es denn immer auf'n Kaffee sein?

Ich habe mir da mal was überlegt. Also: Dieses Dating-Ding wird für viele ja besonders kompliziert, wenn es um die Wahl des Treffpunkts für die erste Verabredung geht. Meistens läuft es wohl "auf'n Kaffee" oder, bei den Mutigen, "auf'n Cocktail" hinaus. Ich finde das nicht klug. Erstens, weil weder Kaffee noch Cocktail geeignete Getränke fürs "Mal eben schnell runterstürzen" sind, wenn man schon nach zwanzig Sekunden festgestellt hat, dass man sich eindeutig nicht so heiß wie den Kaffee findet, sondern eher hochbekloppt. Und zweitens, weil man beim "Was trinken gehen" höchstens herausfinden kann, ob der andere schlürft und ob er Links- oder Rechts-Umrührer ist. Da gibt es doch Orte, an denen man über Fremde deutlich mehr lernen kann, und zwar sogar ohne dass sie dafür reden müssten. Mein Vorschlag wäre daher das Drogerie-Dating. Wer dort einkauft, muss sich doch fast zwangsläufig selbst entlarven. Wenn Männer Yogi-Tee aufs Band legen, oder eine Haartönung mit Grau-Abdeckung, oder extra-weiches Klopapier "sensitiv", oder Raumspray "Frühlingserwachen", dann hat man doch schon beim ersten Date viel mehr erfahren, als man bei einem Kaffee je hören würde! Bei Frauen würde es sicher noch interessanter werden, da liegen dann die falschen Wimpern neben der Gesichtsmaske auf dem Laufband, oder der Abdeckstift neben dem Fuß-Deo, oder die pH-neutrale Intimlotion neben den Kaltwachsstreifen. Mal ehrlich, da bleiben doch keine Fragen offen. Und wenn man dann gemeinsam am Kondomregal vorbeischlendert, kann man ganz nebenbei auch schon mal klären, wie der Abend weiter verlaufen soll. Einen Werbeslogan für die Drogerien hätte ich auch schon: "Bei Ihnen hat es nicht geprickelt? Kein Problem: Wir verkaufen auch Brausepulver, Sprudelbäder und Sodawasser."

31. Januar 2010

... kann das mal aufhören???

Die ersten Schneeflocken eines Winters sind etwas Wunderbares. Sie tanzen durch die Luft, landen sanft auf dem Boden, überziehen die Natur mit einer feinen Schicht aus Puderzucker und hüllen die Welt in wintermärchenhafte Watte. Das Knirschen des frischen Schnees unter den Schuhen gehört zu den wenigen Geräuschen, die an unsere Ohren dringen, auch der Verkehr rollt mit ewigem Knacken leise und langsam durch die Straßen, während die Sonne Millionen Eiskristalle zum Glitzern bringt. Nun, nach einem Monat durchgängig weißer Pracht, sind alle Schneemänner gebaut, alle Hügel berodelt, alle Seen abgefahren und das Gesicht des Winters ändert sich. Die Schneeflocken tanzen nicht mehr, sie wirbeln wütend durch die Luft, türmen sich hämisch jeden Tag neu auf und gefrieren auf jedem Gegenstand zu einer dicken, harten Schicht. Mülltonnen sind unter ihnen begraben und lassen sich seit Tagen nicht mehr aufschließen - Puderzucker? Pustekuchen! Statt des knirschenden Schnees hört man jeden Morgen um halb sieben das harte Schaben der Schneemaschine auf dem Pflaster und man verflucht jeden noch so glitzernden Eiskristall, der sich an der Innenseite der Autoscheibe gebildet hat (und den man nur sieht, wenn man das Auto mühsam freigeräumt hat und die Tür sich tatsächlich noch öffnen ließ). Ja, irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man statt des Schnees nur noch die matschigen Gehwege wahrnimmt, in deren Pfützen der Hosensaum versinkt, an dem man kein Bock mehr hat auf drei Paar Socken und trotzdem kalte Füße, an dem man soviel Splitt im Flur seiner Wohnung aufsammelt, dass man damit ohne Weiteres einen kompletten Gehweg aufschütten könnte. Dieser Zeitpunkt ist für mich gekommen. Mir reicht's, ich will dass das aufhört da draußen! Ich will Frühling! JETZT!

24. Januar 2010

... was bin ich?

Heute heiße ich euch herzlich willkommen zum kleinen Discounter-Quiz! Gesucht sind Dinge, die mit den genannten Beschreibungen in allgemein bekannten Supermärkten verkauft werden. 

1. Ich heiße "Golden Puffs". Was bin ich?
a) Würfelbrettspiel
b) Frühstücksflocken

c) Kleidungsstück
d) Bordell-Kette

2. Ich habe einen massiven Körper mit ergonomischen Griffmulden und Schaber. Was bin ich?
a) Unterbettkommode
b) Fensterwischer
c) Küchenwaage
d) Spülbürste

3. Guck mich an - was bin ich?




a) Pappi
b) Peppi
c) Poppi
d) Püppi






4. Ich habe einen Einkaufskorb, einen Rückengurt und bin platzsparend zusammenklappbar. Was bin ich?
a) Kinder-Karre
b) Aluminium-Rollator
c) Picknick-Stuhl
d) Hacken-Porsche

5. Ich nenne mich "Push Up Aufpolster Lotion" und habe einen "Collagen-Komplex". Was bin ich?
a) Anti-Cellulite-Creme für die Beine
b) Verdickungs-Mittel für die Haare
c) Straffungs-Tinktur für die Brüste
d) Anti-Falten-Serum für das Gesicht

Wer alle Fragen ohne Google korrekt lösen kann, hat gewonnen. Was, weiß ich selbst noch nicht. Vielleicht drei verrückte Discounter-Prospekte mit den Angeboten, die vor zwei Wochen top-aktuell waren und einem zeigen, was man auf keinen Fall verpasst hat.

17. Januar 2010

... hat Amor kein Internet?

Als ich kürzlich meinen Computer aufgeräumt habe, fand ich eine alte Text-Datei mit dem Titel "Autsch" wieder, die durchaus amüsanten Inhalt bot. Darin habe ich nämlich die beklopptesten E-Mails gesammelt, die mir einst im kühnen Online-Dating-Selbstversuch geschickt wurden. Heute nun stieß ich erneut auf diese Datei (Danke, Nachteule) und bin der Meinung, dass die Verjährungsfrist verstrichen ist und ich den Inhalt dem illustren Publikum nicht vorenthalten sollte. Also, Vorhang auf für "Best of Blöd - Anmachen, die garantiert nicht zum Erfolg führen":

Hallo, wie gehts dir? Hab dich schon mal geschreiben aber kein antwort bekommt. Ich mag dich gerne kennen lernen, du gefällts mir. Würde mich freuen wenn du mir ein chance gibs dich kennen zu lernen.
Kein Antwort is auch ein Antwort, weissu.

hi bevor ich hier nun etwas schreibe frage oder so muss ich ganz ehrlich sagen das ich gar nicht weiss wie ich anfangen soll aber egal ich versuchs erstzmal ok??
Satzzeichen waren heute aus, was?

Ich möchte Dich grenzenlos verehren dürfen. Daher sollen Deine Wünsche und Phantasien maßgebend sein. Und darum möchte ich Dir gehorchen - bedingungslos. Lass' mich Dein Sklave sein.
Scher' dich zum Teufel, und zwar auf allen Vieren, aber zack, zack!

echt knaller profil zucker sweet, auch kritisch betrachtet...;-)
Dreimal darfst du raten, was ich sonst noch alles kritisch betrachte.

Hi! so, will ich meine etwas einseitige Konversation mal fortsetzen, wobei es mit Antwort von deiner Seite doch etwas spannender wäre. Aber was solls...
Hallo? Merkst du was?

guten tag und ja ein ansprechendes bild auch wenn ich nicht der bilderfreund bin. p.s. wenn du mir nur antworten willst um mir zu sagen das ich ja kein bild haben, lasse es bitte!
Wenn du mir nur schreibe um sagen, das ich haben schöne Bild, lassen es bitte

Du bist Elena
Und er ist nicht ganz dicht.

Ich weiß schon, Frauen haben einfach zu hohe Ansprüche.