Liebes Leben ...
14. März 2010
... warum ist nicht immer Freitag?
Diese Woche war mein Freitag endlich mal wieder, wie er sein soll: frei. An so einem Freitag scheint die Welt eine ganz andere zu sein. Die Regale im Supermarkt waren komplett gefüllt, sodass ich mich nicht, wie sonst immer, um das letzte Brot kloppen musste, sondern mich zwischen Sonnenblumenkern-, Roggen- und Schwarzbrot entscheiden konnte. Ganz neue Herausforderungen! Damit Kunden davon nicht überfordert werden, wird in Bekleidungsgeschäften freitags offensichtlich die große Service-Offensive ausgerufen. Pro Laden wurde ich mindestens dreimal begrüßt und anschließend hingebungsvoll betüdelt: Kann ich Dir helfen? Soll ich Dir Deine Größe raussuchen? Möchtest Du vielleicht am Gewinnspiel teilnehmen? "Nein", hätte ich gern gesagt, "aber kannst Du vielleicht die Musik hier leiser drehen, damit Du mich nicht so anschreien musst?" Oder: "Wie oft am Tag hörst Du eigentlich den Satz ,Ich möchte mich erst mal umsehen' und was genau ist daran so schwer zu verstehen?" Habe ich natürlich alles nicht gesagt. Es war mein Freitag und ich war entspannt. Sogar einen Sitzplatz in der U-Bahn habe ich bekommen. Und mit beinahe kindlichem Erstaunen festgestellt, dass die U-Bahn wirklich den ganzen Tag fährt und nicht nur morgens alle Arbeitnehmer zur Arbeit bringt, dann in der Garage parkt, bis sie abends alle wieder nach Hause fährt. Nein, den ganzen Tag ist sie unermüdlich unterwegs, fährt Menschen, ziemlich viele sogar, durch die Stadt - beinahe erscheint es mir wie ein Parallel-Leben, das mir verborgen blieb, obwohl ich doch wusste, dass es existiert. So wie ich beim Fernsehen ja auch weiß, dass rund um die Uhr gesendet wird, obwohl ich nicht die ganze Zeit hingucke. Natürlich verpasst man da manchmal etwas - das ist beim Fernsehen meistens nicht schlimm. Beim Leben vielleicht schon.
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