Liebes Leben ...

29. März 2009

... gibt es ein Leben vor dem Tod?

Wenn es eine Beschwerde-Hotline für das Leben an sich gäbe, wäre da garantiert immer besetzt. "Ich arbeite mich halb tot", würden viele Menschen sagen, "und das fünf mal in der Woche! Was ist das für ein Leben?" Ein unsterbliches vermutlich, wenn man nach mehr als zwei halben Toden immer noch quicklebendig ist. Nun gibt es so eine Beschwerde-Hotline zwar nicht - aber es gibt eine Rufnummer in Südafrika, unter der die Menschen anfragen können, ob sie offiziell bereits als tot oder doch noch lebend registriert sind. Das weiß man ja selbst manchmal nicht so genau, wenn man sich etwa "ausgebrannt" fühlt, oder "mehr tot als lebendig". Oder wie in dem Nichtlustig-Comic, in dem vier Lemminge auf der Klippe dem Abgrund entgegen gehen und der Letzte sich wieder umdreht, mit den Worten: "Ich bin schon tot innendrin." Da schadet es doch nicht, ab und an mal bei den Behörden den aktuellen Status seines (Ab-)Lebens abzufragen. Dabei gibt es eigentlich einen viel wirksameren Immunschutz gegen das Jammervirus: Zeitunglesen. Da erfährt man fast täglich, wie schlecht es anderen geht - und fühlt sich selbst gleich besser. Zum Beispiel wurde kürzlich vermeldet: "Krise in Äthopien: Coca Cola nicht mehr erhältlich!" Und das nicht etwa, weil dem Land der Zucker ausgegangen wäre, nein, es fehlte an Verschlusskapseln! Das nenne ich mal ein echtes Problem. Ein Leben ohne Cola - geht das überhaupt? Oder ist man ohne den regelmäßigen Zucker-Koffein-Schock auch schon "innendrin tot"? Ich würde den Äthiopern ja raten, lieber regelmäßig bei der südafrikanischen Hotline anzurufen. Sicher ist sicher.

25. März 2009

... ist da auch Musik drin?

Radiowecker sind seltsame Geräte. Nachdem ich mich 20 Jahre lang mit einem schrecklich piependen mechanischen Wecker habe wach rütteln lassen, war es jetzt mal Zeit für melodiöse Klänge am Morgen (wahrscheinlich eine erste Alterserscheinung). Und ich konnte es nicht glauben: Man muss zwar lange suchen, aber es gibt tatsächlich noch Radiowecker, nicht wenige verfügen sogar noch statt moderner Senderspeicher über das gute alte Tuningrad. Der Reiz besteht dabei darin, das Rädchen so in Position zu bringen, dass man möglichst wenig Rauschen hört und dafür möglichst viel Senderempfang hat. Keine leichte Aufgabe, kann man aber schaffen. Bevor es dann zum Wecken kommt, muss man allerdings erst mal einschlafen. Und da habe ich mich schon im Laden gefragt: Wie soll man bei derart großen und grell beleuchteten digitalen Uhr-Anzeigen eigentlich einschlafen? Warum muss eigentlich überhaupt jedes technische Gerät heute immer so hell leuchten? Haben die Hersteller eventuell einen Deal mit Leuchtdioden-Fabrikanten oder so? Das Display meines dekadenten Zweit-Telefons zum Beispiel (in einem 50-qm-Anwesen braucht man sowas schon mal) ist trotz "Screensaver" so hell, dass man es als Taschenlampe benutzen könnte. Aus architektonischer Sicht soll man zwar lieber viele kleine als eine große Lichtquelle in Räumen benutzen, aber gemütliches Licht ist irgendwie anders. Doch nun zurück zu den Weckern. Deren Flutlichtbeleuchtung könnte man sogar mit 25 Dioptrien, Grauem Star und drei Kilo Schlaf im Auge noch scharf erkennen. Dabei hat man die Wahl zwischen Panik-Rot und Neon-Grün, bei teureren Modellen bekommt man auch Arktis-Blau geboten. Ich verstehe das nicht - von mir aus bräuchten die Dinger überhaupt keine Uhrzeit-Anzeige, denn wenn das Teil angeht, muss ich aufstehen, fertig - zwischendurch guck ich da nicht rauf, da schlafe ich nämlich (was nur klappt, weil ich die Display-Seite des Weckers unters Bett geschoben habe, wo sich die Wollmäuse jetzt leider nicht mehr heimlich und diskret im Dunkeln paaren können). Das Wecken indes funktioniert ganz gut. Allerdings habe ich auf der Suche nach den melodiösen Klängen heute morgen bereits den dritten Sender ausprobiert, erfolglos. Überall wechseln sich giggelnde Wettermäuse mit penetrant gut gelaunten Moderatoren ab, unterbrochen von irgendwelchen Verkehrs-Kais, -Horsts oder -Toms. Ich will Musik! Ich fürchte nur, dass das kein Reklamationsgrund für den Radiowecker ist.

22. März 2009

... ist heute Jubiläum?

Mir ist ja schwer nach Jubeln. Anders gesagt: Der Jubel rollt - über mich hinweg. Und wenn ich in der Schule Latein gewählt hätte, müsste ich jetzt nicht nachgucken, ob "jubeln" direkt etwas mit dem Wort "Jubiläum" zu tun hat. Als Lateinerin hätte ich nämlich gleich gewusst, dass "Jubiläum" von "annus jubilaeus" kommt, was übersetzt "Jubeljahr" bedeutet. Ob nun das 50. oder das 25. Jahr bejubelt wird, nach Hochzeiten ist sogar das erste überstandene Jahr schon ein Grund zu Feiern ("Papier- oder Baumwollhochzeit") - ganz egal, auf jeden Fall hängt ein Jubliäum mit einem Datum zusammen. Puuh, das war knapp. Da hätte ich der Welt ja beinahe etwas untergejubelt. Ich wollte nämlich ganz großkotzig ankündigen, dass ich heute ein Jubiläum feiere, und zwar mein 100. Posting (und das ganz ohne Double). Gefühlt kommt so etwas zwar auch nur alle Jubeljahre vor, aber offensichtlich kann man nicht von einem Jubiläum sprechen, sondern höchstens von ... öhm ... einer runden Sache? Einem Hundertsassa? Einer Nullrunde? Wie auch immer, man kann auf jeden Fall auch drüber jubeln, finde ich. Ebenfalls beliebt bei diesen Anlässen: ein bisschen in der Statistik der Superlative stochern. Die meisten Klicks gab's z. B. am 8. Januar 2009 - 122 Besucher haben ihre Zeit hier verjubelt. Am meisten Kommentare kamen bei der Frage "Sammeln Hühner Karma?" zusammen (13), gefolgt von "Wie punktet man am besten?" (11). Und am meisten gelacht habe ich (glaube ich) bei "Was soll das denn heißen?" ... Na dann: Auf das nächste Jubel-äum - vielleicht.

18. März 2009

... habe ich den Traumpartner gefunden?

Von wegen Mars und Venus. Irgendwie wollen doch alle das gleiche. Männer wie Frauen. Der ideale Partner soll ...
- einen zum Lachen bringen
- viele interessante Seiten bieten
- immer treu sein
- über ausreichend Bildung verfügen
- tolle Geschichten erzählen, aber auch mal zuhören können
- überall mit hingenommen werden können
- optisch ansprechend sein
- sich gut anfühlen
- auch Ecken und Kanten haben
- aber bitte keine abgeknickten Ohren oder ähnliches
Liebe Leute, ist doch klar: Der perfekte Partner ist ein gutes Buch! Alle Kriterien voll erfüllt! Das erklärt gleichzeitig den sensationellen Erfolg von Billy, dem meistverkauften Bücherregal seit es IKEA gibt. Billy steht noch dazu mit beiden Beinen fest auf dem Boden (wenn man alles richtig gemacht hat), was bei vielen ja ebenfalls auf die Anforderungsliste gehört. Doch beide, sowohl Billy als auch das gute Buch, haben leider auch einen Schönheitsfehler: Sie sind absolut käuflich. Man kann eben doch nicht alles haben.

15. März 2009

... ist jetzt endlich Frühling?

Meteorologisch war er schon am 1. März, kalendarisch kommt er erst am 21. März: Der Frühling. Die ersten Frühlingsboten habe ich aber diese Woche schon erwischt. Am 10. März entdeckte ich Schneeglöckchen, die den botanischen Frühlingsanfang eingeläutet haben. Am 12. März begann der modische Frühlingsanfang mit einer jungen Frau, die ich im ultrakurzen Minirock durch den Regen laufen sah - ohne Strumpfhose, die nackten Füße nur in zarten Ballerinas. Der automobile Frühlingsanfang war gestern, am 14. März, da sah ich nämlich das erste offene Cabrio der Saison vor mir auf der Straße (vielleicht klemmte das Verdeck und man war gerade auf dem Weg in die Werkstatt?). Ebenfalls schon eingetreten: Der dekorative Frühlingsanfang. Der startete mit den bunten Ostereiern, die der Hausmeister in die Zweige eines Mini-Bäumchens im Hof gehängt hat. Die sollen wohl ein kleiner Ersatz für die immer noch fehlenden Triebe sein. Möglicherweise muss man der Natur aber auch das Aufblühen erst wieder beibringen - und wenn man bunte Sachen aufhängt, begreifen die Pflanzen: Ach guck mal, so muss das aussehen, ich weiß Bescheid, dann leg' ich mal los. Denn mangelnde Wasserzufuhr kann zurzeit ja wohl nicht das Problem sein.

11. März 2009

... ist das die Würze des Lebens?

Es ist ja tatsächlich so, dass nicht alle Tage doofe Tage sind. Und wenn man in der Lage ist, stundenlang über Kleinigkeiten zu motzen, dann muss man sich auch stundenlang über Kleinigkeiten freuen können. Ich verkünde hiermit stolz: Das habe ich getan. Die Voraussetzungen waren eigentlich Mist: Am Morgen fiel ein Laserschwert aus meinen Kelloggs Frosties, und zwar eines ohne Laser, dafür aber als Trillerpfeife benutzbar. Vermutlich starrte ich es zu lange irritiert an und versuchte mir Luke Skywalker in sein Laserschwert pustend vorzustellen, jedenfalls war ich am Ende zu spät dran, der Bus dafür zu früh und normalerweise hätten wir uns so verpasst. Aber der Busfahrer war ein Guter: Er sah mich rennen und wartete. Jawohl! Obwohl ich mein neues Laserschwert gar nicht dabei, sondern entsorgt hatte. Er konnte ja nicht wissen, dass ich eigentlich nur eine Station fahren wollte, weil ich zu faul zum Laufen war ... Nun war ich aber so dankbar über das freundliche Warten des guten Mannes, dass ich nicht gleich wieder "Stop" drücken wollte, sondern einfach eine Station weiter gefahren bin. Ohne zu wissen, wo diese Station eigentlich sein würde. War mir egal. Ich stieg dort einfach auf gut Glück aus. Und das Schöne ist: Die Haltestelle war sogar noch näher an meinem eigentlichen Ziel als die, an der ich sonst immer ausgestiegen bin. Da war ich noch nicht mal ganz bei der Arbeit angekommen und wurde schon doppelt belohnt. Was für ein Tag! Ok, das war jetzt keine Pointe, auch sonst nicht besonders witzig und an dieser Stelle ist man vielleicht anderes gewohnt. Zur Entschädigung kann ich meine kreative Höchstleistung eines so guten Tages wie diesem präsentieren, entstanden aus einer schriftlichen Diskussion über windige Windbeutel und kokette Kroketten:
Unterhalten sich eine Krokette und eine Chilischote.
Sagt die Krokette: Man, Du bist ja scharf!
Das Chili: Ich würde auch gern mal an dir knuspern.
Die Krokette: Aber verbrenn' Dich nicht, ich bin ziemlich heiß!
Das Chili: Lass die Wortspiele, eine Schote bin ich selbst.
Kommt schon, das is(s)t witzig!

9. März 2009

... piept's jetzt schon bei mir?

Ich glaube, ich habe eine neue Krankheit entdeckt. Sie heißt Klingeltonitus und ich fürchte, ich habe mich infiziert. Denn ich höre zwar (noch) keine Stimmen, aber ich höre Töne. Klingeltöne. Richtig aufgefallen ist es mir neulich morgens, als man zum ersten Mal nach monatelanger Winterpause wieder Vogelgezwitscher wahrnehmen konnte. Schön war's. Ich lauschte. Erfreut. Ergriffen. Erschrocken: Moment mal, klingt da nicht einer der Vögel wie ein Handy?! Eindeutig: Er war lauter als die anderen, extrem regelmäßig und irgendwie ... nervig. Ist das nicht gemein? Den Gesang eines kleinen Vögelchens nervig zu finden? Also, ich find' mich gemein. Und wenn ich weiter drüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich diese Symptome nicht zum ersten Mal hatte. Manchmal höre ich Lieder, in denen ich Tonfolgen meines Klingeltons (oder eines früheren Klingeltons) wiederzuentdecken glaube und fange an, in der Handtasche nach dem Handy zu wühlen. Phantom-Anrufe heißt das wohl. Einmal habe ich sogar schon einen Klingelton gewechselt, weil er so klang wie das amerikanische Office-Telefon-Läuten, das in jeder US-Serie zu hören ist. Jedesmal, wenn's im Fernsehen bimmelte, dachte ich, es wäre meins. Bekloppt. Oder eben: krank. Man könnte es natürlich mal mit Vibrationsalarm versuchen, aber dann fühlt man's am Ende noch überall vibrieren, obwohl gar keiner anruft ... auch keine so gute Idee. Das wären dann wohl bad vibrations. Oder noch ein neues Krankheitsbild: Vibratitis.

4. März 2009

... alles Casting oder was?

Das einzige, was in Deutschland zurzeit so richtig Erfolg zu haben scheint, sind ja wohl die Castingshows. Ich warte nur noch darauf, dass man Arbeitsplätze bald auch nur noch auf diesem Weg bekommt: Vergesst Assessment-Center, kommt zum Job-Casting! Erste Belastungsprobe: Ein Live-Walk vor der Geschäftsführung. Schließlich ist es nicht unwesentlich, dass man mit vernünftigem Hüftschwung die Bürogänge entlang stelzt - natürlich mit entsprechend hohen Schuhen (wenn man eine Frau oder Bruce Darnell ist). Wer danach in den Recall kommt, muss sich eine mächtige Schlange um den Hals legen lassen und wer als erster kreischt, verliert. Anschließend muss man einen Frosch essen, am besten lebend. Beides sind wichtige Qualifikationen: Der professionelle Umgang mit Schlangen ist im Berufsleben genauso erforderlich wie die Fähigkeit, ab und an mal eine Kröte schlucken zu können. Im letzten Durchgang steht dann der Bungee-Sprung an: Nur wer beweisen kann, dass er auch in großen Höhen kein Problem mit Schwindel(n) hat, kommt in die wirklich enge Wahl. Dann kann einem eigentlich nur noch eines dazwischen kommen: Wenn man zur Vervollständigung der schriftlichen Unterlagen ein Foto im Automaten machen lassen will und plötzlich Heidi Klums Stimme ertönt, die sagt: "Ich habe heute leider kein Foto für Dich!"