Liebes Leben ...

22. September 2009

... werde ich verfolgt?

Gestern früh machte ich mich forschen Schrittes auf den Weg zur U-Bahn. Dabei überholte ich einen großen rosafarbenen Ranzen mit einem kleinen Mädchen dran - fast jedenfalls. Denn das Mädchen versuchte eine Weile Schritt zu halten und im gleichen Takt zu laufen, aber es wollte nicht so recht gelingen. Ich ließ die Kleine hinter mir. Bis ich plötzlich, galong, galong, galong, den Ranzen von hinten angaloppieren hörte. Ja, ich konnte förmlich spüren, wie die hübsch eingeschlagenen Deutsch-, Mathe- und Sachkunde-Bücher in dem rosa Ungetüm auf und nieder polterten und das Mädchen dabei immer mehr Richtung Erdmittelpunkt zogen. Das Spiel begann erneut: sie passte ihre Schrittlänge der meinen an, fiel dann etwas zurück und nahm erneut Anlauf zur Aufholjagd. Ich fühlte mich schlecht. Es war klar, was die Leute von mir denken mussten: im besten Fall hielten sie mich für die tyrannische große Schwester, die mit der Kleineren nichts zu tun haben will, und im schlechtesten Fall für die lieblose Mutter, die dem Kind nicht nur ein Monster auf den Rücken schnallt, sondern auch noch ein Trimm-Dich-Spiel draus macht. Dann standen wir nebeneinander an der Ampel. Schweigend. Was hätte ich auch sagen sollen, das Mädchen hatte Stöpsel in den Ohren. Während ich noch darüber nachdachte, ob Grundschüler heute wohl auch noch TKKG oder doch schon Bushido hören, beschlich mich ein Verdacht, der ihr seltsames Verhalten erklärte. Über die Ohrstöpsel bekam sie die Anweisung, der verdächtig gehetzten Frau mit den klackernden Schuhen auf den Fersen zu bleiben. Und in ihrem rosa Riesen-Ranzen befand sich die versteckte Kamera ihrer geheimen Auftraggeber, wie mein Kollege später ganz richtig mutmaßte. Diese Mission erfüllte das Mädchen gewissenhaft, wie ich an dem lauter werdenden Schnaufen, das mich auf der Treppe zur U-Bahn begleitete, erkennen konnte. Auf einmal fühlte ich mich gar nicht mehr so schlecht. Immerhin bin ich hier das Opfer - und das Mädchen wird mir später mal dankbar sein. Weil es noch nie so pünktlich in der Schule war wie heute und obendrein den Pausen-Schokoriegel schon abtrainiert hatte, bevor es ihn überhaupt essen konnte. Es ist eben alles immer eine Frage der Sichtweise.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Die Spione werden aber auch wirklich immer jünger.
Solltest Du dem Mädchen noch einmal begegnen, empfehle ich Dir einen hut aus Alufolie aufzusetzen, das Schirmt Dich und Deine Gedanken von den Strahlen ab, die das Gerät im Ranzen des Mädchens aussenden, um Dich zu manipulieren. ;)

mir hat gesagt…

... und vielleicht sollte das Mädchen in Anbetracht ihres leicht verstrahlten Verhaltens auch selbst so'n Hut aufsetzen?! Nur zur Sicherheit, meine ich.