Liebes Leben ...

24. September 2008

... wer hat an der Uhr gedreht?

Wir waren doch nur kurz einen Wein trinken. Damit man zwischen Arbeit und Schlafen wenigstens einmal was anderes sieht. Und dann stehe ich auf der Straße und frage mich, ob man vergessen hat, die öffentliche Uhr zu stellen. Nein, kann nicht sein, dann wäre es ja nicht später, sondern früher, oder wie war das noch gleich? Egal, der Uhrenvergleich sagt auf jeden Fall, dass es wirklich schon so spät ist. Ist ja eigentlich gar nicht schlimm - aber macht man nicht ständig Dinge "nur mal kurz", die dann am Ende viel länger dauern? Ich mache zum Beispiel mit Vorliebe "nur mal kurz" in der Werbepause die Augen zu und wache dann erst am Ende des Films wieder auf. Oder ich nehme mich mittags einer kleinen Aufgabe an, die ich "mal kurz" erledigen möge und bin merkwürdigerweise drei Tage später noch damit beschäftigt. Niemand spricht mehr von Länge (außer in Zentimetern) - oder hört man mal jemanden sagen: "Darf ich Sie mal lange stören?" Bloß nicht. "Können Sie mir mal etwas länger helfen?" Geht nicht, keine Zeit! Kurz ist das neue Zauberwort, kurz ist Trend, nicht nur bei Frisuren, sondern auch im Leben. Leider funktioniert der Trick bei mir selbst so gar nicht: Dinge, von denen ich weiß, dass sie länger dauern werden, fange ich nicht "mal kurz" an. Es wäre so praktisch, wenn man sich selbst überlisten könnte mit Sätzen wie: "Jetzt bringe ich mal kurz das Leergut zum Container". Oder: "Jetzt putze ich mal kurz die ganze Wohnung". Oder auch: "Ich suche mir mal kurz einen Mann". Nee nee, für solche Sachen gibt's ja nicht umsonst die lange Bank. Aber mit der sollte ich wirklich schleunigst mal kurzen Prozess machen.

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