Liebes Leben ...

10. September 2008

... wann kommt die Sahne?

Unser Hörsinn ist besetzt von einem Schalk. Als ich das erste Mal den neuen Song von Rosenstolz "Gib mir Sonne" gehört habe, verstand ich immer "Gib mir die Sahne", "Wann kommt die Sahne" - und ich höre bis heute "Sahne", obwohl ich inzwischen genau weiß, dass der Text anders lautet. Und ich habe bestimmt keinen Sahne-Fetisch oder so. Nein, irgendwas läuft da falsch, wenn die Worte durch die Ohrmuschel und die Schnecke und all das andere Strandgut bis ins Hirn gespült werden. Zum Glück scheine ich nicht allein zu sein mit dem Phänomen. Ich erinnere mich z.B. noch an eine lange zurück liegende Erdkundestunde, in der unser Lehrer irgendwas von Gebirgsvereisung erzählt hat und meine Sitznachbarin (ich glaube, es war Nicole) mich entgeistert ansah und fragte: "Was hat er gesagt? Gehirnvereisung?" Vermutlich ist dieser Schalk auch Schuld an den Missverständnissen in der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Wenn sie etwa sagt: "Schatz, soll ich dir helfen?", hört er stattdessen: "Ich kann das doch eh besser als du" und wird sauer. Oder: Er fragt: "Wo ist denn die Margarine?" und sie hört den Vorwurf: "Hast du etwa vergessen, Margarine zu kaufen?" Böser Schalk. Frisst einfach unsere Worte auf wie fluffig-warmes Schmalzgebäck. Und will dann auch noch Sahne dazu.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sprachwissenschaftler würden die Erklärung für das von dir beschriebene Phänomen möglicherweise in einem gewissen Hintergrundrauschen suchen. Ohrmuscheln sind ja auch nur Muscheln, und die rauschen bekanntermaßen, wie wir von entsprechenden Strandspaziergängen kennen. Außerdem spielen die Erwartungen und Wünsche des Kommunikationspartners eine große Rolle. Sagen wir höflich „Du siehst heute richtig gut aus“, versteht der andere „Ey, und sonst sehe ich also mies aus oder was?“ Manchmal sorgt das Hintergrundrauschen aber auch für das Entdecken der versteckten Wahrheit. Im Büro zum Beispiel. Der Chef sagt: „Wird Ihnen das auch nicht zu viel?“. Und wir verstehen: „Ist mir doch scheißegal, ob’s dir zu viel wird.“ Und damit liegen wir richtig. Denn antworten wir ausnahmsweise auf diese Frage mit „Ja.“, kommt ein „Nein“ an. Am besten, wir lassen uns komplett zurauschen und sagen nur noch „Hä?“.
PS: Die Sache mit dem Sahne-Fetisch kommentiere ich NICHT.

mir hat gesagt…

Aber "Hä?" ist unhöflich - besser, man sagt "Waaas?"

Anonym hat gesagt…

Du bist nicht allein mit der sahnigen Sonne... Guck mal bei www.ffn.de
Da gibt es ganz viele sog. "Oma-fiel-ins-Klo"-Songs... Kein Witz. Da haben viele Hörer des Senders verraten, was sie in bestimmten Liedtexten wirklich immerzu raushören. Hör mal hin - dann hörst Du es auch....

mir hat gesagt…

Großartig! Wobei es bei englischen Liedern ja auch noch leichter ist, falsch zu hören, als bei deutschen. Oder umgekehrt: Es ist gar nicht so leicht, bei deutschen Liedern so zu nuscheln, dass man sie falsch versteht ...

Anonym hat gesagt…

Bei dem Song stelle ich mir immer das folgende Szenario vor:

Eine schöne Frau kniet vor mir, extrem wenig Klamotten am Leib, bearbeitet mein bestes Stück und ruft "Wann kommt die Sahne?". Wenn es dann soweit ist, ruft sie "Hier kommt die Sahne!". Kurz danach wache ich auf....

mir hat gesagt…

Der Punkt mit dem Aufwachen wundert mich ja weit weniger als die Tatsache, dass es mehr als ein halbes Jahr gedauert hat, bis sich jemand berufen fühlte, hier einen sexistischen Kommentar abzugeben.