Liebes Leben ...
1. November 2009
... gibt es gute und schlechte Grüße?
Seid gegrüßt, liebe Leserinnen und Leser, zu einer frischen, neuen Kolumne! Gegrüßt aus Hamburg, möchte ich ergänzen, denn das scheint man jetzt ja so zu machen: Elektronische Grüße werden bevorzugt mit Ortsangabe versandt. Vermutlich gilt das als Ausdruck von Flexibilität, Mobilität und unglaublicher Strebsamkeit, wenn man heute aus Berlin, morgen aus München und nächste Woche aus der Nervenheilanstalt grüßt. Außerdem sind die "Grüße vom Flughafen Dubai" an Coolness natürlich kaum zu überbieten - es sei denn, man schickt "Grüße mit 300 Sachen von irgendwo zwischen Tokyo und Osaka" oder noch besser: "Grüße aus der Flugzeugtoilette (übrigens auch von meinem Freund / meiner Freundin)". Damit kommen wir gleich zu einer Warnung: Manche Dinge möchten andere Menschen vielleicht gar nicht so genau wissen. "Grüße aus dem Zugklo" zum Beispiel sind nicht sexy. "Grüße von der linken Spur der Autobahn" auch nicht, wenn man selbst am Steuer sitzt. Und die abgehusteten "Grüße aus dem Krankenbett" kann man sich (und anderen) genauso sparen wie "Viele Grüße aus der Umkleidekabine". Überhaupt: Wieso eigentlich viele Grüße? Reicht einer nicht? Steigt der Sympathielevel mit der Anzahl der gesendeten Grüße? Ich frag' ja nur! Seit die Floskel "Mit freundlichen Grüßen" durch die zunehmende Flapsigkeit der elektronischen Kommunikation beinahe zur formvollendeten Unfreundlichkeit mutiert ist, weiß ich ja selbst nicht mehr, wie man eine schriftliche Unterhaltung beenden soll. Beste Grüße? Habe noch nie gehört, dass es gute und schlechte Grüße gibt. Schöne Grüße? Und was wären dann hässliche Grüße? Liebe Grüße? Die sind doch ausschließlich Menschen vorbehalten, die sich auch schon mal außerhalb der beschlipsten Zone gesehen haben. Also doch viele Grüße? Oder der Einfachheit halber "VG"? Oder schlicht "xG", wobei "x" eine Unbekannte ist, die der Empfänger nach Belieben ersetzen kann - das wäre doch praktisch. Na ja, vielleicht muss ich da doch noch eine Weile drüber nachdenken. Derweil sende ich allerherzlichste Grüße vom nicht-mobilen Computer aus meiner Wohnung mitten im bewölkten und bald sogar dämmerigen aber dennoch farbenfroh herbstlichen Hamburg.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Grüße mit dem Zusatz des Ortes zu versehen, denke ich, soll dem Adressaten einen Hinweis geben, wo man sich auf der Welt gerade befindet. Das ändert sich ja bei manchen Personen sehr häufig und spontan.
Und ganz liebe Grüße bekommen von mir auch nur ausgewählte Personen!!!
Meinst du echt? Dass Ortsangaben dazu dienen, den anderen mitzuteilen, wo man gerade ist? Das ist ja voll crazy, ey! :-)
Ich finde "Mit freundlichen Grüßen" ist der absolute Business Standard und eigentlich kann man dann mit "Freundliche Grüße" und "Grüße" seinen wachsenden Zorn (wenn irgendwas nicht läuft) ausdrücken. So handhabe ich es, und ich denke das wird auch verstanden.
Liebe Grüße... :)
Ja, vom Prinzip her bin ich einverstanden. Aber den Singular-Gruß ("Mit freundlichem Gruß") finde ich noch eine Nuance schärfer als "Grüße".
Kommentar veröffentlichen