Liebes Leben ...

7. November 2010

... was machen Bienen nach Feierabend?

Freitagabend war ich im Inneren eines Bienenstocks. Der war auf der Schanze und es lebten in Wirklichkeit Menschen statt Bienen darin, aber ansonsten war es genau so, wie man es sich eben in einem Bienenstock vorstellt: Sehr eng, sehr voll, die warme Luft erfüllt von einem laut summenden Stimmengewirr, das es nur in zerfledderten Fetzen vom Gehörgang bis ins Sprachverarbeitungszentrum schaffte. Außerdem war es nahezu stockfinster, sodass man zwar ahnte, dass es sich bei den anderen sich emsig durch die Menge schiebenden Individuen um Artgenossen handelt, sie jedoch so wenig voneinander unterscheiden konnte, wie eine Biene von der anderen. Nur wenn sich jemand ein leuchtendes Handy-Display ans Ohr presste oder Blitzlichter durch die Menge zuckten (die für ganz gespenstische Fotos verantwortlich sein würden), erkannte man Mädchen, die sich vermutlich nach Schulschluss den ganzen Nachmittag aufwändig mit Glitter und Glitzer gestylt hatten sowie Jungs mit Mützen auf dem Kopf oder in ungebügelten Hemden, deren Ärmel sie besonders lässig aufgerollt hatten. Und alle führten den Schwänzeltanz auf. Wie war ich noch gleich hierhergekommen? Ich glaube, es war Nötigung. "Ach komm schon, Du hast doch morgen nichts vor!" - "Na ja, einkaufen", murmelte ich, was eine schwache Ausrede war, da wir zuvor immerhin noch Brötchen gekauft hatten, sodass ich am nächsten Tag sicher nicht würde verhungern müssen. "Los jetzt, hab' Spaß!" Ja, und den hatte ich dann ja auch, nur eben mehr so nach innen. Zum Beispiel mit dem Gedanken, dass ich in allen Handtaschen um mich herum Kompaktpuder, Lipgloss und Deo vermutete, während ich selbst Brötchen mit mir herumtrug. Wenn der Pegel stimmt, dann ist das komisch! Das Gute war nämlich, dass dieser Bienenstock über eine Bar verfügte, an der ich zwar nicht den benötigten Hektoliter Sauerstoff bekam, dafür aber ausreichend Alkohol nachgekippt wurde. Allerdings erhöhte das auch mein gefühltes Alter bereits gegen Mitternacht minütlich und führte dann zuhause dazu, dass ich das rote Blinklicht an meinen neuen Rauchmeldern für eine Google-Nacktscanner-Spionage hielt. Da hört der Spaß jetzt aber auf!

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