Liebes Leben ...

3. Oktober 2010

... wie bringt man Taxifahrer zum Schweigen?

So Freunde. Jetzt möchte ich mal all denen was erzählen, die immer behaupten, Taxifahren sei nachts viel sicherer und angenehmer, als die U-Bahn zu nehmen. Ich vermute, dass man dieser Meinung nur sein kann, wenn man grundsätzlich nicht mit Taxifahrern spricht - wobei auch das nicht immer hilft, wie meine letzte nachmitternächtliche Taxifahrt zeigt. Der Weg führte uns über die Reeperbahn, was an sich noch nicht verwerflich war. Und als der Fahrer sagte: "Ach guck mal, da hinten stehen Kalle und Pepe", habe ich mir auch noch nichts dabei gedacht. Dann sagte er: "Und in dem Club da, da habe ich Hausverbot." Na großartig. Wollte er jetzt Mitleid oder Applaus? Ich schwieg und stellte keine Fragen. Was ihn kaum störte. Er: "Weil die Besitzerin meint, ich würde ihr die Mädels abwerben." Aha. Ich schwieg weiter. Und er sprach weiter: "Aber ich habe damit eigentlich gar nichts zu tun." Schon klar - und ich bin eigentlich die Kaiserin von China. Hatte der noch alle Kolben im Zylinder? Die Straße schien kein Ende zu nehmen. Ich erfuhr (im wahrsten Wortsinne), in welchem Club es ein Separée gibt, das in Wirklichkeit ein Puff ist, in welchem Laden es "die Frauen auch mit anderen Frauen machen", und dass mein Fahrer eine Monatsrate für ein Hotel hier ausgehandelt hat. Endlich: Die Chance, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Unbeteiligt fragte ich, ob er seinen festen Wohnsitz in einer anderen Stadt habe. Worauf er etwas von "anderen Aufträgen" brummelte, die er manchmal hätte. Und dann erzählte er etwas von einem Segelboot, das er in fünf Jahren, wenn er in Rente gehe, kaufen wolle, und von einer Tournee, die er plane. Eine Flohmarkt-Tournee, wie er auf Nachfrage erklärte. Er schien sowas wie ein altmodischer Ebay-Powerseller zu sein, der Neuware verkauft, ohne Händler zu sein. Erlöst wurde ich erst, als er sich nach meinem Beruf erkundigte. Ich überlegte kurz, ob ich spaßeshalber "Steuerfahnderin" oder "Kriminalpolizistin" sagen sollte, aber auch "Journalistin" war wohl nicht das, was er so gerne hören wollte. "Bei der Bild?" fragte er gleich. Ich verneinte. Er atmete auf. Und sagte, dass er da sowieso immer nur die Politik auf Seite zwei gelesen hätte. Aber ich bezweifele, dass er jemals über das Mädchen auf Seite eins hinausgekommen ist - schließlich hat er auf dem Kiez ja Hausverbot. 

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hättest Ihm ja noch nach einem Handybild fragen können, damit Du auch mal für die Bild den Leser- Verzeihung - Journalisten-Reporter hättest spielen können. Mit dem Aufmacher es gibt keinen würdigen Nachfolger von Negerkalle....

mir hat gesagt…

"Journalisten-Reporter" ist toll - wie Schimmel-Pferd. Oder Marmeladen-Konfitüre. Oder Karotten-Möhre.

Nichts hat gesagt…

He, was war denn das für ein Taxi? Ein Opel Manta? Oder steckt RTL2 mit versteckter Kamera dahinter und du siehst dich demnächst im Comedy-Taxi wieder? In der S-Bahn könntest du allerdings auf ähnliche Typen treffen. Die sind dort als Sicherheitskräfte unterwegs.

mir hat gesagt…

Vielleicht war es das "Quiz-Taxi verkehrt", und ich hätte etwas gewinnen können, wenn ich die richtigen Fragen zu den unverlangt gegebenen Antworten gehabt hätte.