Liebes Leben ...

27. Dezember 2009

... braucht Sprache auch Fallrückzieher?

Wahres Drama in vier Akten

Bühne: Ein Bistro in Hamburg.

Erster Akt, der Kellner scharwenzelt an den Tisch zweier Gäste.
Gast 1: "Wir würden gern erst einmal in die Karte schauen."
Kellner: "Auf jeden Fall."

Zweiter Akt, die Gäste winken den Kellner heran.
Gast 1: "Ich hätte gern die Bruschetta-Variation und ein Wasser."
Gast 2: "Für mich einen Minztee, bitte."
Kellner: "Auf jeden Fall."

Dritter Akt, die Gäste winken erneut dem Kellner.
Gast 1: "Könnte ich die Rechnung bekommen?"
Kellner: "Auf jeden Fall."

Vierter Akt, die Gäste verlassen das Bistro.
Kellner: "Auf Wiedersehen!"
Gast 1 (im Flüsterton): "Auf keinen Fall!"

19. Dezember 2009

... Held in Strumpfhosen gesucht?

Heute, in einem schwedischen Bekleidungshaus. "Darf ich kurz eine Frage stellen?" Wem, mir? Bin ich Verkäuferin? Oder wird das hier eine ladeninterne Umfrage? Friedlich bleiben, sei nett, es ist Weihnachten, sage ich mir und hebe den Blick. Wow, will der eine Mützenberatung von mir oder ist das bunte Ding sein Ernst? Ist es - zumindest scheint die Mütze nicht sein größtes Problem zu sein: "Ich soll meiner Freundin eine Strumpfhose kaufen ... und ich weiß nicht, welche die richtige ist. Schwarz soll sie sein. Und blickdicht." Zwei Gedanken habe ich. Erstens: Dieser Mann muss etwas verdammt Schlimmes angestellt haben, dass ihn seine Freundin derart bösartig mit der Höchststrafe bedenkt - vielleicht ist er betrunken nach Hause gekommen oder wollte lieber Fußball gucken als mit seiner Schnecke Shoppen zu gehen? Zweitens: Was auch immer gewesen ist, er muss diese Freundin echt lieben, wenn er mehr oder weniger freiwillig (!) am vierten Adventssamstag (!) alleine (!) in die Wäscheabteilung (!) von H & M (!) stiefelt, um ihr eine Strumpfhose zu kaufen! Mitleid besiegt Mütze. Schließlich gehören Strumpfhosen für meinen Geschmack zu den schwierigsten Kleidungsstücken, die es gibt. Erst mal, weil sie in derart hippen Läden ja nicht einmal Strumpfhosen heißen, Strumpfhosen sind was für Omas, sondern den Namen "Tights" tragen. Da ging's ja schon los für den armen Kerl. Dann: Wolle, Baumwolle oder Nylon, schlicht oder gemustert, 15, 20, 40, 60, 80 oder 100 DEN (und was ist eigentlich DEN?), mit verstärkter Fußspitze oder ohne - oder vielleicht lieber ganz ohne "Füße" (dann wären's allerdings Leggings)? Und selbst, wenn man sie gekauft hat, machen Strumpfhosen nur Ärger: sie zwicken, sie rutschen, sie bekommen Laufmaschen - und falls irgendwann mal irgendjemand eine Frau beobachtet, die sich halbwegs elegant ein solches Ding an- oder ausziehen kann, bitte merken und weitersagen, wie das geht. Strumpfhosen sind in der Handhabung einfach unsexy, und ich finde es auch wirklich überhaupt nicht hilfreich, wenn sich Männer mit dieser Materie befassen müssen und sich irgendwann beim Anblick eines bestrumpften weiblichen Beins womöglich fragen, wie viel DEN die Tight wohl hat. Liebe Frauen, das ist doch nicht zielführend! Kauft eure Strumpfhosen gefälligst selbst! Ach ja: Wirklich helfen konnte ich dem guten Mann leider nicht. In Anbetracht der vielen Möglichkeiten sah er ein, dass seine Lage aussichtlos war. "Ich kann's ja nur falsch machen", sagte er, griff erst zu einer Baumwollstrumpfhose - und dann doch zum Handy. "Ich glaube, ich frag sie lieber." Sie wollte Nylon. War ja klar.

13. Dezember 2009

... macht Kokosnussmilch schwanger?

Heute mal wieder ein Eintrag, der mehr sinful als sinnvoll ist. Zuviel Besinnlichkeit ist ja auch nicht gut. Also, sowas hier nennt man wohl "false friends", auch wenn dieses Pärchen einem in der Schule meistens verschwiegen wurde:

Mehr möchte ich dazu ausnahmsweise auch gar nicht sagen.
Ich bin mir sicher, dass sowieso alle das gleiche denken ...

5. Dezember 2009

... alles klar auf der Andrea Doria?

Kürzlich haben wir in geselliger Runde ausprobiert, wie lange man sich in Phrasen unterhalten kann. Es wurde ein weitgehend sinnfreies, aber heiteres und abendfüllendes Gespräch. Hier ein Auszug:
Und sonst so?
Muss ja. Und selbst?
Ja, auch.
Ganz schön kalt geworden.
Soll ja ein strenger Winter werden.
Der Sommer war ja auch nicht so doll.
Früher war eben alles besser.
Da war auch mehr Lametta.
Und bald steht wieder Weihnachten vor der Tür.
Dann mach' doch einfach nicht auf.
Na, da hat wohl jemand einen Clown gefrühstückt.
Nee, was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.
Da sieht man wieder: man muss die Leute da abholen, wo sie sind.
Leider kann man den Menschen nur vor den Kopf gucken.
Tja: Reden ist silber, Schweigen ist gold.
Und stille Wasser sind tief.
Tja, man hat schon Pferde kotzen sehen ...
Stimmt, doch nachts sind alle Katzen grau.
Da bin ich ganz bei Dir.
In diesem Sinne: Tschüssikowski! Jetzt ist Schicht im Schacht, aus die Maus, Ende Gelände, Klappe zu, Affe tot!

P.S.: Wie lustig - das Posting hat sogar die Form eines Weihnachtsbaums! Das war natürlich Absicht. Ich bin einfach eine verdammt coole Sau, die man ruhig mal durchs Dorf treiben kann. Hilfe, ich kann nicht mehr aufhören ...!

28. November 2009

... wo ist der Anti-Mob-Mopp?

Es gibt ja so Tage, an denen man das Gefühl hat, das Leben würde einen irgendwie mobben. Und manchmal sind das auch nicht nur Tage, sondern ganze Wochen - sozusagen Mobbing-Wochen. Ich glaube, da schwärmen dann von irgendwoher bösartige Kobolde aus, die die letzte Packung Brot aus dem Regal mopsen (oder eben mobbsen), die bestellte Ware abfangen und dann frech behaupten, sie wäre nicht mehr erhältlich, die andere Menschen so manipulieren, dass sie einfach immer nur noch "Nein" sagen oder wahlweise auf blind, taub, stumm (und dumm) schalten, die überhöhte Rechnungen schreiben, einem von morgens bis abends mit kleinen Hämmerchen von innen gegen die Schädeldecke trommeln oder andere fiese Dinge tun. Leider kann man sich da nicht so richtig gegen wehren - es gibt leider keinen Mopp, der den Ärger wegwischen könnte. Würde sich bestimmt gut verkaufen, so ein Anti-Mob-Mopp. Aber es gibt einen kleinen Trost: Man ist ja nicht allein, auch wenn es sich so anfühlt. Denn sogar Kühe leiden unter Mobbing. Die fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz im Stall oft bedrängt, bekommen nicht genug Tränken für alle zur Verfügung gestellt und müssen auf harten Liegeplätzen statt auf weichen Matratzen ruhen. Kann man durchaus nachempfinden. Aber Kühe sind ja nicht doof, die wissen sich zu helfen: bei derartigem Mobbing haben sie eine einfache Anti-Mob-Strategie: sie geben weniger Milch (das stand jedenfalls so in der Zeitung). Blöd, dass Milchproduktion nicht so mein Fachgebiet ist. Tja, Kuh müsste man sein. Oder Mops.

22. November 2009

... möchten Sie es als Geschenk verpackt?

Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse - aber wen fängt man mit Anglizismen? Insel-Begabte, die im Meer der geistigen Leistungsfähigkeit auf dem Trockenen sitzen? Wenn das kein spitzenmäßiger Euphemismus war - ich finde, der könnte es glatt mit der wunderschönen Worthülle aufnehmen, die Katja mir freundlicherweise geschickt hat (für die Unschärfe des Bildes kann ich also nichts. Katja übrigens auch nicht, ein Blackberry ist nun mal nicht so toll wie ein Kamerahandy ...)
So. Hier will man also Kunden mit einer "Shopping-Bag" ködern. Nur: Was qualifiziert eigentlich eine handelsübliche Tasche dazu, in den Stand einer Shopping-Bag erhoben zu werden? Kann man sie besonders gut tragen? Ist gleich ein Chip für den Einkaufswagen mit dabei? Oder hat sie ein integriertes Fach für die Kreditkarte, das sich automatisch verschließt, wenn ein bestimmtes Limit überschritten wurde? Die Google-Bildersuche legt ja nahe, dass eine Shopping-Bag eine ganz schlichte Papiertüte mit Kordel-Henkeln ist, wie man sie zum Beispiel in Parfümerien oder Boutiquen bekommt - übrigens ohne dass da besonderes Tamtam drum gemacht würde. Das erinnert mich an den "Taschenkalender", den die freundliche Verkäuferin gestern in der Buchhandlung der Kundin an der Kasse in die Tüte steckte und bei dem es sich schlichtweg um eine visitenkartengroße Pappe mit der Monatsübersicht des nächsten Jahres handelte. Ich sag's ja: Es lebe der Euphemismus, besser noch der anglizistische Euphemismus. Aber vielleicht ist das eine neue Werbestrategie: Einfach mal alles anpreisen und in schöne Worte verpacken, was normalerweise als üblich gilt. Ich hätte da noch ein paar Werbeslogans kostengünstig abzugeben:
"Limited Edition: Ihre Tageszeitung heute mit vollständigen Sätzen!"
"Nur bis zum 21.12.2012: Alle Pullover mit je zwei Ärmeln!"
"Sensationell! Fernseher diese Woche mit Bilddiagonale!"
"Sonderaktion diese Woche: Wer Äpfel kauft, bekommt dazu das Kerngehäuse for free!"

15. November 2009

... neue Frisur, neues Glück?

Wer sich mal so richtig zum Gesprächsthema machen möchte, dem sei einfach ein neuer Haarschnitt empfohlen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dann die Gerüchteküche brodelt wie ein isländisches Geysir, mein lieber Scholli. Muss ja schließlich eine Bedeutung haben, wenn Frauen neue Frisuren wagen. Neuer Freund, neuer Job, neues Leben? Neue Pläne, neue Ziele? Und wovon trennt sie sich wohl als nächstes, welche alten Zöpfe schneidet sie noch ab? Ein großes Rätsel! Mindestens so groß wie jenes, vor dem ich nun stehe: Plötzlich werden meine Sätze einsortiert in "Passt zu deiner neuen Frisur" oder "Solche Aussagen gehen jetzt nicht mehr". Hä? Passen, wozu? Leute, das sind nur Haare! Totes Material, keine geheimen Sonderbotschafter meines Ichs! Interessanterweise reagieren besonders Männer verunsichert. Schließlich täte ich ja nichts einfach so, sondern lasse immer einen Sinn hinter jeder Handlung vermuten. Das ist ja sehr schmeichelhaft - aber kann der Sinn vielleicht ganz profan in der Vereinfachung liegen? Und zwar nicht im allumfassenden Sinne von "Simplify your life", sondern schlicht im "Spare Zeit beim Föhnen"? Oder darin, nach gefühlten 15 Jahren mal einen leicht veränderten Schnitt auszuprobieren? Man stelle sich vor, manchmal kaufe ich mir auch ganz tollkühn eine neue Sorte Wurst und sortiere trotzdem nicht gleich mein ganzes Weltbild neu. Zugegeben, Haare sind nicht Wurst, sondern doch ein bisschen wichtiger. Und ebenfalls zugegeben: Es gibt Frauen, die sich einen neuen Haarschnitt verpassen lassen, wenn sie zum Beispiel eine neue Beziehung haben. Das ist schon seit Rapunzel so: Ist erst mal ein Prinz am Zopfe der Frau hinauf geklettert, kann sie sich eine Menge Haarpflege sparen, indem sie das Haar einfach abschneidet - und gleichzeitig hat sie damit dem Prinzen auch noch den Rückweg abgeschnitten. Mir hingegen, das sei zu jedermanns Beruhigung gesagt, hat der Friseur zwar ordentlich den Kopf gewaschen - aber nur oberflächlich. Unter den Haarwurzeln ist alles noch wie immer.

8. November 2009

... gleich oder ungleich?

Supermärkte sind in der Regel bemüht, die Waren in den Regalen so zusammenzustellen, dass sie zueinander passen. Der Tee neben dem Kaffee, das Waschpulver neben dem Weichspüler, das Shampoo neben der Haarspülung. Man hofft dabei auf den "Mitnahme-Effekt": Wenn man das eine braucht, nimmt man das andere vielleicht auch gleich noch mit. Doch bei folgender Anordnung kam ich ins Grübeln:
Wie ist das jetzt gedacht? Für IHN und für SIE? Für Paare und für die Nachbarn? Oder sind wir hier in der Abteilung "Alles, was schützt?" oder "Hilfsmittel, die Öffnungen verschließen?" oder ... Oh, Verzeihung. Wir sind ja jugendfrei hier. Also, ob gleich oder ungleich, auf jeden Fall nicht jetzt, sondern später am Tage im Programm - und solange gehen wir davon aus, dass es sich ganz bestimmt um ein rein zufälliges Arrangement handelt.

1. November 2009

... gibt es gute und schlechte Grüße?

Seid gegrüßt, liebe Leserinnen und Leser, zu einer frischen, neuen Kolumne! Gegrüßt aus Hamburg, möchte ich ergänzen, denn das scheint man jetzt ja so zu machen: Elektronische Grüße werden bevorzugt mit Ortsangabe versandt. Vermutlich gilt das als Ausdruck von Flexibilität, Mobilität und unglaublicher Strebsamkeit, wenn man heute aus Berlin, morgen aus München und nächste Woche aus der Nervenheilanstalt grüßt. Außerdem sind die "Grüße vom Flughafen Dubai" an Coolness natürlich kaum zu überbieten - es sei denn, man schickt "Grüße mit 300 Sachen von irgendwo zwischen Tokyo und Osaka" oder noch besser: "Grüße aus der Flugzeugtoilette (übrigens auch von meinem Freund / meiner Freundin)". Damit kommen wir gleich zu einer Warnung: Manche Dinge möchten andere Menschen vielleicht gar nicht so genau wissen. "Grüße aus dem Zugklo" zum Beispiel sind nicht sexy. "Grüße von der linken Spur der Autobahn" auch nicht, wenn man selbst am Steuer sitzt. Und die abgehusteten "Grüße aus dem Krankenbett" kann man sich (und anderen) genauso sparen wie "Viele Grüße aus der Umkleidekabine". Überhaupt: Wieso eigentlich viele Grüße? Reicht einer nicht? Steigt der Sympathielevel mit der Anzahl der gesendeten Grüße? Ich frag' ja nur! Seit die Floskel "Mit freundlichen Grüßen" durch die zunehmende Flapsigkeit der elektronischen Kommunikation beinahe zur formvollendeten Unfreundlichkeit mutiert ist, weiß ich ja selbst nicht mehr, wie man eine schriftliche Unterhaltung beenden soll. Beste Grüße? Habe noch nie gehört, dass es gute und schlechte Grüße gibt. Schöne Grüße? Und was wären dann hässliche Grüße? Liebe Grüße? Die sind doch ausschließlich Menschen vorbehalten, die sich auch schon mal außerhalb der beschlipsten Zone gesehen haben. Also doch viele Grüße? Oder der Einfachheit halber "VG"? Oder schlicht "xG", wobei "x" eine Unbekannte ist, die der Empfänger nach Belieben ersetzen kann - das wäre doch praktisch. Na ja, vielleicht muss ich da doch noch eine Weile drüber nachdenken. Derweil sende ich allerherzlichste Grüße vom nicht-mobilen Computer aus meiner Wohnung mitten im bewölkten und bald sogar dämmerigen aber dennoch farbenfroh herbstlichen Hamburg.

25. Oktober 2009

... wie viel Wahrheit steckt in Sprache?

Die Situation war typisch: Er sagt: "Na, um was spielen wir, was ist der Einsatz?" Sie sagt: "Ach, wir müssen doch keinen Wettkampf draus machen, oder?" Und er sagt nur: "Feigling." Aus diesem Wortwechsel habe ich zwei Dinge gelernt. 1.: Wenn du willst, dass ein Mann richtig aktiv wird, mach einen Wettbewerb mit Aussicht auf Gewinn draus. Beispiel: "Der Max war neulich mit der Heike drei Stunden bei IKEA, Möbel gucken. Also, wenn du das auch solange aushieltest, würde ich dir dafür eine Portion Köttbullar ausgeben." 2.: Wenn du dich mit Frauen unterhältst, achte auf das richtige Vokabular. Feigling zum Beispiel ist immer männlich, es gibt weder die Feigling, noch Feiglingin. Ist mir zum ersten Mal bewusst geworden. Ja, ich weiß, man könnte das kleinlich nennen, aber Vorsicht: Es heißt DER Korinthenkacker und von einer Kackerin habe ich noch nie etwas gehört. Das Wort scheint also Männern vorbehalten zu sein. Ich bin keiner. Darum kann ich zum Beispiel auch kein Suppenkasper und kein Zappelphilipp sein. Höchstens eine Philippinin, aber dafür müsste ich meine Staatsbürgerschaft ändern. Was Frauen außerdem (rein sprachlich betrachtet) gewiss nicht sein können: Dummköpfinnen. Trottelinnen. Deppinnen. Hanswurstinnen. Blödmännerinnen. Und so weiter. Ich bin mir sicher: Es hat einen triftigen Grund, dass es von manchen Begriffen einfach keine weibliche Form gibt. Sprache ist eben auf unserer Seite. Ist ja auch DIE Sprache.

18. Oktober 2009

... kann man da nichts machen?

Ach herrje. Nun war ich dieses Wochenende wieder nicht Bungeejumpen. Ich habe auch keinen Kurztrip nach Paris gemacht, ja nicht mal einen Kurs im Molekularkochen belegt. Stattdessen habe ich nichts gemacht. Was so natürlich nicht stimmt; ich habe Wäsche gewaschen (dunkle Farben), eingekauft (Zahnpasta und Handschuhe), eine Stunde Smalltalk mit einer Verabredung gehalten (gefühlt wie drei Stunden), ich habe gekocht (Rouladen), gelesen ("An einem Tag wie diesem") und ferngesehen (nur Arte, is' ja klar). Das alles ist natürlich nicht nichts. Es ist nur nichts, was irgendwie interessant wäre, sondern die Spannung eines abgeschalteten Reaktors hat. Das ist super, wenn man sowieso schon die ganze Woche unter Strom steht - aber du liebe Zeit, was soll ich morgen bloß wieder erzählen, wenn die Leute mich fragen, was ich am Wochenende gemacht habe? "Nichts"? Erbärmliches Leben! "Entspannt"? Gääähn! Wer kein Macher ist, trägt doch gleich den Stempel Nichtsnutz auf der Stirn - nichts zu machen. Anstrengend, dieser Freizeitstress. Wenn es nach mir ginge, würde man das Nichtstun viel mehr kultivieren. Nichts für ungut, aber wenn einer anruft und fragt "Was machst du gerade?", und man antwortet "Nichts", dann sollte das Neid erzeugen, nicht Mitleid. Etwa so: "Wow, sie macht nichts, das muss man sich ja auch erst mal leisten können." Das Nichtstun braucht einfach einen anderen Beiklang. "Ich mache nichts" muss so klingen wie "das macht nichts" - das hören wir doch auch alle gern. Ist doch nichts dabei!

11. Oktober 2009

... droht der Entschuldigung das Aus?

Viele Dinge klingen ja auf Englisch vermeintlich besser als auf Deutsch. "Ich bin, was ich bin", "Lieb mich zart" oder "Gelbes Unterseeboot" wären vermutlich keine Hits geworden. Wobei "Knallrotes Gummiboot" ja auch funktioniert hat - aber egal, was ich sagen will, ist: Warum wird das Wort "Entschuldigung" immer mehr vom flapsigen "Sorry" abgelöst? Klingt das wirklich besser? Man kann doch nicht ernsthaft hören wollen: "Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt." Oder "Wir konnten für Ihren Hund leider nichts mehr tun, sorry." Von wegen "so hard to say I'm sorry" - da scheint heute niemand mehr ein Problem mit zu haben. Im Gegenteil, wir sind alle "so sorry", dass man manchmal schon geneigt ist, zu sagen "sorry dich doch selbst". Aber vielleicht sollte man sich freuen, wenn überhaupt noch ein Wort der Entschuldigung fällt, das scheint ja ziemlich aus der Mode gekommen zu sein. Wenn öffentliche Verkehrsbetriebe mal eben ein halbes Jahr eine Teilstrecke sperren, heißt es in der U-Bahn-Durchsage ja auch nur "Wir bitten um Ihr Veständnis". Oder "Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit". Und vor allem dafür, dass alle Kunden weiterhin brav den vollen Ticketpreis bezahlen. Entschuldigung - Fehlanzeige. Also gehe ich mal mit gutem Beispiel voran: Ich entschuldige mich dafür, dass ich allen Bahn-Mitfahrern, die sich schon lange vor Erreichen der nächsten Haltestelle durch die Menge drängeln, um als erster an der Tür zu stehen, aus vollem Herzen eine Vollbremsung wünsche. Tut man nicht, tut mir leid. Ich entschuldige mich dafür, dass ich die Straßenumfrager immer anlüge, wenn ich sage, ich hätte keine Zeit, obwohl ich in Wirklichkeit einfach nur keine Lust habe. Tut man auch nicht, tut mir auch leid. Und ich entschuldige mich dafür, dass auf meinem Briefkasten nur in einer Sprache "Bitte keine Werbung" steht - ist ja kein Wunder, dass der Asia-Service, der Döner-Lieferant und der Croque-Bringdienst mir regelmäßig ihre Prospekte einwerfen. Die machen das schließlich bestimmt nicht mit Absicht, sondern in dem guten Glauben, ich hätte Interesse an ihren Produkten. Die Armen. Sorry Jungs, echt!

4. Oktober 2009

... neue Herausforderung gesucht?

Neues aus Unkenhausen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit bewerbe ich mich um das Praktikum als Türöffner. In meiner bisherigen Berufslaufbahn habe ich schon sehr viele Türen aufgemacht, sowohl mit als auch ohne Schlüssel. Dabei habe ich auch schon verschiedene Schlüsselloch-Operationen vorgenommen, die mir nicht nur das berufliche Vorankommen gesichert haben. Ich kenne mich aus mit Schiebetüren, Schwingtüren, Flügeltüren und Konfitüren. Als weitere Qualifikation bringe ich Erfahrung als Flaschenöffner und Dosenöffner mit. Auch meine Hobbys unterstützen dieses Praktikum: Bei mir geben sich die Männer die Klinke in die Hand - darum fallen mir auch körperliche Tätigkeiten nicht schwer. Des Weiteren ist übrigens auch Durchzug kein Problem für mich, den habe ich zwischen meinen Ohren sowieso ständig.
Ich würde mich freuen, nach einem Bewerbungsgespräch einen Fuß in Ihrer Tür zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
von mir

27. September 2009

... wie rosig sind lila Zeiten?

Bundestagswahl ist noch besser als Shopping - weil man in der Wahlkabine inzwischen mehr Auswahl hat als in der Umkleidekabine. Denn bekleidungstechnisch gibt es in diesem Herbst nur zwei Möglichkeiten: entweder lila oder nackt. Wobei "lila" nicht bloß als eine einzige Farbe, sondern als ganzes Farbspektrum zu betrachten ist, von violett über mauve, rosa, purpur, pink, flieder und magenta bis aubergine. Bei diesen Namen soll man wohl auch im Herbst an eine Frühlingswiese denken und ganz tolle Li-La-Laune bekommen. Bei meinem letzten Besuch in einem Kaufhaus fürchtete ich allerdings, an einer Farbschwäche zu leiden, weil ich einfach überall nur lila sah - und ich hatte definitiv keine rosa- bzw. lilarote Brille auf. Okay, diese "Beeren-Töne" sind nicht hässlich, aber wenn die Alternativen fehlen, sehen wir bald aus, als würden wir alle Schuluniformen tragen. Schon jetzt muss man doch jeden Tag damit rechnen, dass mindestens eine Kollegin dieselbe Farbstufe trägt wie man selbst. Wobei das für Bankräuber natürlich super ist: die sollten jetzt grundsätzlich lila tragen, schließlich gibt es momentan keine unauffälligere Täterbeschreibung als "er trug eine lilafarbene Jacke" (oder was auch immer). Schließlich gibt es ja wirklich alles in lila; Pullis, Hosen, Schuhe, Mützen, Schals, Hemden, Krawatten, Socken, bald leuchten wahrscheinlich auch die Ampelmännchen lila und aus der schwarz-gelben Koalition wird morgen schon die lila Koalition mit dem Tinky-Winky-Teletubby als Vorsitzendem. Weiß man's? Das Ding wäre mit den zwei Worten, die es gerade mal sprechen kann, immerhin schon hinreichend qualifiziert: "Noch mal!" ist doch genau das, was wir in spätestens vier Jahren wieder hören werden. Und die Farbe Lila scheint sich in der Mode genauso lange zu halten, denn die war ja bereits im vergangenen Jahr schwer angesagt. Vielleicht bleibt das jetzt sogar für immer so, immerhin gilt lila als "der letzte Versuch". Oder, jetzt hab' ich's, in Wahrheit steckt Milka hinter der Lila-Lust und das alles ist ein riesiger Werbecoup.

22. September 2009

... werde ich verfolgt?

Gestern früh machte ich mich forschen Schrittes auf den Weg zur U-Bahn. Dabei überholte ich einen großen rosafarbenen Ranzen mit einem kleinen Mädchen dran - fast jedenfalls. Denn das Mädchen versuchte eine Weile Schritt zu halten und im gleichen Takt zu laufen, aber es wollte nicht so recht gelingen. Ich ließ die Kleine hinter mir. Bis ich plötzlich, galong, galong, galong, den Ranzen von hinten angaloppieren hörte. Ja, ich konnte förmlich spüren, wie die hübsch eingeschlagenen Deutsch-, Mathe- und Sachkunde-Bücher in dem rosa Ungetüm auf und nieder polterten und das Mädchen dabei immer mehr Richtung Erdmittelpunkt zogen. Das Spiel begann erneut: sie passte ihre Schrittlänge der meinen an, fiel dann etwas zurück und nahm erneut Anlauf zur Aufholjagd. Ich fühlte mich schlecht. Es war klar, was die Leute von mir denken mussten: im besten Fall hielten sie mich für die tyrannische große Schwester, die mit der Kleineren nichts zu tun haben will, und im schlechtesten Fall für die lieblose Mutter, die dem Kind nicht nur ein Monster auf den Rücken schnallt, sondern auch noch ein Trimm-Dich-Spiel draus macht. Dann standen wir nebeneinander an der Ampel. Schweigend. Was hätte ich auch sagen sollen, das Mädchen hatte Stöpsel in den Ohren. Während ich noch darüber nachdachte, ob Grundschüler heute wohl auch noch TKKG oder doch schon Bushido hören, beschlich mich ein Verdacht, der ihr seltsames Verhalten erklärte. Über die Ohrstöpsel bekam sie die Anweisung, der verdächtig gehetzten Frau mit den klackernden Schuhen auf den Fersen zu bleiben. Und in ihrem rosa Riesen-Ranzen befand sich die versteckte Kamera ihrer geheimen Auftraggeber, wie mein Kollege später ganz richtig mutmaßte. Diese Mission erfüllte das Mädchen gewissenhaft, wie ich an dem lauter werdenden Schnaufen, das mich auf der Treppe zur U-Bahn begleitete, erkennen konnte. Auf einmal fühlte ich mich gar nicht mehr so schlecht. Immerhin bin ich hier das Opfer - und das Mädchen wird mir später mal dankbar sein. Weil es noch nie so pünktlich in der Schule war wie heute und obendrein den Pausen-Schokoriegel schon abtrainiert hatte, bevor es ihn überhaupt essen konnte. Es ist eben alles immer eine Frage der Sichtweise.

20. September 2009

... wer bekennt sich schuldig?

Im Rennen um die schönste Meldung der vergangenen Woche liegt folgende bei mir ganz weit vorn: "Die Polizei in Papua-Neuguinea fahndet nach dem Anführer eines Sex-Kultes. Der Guru habe den Dorfbewohnern weisgemacht, ihre Bananen-Ernte werde sich jedes Mal verzehnfachen, wenn sie Sex in der Öffentlichkeit hätten. Der Mann und seine Anhänger seien jedoch nackt in den Urwald geflüchtet, als die Polizei sie festnehmen wollte, berichtete die Zeitung ,Post Courier'." Bei uns in Deutschland wird ja noch der Anführer eines Sprach-Kultes gesucht, der den Menschen vorgaukelt, man könne auf Präpositionen verzichten ("Ich bin grad Hauptbahnhof und muss noch Lidl"). Außerdem auf der Fahndungsliste: der Anführer eines Technik-Kultes, der die Bürger glauben lässt, dass sich die Übertragungsqualität ihrer Handys verbessert, wenn man richtig laut hinein brüllt; der Anführer eines Verkehrs-Kultes, der Autofahrern suggeriert, man käme irgendwie schneller voran, wenn man möglichst oft und anhaltend hupt; der Anführer eines Gastro-Kultes, der Köchen in den Kopf setzt, Nudeln schmeckten besonders lecker, wenn man sie in Soße ertränkt; sowie der Anführer eines Beziehungs-Kultes, der den Leuten seit Jahrhunderten weismacht, Männer und Frauen würden doch ganz gut zusammen passen. Ja ja, wenn Deutschland einen Urwald hätte, wäre der so voll, dass man die Bäume vor lauter Flüchtlingen nicht mehr sehen könnte. Garantiert.

12. September 2009

... wie wird man ihn los, des Pudels Kern?

Auch der Hund von Welt muss sich mal erleichtern, sonst geht er am Ende vor die Hunde. So viel ist klar. Fraglich hingegen finde ich, ob man so ein Tier tatsächlich auch zum feinen Sitzpinkler erziehen kann - oder ob ich diesen Hinweis der katalanischen Behörden aufgrund fehlender sprachlicher Kompetenzen irgendwie missverstanden habe ...

5. September 2009

... wollen wir Freunde sein?

Habe vorhin "Hautnah" gesehen, mal wieder. Einer dieser Filme, bei denen man am Ende denkt: Wahnsinn - dass die Summe aus Mann und Frau grundsätzlich ein nicht lösbares aber dafür exponentiell wachsendes Problem ergibt, von der Prä- bis zur Post-Beziehung. Das fängt ja schon ganz früh an, zum Beispiel, wenn man gefragt wird, wer denn er oder sie eigentlich ist. Kaum kennt man sich, schon muss man definieren, zu welcher Menge er gehört: Handelt es sich um einen entfernten Bekannten? Einen guten Bekannten? Einen Freund, einen guten Freund, oder, Obacht, den Freund? Uff. Selten war die Wahl zwischen unbestimmtem und bestimmtem Artikel derart folgenschwer. Denn "der Freund" ist okay, während "ein Freund" unvermeidliche Kommentare hervorruft. "Aha, ein Freund, so so ..." oder "Klar können Männer und Frauen Freunde sein - ich kenne nur niemanden, bei dem das funktioniert hat." Es sei denn, die Verbindung besteht aus mindestens einem homoexuellen, dreidimensionalen Körper. Sonst kommt, so das gängige Vorurteil, doch immer irgendwas dazwischen - und aus Freundschaft wird entweder Liebe, eine Affäre oder der Marianengraben. Und oft ist auch das nur ein vorübergehendes Stadium in der Beziehungs-Metamorphose, sodass man sich hinterher schon wieder festlegen muss: Freunde bleiben bzw. wieder werden oder doch lieber richtig schön Tabula Rasa machen? Wer an dieser Stelle nur noch die große Mengenleere spürt, sei getröstet: Männer und Frauen können bestimmt befreundet sein - in seltenen Fällen sogar miteinander. Und die Suche nach der Freundschaftsformel ist doch ein immer wieder lohnenswertes Experiment. Gebt mir fünf Tage. q.e.d.

2. September 2009

... hast du mal kurz Zeit für eine Unfrage?

Endlich gibt's wieder Neues aus der Rubrik "Was wir schon immer wissen wollten, aber nie zu fragen wagten": Eine große Tageszeitung hatte letzte Woche ein "verblüffendes Ergebnis" zu vermelden: "Fast jeder vierte Hamburger ist ein Schnäuzbohrer." Schnäuz die Wand an, ist das etwa die neue Generation der Akkuschrauber? Die lässig-coole Art, wie Männer heutzutage ihren Bart tragen sollten? Eine hochgezüchtete Hunderasse? Aber nein, wie jeder weiß, bezeichnet das die aus nachvoll- und nicht hochziehbaren Gründen nicht weiter beschreibenswerte Art, seine Nase zu putzen. Als ob das noch nicht dramatisch genug wäre, ist weiterhin zu lesen: "Bundesweit gehören nur vier Prozent dieser Spezies an", denn "55 Prozent der Deutschen sind Zweihandschnäuzer". Sapperlot! Dass die Hamburger gemeinhin als kaltschnäuzig gelten, ist ja bekannt, aber nun auch noch als schnäuzverbohrt? Schön ist das nicht. Gleich muss ich noch weinen ... und dann läuft's wieder. Schnäuz. Da mache ich doch lieber noch ein paar Vorschläge für weitere spannende Um- bzw. Unfragen. Zum Beispiel: Wie viel Prozent der Deutschen pinkeln unter der Dusche und wie groß ist dabei der Anteil von linkshändigen Vegetariern? Wie viel Prozent der Deutschen hatten schon mal nach 22:30 Uhr Sex im Whirlpool eines öffentlichen Hallenbades und wie viele von denen waren im Sternzeichen Wassermann geboren - mit Aszendent Fisch? Oder: Wie viel Prozent der Deutschen schlafen abends vor dem Fernseher ein, nach wie viel Minunten wachen sie im Schnitt wieder auf, welchen Halswirbel verrenken sie sich dabei am häufigsten und vor allem: welches Programm lief? Nun mal los, liebe Umfrage-Schnäuzelchens. Wenn da keine Seite-1-Meldungen draus werden, weiß ich auch nicht mehr weiter.

28. August 2009

... wie schnell ist Zeit?

Nur fürs Protokoll: Es ist Ende August. Bis vorgestern waren in Hamburg noch Sommerferien. Nächste Woche werden bis zu 26 Grad erwartet. Und Rewe verkauft Spekulatius und Lebkuchen! Übrigens nur einen Gang von "Duplo Zartbitter Cocos" entfernt, der limitierten Sommer-Edition der Super-Praline.
Ich habe ein bisschen Angst, dass ich morgen aufwache, die Bäume kahl sind, Lichterketten in den Fenstern blinken und mir nur noch 24 Stunden bleiben, um ein Weihnachtsgeschenk zu besorgen. In dem Fall werde ich Spekulatius verschenken, denn ich weiß ja jetzt, dass wenigstens Rewe auf den Zeitsprung bestens vorbereitet ist.

25. August 2009

... die Bahn: Wahn ohne Sinn?

Zugegeben, die These ist alles andere als originell, aber ich muss sie loswerden, jetzt gleich: Ich glaube, die Bahn persifliert sich selbst. Jeden Tag wieder, aber ganz besonders heute. Da musste ich nämlich in die traumhaft schöne Weltstadt Bielefeld reisen. Beim Start in Hamburg stimmte schon mal die Zugnummer nicht, die Sitzplatzreservierung war damit hinfällig. Aber sei's drum, der Zugführer erklärte im klassischen Bahn-Singsang: "Meine sehr verehrten Damen und Herren-auf... Grund einer Reparatur kommt heute ein-Er... satzzug zum Einsatz. Dieser hat-er... heblich weniger Sitzplätze zur Verfügung. Setzen Sie sich doch einfach irgend... wo-hin." Ein Schlipsträger war der Meinung, dass "irgendwo" neben mir sein müsse und ich Glückspilz durfte daraufhin ein halbstündiges Drama-Telefonat zwischen ihm und seiner Frau mitverfolgen. Hier nur der Anfang: "Ja, ich bins. Das musste ja irgendwann passieren: Ich habe mein Notebook vergessen. Kommt davon, wenn man zuviel arbeitet. Kannst Du mir ein paar Dateien auf meinen Blackberry schicken? Erkläre ich dir. Schalt' mal ein. Fertig? Ja, das ist der Spitzname deiner Oma. Genau. Nein, klein geschrieben. Ja, mit Leerzeichen. Wie, geht nicht? Das kann nicht sein. Sag' nochmal das Wort. Ja, genau. Gibt's doch nicht! Jetzt buchstabier mal, was du geschrieben hast. Dann versuch's noch mal. Die Zahl dahinter hast du auch, oder? Na, das Geburtsdatum! Doch, hab' ich gesagt!" So ging's weiter - echt viele Worte für die einfache Aussage "Du stellst dich vielleicht doof an". Gut, es wird niemanden überraschen, dass ich unpünktlich in Hannover angekommen bin, was aber egal war, weil mein Anschlusszug noch viel mehr Verspätung hatte. Also ab in den nächsten Ersatzzug, ein IC. Der war ungefähr so alt wie die Frau, die neben mir Platz nahm und einmal lautstark in den Großraum flötete, dass sie über 90 sei. Und mir erzählte sie freundlicherweise noch, dass, wenn man rechts aus dem Fenster guckt, man ihr Elternhaus sehen könne, wenn da nicht jetzt diese Bäume wären, die so unglaublich groß geworden sind, ach ja. Auf der Rückfahrt (verspätet angetreten, versteht sich), gab es dann eine Delikatesse im Bordbistro: "You can buy drinks and snakes", war die Ansage. Mmmh, so eine Schlange als kleinen Snack, was wohl Peta dazu sagt? Oder meinte die Bahn nur, dass man sich einfach verdammt lange anstellen muss, wenn man was essen will? Aber dafür darf man sein Mahl ja inzwischen auch am Sitzplatz verzehren. Toll: Jetzt weiß ich, dass Frikadellen in der Bahn fast so gut riechen wie Mettbrötchen im Aufzug. Das ist doch Bahnsinn!

22. August 2009

... wen darf ich melden?

Diese Woche sprach ich mit Martin über die Meldepflicht. Wir sind ja in Deutschland, da ist das ein wichtiges Thema. Schon wenn man auf die Welt kommt, muss man sich hier anmelden und bekommt für diese Leistung zur Belohnung auch gleich seine erste Urkunde. Wer in der Schule was sagen will, muss sich melden. Wer eine Straftat beobachtet, muss das melden. Wer sich ein Auto anschafft, muss es melden. Heiraten, umziehen, Fernsehen gucken - alles muss man melden. Aber das ist ja eigentlich noch harmlos; wer sich darüber beschwert, hat wohl noch nie eine Beziehung geführt. Was man da alles anmelden muss: dass man gleich losfährt, dass man gut angekommen ist, wie viele Frauen auf der Party waren, wie viele Männer man schon hatte, wo man gestern war, wo man morgen hingeht oder warum man nicht angerufen hat. Ob Frau oder Mann, beide nehmen den jeweils anderen gern in die Meldepflicht. Dabei kommt's natürlich auch immer sehr auf den richtigen Zeitpunkt an. Allerdings gibt es da leider keine festgelegten Regeln, wann man welche Angaben zu machen hat oder wer sich nach wie vielen Minuten, Tagen oder Wochen zuerst melden muss (aus Erfahrung ist es fast immer der andere). Das erleichtert die Sache nicht wirklich. Aber wehe, man lässt die unausgesprochenen Fristen verstreichen! Da ist man dann beim anderen ruckzuck abgemeldet, und zwar ganz von selbst.

14. August 2009

... ist der Mensch eine kleine Modensau?

Wie ich der Presse entnommen habe, tobt in Europa gerade der Badehosen-Krieg - überraschenderweise weitgehend unbemerkt von mir. So hat man den Männern im englischen Wasserpark Alton Towers angeblich das Tragen hautenger Badehosen verboten. Das sei geschmacklos und unangenehm für Familien mit Kleinkindern und auch den übrigen Besuchern sollen peinliche Momente erspart bleiben. Den übrigen Besuchern? Peinliche Momente? Was denn? Das "Mit offenem Mund gegen den nächsten Pfeiler laufen" (je nach Optik des Trägers entweder erfreut oder entsetzt)? Und seit wann sind die Briten eigentlich für ihren guten Geschmack bekannt? Also, ich weiß ja nicht. In logischer Konsequenz wird demnächst noch ein Gesetz verabschiedet, das nicht nur vorsieht, Kleidung ausschließlich in der passenden Größe zu tragen, sondern auch Comic-Krawatten, schwarze BHs unter weißen T-Shirts sowie platinblonde Extensions verbietet und am Ende darf man offene Schuhe auch nur noch mit gepflegten Fußnägeln tragen - ja, wo kommen wir denn da hin? Dann würden ja plötzlich alle halbwegs vernünftig aussehen! In Deutschland soll es übrigens angeblich genau anders herum laufen: hierzulande würden in einigen Badelandschaften Bermuda-Shorts verboten, weil sie sich so stark vollsaugten und das Wasser aus dem Becken trügen. Es müsse dauernd nachgefüllt werden. Stimmt, ist mir auch schon aufgefallen, dass das Becken plötzlich nur noch halb so voll war, wenn drei junge Männer in Shorts gleichzeitig das Nass verließen. Als hätte einer den Stöpsel gezogen, Wahnsinn. Dagegen ist der Wasserverlust bei einer Beckenrand-Arschbombe pipifax. Apropos, was machen die sich eigentlich für Sorgen? Kleine Kinder füllen den Pool mit nur einem einzigen Struller-Strahl ganz schnell wieder auf.

8. August 2009

... besser als nichts?

Es soll ja Menschen geben, die nicht unbedingt einen Hang zur Romantik haben. Ja, wirklich. Die kriegen hektische Flecken, wenn irgendwo jemand mehr als eine Kerze anzündet und fürchten bei jedem Geschenk, dass sich unter dem Papier ein herzchenförmiger, rosa Schlüsselanhänger befindet. Mit Gravur: "Für immer dein". Irgendwie kann ich auch verstehen, dass man sowas gruselig findet. Ich hielte es für passender, wenn man solche Accessoires mit "My sweet Kitsch-Bitch" oder so graviert. Besser noch: bedruckt, bestempelt, beklebt, Hauptsache, billig. Na ja, wie auch immer, es müssen jedenfalls genau diese Antiromantiker gewesen sein, die die neuen Beziehungsformen erfunden und getauft haben. Sie heißen MBA und, das habe ich diese Woche neu gelernt: BAN. MBA steht bekanntermaßen für "married but available", während BAN "besser als nichts" bedeutet. Im Ernst, die BAN-Beziehung ist schon fast sowas wie ein psychologischer Fachterminus. Ich glaube, früher hieß das mal schlicht EHE (und war keine Abkürzung, es sei denn, man meint die Abkürzung ins Unglück). Heute gilt die BAN-Beziehung als neuer Ausdruck für "Wir sind nur Freunde". Ob man selbst ein BANny ist, erkennt man leicht an der Antwort auf die Frage "Und, wie war ich?": "Toll, sogar noch besser als nichts" ist da ziemlich eindeutig. Oder wenn man von seinem BAN-Partner irgendwo mit hingenommen wird: "Darf ich vorstellen, das ist besser als nichts." Man erzählt sich sogar von Menschen, die eine sehr innige BAN-Beziehung zu ihrem Porsche Cayenne oder ihrem Ficus Benjamini hatten. Die war dann platonischer Natur, nehme ich an. Das alles hat natürlich nichts von "schau mir in die Augen", sondern geht eher in die Richtung "wenn ich morgen früh die Augen wieder aufmache, bist du raus aus meiner Wohnung" - aber dafür hat man vorher auch eine Menge Zeit gespart, weil man weder Rosenblätter, noch Räucherstäbchen, Duftkerzen oder die Kuschelrock-Sonderedition besorgen musste. Es hat eben alles Vor- und Nachteile.

2. August 2009

... hält doppelt besser?

Mit dem heutigen Tage habe ich genug gebüßt, finde ich. Es ist an der Zeit, mal wieder den gefürchteten Orthografie-Rotstift zu zücken. Deutsche Sprache, schwere Sprache, das habe ich ja begriffen. Aber englische Sprache, noch schwerere Sprache, so scheint es jedenfalls. Schauplatz 1: In der Innenstadt verkündete ein Plakat "comming soon". Kurz schwankend fragte ich mich, ob ich irgendwie betrunken war oder aus anderen, mir unbekannten Gründen vielleicht doppelt sah. Doch dann besann ich mich: Es ist Mittagszeit, ich bin keine gescheiterte Schriftstellerin und folglich noch nicht betrunken. Da ist tatsächlich ein "m" zuviel. Passenderweise war die Schrift neongelb, man hätte also direkt bei dieser großen Fast-Food-Kette fragen können, ob die vielleicht noch eines für ihre Außenbeleuchtung gebrauchen könnten. Muss man ja nicht gleich wegschmeißen, so ein gutes "m". Schauplatz 2: Wenige Tage später, nur ein paar Meter Luftlinie entfernt, stockte ich schon wieder. "Businnes Lunch" las ich auf einer Schiefertafel. Das war eines dieser Worte, die auf den ersten Blick nur komisch aussehen, auf den zweiten jedoch Böses offenbaren: Hier war eindeutig ein "n" zuviel, aber dafür ein "s" zu wenig. Das habe ich allerdings lieber nicht laut gesagt, sonst hätte irgendjemand nach dieser Information noch "Businnes Luchs" daraus gemacht. Man kann nie wissen. Ich würde ja empfehlen, es mal mit Deutsch zu versuchen, bin aber nicht sicher, ob das Ergebnis wirklich besser würde. Am Ende lese ich dann nächste Woche an gleicher Stelle "Kommt balld" oder "Geschäfftsessen". Wäre nicht der erste Trend, den wir aus dem englischsprachigen Raum übernommen hätten.

27. Juli 2009

... war das jetzt Rache, oder was?

So war das ja nicht gedacht. Da äußert man einmal Kritik nach oben und kriegt prompt einen auf die Mütze - liebes Leben, Du bist ein einziges Klischee. Aber von vorne: Heute morgen bin ich, um mir selbst das Gefühl von Sportlichkeit zu verleihen, die Rolltreppe aus der U-Bahn zu Fuß hoch gegangen (und es ist eine laaaaange Rolltreppe), genauso wie die anschließenden zwei Stockwerke hinaus aus dem Schacht. Anmerkung: Ich brauchte danach kein Sauerstoffzelt. Für manche Leute mag das normal sein - für mich war es das nicht. Rolltreppen haben ihren Namen schließlich aus einem bestimmten Grund, sonst hießen sie ja Gehtreppen, und daran habe ich mich bislang auch immer gehalten. Stolz ob meiner außerordentlichen Leistung betrat ich daraufhin (vermutlich mit leicht erhöhtem Puls) das Bürogebäude und wollte nicht glauben, was ich sah: offenbar waren die Aufzüge ausgefallen. Alle. Und ich rede nicht von zwei oder drei popeligen Mini-Aufzügen, sondern von mindestens 15 Büro-Mega-Monstern. Der Puls stieg weiter. Das war hier noch nie passiert, schon gar nicht zur Rush-Hour - aber was sollte ich machen? Also wieder Treppen laufen. Wichtige Anmerkung: Ich arbeite im 8. Stock. Nicht lustig. Doch um das Maß vollzumachen, kam ich vorhin auch noch nach Hause, erklomm die Treppen zu meiner Wohnung und sah, dass ich morgens scheinbar halb blind an meinem Müllsack vorbei gegangen war, den ich eigentlich als "Nimm-mich-mit"-Erinnerung mitten im Flur platziert hatte. Jedenfalls stand er dort immer noch, anklagend, wie ich mir einbildete. Also wieder runter und noch mal rauf (Thank God, ich wohne nicht im 8. Stock). Aber hat mal jemand mitgezählt? Das war das dritte Mal Treppen-Sport an diesem Tag. Ich sag' nur: Triathlon! Und Regen. Und Kurzarbeit. Und dann hat mich auch noch das blöde Horoskop verhöhnt, in dem für mich zu lesen war, dass mir eine Begegnung heute förmlich den Atem rauben würde. Boah, liebes Leben, das ist sooo billig, echt!

25. Juli 2009

... ist Petrus kündbar?

Wenn einem nichts besseres einfällt, hält man die Klappe oder spricht übers Wetter. Also, was ich mal sagen wollte: vor meinem Fenster schüttet es ja schon wieder, als wäre morgen nichts mehr da. Der Regen prasselt, er trommelt, er klatscht gegen die Scheibe. Schrifststeller nehmen Regen ja gern als Inspiration für ihre Texte - ich nehme ihn hingegen als persönlichen Affront: Aus meinem Fenster will ich den blauen Himmel und die Sonne sehen! Immer! Aber Petrus hasst mich. Wer hat diesen Typen eigentlich eingestellt? Kann der seinen Job nicht mal vernünftig machen? Es ist Sommer! Ich weiß, man soll die Dinge positiv sehen: Ich muss mein Auto nicht waschen. Und die Blumen nicht gießen. Wahrscheinlich nie mehr, weil sie bis heute Abend entweder völlig platt geprasselt oder ersoffen sein werden. Außerdem bin ich zum Glück so unsportlich geworden, dass ich heute ganz ausnahmsweise nicht beim Jedermann-Triathlon angetreten bin. Wahrscheinlich gilt der nicht mal als Triathlon, weil man quasi jedes Drittel im Wasser zurückgelegt hat. Obwohl es ja heißt: sich regen bringt Segen. Überhaupt, wie viele Sprichwörter es über den Regen gibt: "Vom Regen in die Traufe", "Ein kleiner Regen macht nicht nass", oder "Wo es Liebe regnet, wünscht sich keiner einen Schirm" (nur ich hab' ja zum Glück immer einen dabei). Alles genau so klägliche Versuche, dem Nass etwas Gutes abzugewinnen. Aber ich schüttele jetzt den Ärger ab wie der Hund den Regen.
Bloß eines wollte ich noch mal fragen: Wäre Petrus nicht ein idealer Kandidat für Kurzarbeit? Ich mein' ja nur.

20. Juli 2009

... kann man Sätze reklamieren?

Beim Stichwort "Bowle" im Vor-Posting fiel mir noch ein Thema ein, das eigentlich schon lange fällig ist, schließlich sind wir hier in der Satzkiste: Sätze, die man in seinem Leben besser nicht gesagt hätte. Da gibt es welche, die man immer wieder ausspricht und doch nicht hält ("Ich trinke nie wieder was!" oder "Ich will dich nie wieder sehen!") und andere mit einer weit geringeren Tragweite, die man aber trotzdem liebend gern zurückgeben würde, weil sie einen ein Leben lang verfolgen. Ich hätte da folgende Sünden zu beichten:

"Hast du die Klingel nicht gefunden?" (zum Weihnachtsmann, ein armer Student, den meine Eltern angewiesen hatten, bitte schön traditionell zu klopfen)
"Nee, ich trinke nichts, ich esse nur die Früchte aus der Bowle." (da war ich ungefähr 16 und hielt mich für sehr clever)
"Ich komm' gleich nach, ich streichel' grad die Muschi." (ein Jahr später. Aber die Früchte wirkten wohl noch. Gemeint war eine gewöhnliche Hauskatze - nicht, dass hier Missverständnisse aufkommen)
"Sach ma, ist das eigentlich eine Komödie?" (nach etwa einer Stunde "Deep Blue Sea")
"Das macht nichts, um 11 Uhr bin ich sowieso bei der Massage" (auf den freundlichen Hinweis im Schwimmbad, dass um 11 Uhr Aquagymnastik stattfindet)
"Ich habe meine Bücher nach Farben geordnet." (seitdem werde ich für komplett bekloppt gehalten, aber das nehme ich in Kauf)

So, jetzt ihr.
Falls sich jemand traut.

16. Juli 2009

... was ist bloß mit den Tieren los?

Unsere fröhlichen Vierbeiner scheinen zurzeit ja ganz schön außer Rand und Band zu sein. Vor Kurzem füllten Berichte von Kängurus, die tierisch einen im Beutel hatten, die Tagespresse: Die putzigen Hüpfer haben sich auf einem australischen Schlafmohnfeld nämlich mal ordentlich zugedröhnt und sprangen danach völlig stoned in Kreisen durchs Feld. Falls also mal wieder jemand Kornkreise sichtet, sollte er erst einmal recherchieren, ob in umliegenden Zoos vielleicht Kängurus ausgebrochen sind, bevor er die Alien-Meldestelle kontaktiert. Wenig später sorgte eine Meldung aus heimischen Gefilden für Aufruhr: Ein betrunkener Dachs schlief nachts mitten auf der Straße seinen Rausch aus. Er hatte zuviele überreife Früchte gegessen und die besaßen ungefähr die gleiche Wirkung wie die Früchte einer Bowle. Das Vieh war also richtig breit - was auch ein Beweis für sein fehlendes Modebewusstsein ist, denn breite Streifen machen dick, aber ich vermute, das war ihm in dem Moment egal. Diese Woche jedenfalls sorgten nun auch noch ausgebüxte Nilpferde für Schlagzeilen, die in Kolumbien mächtig Ärger machen, denn die Hippos vermehren sich und das macht die Menschen gar nicht happy. Für mich klingt das alles ja so, als würden die Tiere langsam aber sicher die Weltherrschaft übernehmen wollen. Erst haben sie uns Jahrhunderte lang ausgekundschaftet, indem sie sich als harmlose, niedliche Fellknäule ausgegeben haben, und nun ahmen sie unser Freizeit-Verhalten nach. Das ist doch verdächtig. Wo soll denn das hinführen? Wahrscheinlich steht demnächst das Pferd nicht mehr auf dem Flur, sondern an der Bar, betrinkt sich und macht einen auf tollen Hengst. Obwohl: Auch das soll bereits öfter vorgekommen sein! Also Obacht, Leute, die Tiere führen irgendwas im Schilde ...

12. Juli 2009

... wer ist eigentlich dieser "Mann"?

Da geschlechterspezifische Beiträge die muntersten Diskussionen nach sich zu ziehen scheinen, hier ein paar weitere rätselhafte Beobachtungen, das Verhalten männlicher Mitbewohner dieses Planeten betreffend. Vergangenes Wochenende waren viele Paddler auf den Alster-Kanälen unterwegs. Ein Großteil davon waren Pärchen und in dieser Konstellation sah es grundsätzlich so aus: Der Mann war hinten, die Frau vorne. Hierzu habe ich drei Theorien (Aufzählung in beliebiger Reihenfolge). Erstens: Wer hinten sitzt, steuert - vorne ist im Boot also quasi der Beifahrersitz. Männer können da nicht sitzen. Weil ihnen schlecht wird. Oder weil sie ihren linken Ellenbogen nirgendwo aufstützen können. Oder weil sie irgendeine andere Ausrede haben. Denn in Wirklichkeit wollen sie nur bestimmen, wo es lang geht, ob im Auto oder im Boot. Zweitens: Es soll ja besser sein, wenn die schwerere Person hinten sitzt - die Bootstour könnte also vorschnell beendet sein, wenn er verkündet: "Schatz, ich glaube, du solltest hinten sitzen!" Natürlich ist jede Frau leichter als ihr Gatte - selbst, wenn die Waage inoffiziell andere Ergebnisse verkünden sollte. Drittens: Die Paare haben die Platzverteilung schlicht aus dem Schlafzimmer übernommen, damit sie sich nicht umgewöhnen müssen. Man weiß es nicht. Die anderen Paddler waren übrigens Familien oder Frauengrüppchen. Ja, Weibchen unter sich machen so alberne Ausflüge mit viel Gekreische und Gegacker und so. Männer unter sich klemmen sich eher Grill, Holzkohle und Bier unter den Arm und suchen den nächstbesten freien Quadratmeter Rasen und grillen. Hierzu habe ich zwei Theorien. Erstens: Sie tun das notgedrungen - paddeln könnten sie ja nicht, weil niemand vorne sitzen will. Zweitens: Sie machen einfach das, was sie seit Urzeiten am besten können: Feuer. Im Stadtpark fand sich dafür sofort der passende Beweis: Auf der Wiese zur linken saß eine Gruppe Männer um einen glühenden Kohlenhaufen, einer bewachte die Bierkiste mit seinem Hintern. Ich fürchte, er war damit ziemlich erfolglos, denn zur rechten saßen zwei abtrünnige Exemplare im Baum, in deren Mägen ich den Inhalt der Kiste vermutete. Sie trugen ausschließlich Shorts und ein kleines (Bier-)Bäuchlein und hockten da auf ihren dicken Ästen wie Primaten, nur rauchend. Fehlte bloß noch das Schild "Bitte nicht füttern". Hierzu habe ich nur eine hoffnungsvolle Theorie: Das waren Kunststudenten, die mit einer Lebend-Installation die Passanten darauf aufmerksam machen wollten, dass der Mensch tatsächlich vom Affen abstammt. Und ich habe mit Absicht nicht "Mann" gesagt!

6. Juli 2009

... wohl bekommt's?

Ich habe es oft belächelt, das Schild, das für "Schumachers Biergarten" am Stadtpark wirbt. "Wohl Hamburgs schönster Sonnenuntergang" steht drauf. Erstens behaupte ich, dass der Sonnenuntergang an sich überall gleich aussieht, nur die Perspektive ist immer eine andere - mal verschwindet die Sonne hinter'm Wald, mal plumpst sie ins Meer. Und zweitens ist "wohl" ja wohl ein echtes Mädchenwort. Mädchen gewöhnen sich das schon beim Puppenspielen an. Die sagen: "Ich bin jetzt wohl Barbie und du bist jetzt wohl der Ken und jetzt gehen die beiden wohl zum Reiten" - und die landeten dann wirklich ganz unschuldig im Reitstall und nicht im Schlafzimmer. Doch während sich die Sache mit der Unschuld über die Jahre verändert hat, blieb das "wohl" im weiblichen Sprachschatz kleben. Sozusagen als letztes Hintertürchen vor der Absolutheit. "Das ist wohl so" heißt eben nicht "Das ist so" - und, schwupps, ist Platz für die beliebteste aller Frauen-Ausreden: Das habe ich nie gesagt! Jawohl. Inzwischen muss ich aber sagen, dass mir "wohl Hamburgs schönster Sonnenuntergang" ganz sympathisch ist, zwischen all den Superlativen, die Tag für Tag auf einen hernieder prasseln. Das Beste aus der Milch, die witzigsten Werbespots, die schrecklichsten Autofahrer, die nervigsten Promis und die beliebtesten One-Hit-Wonder. Wer bestimmt das eigentlich, was am witzigsten, besten und nervigsten ist? Etwa unser Mojib-Super-Latif? Der darf doch auch nur die schlimmsten Stürme und das heißeste Wetter prognostizieren, danach ist seine Kompetenz überschritten. Wer auch immer hier anzuprangern ist, ich finde: Deutschlands Wohl-Stand ist wirklich nicht das Gelbste vom Ei.

2. Juli 2009

... ist das der wahre Unterschied?

Damit im Folgenden kein falscher Eindruck entseht, muss ich heute eines vorweg schicken: Ich mag ja Männer. Ganz grundsätzlich betrachtet. Fast alle. Oder die meisten. Oder viele. Oder einige. Oder - na ja, ist ja egal, ich mag sie. Vor allem, weil sie Humor haben und über sich selbst lachen können. So, das war das Vorspiel, ich leite über zum Höhepunkt: Neulich fragte Katja mich, ob ich schon mal etwas von Borstenwürmern gehört hätte. Nö, hatte ich nicht. "Spiegel Wissen" definiert: "Ein meist meeresbewohnender Ringelwurm mit Borsten tragenden Stummelfüßchen." Aha. Und? Sie sagte: "Wenn man den Weibchen das Gehirn entfernt, werden sie zum Männchen." Diesen "Hirn-fort-Satz" wollte ich zunächst in die Kategorie "Schafe können nicht schwimmen, weil sie von hinten voll laufen" einsortieren, aber nach eingehender Recherche stellte sich die Information tatsächlich als wahr heraus, wie Biologen sagen - und Alice Schwarzer ist keine Biologin, da bin ich ziemlich sicher. Tja, das tut mir echt leid (ein bisschen). Denn es kann ja nun wirklich niemand behaupten, Würmer hätten mit Menschen nichts zu tun, seit britische Forscher herausgefunden haben, dass der "hirnlose Strudelwurm" unter allen Wirbellosen immerhin der nächste Verwandte des Homo sapiens ist. Viel weiter entfernt kann der Borstenwurm da ja auch nicht mehr sein, selbst wenn Männer ihre Borsten im Gesicht tragen (vor allem morgens), und nicht an den Stummelfüßchen (ich zitere ich nur!). Aber damit hier niemand gewurmt diesen Text verlässt, fasse ich jetzt den heiligen Wurm-Vorsatz, Männer nie wieder mit Würmern zu vergleichen. Denn, falls es bis hierhin schon wieder jemand vergessen haben sollte: Sogar wenn bei ihnen manchmal irgendwie der Wurm drin ist, mag ich sie ja doch, die Männer.

28. Juni 2009

... wo kann ich ein e kaufen?

Foto anklicken und Großansicht bestaunen!

... manchmal entfernt es sogar Buchstaben auf Verpackungen ...
Was für ein Teufelszeug!

22. Juni 2009

... sind wir geist(l)ich noch auf der Höhe?

Halleluja! Folgendes Plakat sah ich heute morgen in der U-Bahn:
-----
Jesus tilgt Sünde - lies die Bibel!
JESUS rettet!
Wir schenken Ihnen ein Neues Testament (= 2. Teil der Bibel)
-----
Ja, das ist ein wichtiger Hinweis, da in der Klammer. Nicht, dass hier noch irgendjemand denkt, er könne einfach sein veraltetes Testament gegen ein neues eintauschen - sozusagen als "Abwrackprämie mal anders". Kann auch sein, dass irgendjemand denkt, er könne sich aus dem Fenster stürzen und Jesus steht unten und fängt ihn auf, denn Jesus rettet - aber falls es doch nicht klappt, weil die Sünden zu schwer waren, ist wenigstens für das Testament schon gesorgt. Nein, nein, das wären böse Missverständnisse! Das Neue Testament ist soviel wie "Bibel 2" oder "Bibel reloaded". Allerdings führt nicht Mel Gibson die Regie.

21. Juni 2009

... Pasta und basta?

So, heute gibt's Buchstabensuppe mit Bandsätzen auf Wortsalat. Neulich, am Nudelstand in der Kantine, sagt der Koch zum Kunden vor mir in der Schlange:
"Was darf's denn sein?"
Er antwortet: "Pasta."
Der Koch: "Und womit?"
Der Mann: "Mit Spaghetti."
Es ist doch immer wieder lustig, dabei sein zu dürfen, wenn Menschen Fremdworte benutzen, deren Bedeutung ihnen auch sehr fremd zu sein scheint. Als ich dran war, habe ich kurz übelegt, ob ich einfach mal Maccaroni mit Luca Toni bestelle, oder Mies-Muschelnudeln, oder Pesto mit Tomatensoße - aber ich wollte das Fass, auch wenn es keinen Boden hat, doch lieber nicht zum Überkochen bringen.

14. Juni 2009

... was soll bloß diese Light-Kultur?

Hallo Leute, Thema heute: Mein Leid mit dem Light. Ich scheine ja in einer zunehmend gewichtigen Gegend mit vielen dicken Fischen zu wohnen. So interpretiere ich jedenfalls die Tatsache, dass mein Stamm-Supermarkt fast nur noch Light-Produkte führt und die normal-fetthaltigen Lebensmittel offenbar nach und nach aus dem Sortiment verschwinden. "Meinen" Joghurt gibt's zum Beispiel in den Sorten Vanille, Kirsche, Pflaume, mit den ominösen Cerealien - und in light. Naturjoghurt: Fehlanzeige. Das gleiche bei "meiner" Milch: Während sich alle darüber beschweren, dass es keine Frischmilch, sondern nur noch längerfrische Milch gibt, hat man offenbar klammheimlich beschlossen, diese Milch auch nur noch fettreduziert zu verkaufen. Das schmeckt doch nicht mehr nach Milch, sondern höchstens nach weißem Wasser - aber egal, hauptsache reduziert, nicht wahr?! Sogar beim Frischkäse finde ich regelmäßig nur noch fettarme Light-Produkte. Ich würde sogar behaupten, dass man "Mars delight" nur aus einem Grund so benannt hat: Damit der Verbraucher denkt, diese Schokolade sei auch irgendwie "light". Von mir aus können die Leute das ja gern alles futtern, wenn sie glauben, dass sich schon ein erleichtertes Gewissen auf der Waage bemerkbar macht, aber bitte lasst doch wenigstens die normalen Menschen noch normal essen. Ich finde den Light-Wahn nämlich überhaupt nicht delightful, sondern leider nur ziemlich geschmacklos.

9. Juni 2009

... sollte ich einen TV-Entzug machen?

Aus gegebenem Anlass lasse ich heute mal lieber den sprachlichen Korrekturstift stecken. Dafür kann ich vermelden: Ich habe Kaspar Hauser entdeckt! Den modernern Kaspar Hauser - der darf zwar raus, in Zeiten des Internets hat Einsperren sowieso keinen Zweck mehr, aber dafür hat Kaspar 2.0 kein Privatfernsehen! Ich wollte ja erst nicht glauben, dass es sowas tatsächlich gibt, es scheint aber zu stimmen. Denn als ich ihm erzählte, ich sei "House"-abhängig, vermutete er allen Ernstes, ich würde gerne House-Musik hören. Wow. Also, es ist ja nicht so, dass man ohne Privatfernsehen nicht leben könnte, das kann man bestimmt, aber ist die Teilnahme am sozialen Leben dann überhaupt noch möglich? Ich sollte an dieser Stelle aus verschiedenen Gründen kurz erzählen, dass ich neulich auf einer Gartenparty war ... und mein Nachbar zur linken unseren Tisch gut zwanzig Minuten mit den Ereignissen aus "Unser Traum vom Haus", "Ab ins Beet" und "Die Auswanderer" unterhalten hat. Die Titel der Sendung wollte zwar keiner außer mir kennen, aber immerhin wussten alle, worum es ging. Und wir hatten viel zu lachen. Ich frage mich, wie das wohl wäre, wenn ich längere Zeit kein Privatfernsehen hätte? Ich müsste wahrscheinlich als erstes mit der Einnahme von Vicodin anfangen. Danach würde ich alle meine Freunde in Happy Meals verwandeln, sprich: sie in Mc-Kategorien einteilen (McArmy und McSteamy hab' ich schon mal). Und sonntags abends würde ich wahrscheinlich eine Stunde lang schmachtend vor einem Poster von Simon Baker sitzen. Ich glaube ja nicht, dass meinem Leben das wirklich gut tun würde.

6. Juni 2009

... wie teuer ist gutes Deutsch?

Ich wundere mich mal wieder. Erneut habe ich ein sprachliches Kunstwerk entdeckt, dieses Mal am Bahnhof Rödingsmarkt. Leider konnte ich es nicht fotografieren - nicht, weil es verboten ist, Kunstwerke abzulichten, sondern weil gemeinsam mit mir immer derart viele Menschen aus der U-Bahn schwappen, dass grundsätzlich mindestens ein Beinpaar die freie Sicht auf den Aufsteller verhindert hat. Außerdem ist das Schild leider schon nach einer Woche weitgehend korrigiert worden, aber ihr könnt mir glauben, da stand wirklich:
"Gartis! Jedem Croques einen Wasser dazu"
Man sollte die Verwendung des Dativs auf jeden Fall lobend erwähnen. Allerdings frage ich mich, ob in Diktaten heute Worte wie Croque, Gyros und Döner öfter abgefragt werden als "gratis" und artverwandte Vokabeln. Vielleicht sollte der Kiosk-Besitzer lieber Geld für das Gratis-Wasser kassieren und sich davon einen Deutsch-Kurs finanzieren - ich wollte ihm ja eigentlich auch nächste Woche einen Zettel mit einem Angebot von mir über den Thresen schieben: "Jedem Gartis-Croissants einen Deutsch dazu". Aber da war wohl schon jemand schneller ...

31. Mai 2009

... sind Waschbären die besseren Männer?

Mein Held der Woche war ein kleiner Waschbär. Auf der Suche nach einem Weibchen wanderte er insgesamt 800 Kilometer durch Deutschland. Zu Fuß, äh, zu Pfote. Wie romantisch das Leben ohne Internet-Dating doch sein kann. Er hieß 5002 - ein Name, den man ihm bestimmt mal auf einer Single-Party verpasst hat. Dort bekommt ja wohl jeder eine Nummer (manche schieben auch eine). Und weil auf der Single-Party wahrscheinlich nichts für ihn dabei war, hat unser putziger Zorro sich gedacht, er geht jetzt mal auf eigene Faust sein Waschbärweibchen suchen. Und zwar nicht irgendeines, nicht das erstbeste und nicht nur zum Spaß, nein, der Waschbär war ein Tier mit Anspruch, kein Waschlappen, aber mit allen Wassern gewaschen: Es musste schon "die Richtige" sein. Bei den Weibchen sei das ja anders, meinen Experten, sie liefen angeblich nicht weiter als nötig. Was für eine unsaubere Behauptung - die kann man doch auch nicht einfach alle über einen Kamm scheren. Na ja, was soll's, die Wanderjahre des Waschbären vergingen jedenfalls, ohne dass er ein Weibchen fand, dem er wirklich an die Wäsche hätte gehen wollen. Armes Kerlchen. Ich hätte ihm ja sofort seinen Waschbärbauch gekrault. Aber dafür ist es nun zu spät. Er lief in eine Falle. Nummer 5002 lebt nicht mehr. Tja, keine Romantik ohne Tragik. Schluchz!

24. Mai 2009

... ist das wohl erlaubt?


Da soll noch mal einer behaupten, aus Schottland komme nur Whisky. Aber ich möchte lieber nicht wissen, was unsere Gesundheitsbehörde und Amnesty International dazu sagen.

18. Mai 2009

... krieg' ich jetzt das Seh-Pferdchen?

Das private Fernsehprogramm vor 18 Uhr ist schon eine kleine Prüfung. Es hat ähnliche Wirkung wie die Szenen eines Horror-Schockers: Man will sie eigentlich nicht sehen, aber guckt trotzdem hin. Inhaltlich hat's dann aber doch eher was von "Scream", denn unter der Maske des Grusels steckt in Wirklichkeit eine Komödie. Da wurden letzte Woche zum Beispiel zwei sich fremde Singles aus einschlägigen Nachtclubs gezerrt und in ein gemeinsames Hotelzimmer gesteckt - erst in Ischgl, dann am Ballermann. Er: südländischer Typ mit Sprachfehler (sagte immer krass "isch" statt "ich" und so, weissu), hatte ein Glätteisen für die halblangen Haare im Gepäck und hielt sich für den geilsten Macker zwischen hier und Mekka. Sie: Kleiner Mops im Leoparden-Pelz (bzw. Print-Imitat) mit rauher Lispel-Stimme, hörte auf die Anrede "Perle". Praktisch, da musste man(n) sich nicht so viele Namen merken. Das Experiment im Mensch-Versuchs-Labor konnte allerdings nicht vollständig zum Abschluss, sondern nur zum Abschuss gebracht werden, will sagen: Bei den beiden lief nix außer seinem Sabber aus dem Mundwinkel. Aber: "Wir sind trotzdem ein super Team, rein platonomisch gesehen." Ach so. Vielen Dank für die Konservation. Der Typ ist ja echt eine Konifere der Sprachwissenschaft. Noch besser war eigentlich nur das Jüngelchen, das zu den "strengsten Eltern der Welt" auf eine Straußenfarm geschickt wurde, weil es zu viel Zeit in seine Schönheitspflege investierte: Der Knabe fand erstens mal die Strauße doof, weil die keinen Style hätten und zweitens wollte er einfach nicht verstehen, wieso er sich abends vor dem Zu-Bett-Gehen nicht extra die Haare frisieren soll. Denn: "Es könnten doch Einbrecher kommen und mich entführen. Das wäre ja blöd, wenn man da scheiße aussieht." Ach so! Und ich habe gedacht, er wolle mit seiner Optik die Einbrecher verscheuchen, so kann man sich täuschen. Da hab' ich eben doch lieber die 125. Wiederholung von "Dirty Dancing" geguckt. Komisch, es kommt mir vor, als hätte ich den Film erst vergangene Woche das letzte Mal gesehen. Tja, das ist eben privates Fernsehen nach 18 Uhr - dafür gibt's dann schon die Bronze-Medaille.

16. Mai 2009

... ist klein denn nicht mehr fein?

Es war eine vermessene Behauptung, bevor man es tatsächlich bewiesen hat: Die Menschen werden größer und breiter. Äußerlich zumindest. Die Industrie scheint sich schon lange darauf eingestellt zu haben: Kürzlich habe ich beim Einkaufen eine ganze Reihe von Kleidungsstücken ausschließlich in M, L oder XL vorgefunden - und ich war nicht in der "Big is beautiful"-Abteilung. Vermutlich lag das daran, dass sich die wahren M-, L-, und XL-Kandidatinnen gerne mal triumphierend in XS zwängen - für irgendwas muss Stretch ja gut sein, außerdem weitet sich das sowieso beim Tragen noch und überhaupt nimmt man nächste Woche ja auch noch geschwind zehn Kilo mit der Man-darf-essen-was-man-will-Diät ab. Mädels, jetzt passt mal gut auf: Nicht in jedem Shirt muss man aussehen wie eine Presswurst, die man aus ihrer Hülle höchstens noch herausschneiden kann. Und wenn es doch mal so sein sollte, müsst ihr nicht unbedingt hungern, kauft einfach eine Nummer größer, bitte! Mehr Stoff kostet auch nicht mehr Geld. Das musste mal gesagt werden. Aber es gibt ja nicht nur Klamotten in großen Größen, sondern auch die Nahrungsmittel (und die Frage ist, wie so oft: Was war zuerst da?). Neben Maxi-Menüs und XXL-Burgern gibt's zum Beispiel bei Starbucks den Kaffee nur in den Größen "Tall", "Grande" und "Venti". Ich möchte hoffen, dass die ihre Bohnen nicht genauso wild mischen wie die Sprache ihres Angebots. Aber davon abgesehen - was ist "groß", "riesig" und "zwanzig" eigentlich für eine Steigerung? Ja ja, angeblich soll das was mit der Menge zu tun haben, aber Entschuldigung; falls das irgendwo auf der Angebotstafel erklärt sein sollte, habe ich ganz bestimmt nicht die Zeit, das auch noch zu lesen, wenn ich mich vorher schon schwitzend mit der Entscheidung zu plagen habe, ob ich lieber einen Brombeer Chocolate Mocha Frappuccino Blended Coffee, Iced White Caffè Mocha oder doch lieber einen Double Tall Vanilla Non Fat Latte Macchiato haben möchte. Ich find's jedenfalls riesig blöd, "grande" in der Relation zum Mittelmaß zu machen, nicht nur wegen des Canal Grande. Es zeugt nicht unbedingt von Größe, wenn alles immer maxi, mega und super plus sein muss. Short, small und mini klingt doch auch ganz sympathisch. Aber momentan scheint das Einzige, das wirklich noch verlässlich klein beziehungsweise kurz ist, die Männer-SMS zu sein.

12. Mai 2009

... wie weise sind schon Wegweiser?

Kreisch! Ich hab's versaut. Eine höhere Macht wollte mir meinen Weg weisen, mit einem Zeichen, das deutlicher gar nicht hätte sein können, und ich, was tu' ich? Ich trete es mit Füßen! Da war er weg, der Wegweiser, der vor mir auf dem Pflaster lag: Ein Schaumstoff-Pfeil, silbrig glitzernd im Schein der Straßenlaterne. Ja, ich weiß, nicht gerade das modernste Navigationssystem, und außerdem sollte ich mich wohl fragen, ob das Teil nicht aus dem Equipment der Truman Show stammte und ich mich demnächst mal bei RTL 2 nach meinem Gehalt als Hauptdarstellerin erkundigen kann - aber wenn es für mein Leben einen Regisseur gäbe, wäre der doch eh schon längst gefeuert. Es hätte natürlich auch sein können, dass Amor seinen Dienst erschöpft quittiert und mir meinen persönlichen Pfeil vor die Füße geschmissen hat, doch auf die Idee kam ich so schnell gar nicht, denn wie gesagt, als wäre ich Weltmeister-Fußballerin, machte ich instinktiv das, was ich mit allem mache, das sich mir in den Weg legt: gegentreten. Ich gab also auch dem Pfeil einen Stoß, er holperte durch die Gegend, zeigte gen Elbe und entfaltete da auf einmal all seine Symbolkraft. Ein Pfeil! Die Richtung! Der Weg! Das Ziel! Ähm - aber was soll ich in der Elbe? Mal wieder schwimmen gehen? Mich reinwaschen von aller Schuld? Wenn ja: welche Schuld? Übers Wasser gehen und Urlaub im Süden machen? Oder war bloß der Absperrungs-Pfeiler gemeint, gegen den ich zur Strafe für meine Ignoranz hätte laufen sollen, um mir ein "Pfeilchen" zu holen? Ich glaube, ich bin nicht weise genug, um diesen Wegweiser zu verstehen, aber ich bin klug genug, um zu begreifen, dass ein Wegweiser den Weg vielleicht weist, aber damit nicht zwangsläufig auch weiß, wo es im Leben langgeht. Dann wär's ja ein Wegweißer. Oder Wegwisser. Und wer weiß, vielleicht sind wir ja auch alle einem Überlieferungsfehler erlegen, und nicht der Weg ist das Ziel, sondern weg ist das Ziel (super Werbeslogan für einen Reiseveranstalter, eigentlich). Dann hätte ich jedenfalls doch nichts versaut, sondern alles richtig gemacht: Weg damit und rechts dran vorbei gehen (links liegen lassen). Dann kann ich ja jetzt beruhigt schlafen gehen. Wird immer höchste Zeit, wenn die pseudophilosophischen Anwandlungen kommen.
Ach ja, falls irgendjemand doch an den zielführenden Weg glaubt und eine Entscheidungshilfe braucht, sollte er mal zum Fischmarkt gehen. Das Glitzer-Ding liegt da noch. Und es ist bestimmt Mehrweg.

7. Mai 2009

... wie läuft's?

Lasst uns mal beim Thema bleiben, ist doch grad so lustig. Auf Partys kann man ja manchmal tolle Sachen lernen. Am Wochenende zum Beispiel wusste jemand zu erzählen, dass Schafe nicht schwimmen könnten, weil sie "von hinten voll laufen" - sie hätten nämlich keinen Schließmuskel. Großes Gelächter in der Runde, dann ein "Ey, das stimmt wiiiiirkliiiich!" und anschließend das betretene Schweigen der Lämmer. Okay, ich kann mich wirklich nicht erinnern, in meinem Leben jemals ein schwimmendes Schaf gesehen zu haben, aber ich habe auch noch nie einen Mann im Sitzen pinkeln sehen - was ja nicht heißen muss, dass es beides nicht theoretisch geben könnte. Man hat schließlich auch schon Pferde kotzen sehen. Und Vögel scheinen ihren Schließmuskel auch nicht immer unter Kontrolle zu haben, die lassen ja auch ganz gerne einfach mal im Flug einen fliegen - was ziemlich blöd ist für jeden, der persönlich be- bzw. getroffen ist. Dennoch ergaben meine Recherchen, dass es sich bei dem Schaf, das den Arsch offen hat, leider um ein Ammenmärchen handelt - obwohl ich nicht weiß, ob das berühmte schwarze Schaf eventuell eine Ausnahme bildet und genau aus diesem Grund diesen Namen trägt ... Bis das geklärt ist, bleibt das einzige Säugetier, das vollläuft, der Mensch - auf sehr unterschiedliche Art und Weise: Männer lassen sich öfter mal "von oben" volllaufen, Kleinkinder lassen ihre Windeln volllaufen, alten Menschen laufen leider manchmal die Beine voll, Kranke haben die laufende Nase voll, und Frauen laufen regelmäßig die Augen voll und dann über. So ist es eben, das Leben, es läuft. Auch, wenn man gerade mal keinen Lauf hat.

3. Mai 2009

... nur für feine Pinkel?

Diesen Hinweis fand ich in einem entzückenden Eck-Bistro in Uhlenhorst:

Ich würde die Räumlichkeiten ja für eine Single-Party mieten und mit dem Slogan bewerben: "Hier findet jeder Topf einen Deckel - garantiert!" Geeignet wäre die Location aber sicher auch für jede Art von Kundgebung, bei der jemand auf den Pott gesetzt werden soll, oder natürlich für kleine und große Geschäfte. Man muss nur darauf achten, rechtzeitig zu buchen, sonst ist nämlich schon besetzt. Und das wäre doch echt beschissen.

26. April 2009

... schein'n oder nicht schein'n?

Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand (in diesem Falle ich) bald ein paar Tage Urlaub hat, ist der tägliche Blick auf die mittelfristige Wettervorhersage. Beeindruckend dabei ist, wie sehr man plötzlich an Wahrscheinlichkeiten hängt: Ist in zwei Wochen mit 55-prozentiger Wahrscheinlichkeit Sonne angesagt, dann holt man schon fast die Badesachen aus dem Schrank, so hoch ist die gefühlte Wahrscheinlichkeit. Ist aber mit derselben Wahrscheinlichkeit Regen angesagt, hält man diese Zahl plötzlich für deutlich kleiner. Gerade etwas mehr als die Hälfte eben. So lässt man sich täuschen - wer weiß, vielleicht ist es auch wahr, dass die Sonne nur scheinlich scheint und sie in Wirklichkeit schon scheintot ist. Zu allem Überfluss kommt dann ja auch noch die persönliche Wahrscheinlichkeitsrechnung hinzu: Wenn jetzt drei Wochen lang phantastisches Frühlingswetter war, wie wahrscheinlich ist es dann, dass das in den nächsten Wochen noch so bleibt? Braucht die Sonne nicht auch mal Urlaub? Ist das gute Wetter nicht irgendwann mal alle? Muss es nicht einfach irgendwann mal wieder regnen? Furchtbar, diese unwahrscheinlich aufreibende Lebens-Lotterie. Ist die eigentlich typisch weiblich? Ich denke da zum Beispiel an Frauengespräche der Art: "Er hat gesagt, dass er anruft - jetzt hat er drei Tage lang nicht angerufen, also ruft er bestimmt morgen an, und wenn nicht, dann übermorgen, aber auf jeden Fall steigt mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit, dass er anruft." Oder: "Wenn ich dieses Kleid jetzt nicht kaufe, sondern darauf warte, dass es runtergesetzt wird, wie wahrscheinlich ist es, dass es dann noch in meiner Größe da ist?" Oder: "Ist es wahrscheinlicher, dass sie die Bemerkung wirklich so gemeint hat, oder vielleicht doch ganz anders?" Ich glaube, mit solchen Aufgaben könnte man viel mehr Mädchen für Stochastik begeistern. Sie würden deutlich früher begreifen, dass Männer Mathematiker sind, und Frauen Wahrscheinlichkeitsrechner, so scheint's jedenfalls. Wie wahrscheinlich nun Sonnenschein ist, kann mir jedoch wohl keiner von beiden beantworten.

22. April 2009

... wann bekomme ich einen Orden?

Langsam wird's dafür ja wohl wirklich mal Zeit. Schließlich bin ich so ein Gutmensch! Erstens: Schlanke Menschen sind total gut fürs Klima - nicht nur, weil sie weniger essen und dadurch weniger Kohlendioxid für die Produktion von Nahrungsmitteln in die Luft gepustet werden muss, sondern auch, weil für ihren Transport weniger Energie benötigt wird. Da habe ich schon mal was gut bei Mutter Natur. Und beim HVV, der Bahn sowie allen Fluglinien - Wink mit dem Zaunpfahl, meine Herren. Zweitens: Vor mir muss kein Mann Angst haben. Eine großartige neue Umfrage fand heraus, dass Männer "empfindlich" auf Frauen reagierten, die ihnen auf Augenhöhe begegneten, (auch) was die Körpergröße betrifft. Sie bevorzugen angeblich Frauen unter 1,70 Metern. Hierzu möchte ich feststellen, dass ich selbstredend ausschließlich aus diesem Grund irgendwann mein Körperwachstum eingestellt habe. Die Dankes-E-Mails möge man bitte an meinen Sekretär richten, der für mich arbeitet, weil ich ihn durch bloße Anwesenheit vom Plateauschuh-Zwang geheilt habe. Drittens: Die Wissenschaftsmedien überschlugen sich angesichts der Meldung, dass eine südamerikanische Ameisenart vollständig ohne Männchen auskommt. Hallo? Wo ist die Sensation? Ich konnte das jahrelang, ohne dass irgendjemand groß davon Notiz genommen hätte! Also bitte: Wo bleibt mein Orden? Die Belobigungsurkunde? Das Bundesverdienstkreuz? Was soll ich denn noch alles machen?

18. April 2009

... wer wird hier aufs Korn genommen?

Folgende wahre Begebenheit trug sich zu: Jemand hat beim Bäcker ein Brot kaufen wollen. "Körnerbrot" stand an der Auslage. Er fragte: "Entschuldigung, was ist denn drin, in dem Körnerbrot?" Antwort der Verkäuferin: "Körner." So. Es finden also nicht nur blinde Hühner manchmal Körner, sondern auch blöde. Die gute Nachricht ist: Die Henne konnte lesen. Die schlechte: sie hatte scheinbar noch nie vom Baum der Erkenntnis genascht. Denn nun steht man da und weiß nicht recht: Sandkörner? Die knirschen ja so unschön zwischen den Zähnen. Schrotkörner? Da beißt man sich bestimmt die Zähne dran aus. Oder Meisenknödelkörner? Da fliegt ja auch niemand wirklich drauf, es sei denn, man hat 'ne Meise. Wir lernen: Verkaufsfördernd war diese Antwort nicht. Auf der anderen Seite war sie aber gar nicht so verkehrt - denn seit wann kann man davon ausgehen, dass beim Essen das drin ist, was drauf steht? In einem Maulwurfkuchen ist ja auch kein Maulwurf drin - und im Hundekuchen kein Hund. Die meisten Erdbeerjoghurts haben auch noch nie eine Erdbeere gesehen. Es wurde sogar schon behauptet, dass im Fischburger gar kein Fisch drin sei. Und wer hat hier schon mal einen Kinderteller gegessen? Hey, ihr könnt's ruhig zugeben, da muss niemand ein schlechtes Gewissen haben. Insofern hielt die Verkäuferin es vielleicht für angebracht, zu betonen, dass im Körnerbrot wirklich Körner drin sind. Darauf jetzt einen doppelten Korn - aber bitte ohne Körner!

14. April 2009

... alles klar?

Der Inhalt dieses Schreibens an einem Winterhuder Laternenmast ist leider etwas schlecht erkennbar - und zwar nicht nur, weil die Aufnahme nachts und mit dem Handy entstanden ist ...:

Der Fenster Putzer
Für Privat & Firmen
Wir übernehmen gerne ihre Glasreinigung, Büroreinigung, Wohnungsreinigung, Treppenhausreinigung. Sind ihre Fenster verschmutzt kommt der Fenster Putzer und Putz Glas Klar na klar mit Rahmen.

Stefan Raab könnte für diesen Slogan garantiert eine Melodie komponieren, mit der sich "Der Fenster Putzer" direkt an die Spitze der Charts setzen würde - Titel: Aber bitte mit Rahmen!

10. April 2009

... sagen Bilder immer mehr als Worte?

Gerade wollte ich mal wieder zu einer Tirade über den Verlust der deutschen Sprache ansetzen. Denn nachdem Henning kürzlich den schönsten Sprachpanscher der Woche in einem (deutschen!) Restaurant entdeckt hatte ("Tuna Fish rare medium gegrilled"), fand ich auch noch eine Gebrauchsanweisung auf einer Pizzapackung, die (IKEA-mäßig) einfach mal komplett auf Buchstaben verzichtet hat:


Doch dann fiel mir ein, dass die Idee in diesem Fall vielleicht gar nicht so blöd ist - schließlich können auf diese Art und Weise endlich auch fünf- oder sechsjährige Kinder, die des Lesens noch nicht mächtig sind, allein ihre Pizza in den Ofen schieben, während Mami sich im Wohnzimmer Gerichtsshows anguckt. In Bildern ist es ja unmissverständlich:
1. Backofen auf 220 Grad stellen. Vorsicht: Wenn man nur 200 Grad wählt, dünstet die Pizza radioaktive Strahlen aus. Außerdem darf man in Europa nur vier und in England sechs Pizzen gleichzeitig in den Ofen schieben, sonst fängt er an zu brennen.
2. Die Pizza in einer durchsichtigen Plastiktüte verstauen.
3. Die Pizza ohne Plastiktüte auf dem Rost den Ofen schieben und bestätigen, dass man mindestens 11 bis 13 Jahre alt ist. Ach nein, Entschuldigung, das macht ja keinen Sinn: Man soll die Pizza zwischen 11 und 13 Uhr verzehren, so war das.

P.S.: Nein, das war nicht meine Pizza. Ich hab' das Foto im Laden gemacht. Niemals würde ich Fertiggerichte essen. Ehrlich.

5. April 2009

... wie riecht ein Laternenpfahl?

Falls es jemand nicht bemerkt hat: Letzte Woche war ich leider verhindert. Ich bin, ein Buch lesend, spazieren gegangen und dabei gegen einen Baum gelaufen. Der Baum und das Buch fanden sich vermutlich sehr anziehend und wollten ihre Zweisamkeit genießen - darum schlug der Baum einfach aus (passiert ja öfter in dieser Zeit) und setzte mich mit einem Schleudertrauma außer Gefecht.
Ha ha! Die Geschichte ist natürlich Quatsch. Einer der verspäteten, wahnsinnig lustigen April-Scherze. Aber vielleicht wird sie irgendwann wahr. Es gibt jetzt nämlich "Books to go". Eigentlich dachte ich ja, jedes Buch in einer Buchhandlung wäre "to go", schließlich soll man sie ja mitnehmen und nicht im Laden durchlesen, aber da bin ich wohl mal wieder zu erbsenzählerisch. Die echten Books to go sind jedenfalls eher dünn, kleinformatig und in verhältnismäßig großer Schrift gedruckt - ein "Lesesnack für unterwegs", sagen die Händler. Für alle, die Bücher wie Fast Food verschlingen, sage ich. Wäre ganz gut, wenn die Books auch noch einen Abstandsmesser hätten, so wie Autos, die zu piepen anfangen, wenn man mit der Schnauze oder dem Hinterteil zu dicht auf ein Hindernis zusteuert. Denn, mal ehrlich: Wenn man mit der rechten Hand den Coffee to go zum Munde führt und gleichzeitig die Augen mit dem Book to go in der linken Hand beschäftigt sind, während die Ohren durch iPod-Stöpsel mit Music to go beschallt werden - dann bleibt einem doch höchstens noch die Nase, die einen vor entgegenkommenden Passanten bewahren kann. Manchmal mag das klappen - wer regelmäßig U-Bahn fährt, weiß, wovon ich rede: Achtung, Douglas-Verkäuferin von links oder Raubtier von rechts. Smells to go away. Aber wie bitte riechen Laternenpfähle? Bordsteinkanten? Oder Bäume? Ich sollte wohl mal einen Schnupperkurs besuchen.

29. März 2009

... gibt es ein Leben vor dem Tod?

Wenn es eine Beschwerde-Hotline für das Leben an sich gäbe, wäre da garantiert immer besetzt. "Ich arbeite mich halb tot", würden viele Menschen sagen, "und das fünf mal in der Woche! Was ist das für ein Leben?" Ein unsterbliches vermutlich, wenn man nach mehr als zwei halben Toden immer noch quicklebendig ist. Nun gibt es so eine Beschwerde-Hotline zwar nicht - aber es gibt eine Rufnummer in Südafrika, unter der die Menschen anfragen können, ob sie offiziell bereits als tot oder doch noch lebend registriert sind. Das weiß man ja selbst manchmal nicht so genau, wenn man sich etwa "ausgebrannt" fühlt, oder "mehr tot als lebendig". Oder wie in dem Nichtlustig-Comic, in dem vier Lemminge auf der Klippe dem Abgrund entgegen gehen und der Letzte sich wieder umdreht, mit den Worten: "Ich bin schon tot innendrin." Da schadet es doch nicht, ab und an mal bei den Behörden den aktuellen Status seines (Ab-)Lebens abzufragen. Dabei gibt es eigentlich einen viel wirksameren Immunschutz gegen das Jammervirus: Zeitunglesen. Da erfährt man fast täglich, wie schlecht es anderen geht - und fühlt sich selbst gleich besser. Zum Beispiel wurde kürzlich vermeldet: "Krise in Äthopien: Coca Cola nicht mehr erhältlich!" Und das nicht etwa, weil dem Land der Zucker ausgegangen wäre, nein, es fehlte an Verschlusskapseln! Das nenne ich mal ein echtes Problem. Ein Leben ohne Cola - geht das überhaupt? Oder ist man ohne den regelmäßigen Zucker-Koffein-Schock auch schon "innendrin tot"? Ich würde den Äthiopern ja raten, lieber regelmäßig bei der südafrikanischen Hotline anzurufen. Sicher ist sicher.

25. März 2009

... ist da auch Musik drin?

Radiowecker sind seltsame Geräte. Nachdem ich mich 20 Jahre lang mit einem schrecklich piependen mechanischen Wecker habe wach rütteln lassen, war es jetzt mal Zeit für melodiöse Klänge am Morgen (wahrscheinlich eine erste Alterserscheinung). Und ich konnte es nicht glauben: Man muss zwar lange suchen, aber es gibt tatsächlich noch Radiowecker, nicht wenige verfügen sogar noch statt moderner Senderspeicher über das gute alte Tuningrad. Der Reiz besteht dabei darin, das Rädchen so in Position zu bringen, dass man möglichst wenig Rauschen hört und dafür möglichst viel Senderempfang hat. Keine leichte Aufgabe, kann man aber schaffen. Bevor es dann zum Wecken kommt, muss man allerdings erst mal einschlafen. Und da habe ich mich schon im Laden gefragt: Wie soll man bei derart großen und grell beleuchteten digitalen Uhr-Anzeigen eigentlich einschlafen? Warum muss eigentlich überhaupt jedes technische Gerät heute immer so hell leuchten? Haben die Hersteller eventuell einen Deal mit Leuchtdioden-Fabrikanten oder so? Das Display meines dekadenten Zweit-Telefons zum Beispiel (in einem 50-qm-Anwesen braucht man sowas schon mal) ist trotz "Screensaver" so hell, dass man es als Taschenlampe benutzen könnte. Aus architektonischer Sicht soll man zwar lieber viele kleine als eine große Lichtquelle in Räumen benutzen, aber gemütliches Licht ist irgendwie anders. Doch nun zurück zu den Weckern. Deren Flutlichtbeleuchtung könnte man sogar mit 25 Dioptrien, Grauem Star und drei Kilo Schlaf im Auge noch scharf erkennen. Dabei hat man die Wahl zwischen Panik-Rot und Neon-Grün, bei teureren Modellen bekommt man auch Arktis-Blau geboten. Ich verstehe das nicht - von mir aus bräuchten die Dinger überhaupt keine Uhrzeit-Anzeige, denn wenn das Teil angeht, muss ich aufstehen, fertig - zwischendurch guck ich da nicht rauf, da schlafe ich nämlich (was nur klappt, weil ich die Display-Seite des Weckers unters Bett geschoben habe, wo sich die Wollmäuse jetzt leider nicht mehr heimlich und diskret im Dunkeln paaren können). Das Wecken indes funktioniert ganz gut. Allerdings habe ich auf der Suche nach den melodiösen Klängen heute morgen bereits den dritten Sender ausprobiert, erfolglos. Überall wechseln sich giggelnde Wettermäuse mit penetrant gut gelaunten Moderatoren ab, unterbrochen von irgendwelchen Verkehrs-Kais, -Horsts oder -Toms. Ich will Musik! Ich fürchte nur, dass das kein Reklamationsgrund für den Radiowecker ist.

22. März 2009

... ist heute Jubiläum?

Mir ist ja schwer nach Jubeln. Anders gesagt: Der Jubel rollt - über mich hinweg. Und wenn ich in der Schule Latein gewählt hätte, müsste ich jetzt nicht nachgucken, ob "jubeln" direkt etwas mit dem Wort "Jubiläum" zu tun hat. Als Lateinerin hätte ich nämlich gleich gewusst, dass "Jubiläum" von "annus jubilaeus" kommt, was übersetzt "Jubeljahr" bedeutet. Ob nun das 50. oder das 25. Jahr bejubelt wird, nach Hochzeiten ist sogar das erste überstandene Jahr schon ein Grund zu Feiern ("Papier- oder Baumwollhochzeit") - ganz egal, auf jeden Fall hängt ein Jubliäum mit einem Datum zusammen. Puuh, das war knapp. Da hätte ich der Welt ja beinahe etwas untergejubelt. Ich wollte nämlich ganz großkotzig ankündigen, dass ich heute ein Jubiläum feiere, und zwar mein 100. Posting (und das ganz ohne Double). Gefühlt kommt so etwas zwar auch nur alle Jubeljahre vor, aber offensichtlich kann man nicht von einem Jubiläum sprechen, sondern höchstens von ... öhm ... einer runden Sache? Einem Hundertsassa? Einer Nullrunde? Wie auch immer, man kann auf jeden Fall auch drüber jubeln, finde ich. Ebenfalls beliebt bei diesen Anlässen: ein bisschen in der Statistik der Superlative stochern. Die meisten Klicks gab's z. B. am 8. Januar 2009 - 122 Besucher haben ihre Zeit hier verjubelt. Am meisten Kommentare kamen bei der Frage "Sammeln Hühner Karma?" zusammen (13), gefolgt von "Wie punktet man am besten?" (11). Und am meisten gelacht habe ich (glaube ich) bei "Was soll das denn heißen?" ... Na dann: Auf das nächste Jubel-äum - vielleicht.