Liebes Leben ...

27. September 2010

... ist mir noch zu helfen?

Pssst! Man hat mir neuerdings einen Betreuer zur Seite gestellt. Der hat mir zwar, falls das jetzt jemand denkt, kein Blog-Verbot erteilt, aber ich fühle mich von ihm doch ziemlich bedroht. Weil er mich anrufen will, angeblich um mir zu helfen - und zwar bei meinen Bankgeschäften. Er arbeitet nämlich bei einem Geldinstitut. Allerdings frage ich mich, wie dieses Institut Geld verwalten will, wenn es seit fünf Jahren nicht einmal in der Lage ist, eine neue Adressinformation zu speichern, schließlich bin ich schon lange keine Kundin dieser Bankfiliale mehr. Aber wie das nun mal so ist mit persönlichen Betreuern, die man gar nicht haben will: Man wird sie nur schwer wieder los. Aber vielleicht strahle ich einfach eine gewisse Hilfsbedürftigkeit aus - das würde auch erklären, wieso ich am Wochenende in jedem zweiten Geschäft von einer Verkäuferin gefragt wurde, ob sie mir helfen könne. Nächstes Mal werde ich sagen: "Jetzt gerade nicht, aber vielleicht können Sie mir einen Gutschein über Ihr freundliches Angebot ausstellen?" Denn wehe, man braucht wirklich mal Hilfe! Da stehe ich später in der Porzellanabteilung, möchte eine einfache Auskunft über den Preis einer Ware haben und bekomme zu hören: "Ich mach' hier nur WMF." Was Mit Führung, oder was? Hab' schon verstanden. Es sollte wohl auch soviel heißen wie: Für die niederen Fragen steht Ihnen keine Hilfe zur Verfügung. Für niedere Tätigkeiten übrigens offenbar auch nicht. Als ich mich kürzlich allein mit einem alten Röhrenmonitor abgeschleppt habe, kullerten mir plötzlich zwei Stielaugen vor die Füße. Sie gehörten einem halbstarken Kerl, der meine Aktion anscheinend interessanter fand als jede Unterhaltungsshow. Aber die Rolle als passiver Zuschauer wollte er wohl trotzdem nicht verlassen, auch wenn er sich damit eindeutig der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht hat. Also vielleicht sehe ich doch nicht ganz so hilfsbedürftig aus.