Liebes Leben ...

11. Oktober 2009

... droht der Entschuldigung das Aus?

Viele Dinge klingen ja auf Englisch vermeintlich besser als auf Deutsch. "Ich bin, was ich bin", "Lieb mich zart" oder "Gelbes Unterseeboot" wären vermutlich keine Hits geworden. Wobei "Knallrotes Gummiboot" ja auch funktioniert hat - aber egal, was ich sagen will, ist: Warum wird das Wort "Entschuldigung" immer mehr vom flapsigen "Sorry" abgelöst? Klingt das wirklich besser? Man kann doch nicht ernsthaft hören wollen: "Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt." Oder "Wir konnten für Ihren Hund leider nichts mehr tun, sorry." Von wegen "so hard to say I'm sorry" - da scheint heute niemand mehr ein Problem mit zu haben. Im Gegenteil, wir sind alle "so sorry", dass man manchmal schon geneigt ist, zu sagen "sorry dich doch selbst". Aber vielleicht sollte man sich freuen, wenn überhaupt noch ein Wort der Entschuldigung fällt, das scheint ja ziemlich aus der Mode gekommen zu sein. Wenn öffentliche Verkehrsbetriebe mal eben ein halbes Jahr eine Teilstrecke sperren, heißt es in der U-Bahn-Durchsage ja auch nur "Wir bitten um Ihr Veständnis". Oder "Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit". Und vor allem dafür, dass alle Kunden weiterhin brav den vollen Ticketpreis bezahlen. Entschuldigung - Fehlanzeige. Also gehe ich mal mit gutem Beispiel voran: Ich entschuldige mich dafür, dass ich allen Bahn-Mitfahrern, die sich schon lange vor Erreichen der nächsten Haltestelle durch die Menge drängeln, um als erster an der Tür zu stehen, aus vollem Herzen eine Vollbremsung wünsche. Tut man nicht, tut mir leid. Ich entschuldige mich dafür, dass ich die Straßenumfrager immer anlüge, wenn ich sage, ich hätte keine Zeit, obwohl ich in Wirklichkeit einfach nur keine Lust habe. Tut man auch nicht, tut mir auch leid. Und ich entschuldige mich dafür, dass auf meinem Briefkasten nur in einer Sprache "Bitte keine Werbung" steht - ist ja kein Wunder, dass der Asia-Service, der Döner-Lieferant und der Croque-Bringdienst mir regelmäßig ihre Prospekte einwerfen. Die machen das schließlich bestimmt nicht mit Absicht, sondern in dem guten Glauben, ich hätte Interesse an ihren Produkten. Die Armen. Sorry Jungs, echt!

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