Liebes Leben ...

25. August 2009

... die Bahn: Wahn ohne Sinn?

Zugegeben, die These ist alles andere als originell, aber ich muss sie loswerden, jetzt gleich: Ich glaube, die Bahn persifliert sich selbst. Jeden Tag wieder, aber ganz besonders heute. Da musste ich nämlich in die traumhaft schöne Weltstadt Bielefeld reisen. Beim Start in Hamburg stimmte schon mal die Zugnummer nicht, die Sitzplatzreservierung war damit hinfällig. Aber sei's drum, der Zugführer erklärte im klassischen Bahn-Singsang: "Meine sehr verehrten Damen und Herren-auf... Grund einer Reparatur kommt heute ein-Er... satzzug zum Einsatz. Dieser hat-er... heblich weniger Sitzplätze zur Verfügung. Setzen Sie sich doch einfach irgend... wo-hin." Ein Schlipsträger war der Meinung, dass "irgendwo" neben mir sein müsse und ich Glückspilz durfte daraufhin ein halbstündiges Drama-Telefonat zwischen ihm und seiner Frau mitverfolgen. Hier nur der Anfang: "Ja, ich bins. Das musste ja irgendwann passieren: Ich habe mein Notebook vergessen. Kommt davon, wenn man zuviel arbeitet. Kannst Du mir ein paar Dateien auf meinen Blackberry schicken? Erkläre ich dir. Schalt' mal ein. Fertig? Ja, das ist der Spitzname deiner Oma. Genau. Nein, klein geschrieben. Ja, mit Leerzeichen. Wie, geht nicht? Das kann nicht sein. Sag' nochmal das Wort. Ja, genau. Gibt's doch nicht! Jetzt buchstabier mal, was du geschrieben hast. Dann versuch's noch mal. Die Zahl dahinter hast du auch, oder? Na, das Geburtsdatum! Doch, hab' ich gesagt!" So ging's weiter - echt viele Worte für die einfache Aussage "Du stellst dich vielleicht doof an". Gut, es wird niemanden überraschen, dass ich unpünktlich in Hannover angekommen bin, was aber egal war, weil mein Anschlusszug noch viel mehr Verspätung hatte. Also ab in den nächsten Ersatzzug, ein IC. Der war ungefähr so alt wie die Frau, die neben mir Platz nahm und einmal lautstark in den Großraum flötete, dass sie über 90 sei. Und mir erzählte sie freundlicherweise noch, dass, wenn man rechts aus dem Fenster guckt, man ihr Elternhaus sehen könne, wenn da nicht jetzt diese Bäume wären, die so unglaublich groß geworden sind, ach ja. Auf der Rückfahrt (verspätet angetreten, versteht sich), gab es dann eine Delikatesse im Bordbistro: "You can buy drinks and snakes", war die Ansage. Mmmh, so eine Schlange als kleinen Snack, was wohl Peta dazu sagt? Oder meinte die Bahn nur, dass man sich einfach verdammt lange anstellen muss, wenn man was essen will? Aber dafür darf man sein Mahl ja inzwischen auch am Sitzplatz verzehren. Toll: Jetzt weiß ich, dass Frikadellen in der Bahn fast so gut riechen wie Mettbrötchen im Aufzug. Das ist doch Bahnsinn!

2 Kommentare:

Nili hat gesagt…

Also das mit dem Schlipsträger ist doch noch fast erträglich. Hatte neulich in der Bahn mal 'ne dicke, dicke Mami in unmittelbarer Nähe sitzen, die in vollster Lautstärke und dann auch noch auf kenianisch oder was auch immer telefonierte. Trotz meinem MP3-Player auf vollster Lautstärke UNERTRÄGLICH!

Und das mit der Omi? Ist doch total niedlich!

Aber Bahnfahren ist wirklich, wirklich einfach schrecklicher "Bahnsinn"!

mir hat gesagt…

Ja, total niedlich. Solange man nicht selbst betroffen ist :-)