Liebes Leben ...

28. August 2009

... wie schnell ist Zeit?

Nur fürs Protokoll: Es ist Ende August. Bis vorgestern waren in Hamburg noch Sommerferien. Nächste Woche werden bis zu 26 Grad erwartet. Und Rewe verkauft Spekulatius und Lebkuchen! Übrigens nur einen Gang von "Duplo Zartbitter Cocos" entfernt, der limitierten Sommer-Edition der Super-Praline.
Ich habe ein bisschen Angst, dass ich morgen aufwache, die Bäume kahl sind, Lichterketten in den Fenstern blinken und mir nur noch 24 Stunden bleiben, um ein Weihnachtsgeschenk zu besorgen. In dem Fall werde ich Spekulatius verschenken, denn ich weiß ja jetzt, dass wenigstens Rewe auf den Zeitsprung bestens vorbereitet ist.

25. August 2009

... die Bahn: Wahn ohne Sinn?

Zugegeben, die These ist alles andere als originell, aber ich muss sie loswerden, jetzt gleich: Ich glaube, die Bahn persifliert sich selbst. Jeden Tag wieder, aber ganz besonders heute. Da musste ich nämlich in die traumhaft schöne Weltstadt Bielefeld reisen. Beim Start in Hamburg stimmte schon mal die Zugnummer nicht, die Sitzplatzreservierung war damit hinfällig. Aber sei's drum, der Zugführer erklärte im klassischen Bahn-Singsang: "Meine sehr verehrten Damen und Herren-auf... Grund einer Reparatur kommt heute ein-Er... satzzug zum Einsatz. Dieser hat-er... heblich weniger Sitzplätze zur Verfügung. Setzen Sie sich doch einfach irgend... wo-hin." Ein Schlipsträger war der Meinung, dass "irgendwo" neben mir sein müsse und ich Glückspilz durfte daraufhin ein halbstündiges Drama-Telefonat zwischen ihm und seiner Frau mitverfolgen. Hier nur der Anfang: "Ja, ich bins. Das musste ja irgendwann passieren: Ich habe mein Notebook vergessen. Kommt davon, wenn man zuviel arbeitet. Kannst Du mir ein paar Dateien auf meinen Blackberry schicken? Erkläre ich dir. Schalt' mal ein. Fertig? Ja, das ist der Spitzname deiner Oma. Genau. Nein, klein geschrieben. Ja, mit Leerzeichen. Wie, geht nicht? Das kann nicht sein. Sag' nochmal das Wort. Ja, genau. Gibt's doch nicht! Jetzt buchstabier mal, was du geschrieben hast. Dann versuch's noch mal. Die Zahl dahinter hast du auch, oder? Na, das Geburtsdatum! Doch, hab' ich gesagt!" So ging's weiter - echt viele Worte für die einfache Aussage "Du stellst dich vielleicht doof an". Gut, es wird niemanden überraschen, dass ich unpünktlich in Hannover angekommen bin, was aber egal war, weil mein Anschlusszug noch viel mehr Verspätung hatte. Also ab in den nächsten Ersatzzug, ein IC. Der war ungefähr so alt wie die Frau, die neben mir Platz nahm und einmal lautstark in den Großraum flötete, dass sie über 90 sei. Und mir erzählte sie freundlicherweise noch, dass, wenn man rechts aus dem Fenster guckt, man ihr Elternhaus sehen könne, wenn da nicht jetzt diese Bäume wären, die so unglaublich groß geworden sind, ach ja. Auf der Rückfahrt (verspätet angetreten, versteht sich), gab es dann eine Delikatesse im Bordbistro: "You can buy drinks and snakes", war die Ansage. Mmmh, so eine Schlange als kleinen Snack, was wohl Peta dazu sagt? Oder meinte die Bahn nur, dass man sich einfach verdammt lange anstellen muss, wenn man was essen will? Aber dafür darf man sein Mahl ja inzwischen auch am Sitzplatz verzehren. Toll: Jetzt weiß ich, dass Frikadellen in der Bahn fast so gut riechen wie Mettbrötchen im Aufzug. Das ist doch Bahnsinn!

22. August 2009

... wen darf ich melden?

Diese Woche sprach ich mit Martin über die Meldepflicht. Wir sind ja in Deutschland, da ist das ein wichtiges Thema. Schon wenn man auf die Welt kommt, muss man sich hier anmelden und bekommt für diese Leistung zur Belohnung auch gleich seine erste Urkunde. Wer in der Schule was sagen will, muss sich melden. Wer eine Straftat beobachtet, muss das melden. Wer sich ein Auto anschafft, muss es melden. Heiraten, umziehen, Fernsehen gucken - alles muss man melden. Aber das ist ja eigentlich noch harmlos; wer sich darüber beschwert, hat wohl noch nie eine Beziehung geführt. Was man da alles anmelden muss: dass man gleich losfährt, dass man gut angekommen ist, wie viele Frauen auf der Party waren, wie viele Männer man schon hatte, wo man gestern war, wo man morgen hingeht oder warum man nicht angerufen hat. Ob Frau oder Mann, beide nehmen den jeweils anderen gern in die Meldepflicht. Dabei kommt's natürlich auch immer sehr auf den richtigen Zeitpunkt an. Allerdings gibt es da leider keine festgelegten Regeln, wann man welche Angaben zu machen hat oder wer sich nach wie vielen Minuten, Tagen oder Wochen zuerst melden muss (aus Erfahrung ist es fast immer der andere). Das erleichtert die Sache nicht wirklich. Aber wehe, man lässt die unausgesprochenen Fristen verstreichen! Da ist man dann beim anderen ruckzuck abgemeldet, und zwar ganz von selbst.

14. August 2009

... ist der Mensch eine kleine Modensau?

Wie ich der Presse entnommen habe, tobt in Europa gerade der Badehosen-Krieg - überraschenderweise weitgehend unbemerkt von mir. So hat man den Männern im englischen Wasserpark Alton Towers angeblich das Tragen hautenger Badehosen verboten. Das sei geschmacklos und unangenehm für Familien mit Kleinkindern und auch den übrigen Besuchern sollen peinliche Momente erspart bleiben. Den übrigen Besuchern? Peinliche Momente? Was denn? Das "Mit offenem Mund gegen den nächsten Pfeiler laufen" (je nach Optik des Trägers entweder erfreut oder entsetzt)? Und seit wann sind die Briten eigentlich für ihren guten Geschmack bekannt? Also, ich weiß ja nicht. In logischer Konsequenz wird demnächst noch ein Gesetz verabschiedet, das nicht nur vorsieht, Kleidung ausschließlich in der passenden Größe zu tragen, sondern auch Comic-Krawatten, schwarze BHs unter weißen T-Shirts sowie platinblonde Extensions verbietet und am Ende darf man offene Schuhe auch nur noch mit gepflegten Fußnägeln tragen - ja, wo kommen wir denn da hin? Dann würden ja plötzlich alle halbwegs vernünftig aussehen! In Deutschland soll es übrigens angeblich genau anders herum laufen: hierzulande würden in einigen Badelandschaften Bermuda-Shorts verboten, weil sie sich so stark vollsaugten und das Wasser aus dem Becken trügen. Es müsse dauernd nachgefüllt werden. Stimmt, ist mir auch schon aufgefallen, dass das Becken plötzlich nur noch halb so voll war, wenn drei junge Männer in Shorts gleichzeitig das Nass verließen. Als hätte einer den Stöpsel gezogen, Wahnsinn. Dagegen ist der Wasserverlust bei einer Beckenrand-Arschbombe pipifax. Apropos, was machen die sich eigentlich für Sorgen? Kleine Kinder füllen den Pool mit nur einem einzigen Struller-Strahl ganz schnell wieder auf.

8. August 2009

... besser als nichts?

Es soll ja Menschen geben, die nicht unbedingt einen Hang zur Romantik haben. Ja, wirklich. Die kriegen hektische Flecken, wenn irgendwo jemand mehr als eine Kerze anzündet und fürchten bei jedem Geschenk, dass sich unter dem Papier ein herzchenförmiger, rosa Schlüsselanhänger befindet. Mit Gravur: "Für immer dein". Irgendwie kann ich auch verstehen, dass man sowas gruselig findet. Ich hielte es für passender, wenn man solche Accessoires mit "My sweet Kitsch-Bitch" oder so graviert. Besser noch: bedruckt, bestempelt, beklebt, Hauptsache, billig. Na ja, wie auch immer, es müssen jedenfalls genau diese Antiromantiker gewesen sein, die die neuen Beziehungsformen erfunden und getauft haben. Sie heißen MBA und, das habe ich diese Woche neu gelernt: BAN. MBA steht bekanntermaßen für "married but available", während BAN "besser als nichts" bedeutet. Im Ernst, die BAN-Beziehung ist schon fast sowas wie ein psychologischer Fachterminus. Ich glaube, früher hieß das mal schlicht EHE (und war keine Abkürzung, es sei denn, man meint die Abkürzung ins Unglück). Heute gilt die BAN-Beziehung als neuer Ausdruck für "Wir sind nur Freunde". Ob man selbst ein BANny ist, erkennt man leicht an der Antwort auf die Frage "Und, wie war ich?": "Toll, sogar noch besser als nichts" ist da ziemlich eindeutig. Oder wenn man von seinem BAN-Partner irgendwo mit hingenommen wird: "Darf ich vorstellen, das ist besser als nichts." Man erzählt sich sogar von Menschen, die eine sehr innige BAN-Beziehung zu ihrem Porsche Cayenne oder ihrem Ficus Benjamini hatten. Die war dann platonischer Natur, nehme ich an. Das alles hat natürlich nichts von "schau mir in die Augen", sondern geht eher in die Richtung "wenn ich morgen früh die Augen wieder aufmache, bist du raus aus meiner Wohnung" - aber dafür hat man vorher auch eine Menge Zeit gespart, weil man weder Rosenblätter, noch Räucherstäbchen, Duftkerzen oder die Kuschelrock-Sonderedition besorgen musste. Es hat eben alles Vor- und Nachteile.

2. August 2009

... hält doppelt besser?

Mit dem heutigen Tage habe ich genug gebüßt, finde ich. Es ist an der Zeit, mal wieder den gefürchteten Orthografie-Rotstift zu zücken. Deutsche Sprache, schwere Sprache, das habe ich ja begriffen. Aber englische Sprache, noch schwerere Sprache, so scheint es jedenfalls. Schauplatz 1: In der Innenstadt verkündete ein Plakat "comming soon". Kurz schwankend fragte ich mich, ob ich irgendwie betrunken war oder aus anderen, mir unbekannten Gründen vielleicht doppelt sah. Doch dann besann ich mich: Es ist Mittagszeit, ich bin keine gescheiterte Schriftstellerin und folglich noch nicht betrunken. Da ist tatsächlich ein "m" zuviel. Passenderweise war die Schrift neongelb, man hätte also direkt bei dieser großen Fast-Food-Kette fragen können, ob die vielleicht noch eines für ihre Außenbeleuchtung gebrauchen könnten. Muss man ja nicht gleich wegschmeißen, so ein gutes "m". Schauplatz 2: Wenige Tage später, nur ein paar Meter Luftlinie entfernt, stockte ich schon wieder. "Businnes Lunch" las ich auf einer Schiefertafel. Das war eines dieser Worte, die auf den ersten Blick nur komisch aussehen, auf den zweiten jedoch Böses offenbaren: Hier war eindeutig ein "n" zuviel, aber dafür ein "s" zu wenig. Das habe ich allerdings lieber nicht laut gesagt, sonst hätte irgendjemand nach dieser Information noch "Businnes Luchs" daraus gemacht. Man kann nie wissen. Ich würde ja empfehlen, es mal mit Deutsch zu versuchen, bin aber nicht sicher, ob das Ergebnis wirklich besser würde. Am Ende lese ich dann nächste Woche an gleicher Stelle "Kommt balld" oder "Geschäfftsessen". Wäre nicht der erste Trend, den wir aus dem englischsprachigen Raum übernommen hätten.