Liebes Leben ...
7. März 2010
... machen Beziehungen unsozial?
Das kann nicht sein, ich weiß. Wer Beziehungen zu anderen Menschen eingeht, muss ja per se schon mal irgendwie sozial sein. Und die gegengeschlechtlichen Beziehungen erfordern natürlich ein besonders hohes Maß an sozialer Kompetenz, das ist auch klar. Jetzt aber stellt sich eine Frage, die - das muss ich zu meiner Entschuldigung vorweg sagen - nicht einmal von mir stammt, sondern einen mir bekannten männlichen Urheber hat: Ist damit bereits unser Limit an Soziabilität erreicht? Oder einfacher formuliert: Bezahlen wir die Liebe mit unseren Freunden? Und wenn ja: Wonach bemisst sich die Höhe des Einsatzes? Hält die Beziehung länger, je mehr Freunde wir opfern? Ooooh, ich spüre vehementes Kopfschütteln vor den Monitoren am anderen Ende des Internets. Aber es ist doch so, dass Paare geneigt sind, sich in dem großen, weiten Menschenmeer auf ein kleines Inselchen zurückzuziehen, es sich dort gemütlich und kuschelig einzurichten und den anderen nur noch von Ferne milde zuzuwinken. Man vergisst, die am Anfang oft hastig aufgestellten Betreten-Verboten-Schilder wieder zu entfernen, sodass im Laufe der Zeit immer weniger Menschen auf den ohnehin schwer erreichbaren Inselchen anlegen. Ist dann erst mal Nachwuchs da, wird es mit dem Kontakt oft noch schwieriger, weil die Insulaner sich in der Zwischenzeit eine neue Sprache ausgedacht haben. Die kommt Außenstehenden meist sehr fremd vor, ist aber eigentlich ganz einfach, wenn man sich daran gewöhnen kann, sämtliche Laute einfach zu verdoppeln ("Du-du", "Pipi", "kille-kille"). Eigentlich ist das (Liebes-)Leben ein bisschen wie Mensch-ärgere-dich-nicht: Alle rennen hektisch übers Spielfeld, überholen sich gegenseitig, schmeißen sich hin und wieder aus dem Rennen, kommen zwischenzeitlich überhaupt nicht vom Fleck, begutachten in der Zeit neidisch das Glück der anderen, fangen dann mal wieder bei Null an, nur um irgendwann (aber möglichst schnell) endlich das schützende Häuschen zu erreichen. Wundervoll, wenn man drin ist. Aber was ist dann? Was ist, wenn man dort angekommen ist? Gewonnen hat man. Und ist sofort komplett raus, die anderen spielen alleine weiter. Und nun zurück zur Ausgangsfrage: Ist das sozial?
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4 Kommentare:
Wow, so gut formuliert habe ich das noch nie gelesen. Ja, du hast Recht, Beziehungen beeinträchtigen Freundschaften ganz heftig.
Inzwischen habe ich statt einer Beziehung eine richtig gute Freundschaft. Auch das ist Liebe und ganz wunderbar. Und es fällt der ganze BeziehungsPartnerschafts Zickenstress weg.
Auch eine Lösung - wenn beide Seiten damit einverstanden sind UND (noch wichtiger) dieselbe Definition von Freundschaft, Liebe und Beziehung haben ...
Wow ... schlimm dass ich jetzt auch noch meine eigene Theorie bestätige ... wo ich sie doch sonst immer mit leiser Verachtung auf die anderen angewandt habe.
Und die Parallele zu Mensch-Ärgere-Dich-Nicht ist wirklich tragisch treffend ...
Seufz ...
Super, Du hast eine sechs gewürfelt! Grüße auf die Insel - und schreib' mal 'ne Karte!
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