Liebes Leben ...
22. Oktober 2010
... wie schnell ist Liebe?
Bei manchen Leuten funktioniert es überschallartig. Die verlieben sich so schnell, dass man eigentlich von Liebe vor dem ersten Blick sprechen müsste. Sie sehen nur ein Kinn, eine Locke, eine Nase oder, könnte es schöner sein, eine herzförmige Narbe und sind quasi aus dem Stand heraus bereit, das Kinn, die Locke, die Nase oder die Narbe zu ehelichen. Besonders häufig verlieben sich Menschen in Münder (nicht das Heilbad in Niedersachsen, sondern das Körperteil), und zwar meistens völlig unabhängig davon, was diese Münder für Sätze sprechen - einfach still halten sollen sie, und möglichst einzigartig lächeln. Damit man den kleinen Zahn sieht, der leicht schief steht, in den man sich gleich mitverliebt hat. Oder so ähnlich, ich möchte das lieber nicht, nun ja, vertiefen. Jedenfalls muss das berühmte Herzrasen, von dem Verliebte immerzu sprechen, hier seinen Ursprung haben - ist ja auch kein Wunder, dass das Organ bei dem Tempo auch einen Zahn zulegen und sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen übertreten muss. Alles passiert so plötzlich, als würde man kurz stolpern und hinfallen. Fall in Love, ha ha. Aber das macht gar nichts, im Gegenteil, es ist toll, das zu können. Ein bisschen unheimlich, aber toll. Biochemisch betrachtet ist es sogar geradezu beneidenswert. Man feiert mit seinen Hormonen ständig kleine Partys, fühlt sich ein wenig betrunken, aber man stürzt dabei selten völlig ab und es schleicht sich kein ausgewachsener Kater in die Seele, wenn schon am nächsten Morgen alles wieder vorbei ist. Denn das ist es bei diesen Menschen ja meistens - der Zustand geht genauo schnell, wie er gekommen ist. Und dann gilt wie immer nach dem Hinfallen: Aufstehen, Mund abwischen, weiter machen. Bis ein neues Kinn vorbei läuft. Oder eine Locke. Oder eine Nase. Oder eine Narbe - im eigenen Gesicht.
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4 Kommentare:
Möglicherweise wurde eine beliebte Weisheit bislang falsch zitiert. Es heißt nicht "Liebe macht blind", sondern "Blind macht Liebe". Das Ganze erinnert mich an die neue verbesserte Suchfunktion von Google. Da reicht ja auch ein Buchstabe und schon rattert das System los. "M" = meinvz, "ME" = Media Markt, "MEL" = Mel Gibson, "MELA" = melatonin, "MELAN" = melancholisch. Kinn = Herzrasen, Kinn, Nase = Herzstolpern, Kinn, Nase, Locke = Herzverlust. Oder so ähnlich. Google Instant und Love Instant beruhen also auf denselben Grundprinzipien. Und sind vermutlich ähnlich erfolgversprechend. Wenn ich bei einer Suche mit "MELA" anfange, wünsche ich jedenfalls kein Melatonin.
Tja, das ist die Crux aller Instantprodukte: Sie sind zwar ziemlich künstlich, aber immerhin leicht löslich.
Wahre liebe ist schwer zu finden. Manche Menschen suchen so verzeifelt danach, dass sie gar nicht merken, das sie sich selber immer wieder auf dem Weg dorthin ein Bein stellen.
Ich glaube nicht, dass sich "wahre Liebe" einfach so ein Bein stellen lässt. Und ich glaube auch nicht, dass man sie aufwändig suchen muss - nur anlocken vielleicht.
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